Nicht nur wichtige Bestäuber wie Bienen nehmen Schaden durch systemische Pestizide. Eine von der Weltnaturschutzorganisation IUCN durchgeführte Studie kommt zu dem Ergebnis, dass die Pestizide aus der Gruppe der Neonikotinoide und Fipronil weltweit in großem Maße Ökosysteme beeinträchtigen. Für die Studie haben die Wissenschaftler über 800 Forschungsberichte ausgewertet und zusammengefasst. Neonikotinoide, auch „Neonics“ genannt, sind so genannte systemische Pestizide, die von der Pflanze aufgenommen und über die Blätter wieder abgegeben werden. So sollen sie Fressfeinde abwehren. Häufig werden Neonics und Fipronil prophylaktisch zur Saatgutbehandlung vor der Aussaht verwendet. Die Landwirte können sie außerdem dem Bewässerungswasser zusetzen.
Eingeschränkte Nutzung in der EU
Weil Fipronil und die Neonikotinoide als „bienehgefährdend“ galten, wurde ihre Nutzung 2013 durch die EU-Komission für zwei Jahre eingeschränkt – danach sollen die Auswirkungen auf die Bienen evaluiert werden. Die Chemiekonzerne Bayer, BASF und Syngenta, die mehrere Pestizide mit den besagten Wirkstoffen auf dem Markt haben, legten daraufhin beim Europäischen Gerichtshof Klage ein: Die Beschränkungen trügen nicht zum Schutz der Bienen bei.
Langlebige Pestizide reichern sich an und verbreiten sich
Nur ungefähr 10 Prozent der Pestizide werden tatsächlich von der Pflanze aufgenommen, der Rest reichert sich im Boden an. Außerdem gelangen sie in Oberflächengewässer, ins Grundwasser und können mit dem Wind verbreitet werden. Neonics werden sehr langsam abgebaut; ihre Abbauprodukte können allerdings noch toxischer sein als die Pestizide selbst.
Nicht-Zielorganismen in großem Maß beeinträchtigt
Sie breiten sich also in der ganzen Umwelt aus und schädigen so eine Vielzahl von Nicht-Zielorganismen: Bei Bienen schädigen Konzentrationen wie sie auch in der Landwirtschaft vorkommen die Navigation, die Langlebigkeit, die Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten und die Fruchtbarkeit. Hummelpopulationen bekommen unter Einfluss der Pestizide signifikant weniger Königinnen. Bei Regenwürmern ist das Essverhalten gestört und die Sterblichkeit steigt. Auch Vögel sind gefährdet wenn sie die behandelten Samen essen und den Reptilien fehlt wegen der geringeren Insektenanzahl die Nahrung. All diese Lebewesen erfüllen wichtige Funktionen im Ökosystem und ihr Wegfall hat vor allem im Fall der Bestäuber und Regenwürmer auch gravierende wirtschaftliche Folgen.
Forderung: Einschränkung oder Verbot weltweit
Die Wissenschaftler fordern weltweite Maßnahmen zur Beendigung oder wenigstens Einschränkung des Einsatzes dieser Pestizide. Vor allem die großflächige prophylaktische Anwendung müsse reduziert werden. Bleibt zu hoffen, dass der europäische Gerichtshof die Gefahr für die Biodiversität und Ökosystemdienstleistungen zur Kenntnis nimmt und das Verbot beibehält, anstatt den Chemiekonzernen rechtzugeben. FME
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