Foto: Matthias Eckhardt/Uni Bonn

Die Überraschung war groß: Als Forscher der Universität Bonn ihren Versuchs-Mäusen ein Gen ausschalteten, weil sie dessen Wirkung auf die Nervenleitrung im Gehirn testen wollten, entdeckten sie einen ganz anderen Effekt: Die kleinen Nager bekamen Glatzen!

 

Der eigentliche Grund der Forschung: Die Nervenzellen im Gehirn sind über eine Art Kabel miteinander verbunden, über das die Signale weitergegeben werden. Diese Leitungsbahnen sind spiralförmig mit Myelin ummantelt - diese Isolierung sorgt dafür, dass die Signale sehr schnell weitergeleitet werden. Das Material besteht aus Wasser unlöslichen Stoffen, die unter dem Mikroskop weiß erscheinen. Deshalb werden stark myelinisierte Bereiche im Gehirn und Rückenmark auch als „weiße Substanz“ bezeichnet. Bei der Multiplen Sklerose etwa wird die weiße Substanz vermutlich durch körpereigene Abwehrzellen angegriffen.

 

Die Wissenschaftler der Universität Bonn wollten genauer untersuchen, wie die Stoffe der weißen Substanz durch Gene beeinflusst werden. Eine entscheidende Rolle übernimmt das Enzym Fettsäure-2-Hydroxylase (FA2H). Es ist für die Bildung einer Gruppe von Sphingolipiden verantwortlich, die in sehr großen Mengen in der weißen Substanz vorkommen. Das Enzym wird durch ein Gen codiert, das die Forscher in den Mäusen abschalteten. Der Abschnitt der Erbsubstanz kann dann nicht mehr ausgelesen werden, bestimmte Funktionen fallen aus. Mit dieser Methode wollten die Wissenschaftler beobachten, welche genaue Funktion die von dem Enzym hergestellten Lipide haben.

 

Jedoch beobachteten die Wissenschaftler bei den Mäusen mit abgeschalteter Fettsäure-2-Hydroxylase neben eher geringen Beeinträchtigungen im Gehirn vor allem Störungen des Fells: dünnes Haarkleid und einen zyklischen Haarausfall. „Die Drüsen an den Haarbälgen waren gestört und produzierten einen Talg, der eine deutlich veränderte Zusammensetzung aufwies“, berichtet Privatdozent Dr. Matthias Eckhardt vom Institut für Biochemie und Molekularbiologie der Universität Bonn.

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