Computer zeigt Nachteile der Bio-Energie

Foto: Tilo Arnold/UFZ

Segen oder Fluch? Mit einem neuen Computermodell können Wissenschaftler aus Jena jetzt beweisen: Wo Bauern immer mehr Bio-Energiepflanzen statt Nahrungsmittel auf den Äckern anbauen, leidet die Artenvielfalt in Agrarregionen. Durch begleitende Maßnahmen wie den Erhalt von naturnahen Flächen könnten die Folgen jedoch verringert werden, schreiben Wissenschaftler der Friedrich-Schiller-Universität Jena und des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) in der aktuellen Ausgabe des Fachblattes Global Change Biology Bioenergy.

Besondere Bedeutung haben dabei Brachen. Diese Flächen aber schwinden „spätestens seit dem Wegfall der EU-weiten Stilllegungsprämie 2009 infolge der insgesamt gestiegenen Nachfrage nach Agrarprodukten stark“, beschreiben die Wissenschaftler das Problem. Anstatt sie wieder für die intensive landwirtschaftliche Produktion zu nutzen, wäre es ökologisch sinnvoller, „wenigstens einen Teil der Fläche auch in Zukunft aus der landwirtschaftlichen Nutzung zu nehmen und zu Brachen und Ackerrandstreifen entwickeln zu lassen“, zitiert die Jenaer Uni aus den Arbeiten der Experten. „Diese Flächen haben nicht nur einen hohen Wert für den Natur- und Klimaschutz, sondern können auch helfen, ungewollte Nebenwirkungen der Ausweitung von Bioenergie abzufedern und so externe Kosten zu vermeiden. Unsere Modellanalysen liefern damit nicht nur ökologische, sondern auch neue ökonomische Argumente für den Erhalt von Brachen und Ackerrandstreifen, die in der aktuellen Debatte um Konzepte für eine Green Economy sowie die Neuregelung der EU-Agrarpolitik berücksichtigt werden sollten“, unterstreicht Prof. Karin Frank vom Department für Ökologische Systemanalyse des UFZ. „Der Vorschlag der EU, künftig sieben Prozent der landwirtschaftlichen Nutzflächen naturnah zu halten, wird zurzeit kontrovers diskutiert. Unter dem Begriff „ökologische Vorrangflächen“ werden dabei alle extensiven, naturnäheren Flächen zusammengefasst wie zum Beispiel Brachen, Heckenstreifen, Streuobstwiesen oder Gewässerrandstreifen“, erläutert der Umweltrechtler Dr. Stefan Möckel vom UFZ.

Foto: Jan Engel/Uni Jena

Für die jetzt veröffentlichte Studie wurden verschiedene Szenarien der Ausweitung von Bioenergie in einem neu entwickelten Computermodell untersucht, um komplexe Zusammenhänge auf regionaler Landschaftsebene besser verstehen und ausgelöste ökologische Risiken identifizieren und analysieren zu können. Zusätzlich wurden verschiedene Varianten von begleitenden Naturschutzmaßnahmen untersucht, um Optionen für die Reduktion der Risiken zu entwickeln.

„Die Ergebnisse unserer Studie sind ein Beitrag zur Debatte um die ökologischen Auswirkungen einer verstärkten Bioenergieproduktion. Sie unterstreichen, dass es notwendig ist, begleitende Naturschutzmaßnahmen nach Möglichkeit an regionale Gegebenheiten anzupassen“, schlussfolgert Prof. Andreas Huth vom UFZ. Die Forscher empfehlen daher, bei der Bewertung der Auswirkungen der Bioenergie auch Unterschiede in den regionalen Landschaftstypen wie zum Beispiel die durchschnittliche Größe der Felder mit zu berücksichtigen und vor allem bei der anstehenden EU-Agrarreform Anreize zum Erhalt und zum Einrichten von ökologischen Vorrangflächen wie zum Beispiel Brachflächen zu schaffen.

 

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