
Brandrodungen des Regenwalds schwemmen Kohlenstoff ins Meer: Thorsten Dittmar vom Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie an der Universität Oldenburg wies gemeinsam mit Kollegen aus den USA und Brasilien jetzt nach, dass seit Jahrhunderten „große Mengen Holzkohle im Waldboden vom Regen in Flüsse und ins Meer gespült wurden“.
Im Fachblatt Fachblatt Nature Geoscience veröffentlichten sie jetzt die Konsequenzen: Die Auswirkungen auf Meeresorganismen und den globalen Kohlenstoffkreislauf sind bis heute noch unerforscht.
Bis Mitte des vergangenen Jahrhunderts erstreckte sich der Atlantische Regenwald über weite Teile des heutigen Brasiliens, von Amazonien bis in den Süden zur gegenwärtigen argentinischen Grenze. „Die Brandrodung hat im Laufe der Jahrhunderte den Regenwald von mehr als 1,3 Millionen auf jetzt nur noch 100.000 Quadratkilometer schrumpfen lassen“, beschreiben die Wissenschaftler den Ausgangspunkt ihrer Forschung. Heute sind nur noch acht Prozent der ehemaligen Waldfläche da. „Dabei blieben 200 bis 500 Millionen Tonnen Holzkohle in den Böden zurück.“
Kohlenstoff im Meer beeinflusst Stoffkreislauf der Zukunft
Diese im Boden gespeicherten Verbrennungsrückstände sind extrem stabile komplexe Kohlenstoffverbindungen. Die Wassermassen während der Regenzeit waschen Teile dieser Kohle aus den Böden, und über Flüsse gelangen diese ins Meer, „wo sie die biogeochemischen Stoffkreisläufe für Jahrhunderte und Jahrtausende beeinflussen werden“, betonen die Forscher.
„Vor ein paar Jahren“, erzäht Dittmar, „konnten wir im Meer die typischen Kohlenstoffverbindungen nachweisen, die bei der Verkohlung von Pflanzen, also der Produktion von Holzkohle entstehen.“ Die Wissenschaftler vermuteten, dass eine der Quellen das Abbrennen von Zuckerrohrpflanzen und Waldbrände in Brasilien sein könnte. „So kamen wir als Meeresforscher dazu, Forschung im Regenwald zu machen und Kontakt zu brasilianischen Kollegen aufzunehmen. Die hatten seit Jahren Boden- und Wasserproben um das Gebiet des Paraiba do Sul Flusses genommen.“
Die Forscher waren sehr überrascht, als sie die Bilanzen aufstellten. Es wurden erheblich mehr dieser Kohlenstoffverbindungen während der Regenperioden aus dem Boden gespült, als durch die jährliche Verbrennung nachgeliefert wurde. „Als wir unsere Messwerte aus den Proben der brasilianischen Kollegen über die Jahre mit den Niederschlagsmengen und dem Auftreten von Feuern in einer übersichtlichen Grafik darstellten, war der Zusammenhang klar. Diese Mengen Kohlenstoffs können nur aus den Zeiten der Brandrodung stammen.“
Bis zu 70.000 Tonnen Kohlenstoff belasten das Ökosystem
Diese Vermutung konnte dann durch weitere Experimente und Befunde bestätigt werden. Hochgerechnet auf die gesamte Fläche des ehemaligen Regenwalds schätzen die Forscher, dass die Flüsse jedes Jahr 50.000 bis 70.000 Tonnen Kohlenstoff ins Meer schwemmen.
Dittmar Fazit: „Es gibt Überlegungen, Holzkohle als langfristigen Kohlenstoffspeicher zu nutzen, um diesen Kohlenstoff aus dem globalen Kreislauf zu verbannen. Unsere Ergebnisse zeigen aber, dass dieses Verfahren kein nachhaltiges Konzept sein kann, denn dieser Kohlenstoff landet früher oder später im Meer und verändert dort das Ökosystem. Und wir wissen nichts über die Konsequenzen.“
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