Die EU-Kommission arbeitet derzeit im „Hinterkämmerchen“ an einer Vereinheitlichung von Saatgut. Im Juli 2012 entschied der Europäische Gerichtshof, dass Landwirte nur noch amtlich zugelassenes Saatgut verkaufen dürfen. Diese Entscheidung soll durch eine Verordnung rechtlich geregelt werden. Dies bedeutet letztlich das Aus für alte oder seltene Getreide-, Gemüse- oder Obstsorten. Die Reduzierung von Nahrungsmittel-Sorten auf ein paar Wenige wäre der Sieg für Agro-Giganten, wie Monsanto und Co.
Die verpflichtende Registrierung aller Sorten, wird laut Umweltschutzorganisationen zu einer kompletten Vereinheitlichung führen. Das Zulassungsverfahren sei viel zu teuer und zeitaufwändig. Kleinere Bauern haben kaum eine Chance ihr besonderes Saatgut registrieren zu lassen, so die Organisationen Arche Noah und Global 2000.
Die Vielfalt an Kulturpflanzen wird sich dramatisch verringern
Bislang konnten auch Kleinbauern und Hobbygärtner ihr seltenes Saatgut tauschen oder verkaufen. Durch Verkauf, Tausch und durch Kreuzungen seltener Sorten haben sie zu einer breiten Vielfalt beigetragen. Der Verkauf soll nun verboten und mit hohen Strafen geahndet werden. Zwar hat die EU-Kommission in einer Klarstellung auf die bisherigen Medienberichte daraufhin gewiesen, dass Hobbygärtner von der Regelung ausgenommen seien. Genauso werde es Ausnahmeregelungen für alte Sorten geben, so die EU.
Doch Iga Niznik von der österreichischen Gesellschaft für die Erhaltung der Kulturpflanzenvielfalt & ihre Entwicklung Arche Noah meint: „ Die Ausnahmen für alte Sorten sind völlig unzureichend. Und sie gelten nur für Sorten, die bereits auf dem Markt und botanisch katalogisiert sind. Aber es gibt tausend andere alte Sorten, die noch nicht erfasst sind. Auch trotz Ausnahmen und Sonderregelungen wird die Verordnung eine starke Verminderung der Pflanzenvielfalt mit sich bringen.“
Niznik erklärt weiter: „Hobbygärtner sind nur so lange von den Regelungen ausgeschlossen, solange sie ihr Saatgut verschenken. Sobald sie Geld verlangen, werden sie durch die Verordnung zu Kriminellen.“
Auch für Kleinbauern wird es Ausnahmeregelungen geben, so die EU in ihrer Klarstellung. Man wolle ihnen die finanzielle und behördliche Lage erleichtern. Doch bis jetzt schaut es so aus, dass es den einzelnen Behörden überlassen bleibt, ob sie Kleinbauer Schmidt oder Kunz die finanzielle Begünstigung gewähren wird.
Das Ziel ist also die Uniformität von Saatgut, denn uniformes Saatgut will die Industrie. So werden also Monsanto, Syngeta und DuPont den Handel mit Lebensmittelsorten bestimmen. Sie beherrschen bereits 53 Prozent des weltweiten Saatgut-Marktes. Mit ihren Partnern aus den Top Ten bestimmen sie sogar 73 Prozent des weltweiten Saatguts. Ihr Saatgut hat eine hohe genetische Uniformität. Doch die Böden der Erde sind nicht alle gleich. Unterschiedliche lokale Bedingungen verlangen nach verschiedenem Saatgut.
Die Gurke aus Lateinamerika würde genauso schmecken, wie die aus Deutschland. Die violette Kartoffel oder die leckere saftige Tomate aus Mamas Garten – das ist bald Geschichte. Artenvielfalt ist nicht nur wichtig für unsere Gaumen, sondern auch für die Biodiversität der Erde. Die Reduzierung unserer Nahrungsmittel auf ein paar wenige Sorten wäre eine Katastrophe für Mensch und Natur: Düngemittel, Pestizide und eine hohe Verschwendung an wertvollem Grundwasser wären die Folge.
In ihrer Petition „Freiheit für die Vielfalt“ rufen die Umweltschutzorganisationen Global 2000 und Arche Noah dazu auf, gegen die Machenschaften der Agrar-Lobby zu stimmen. Unterscheiben auch wir, so lange noch Zeit ist!
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