Azoren: Protest gegen illegale Fischerei

Haifang auf den Azoren. Foto: Sharkproject

Nachhaltiger Tourismus und Raubbau an der Meeresumwelt passen nicht zusammen.

Die Lokalregierung der Azoren soll endlich effektive Schutzmaßnahmen für Haie, Thun- und Schwertfische, insbesondere in Meeresschutzgebieten, durchsetzen. Das fordern 41 internationale Meeresschutzorganisationen und portugiesische Tauchbasen in einem gemeinsamen Brief an Vasco Alves Cordeiro, den Präsidenten der Lokalregierung. Die von SHARKPROJECT gestartete Initiative gegen illegale Fischerei und die Vernichtung der Artenvielfalt im Atlantik unterstützen neben der Deutschen Stiftung Meeresschutz (DSM) unter anderem auch Greenpeace, Sea Shepherd und Stop Finning e. V.

 

Raubfischerei oder nachhaltiges Paradies?

 

Die Anträge der Azoren zum Gütesiegel der Organisation „Global Sustainable Tourism Council (GSTC)“ für nachhaltigen Tourismus stehen im Widerspruch zum Raubbau an Haien, Schwert- und Thunfischen oder Marlinen.

 

„Auch in Schutzgebieten wird hemmungslos geplündert“, kritisieren die Organisationen. Denn ausgerechnet in den seit Juli 2008 um die Inselgruppe im Atlantik ausgewiesenen Meeresschutzgebieten sind hochpreisige Fischarten von Fangverboten ausgenommen.

 

Zudem wird der illegalen Fischerei in der Praxis kein Einhalt geboten.

Die Marketingstrategie der Azoren „Grüne Inseln mit nachhaltigem Tourismus“ gerät angesichts der erschreckenden Vernichtung mariner Artenvielfalt zur Farce.

 

Makohai – neuerdings unter Artenschutz – illegale Fischerei auf den Azoren geht weiter

 

Seit Ende August 2019 stehen Makohaie unter dem Schutz des Anhangs II des Washingtoner Artenschutzabkommens (CITES). Doch rund um die Azoren geht der Fang unkontrolliert weiter.

 

Auch Blauhaie sterben in großer Zahl – allein wegen ihrer Flossen. Denn ihr Fleisch ist für Menschen ungenießbar.Haie „stiegen“ vom ungewollten Beifang zur eigentlichen Beute auf. Seither werden sie mehr und mehr gezielt gejagt.

 

Zusammenfassung der Forderungen aus dem offenen Brief an Vasco Alves Cordeiro:

 

  • Schnellstmöglicher Stopp von Anlandungen der spanischen und portugiesischen Festland-Langleinenflotten in den Häfen auf den Azoren.
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  • Offenlegung aller jährlich auf den Azoren entladenen Tonnagen und der Destination der Übersee-Container der spanischen und portugiesischen Festland-Langleinenflotten seit Juni 2013.
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  • Offenlegung der Logbücher über nicht angelandete bedrohte Arten, die durch CITES, Anhang II, geschützt sind (geschützte Haiarten, Meeresschildkröten, Seevögel etc.)

    Etablierung eines Meeresschutzgebietes mit der Größe der ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) der Azoren (200 Seemeilen).

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  • Pelagische Arten wie Hai, Schwertfisch und Thunfisch sollen, genauso wie alle anderen Fischarten, in den ausgewiesenen Meeresschutzgebieten (PMA 1 – PMA 11) einem ganzjährigen Fangverbot unterliegen.
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  • Für die Verhängung von Strafen sollten die Aufsichtsbehörden zuständig sein, nicht die Lokalregierung.
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  • Verpflichtung zum zwingenden Betrieb des Vessel Monitoring System (VMS) oder Automatic Identification System (AIS) für alle Fischereischiffe (auch die lokalen!) zur Durchführung effizienter Kontrollen.
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  • Effiziente Kontrollen durch die Hafenbehörden beim Entladen, um Artenschutzvergehen zu verhindern.
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  • Drakonische Strafen bei Verstößen gegen das Washingtoner Artenschutzabkommen (CITES).
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  • Keine EU-Subventionen für Blauhai- und Makohai-Fischereien.
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  • Subvention der lokalen Angelruten-Fischerei, sofern sich die Fischer an gesetzliche Vorgaben halten, Schutzgebiete umfahren, und die Fänge über die LOTA (staatliche Auktion) laufen.
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  • Förderung von nachhaltigem Tourismus und der Tauchbranche auf den Azoren.
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  • Stopp des Verkaufs von Mondfischen, Blauhaien und auf CITES-Anhang II gelisteten Arten durch die Firma „Flying Sharks“.
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    Online-Petition "Offener Brief an den Präsidenten der Lokalregierung der Azoren": www.openpetition.eu/petition/online/meeresschutz-offener-brief-an-den-praesident-der-lokalregierung-der-azoren


    08.09.2019 13:21
    Deutsche Stiftung Meeresschutz

    Ulrich Karlowski

    info@stiftung-meeresschutz.org