„Seit Jahrzehnten benutzt die Atomindustrie das Meer als Endlager“ heißt es in der Dokumentation „Versenkt und Vergessen“. Radioaktiver Müll wird seit über 60 Jahren vor europäischen Küsten entsorgt. Die SWR Filmemacher Thomas Reutter und Manfred Ladwig decken auf, was englische und internationale Behörden vertuschen: Kinder, die an Leukämie sterben, Krebserkrankungen, Kegelrobben, die mit Plutonium verseucht sind und radioaktive Stoffe in der gesamten Nahrungskette.
„Der Aufwand zum Schutz der Menschen vor Strahlenbelastung sollte aber auch Kostenfaktoren mit einbeziehen“, zitieren Reutter und Ladwig die Internationale Strahlenschutzkommission (ICRP). Nicht verwunderlich, denn Reutter und Ladwig fanden heraus: Die ICRP ist fest verbandelt mit der britischen Umweltbehörde und der europäischen Atomindustrie.
Immer noch wird täglich Atommüll ins Meer geleitet
So funktioniert es auch, dass immer noch täglich radioaktiver Müll aus Deutschland, Großbritannien und Frankreich ins Meer geleitet wird. Früher wurde das Gift tonnenweise im Meer versenkt – 100 000 Tonnen Atommüll liegen noch am Meeresgrund.
Erst durch beständigen Protest von Umweltaktivisten wurde das Verklappen von Giftmüll vor europäischen Küsten verboten. Die Aktivisten setzten dafür ihr Leben aufs Spiel. In den 70er Jahren schien es, dass sie gegen die mächtige Atomindustrie keine Chance hätten: Sie wurden kriminalisiert und festgenommen. Doch als ihr Einsatz für die Gesundheit von Mensch und Natur publik wurde, ging ein Aufschrei durch Europa. Die Atomlobby sah sich „bezwungen“. 1993 wurde das Versenken von Atommüll weltweit verboten.
„Täuschmanöver Sellafield“: trotz Plutonium zu einem der saubersten Strände Englands gekürt
Doch Aufatmen ist da fehl am Platze: Es gibt ja auch noch andere Wege sich des radioaktiven Mülls zu entledigen. Zum Beispiel durch Ableitungsrohre, die die giftige Brühe ins Meer leiten. Das Ganze wird von Regierung und Behörden als nicht gefährlich abgewunken, wie im englischen Sellafield. Dorthin kommt via Castor auch deutscher Atommüll. Der Strand von Sellafield ist hochgradig verseucht. Ein Bagger schaufelt täglich getrocknetes Plutonium aus dem Sand. 2012 wurde dieser Strand mit dem Coast Award als einer der saubersten Strände Englands ausgezeichnet. Zynischer kann man nicht versuchen, die Bürger zu täuschen. Zeitgleich erkranken immer mehr Kinder rund um Sellafield an Leukämie – doch dies hat laut Experten der Behörden auch nichts mit dem Ableitungsrohr zu tun.
Das Volk wird also täglich getäuscht - besser für die Wirtschaft. Mit Gerüchten, wie „Der Atommüll würde sich im Wasser verdünnen“, werden die Leute ruhig gehalten. Komisch nur, das mittlerweile radioaktive Strahlung bereits an den Küsten Norwegens nachgewiesen wurde. Auch die Tier- und Pflanzenwelt rund um die Küsten Europas enthalten enorm hohe Mengen an Plutonium und anderen giftigen Stoffen – auch an deutschen Küsten.
Arte zeigte die Doku zum 27. Jahrestag des Atomunfalls in Tschernobyl. Für alle, die die Sendung verpasst haben, gibt es den sehenswerten Film hier bei global° oder am 7. Mai um 9.50 Uhr und am 11. Mai um 12.40 Uhr nochmals auf Arte.
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