Biosprit-Produzenten brauchen langen Atem

Zapfsäule für Biosprit Foto: flickr CC/David Reverchon

Wettstreit um Äcker: Investoren in den Industrieländern sind hungrig nach neuen Feldern. Sie suchen Flächen, auf denen Biokraftstoffe wachsen. Deshalb tobt der Konkurrenzkampf mit den Nahrungsproduzenten. Der Energiepflanzen-Anbau gilt als eine der treibenden Kräfte des globalen „land rush“.

Internationale Investoren suchen stetig neue Äcker. Obwohl 23 Prozent der 36 Millionen Hektar Land weltweit für den Anbau von Energiepflanzen herhalten müssen, stellen Wissenschaftler des German Institute of Global and Area Studies GIGA eine Dämpfung der anfänglichen Euphorie fest - besonders beim Jatropha Anbau.

Mais und Raps in Europa, Palmöl in Südostasien und Jatropha in Afrika - der Wettlauf um furchtbaren Boden ist seit der Finanzkrise 2008 kontinuierlich gestiegen. Der Hype um nachwachsende Rohstoffe erklärt sich durch deren vermeintliche Klimaneutralität und die verlockende Unabhängigkeit vom Erdöl.

Negativ-Posten in dieser Rechnung sind die Flächen- und Nutzungskonkurrenz in Ländern, die ihr wertvolles Ackerland dringend selber benötigen. Dort müssen die Bauern Lebensmittel für Menschen und Futter für deren Tiere produzieren.

Zudem zeigt sich, dass der Energiepflanzen-Anbau kein Selbstläufer ist: Das Durchhaltevermögen von Investoren, die sich schnelle Gewinne erhofften, wird zuweilen auf die Probe gestellt.

 

Biokraftstoff Produktion scheitert oft schon sehr früh

 

Mit Hilfe der unabhängigen Plattform Land Matrix, die mit Zahlen und Fakten versucht Licht in den dunklen Investitionsdschungel zu bringen, belegen nun Wissenschaftler des GIGA , dass im Juni 2014 bei 956 transnationalen Deals über 36 Millionen Hektar Land, bis zu 23 Prozent zum Anbau von Pflanzen zur Biokraftstoffproduktion genutzt wurden. Im Gegensatz zu anderen Landnutzungsarten gilt der Agrosprit-Anbau aber als jener, der am häufigsten scheitert - und das meist schon in einer frühen Phase.

 

Jatropha Anbau hat mehr versprochen als gehalten

 

Die Autoren der Studie finden mehrere Erklärungen, warum gerade diese Form der Landwirtschaft schwierig zu sein scheint: Zum einen haben Bauern bei dieser Produktion – im Gegensatz zum Nahrungsmittelanbau - noch wenig Erfahrung. Der Anbau, gerade der ölreichen Purgiernuss aber ist trotz ihrer Robustheit sowie Genügsamkeit eine Herausforderung. Außerdem sind oft große Investitionen nötig, bevor sich die geerntete Biomasse in Geld verwandelt.

Zudem herrschen in tropischen Regionen nach Meinung der Autoren eher unzuverlässige Wetterverhältnisse, und wenig fruchtbaren Böden gelten als Problem. Insbesondere beim Anbau von Jatropha scheint es nur wenig erfahrene Produzenten zu geben: 15 Prozent der Projekte wurden im Zeitraum der Studie eingestellt. Der Anbau von Zuckerrohr und Ölpalmen dagegen lockt große Unternehmen an, welche in der Lage sind die Anfangskosten zu tragen.

Trotz der Schwierigkeiten ist der Jatropha-Anbau noch nicht abzuschreiben. „Wir gehen davon aus, dass Cowboy-Investoren dem Markt aufgrund schwieriger Investitionsbedingungen den Rücken kehren. Investoren, die die Durststrecke überlebt haben, werden jedoch dauerhaft bleiben“, so die Autoren. Diese Investoren müssen erst einmal ohne das nötige Hintergrundwissen investieren. Sie besitzen jedoch keine Gewissheit, ob sich der Anbau tatsächlich lohnt.LMR

 

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