Seit Monaten steht die Erdölförderung im Südsudan still und damit fehlen dem Land Milliarden US-Dollar an Einnahmen. Der Auf- oder Ausbau wichtiger Infrastruktur wie Schulen, Krankenhäuser und Straßen oder Industrie liegt darnieder. Der Staat steht vor dem finanziellen Ruin.
Die Krise wird zusätzlich durch das ungelöste Problem der Hunderttausende Rückkehrer aus dem Nordsudan verschärft, die meist ohne eigene Einkommensmöglichkeit und auf dauerhafte Unterstützung angewiesen sind. Ekkehard Forberg, Experte für Konfliktforschung bei World Vision rechnet mit fatalen Konsequenzen aus dem Förderstopp: „Der Verlust der Einnahmen bedeutet, dass bis Jahresende vier bis fünf Millionen Menschen im Südsudan auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen sein werden. Außerdem könnte es zu einer Verdoppelung der Kindersterblichkeit von 10 auf 20 Prozent kommen!“
Hintergrund für den Stopp der Erdölförderung ist ein Streit um die Einnahmen zwischen Sudan und Südsudan. Südsudan ist nicht bereit, die geforderten Durchleitungsgebühren für den Transport des Öls in sudanesischen Pipelines zu bezahlen und hat aus diesem Grund die Förderung ganz eingestellt. Auch anschließende Gespräche zwischen Vertretern beider Länder haben keinerlei Fortschritte gebracht. Neben der Aufteilung der Gewinne aus den Öleinnahmen sind es vor allem Grenzstreitigkeiten, die zur Zeit immer wieder zu gewaltsamen Auseinandersetzungen führen. Die angespannte Sicherheitslage verschlechtert die Situation für die Zivilbevölkerung noch weiter.
Ekkehard Forberg fordert die deutsche Regierung auf, deutlich mehr Druck auf die beteiligten Konfliktparteien auszuüben. „Großbritannien ist schon mit gutem Beispiel vorangegangen und empfängt keine politischen Vertreter des Südsudan und des Sudan mehr. Auch Deutschland muss aktiv werden, damit beide Länder sich friedlich über die strittigen Themen einigen.“
Dirk Bathe
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