04.10.2019

Den kranken Wald retten – aber richtig!

Foto: Pixabay CC/PublicDomain/Hans Braxmeier

Bundeslandwirtschaftsminoisterin Julia Klöckner (CDU) will dem siechen Wald in Deutschland mit 500 Millionen zu Hilfe eilen. „Falsch“, sagen Ökologen der Universität Würzburg. Sie plädieren für eine andere Lösung.

Borkenkäfer, Hitze, Trockenheit, Stürme und Brände haben den Wäldern in Deutschland zugesetzt. Wer im Forst spazieren geht, trifft oft auf abgestorbene Fichtenbestände und vertrocknete Buchen. „Die Wälder sind in allen Regionen betroffen und benötigen schnelle Hilfe“, heißt es laut einer Pressemeldung des Informationsdienst der Wissenschaft (idw) auf der Webseite des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft.

 

Bessere Strartegie gegen das „Waldsterben 2.0“

 

„Aufräumen und Aufforsten“: So stelle sich das Ministerium diese Hilfe vor, vermuten die Würzberger Wissenschaftler. Ministerin Julia Klöckner spreche sich für groß angelegte Aufräumaktionen mit anschließender Wiederaufforstung aus und habe für das Programm und die anschließende Pflege mindestens 500 Millionen Euro veranschlagt.

Das aber sei nicht die richtige Strategie, schreiben die Waldökologen Simon Thorn, Jörg Müller und Alexandro Leverkus von der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) im Magazin Science. „Diese Politik dürfte ausgedehnte, gleichmäßige Waldbestände schaffen, die für die Auswirkungen des Klimawandels weiterhin besonders anfällig sind“, zitiert idw Simon Thorn.

Deutschland solle darum seine strategischen und finanziellen Anstrengungen zur Schaffung eines nachhaltigeren Waldsystems überdenken. Hier sei ein radikaler Wandel nötig: Die Wissenschaftler schlagen vor, Totholz nicht restlos zu entfernen und nicht im großen Stil wiederaufzuforsten.

 

Totholz in Wäldern erhalten

 

Die Forstwirtschaft verfolge schon seit Jahrhunderten die Praxis des Aufräumens und Aufforstens. Die Folgen: eine stetige Abnahme der biologischen Vielfalt bis hin zum Aussterben vieler Pilze und Insekten, die auf Totholz angewiesen sind.

 

 

20 Jahre nach Waldsterben: „Zustand verbessert“

Gute Nachrichten: 20 Jahre nach der „Waldsterben“-Debatte, geht es den Bäumen wieder besser. Das berichten Wissenschaftler, die aktuell bei einem Symposium des Thünen-Instituts ihre Ergebnisse aus der Erforschung.

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Ein großflächiges „Aufräumen“ im Wald hat laut Thorn erwiesenermaßen erhebliche negative Auswirkungen auf die Vielfalt der von Totholz abhängigen Insekten. Das kollidiere mit den Zielen des Regierungskoalitionsvertrags, dem zufolge das dramatische Insektensterben gestoppt werden soll. Stattdessen sollten öffentliche Zuschüsse darauf abzielen, Totholzstrukturen zu erhalten.

Natürliche Störungen wie Stürme, Borkenkäferausbrüche und Dürreschäden ermöglichen es, dass auf den entstehenden Lichtungen unterschiedlichste einheimische Baumarten nachwachsen. Den Wissenschaftlern zufolge erhöht das die Widerstandsfähigkeit eines Waldes gegen extreme Wetterereignisse.

Im Gegensatz dazu führe eine schnelle Wiederaufforstung zu dichten, gleichaltrigen Baumgruppen, die sehr anfällig gegenüber Wetterereignissen und Schädlingen seien. Die Subventionen für die Forstwirtschaft sollten besser eine vielfältige Baum- und Altersstruktur sowie zeitweilig existierende Lichtungen fördern. Diese Strategie komme wirtschaftlich wichtigen Baumarten und stark bedrohten Insekten gleichzeitig zugute.


red

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