Auf einer Insel inmitten des letzten großen Wildflusses Europas – der Vjosa – versammelten sich etwa 25 Wissenschaftler aus 4 Ländern , um auf die verheerenden Folgen des geplanten Staudamms „Poçem“ aufmerksam zu machen. Sie appellierten an die albanische Regierung und v.a. an Staatschef Edi Rama, das Wasserkraftprojekt zu stoppen und eine seriöse Prüfung der Umweltfolgen (UVP) durchzuführen.
Die Vjosa gilt als der letzte große Wildfluss Europas außerhalb Russlands. Doch wissenschaftlich ist sie weitgehend unerforscht. Das will das Forscherteam aus Albanien, Österreich, Deutschland und Slowenien nun ändern. Ein etwa fünf Kilometer langer und zwei Kilometer breiter Flussabschnitt nahe der Ortschaft Kutë soll dort in einemStausee versinken. „Wir sahen uns zu dieser ungewöhnlichen Aktion gezwungen, weil hier ein Staudammprojekt durchgeboxt werden soll ohne die Folgen für das gesamte Flusssystem ernsthaft überprüft zu haben. Wir wollen mit unseren Erhebungen aber auch zeigen, wie man eine seriöse UVP in einer der wertvollsten Naturlandschaften Europas angehen muss“, so Prof. Fritz Schiemer von der Universität Wien und Koordinator der wissenschaftlichen Initiative.
Die ersten Resultate der Forscher zeigen die unfassbare Vielfalt und Komplexität dieser Landschaft. Viele Tier- und Pflanzenarten, die an europäischen Fließgewässern längst verschwunden sind, konnten hier in großer Häufigkeit nachgewiesen werden. Darunter eine Reihe von Fluginsekten. Außerdem wurden in nur zwei Tagen 20 Fischarten dokumentiert. Flussabwärts des geplanten Staudammes würde das im Stauraum zurückgehaltene Geschiebe zu Grundwasserabsenkungen, Austrocknung der Landschaft, Verlust von Arten und sogar zur Küstenerosion führen. Aleko Miho von der Universität Tirana: „Das Projekt „Poçem“ bedroht nicht nur den Abschnitt bei Kutë, sondern flussab die gesamte Vjosa bis zur Mündung, einschließlich der Narta Lagune.
Der Schutz der Vjosa ist ein Kernanliegen der Kampagne Rettet das balue herz Europas.