Tag und Nacht unerträglicher Lärm eines Presslufthammers vor der eigenen Haustür? Da würde wohl jeder Anwohner klagen: Ruhestörung! – zu Recht, denn Lärm macht krank. Auch Tiere leiden unter Lärm. Manche sogar mehr als Menschen vorstellbar, denn sie sind noch viel höheren Lärmpegeln ausgesetzt: Meeresbewohner.
Krach-Highlight zu Lande wäre zum Beispiel ein Raketenstart: 205 Dezibel. Doch in den Tiefen der Ozeane geht es noch viel lauter zu: 260 Dezibel, und das im 10-Sekunden-Takt über Wochen hinweg. Krawallmacher sind sogenannte „Airguns“, Druckluftkanonen, die den Meeresboden nach neuen Öl- und Gasvorkommen absuchen.
Dieser enorme Lärm vertreibt Meeresbewohner, lässt sie erkranken – bis hin zum Tod. Wale und Delphine stranden, Fischschwärme kollabieren und Meeresschildkröten fliehen aus ihrem natürlichen Lebensraum. Nicht nur die seismischen Explorationen bedrohen die Meeresbewohner, Schiffsschrauben und Militärsonare sorgen für zusätzlichen Lärm.
Auch im Mittelmeer suchen Ölfirmen derzeit zunehmend nach Gas- und Ölvorkommen. Doch ein gewisser Vorschlag des Umweltausschusses im Europaparlament könnte den Gas-Konzernen in die Quere kommen: Die Suche nach mineralischen Rohstoffen soll in die Liste der UVP-pflichtigen Vorhaben aufgenommen werden. Wenn das Parlament dieser Gesetzesänderung zustimmen sollte, müssten die seismische Exploration am Meeresboden auf ihre Umweltverträglichkeit geprüft werden.
Meerestiere vor Lärmverschmutzung schützen!
Für die Öl- und Gas-Industrie eine „unangenehme“ Barriere und so schickt die International Association of Oil & Gas Producers (OGP) ihre Gesandten nach Brüssel, um eine Lobbyattacke auf Europaabgeordnete zu starten. Doch die Gegenseite schläft nicht: 16 Naturschutzorganisationen starteten unter der Federführung von OceanCare 2013 die Kampagne Silent Ocean, um die Meeresbewohner zu schützen.
Die Naturschutz-NGOs begrüßen den Vorschlag des Umweltausschusses: "Es ist an der Zeit, die Umweltgesetzgebung auf diese seismische Lärmverschmutzung auszuweiten,“ sagt Sigrid Lüber, Präsidentin von OceanCare und Koordinatorin von "Silent Oceans".
Die Naturschützer beziehen sich auf Entscheidungen internationaler Abkommen – darunter die Bonner Konvention zur Erhaltung wandernder Tierarten, die Biodiversitätskonvention und das Übereinkommen zum Schutz der Wale des Schwarzen Meeres und des Mittelmeeres, ACCOBAMS – wonach die umweltverträglichsten Verfahren und die besten verfügbaren Technologien einzusetzen sind.
„Beide Aspekte wurden bei aktuellen Projekten in Griechenland und Kroatien nicht berücksichtigt. Die internationalen Abkommen, denen auch die EU-Mitgliedstaaten inklusive Kroatien und Griechenland beigetreten sind, fordern insbesondere auch Maßnahmen zum Schutz der Meereslebewesen vor intensivem Unterwasserlärm“, heißt es in der Pressemitteilung von OceanCare.
Auf der Homepage von Silent Ocean kann man die Arbeit der Naturschützer unterstützen und den Meerestieren seine Stimme leihen!
CFE
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