Der Schock sitzt den Japanern noch immer in den Knochen. Auch gut ein Jahr nach der Tsunamie und AKW-Katastrophe im Nordosten Nippons, registrieren Meinungsforscher noch immer tiefe Verunsicherung bei den Menschen. Dies zeigen Ergebnisse einer Umfrage des Deutschen Instituts für Japanstudien (DIJ). Die Forscher befragten 1632 Personen im Nordosten Japans und in der Region Tokio. Ergebnis: „Sorge und Verunsicherung setzen sich dabei aus mehreren Aspekten zusammen: Im Vordergrund steht die Angst vor einem weiteren großen Erdbeben. Davor fürchten sich 82 Prozent. Ähnlich hoch (81 Prozent) ist in der Region Tôhoku die Angst vor radioaktiver Strahlung. Auch unter den in der Region Tokio Befragten quält sie 69 Prozent. 46 Prozent in Tôhoku, 33 Prozent in Kantô wissen aus Angst vor verstrahlten Lebensmitteln nicht mehr, was sie essen sollen und was nicht“, fassen die Meinungsforscher zusammen.
„Was fehlt, ist Vertrauen in Instanzen, die mit Expertenwissen helfen, Risiken einzuschätzen.“ So beurteilen die < link bit.ly/y9NE26>DIJ-Experten die Lage. Die Zahlen belegen die Situation: „Regierung und Medien, die diese Rolle übernehmen sollten, wird in nur sehr geringem Maße Vertrauen geschenkt: Nur 6 Prozent geben an, den Informationen zu vertrauen, die die Regierung zum Atomunfall veröffentlicht. Der Anteil ist ähnlich niedrig wie bei Informationen, die TEPCO veröffentlicht (5 Prozent). Die Befragten scheinen kaum zwischen der Regierung und dem Atomkraftwerkbetreiber zu differenzieren. Auch das Vertrauen in die Medien hat gelitten: Nur 13 Prozent vertrauen auf eine objektive und umfassende Berichterstattung. 2009 waren es noch 24 Prozent.“
„Eine besondere Rolle spielt die persönliche Betroffenheit“, erklärt Carola Hommerich, die für die Studie verantwortliche Soziologin am DIJ. „Bei Befragten, die direkt von der Katastrophe betroffen sind, ist das Vertrauen in Regierung und Medien signifikant niedriger. Dieser Effekt ist insbesondere bei älteren Menschen zu beobachten, deren Vertrauen in staatliche Institutionen und die Medien bislang weit über dem Durchschnitt lag. Bei persönlicher Betroffenheit ist ihr Vertrauen jetzt weit schwächer als der Durchschnitt. Das Gefühl von Institutionen enttäuscht worden zu sein, denen man viele Jahre lang blind vertraut hat, schlägt hier in Misstrauen um.“
Dennoch gibt es einen Funken Hoffnung: Überdurchschnittlich hoch, so das DIJ, sei bei persönlicher Betroffenheit dagegen aber das Vertrauen in Familie, Freunde und die Ortsgemeinschaft. „Gerade junge Japaner, die durch die Katastrophe einen persönlichen Verlust erlitten haben, zeigen veränderte Einstellungen: War die Jugend bislang eher durch geringes Engagement für lokale Interessen aufgefallen, so sind persönlich betroffene junge Menschen überdurchschnittlich hoch motiviert, sich für die lokale Gemeinschaft einzusetzen.“
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