Bunte Landschaften – Garanten für Artenvielfalt

Foto: wikimedia commons/ M. Abegglen

Strukturreiche Landschaften neutralisieren die Isolation von Lebensräumen. Je bunter und abwechslungsreicher eine Gegend ist, desto artenreicher sind die einzelnen Biotope. Große Äcker, im schlimmsten Fall mit Monokulturen, sehen dagegen nicht nur öde aus, auf ihnen und den angrenzenden Wiesen ist auch nicht viel los.

 

Allgemein gilt, dass die zunehmende Inselbildung naturnaher Lebensräume eine der Hauptursachen für den Artenschwund in europäischen Kulturlandschaften ist. Agrarökologen der Universität Göttingen entkräfteten diese pauschale Annahme in einer neuen Studie. Sie stellten fest, dass nur in landwirtschaftlich stark genutzten Bereichen ohne Gehölze und Brachflächen die Zahl der Insektenarten vergleichsweise gering ist.

 

Kalkmagerrasen – Europas artenreiche Wiese

 

Die Wissenschaftler untersuchten den Einfluss der Umgebung auf die Biodiversität von Kalkmagerrasen, welche zu den artenreichsten Biotopen in Mitteleuropa zählen. In der Vergangenheit hielten Schafe diese Rasenflächen kurz und verhinderten die Verbuschung. Der Rückgang der Wanderschäferei gefährdet heutzutage leider den Erhalt dieser Wiesen. Die verbliebenen Flächen schrumpfen zusehends und werden zunehmend voneinander isoliert.

 

„Das führt dazu, dass die Artenvielfalt zurückgeht und seltene Arten vom Aussterben bedroht sind“, erklärt Verena Rösch, Agrarökologin aus Göttingen und Leiterin der Studie. „In dieser Situation ist es wichtig zu wissen, in welchem Typ von Kulturlandschaft auch kleine und isolierte Kalkmagerrasen noch eine Rolle für den Naturschutz spielen können.“

 

Strukturvielfalt neutralisiert Verinselung

 

Ergebnis dieser Studie: Wenn sich eine untersuchte Fläche in einer strukturreichen Umgebung liegt, findet man auf ihr annähernd so viele Insektenarten wie auf gut vernetzten Kalkmagerrasen. Die Forscher vermuten, dass eine abwechslungsreiche Struktur die Verinselung der Lebensräume kompensiert. Insekten können über Trittstein-Biotope von einem Magerrasen zum anderen gelangen und finden auch in der unmittelbaren Umgebung der Rasenflächen Nahrung und Lebensraum.

 

Vor dem Hintergrund dieses Resultats fordern die Forscher mehr Hecken, Brachflächen und andere Strukturelemente für stark landwirtschaftlich geprägte Gebiete. Die Ökologen sind sich sicher, dass dies die Biodiversität erheblich steigern und gefährdet Arten vor dem Aussterben schützen würde.

 

Prof. Dr. Teja Tscharntke, Leiter der Abteilung Agrarökologie der Universität Göttingen, bekräftigt: „Unsere Ergebnisse belegen die überragende Bedeutung der Landschaftsstruktur für das Überleben gefährdeter Arten. Nur komplexe Landschaften können den notwendigen Austausch zwischen den Populationen ermöglichen und damit ein Aussterben einzelner Arten verhindern.“ JET

 

 

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