Dass Verbraucher und Kunden die Nachhaltigkeitsstrategien von Unternehmen beeinflussen können - klar, das ist bekannt. Stichwort Nachfrage. Aber was ist eigentlich mit den eigenen Mitarbeitern? Wollen die überhaupt mitreden? Und falls ja - dürfen sie auch? Gibt es einen Zusammenhang zwischen dem ökologischen Lebensstil im Privatleben und den entsprechenden Bestrebungen am Arbeitsplatz?
Das untersuchte jetzt eine Studie der Technischen Universität Berlin in Zusammenarbeit mit der deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) und den Handelspartnern REWE, tegut und Alnatura. Dabei unterschieden die Wissenschaftler zwischen zwei Gruppen: Die erste bestand aus repräsentativ ausgewählten 1.079 „Durchschnittsbürgern“, während sich die zweite in der „Green Community“ zu Hause fühlte. Indiz dafür: Die 1.364 Befragten wurden über Nachhaltigkeitsportale, wie zum Beispiel Utopia, auf die Umfrage aufmerksam.
Die Ergebnisse der Forscher überraschten: Ganze zwei Drittel der LOHAS (Lifestyles of Health and Sustainnability)-Anhänger und mehr als die Hälfte der „Normalbevölkerung“ hielten eine sinnvolle Beschäftigung für wichtiger als ein hohes Gehalt. 76 von 100 Nachhaltigkeitsorientierten und 44 Prozent der „Normalbürger“ wünschten sich einen Arbeitgeber, der „sich aktiv für Umwelt und Gesellschaft“ engagiert. Mehr als 70 Prozent der „Ökos“ (gegenüber 54 Prozent der ersten Gruppe) wollten darüber hinaus an der „grüneren“ Gestaltung ihres Arbeitsplatzes mitwirken, doch nur 17 Prozent beider Gruppen hatten tatsächlich die Möglichkeit dazu. Je mehr sich ein Unternehmen für die Umwelt einsetzte und je mehr sich die Mitarbeiter daran beteiligen konnten, desto zufriedener waren diese nicht nur mit ihrem Beruf, sondern auch mit ihrer Firma.
“Zeichen der Zeit noch nicht erkannt“
Ulf Schrader, der wissenschaftliche Leiter der Studie, kommentiert: „Wir haben in Deutschland zum ersten Mal gezeigt, dass Menschen, die privat ökologisch und nachhaltig leben, auch einen entsprechenden Arbeitgeber wollen.“ Der hohe Anteil von Hochschulabsolventen in der zweiten Gruppe zeige, dass der Kampf der Unternehmen um die besten Talente auch unter diesem Aspekt zu sehen sei. Dennoch hätten bislang nur wenige Unternehmen die Zeichen der Zeit erkannt. So bestärkten etwa nur wenige Chefs die Kollegen darin, sich aktiv in den Nachhaltigkeitsprozess einzubringen.
„Wir glauben fest daran, dass einer der zentralen Hebel für die nachhaltige Entwicklung der Unternehmen bei den Mitarbeitern liegt”, erklärt Verena Exner, DBU-Referatsleiterin für Umweltkommunikation und Umweltmanagement in der mittelständischen Wirtschaft.
Im nächsten Schritt soll das von der DBU geförderte Projekt an insgesamt elf Standorten in die Tat umgesetzt werden. Dazu gehört unter anderem die verstärkte Einführung von Ideenwettbewerben, interdisziplinären Arbeitsgruppen und die kontinuierliche Einbringung von Verbesserungsvorschlägen durch alle Mitarbeiter. Damit die, denen die Umwelt am Herzen liegt, sich nicht nur privat, sondern auch im Arbeitsumfeld so richtig austoben können - und ihre Firmen damit ein Stück „grüner“ machen.
Die Vorstellung der detaillierten Studienergebnisse ist für den 23. Mai 2013 zur KarmaKonsum Konferenz in Frankfurt geplant. NISO
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