20.01.2019
“Grüne Woche“: Welt-Leitmesse der Landwirtschaft versäumt einen wichtigen Trend. Die Naturschutzstiftung WWF-Deutschland kritisiert die größte Bauernschau, weil der Veranstsalter die Vermeidung von Lebensmittelabfällen „verschlafe“.
Mehr als 1.600 Aussteller locken zurzeit in Berlin Tausende Besucher aufs Messegelände unter dem Funkturm. Dort werden laut Veranstalter Messe Berlin GmbH neben kulinarschen Schmankerln und auch Trends in der Agrarindustrie auch jene für Bio-Lebensmittel und Bio-Energie sowie im nachhaltigen Anbau von Rohstoffen aufgegriffen.
Lebensmittelverschwendung auf der „Grünen Woche“ offenbar kaum Thema
Laut Recherchen des WWF-Deutschland jedoch gehen ausgerechnet die Veranstalter der weltgrößten Messe für Agrarprodukte mit dem aktuellen Thema Lebensmittelverschwendung sträflich fahrlässig um. In einer Pressemeldung des Verbands heißt es: „Die Messe Berlin, dessen Hauptgesellschafter mit 99,7 Prozent das Land Berlin ist, hat kein eigenes Konzept zur Vermeidung von Lebensmittelabfällen – weder für die „Grüne Woche“ noch für andere Messen.“ Konsequenz dieser inkonsequenten Planung: Weggeworfene Nahrungsmittel würden, betont der WWF, „bislang weder erfasst noch analysiert.“ Somit sei unklar, wie hoch der Anteil an vermeidbaren Lebensmitteln sei.
Messen seien ohnehin ein Veranstaltungsformat, bei dem die Wegwerfquote der im Außer-Haus-Markt zubereiteten Lebensmittel enorm hoch sei, betonen die Umweltschützer. Sie liege bei bis zu 35 Prozent!
„Dass ausgerechnet die Leitmesse für Landwirtschaft, Ernährung und Gartenbau keine Strategie im Kampf gegen die Lebensmittelverschwendung hat, ist ein großes Versäumnis für das Land Berlin“, kritisiert etwa Jörg-Andreas Krüger als Geschäftsleiter Naturschutz beim WWF-Deutschland.
Der Verabnd appelliert daher an Berlins Wirtschaftssenatorin Ramona Pop als stellvertretende Vorsitzende im Aufsichtsrat der Messe Berlin, dies zügig zu ändern.
Immerhin: Die Messe als Veranstalter informiere die Berliner Tafel über übrig gebliebene Lebensmittel. So konnten sich deren Mitarbeiter nach eigenen Angaben 2018 insgesamt zwölf Tonnen Lebensmittel auf der Grünen Woche abholen.
Der WWF kritisiert dennoch, dass die Abgabe freiwillig bleibe. „Darüber hinaus sind die Aussteller nicht verpflichtet, Angaben über die abgegebenen Lebensmittelreste zu machen“, betonen die Aktivisten.
WWF: „Experten für Lebensmittelverschwendung bei Messeplanung mit an Bord“
Erschwerend komme hinzu, dass bei den 13 Bundesländern, die auf der „Grünen Woche“ mit Ständen vertreten sind, die für Lebensmittelverschwendung Verantwortlichen nicht in der Messevorbereitung eingebunden waren. „Dies kommt auch daher, dass die Zuständigkeiten für die Organisation des Messeauftritts und das Thema Lebensmittelverschwendung teilweise sogar in verschiedenen Ministerien beziehungsweise Ressorts liegen“, lautet der Vorwurf. Tanja Dräger de Teran, WWF-Referentin für Nachhaltige Landnutzung und Ernährung, sieht klaren Handlungsbedarf: „Die Experten für Lebensmittelverschwendung müssen mit an Bord.“
Außerdem sollte sich nach Ansicht des WWF der Berliner Senat rasch darum kümmern, dass die Berliner Messe Lebensmittelabfälle künftig systematisch erfasst und reduziert. Dazu gehört auch die Entwicklung von Kommunikationsmaterialien für Aussteller und Caterer sowie die Schulung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Zukünftig sollte das Thema in das Nachhaltigkeitsmanagement der Messe Berlin GmbH integriert sein.
lnh
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Besuchervideo zur Grünen Woche 2019 © 2019 Messe Berlin
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