Die Deutschen wollen mehr sozialstaatliche Umverteilung. Das deckt eine Studie der Universität Bayreuth auf: die Bürger sprechen sich nahezu einhellig für eine Erhöhung der Sozialquote aus.
Dr. Christian Pfarr wollte erstmals repräsentativ für Deutschland herausfinden, ob die Bürger den derzeitigen Umfang sozialstaatlicher Umverteilung akzeptieren oder eine Veränderung des aktuellen Zustands wünschen. 1.538 Personen, die für die wahlberechtigte Bevölkerung Deutschlands repräsentativ sind, nahmen an der Befragung teil. Mit jeder Person wurde ein computergestütztes Einzelinterview geführt, das rund 40 Minuten dauerte. So konnte Dr. Pfarr ein zuverlässiges und differenziertes Meinungsbild gewinnen.
Die Ergebnisse lieferten ein klares Meinungsbild: die Bürger plädieren für eine deutliche Steigerung sozialstaatlicher Umverteilung. Sie fordern eine Sozialquote von 41 Prozent. Rund 30 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) in Deutschland fließen derzeit in die gesetzlichen Sozialversicherungen und in soziale Transferleistungen.
Die Deutschen verlangen somit eine Steigerung um 11 Prozent. Hierfür sind sie bereit, sich persönlich an den Kosten steigender Sozialleistungen zu beteiligen. Die Bürger würden zusätzlich rund 0,6 Prozentpunkte ihres Bruttoeinkommens abgeben, wenn dafür die Mittel, die in die gesetzlichen Sozialversicherungen und in soziale Transferleistungen fließen, um 1 Prozentpunkt steigen.
Allerdings bliebe in diesem Fall eine Finanzierungslücke von rund 700 Millionen Euro bestehen. Dieser Fehlbetrag müsste entweder durch staatliche Neuverschuldung oder eine stärkere Belastung der Unternehmen ausgeglichen werden. In beiden Fällen aber wären ökonomisch schädliche Langzeitfolgen zu erwarten", fügt Pfarr hinzu.
79 Prozent der Bürger empfinden eine hohe Einkommensungleichheit
Trotzdem zeigt die Studie eindeutig, dass der Bürger Deutschlands als Sozialstaat eine große Bedeutung zumisst. Die Befragung widerlegt auch den Mythos, dass die Reichen gegen eine Erhöhung der Sozialleistungen sind. "Das Gegenteil ist der Fall. Personen mit überdurchschnittlich hohen Einkommen haben oft eine ausgesprochen positive Einstellung gegenüber sozialstaatlicher Umverteilung", so Pfarr.
Da ist eher die Mittelschicht die Gruppe, die weniger auf Sozialleistungen pocht. Pfarr erklärt das so: "Wenn Menschen erleben, dass durch eigene Leistung ein Aufstieg aus unteren Einkommensklassen hin zur Mittelschicht möglich ist, schwindet der Wunsch nach einer höheren Sozialquote zwar nicht völlig; aber die gewünschte Steigerung fällt geringer aus als in den unteren Einkommensklassen."
Die repräsentative Studie erstreckt sich auch auf die Frage, wie die Entwicklung der Einkommen von den Bürgern in Deutschland eingeschätzt wird. Nur rund 1 Prozent der Befragten glauben, die Einkommen in Deutschland hätten sich in den letzten fünf Jahren angeglichen. Hingegen sind 79 Prozent der Befragten der Meinung, dass die Einkommensungleichheit in Deutschland in den vergangenen fünf Jahren gestiegen sei. "Die Wahrnehmung steigender sozialer Ungleichheit trägt entscheidend dazu bei, dass die Menschen in Deutschland starke Sympathien für mehr sozialstaatliche Umverteilung entwickeln", meint Pfarr.
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