22.01.2020
Demonstrationen für mehr Umwelt- und Klimaschutz, Bauernproteste und Treckerblockaden: Rund um die internationale Agrarmesse „Grüne Woche“ wird dieses Jahr besonders hitzig und zugespitzt über Landwirtschaft und Ernährung diskutiert. Viele Menschen fordern Veränderungen ein – und wie orchestriert haben Bundesernährungsministerin Julia Klöckner und der Bauernverband die Bühne der Grünen Woche genutzt, um darauf mit einer plakativen Debatte über die Verantwortung der Einzelnen beim Einkauf zu antworten. Mehr noch: Es ist ein regelrechtes Bashing von uns Verbraucherinnen und Verbrauchern.
Die pauschale Botschaft, für die das Bundesministerium sogar eine eigene Plakatkampagne unter dem Titel „Du entscheidest“ gestartet hat: Wir schätzen Lebensmittel nicht ausreichend wert und sollen doch bitte einfach mehr Geld für Essen ausgeben. Mit unserer Schnäppchen-Mentalität tragen wir die Schuld für all die Missstände, von untragbaren Zuständen in der Tierhaltung bis zu den Umwelt- und Klimafolgen landwirtschaftlicher Produktion.
Wir bei foodwatch wissen, dass solche Aussagen durchaus bei vielen Verbraucherinnen und Verbrauchern verfangen. Richtig ist, dass wir – selbstverständlich! – eine Verantwortung für die Folgen unseres Tuns haben. Und natürlich gibt es Menschen, denen beim Einkauf nichts wichtig ist außer einem günstigen Preis.
Doch die Pauschalkritik der Ministerin ist falsch und noch dazu ziemlich dreist. Warum? Die wichtigsten Argumente:
Und so lenkt Ministerin Julia Klöckner mit ihrer Wertschätzungsdebatte vor allem von der eigenen Verantwortung ab. Denn offensichtlich ist doch: Viele von uns Verbraucherinnen und Verbrauchern wollen unnötiges Tierleid nicht mehr akzeptieren – sie erfahren aber nicht, unter welchen Umständen ein konkretes Produkt im Supermarkt hergestellt wurde. Viele Menschen wollen beim Einkauf etwas tun – für ihre eigene Gesundheit, für den Umweltschutz, für das Klima. Viele sind bereit, Verantwortung beim Einkaufen zu übernehmen – wenn sie nur die Qualität von Lebensmitteln zuverlässig vergleichen könnten. Doch sie erfahren ja nicht einmal, woher die Erdbeeren in der Marmelade kommen.
Mancher, der zu ökologischen Produkten greift, ist enttäuscht, dass bei allen Vorteilen selbst beim Bio-Siegel unnötiges Tierleid nicht ausgeschlossen ist, dass auch in der Bio-Eier-Produktion männliche Eintagsküken direkt nach dem Schlüpfen getötet werden dürfen, dass auch Lebensmittel, die mit hohem Wasserverbrauch oder schlechter Klimabilanz durch die halbe Welt gekarrt werden, das Siegel tragen dürfen. Die Menschen wünschen sich endlich bessere Hilfestellungen beim Einkauf. Warum macht Frau Klöckner nicht endlich Schluss mit tierquälerischen Praktiken, weil es dafür schließlich keine gute Begründung gibt? Und warum stärkt die Ministerin nicht die Informationsrechte der Menschen, sorgt für klare und verständliche Kennzeichnungen in lesbar großer Schrift? Warum mutet sie uns immer noch unzählige irreführende Versprechen zu und lässt uns im Dunkeln tappen, wie gut die Produkte wirklich sind?
Das anzugehen – und kein Verbraucherbashing – wäre die vordringliche Aufgabe für eine Bundesernährungsministerin.
Martin Rücker
Geschäftsführer foodwatch
Weitere Infos rund um das Thema Lebensmittel und Verbraucherschutz gibt es bei foodwatch – die Essensretter
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