Konflikt zwischen Tank und Teller. Die Vereinten Nationen und zahlreiche Hilfsorganisationen warnen vor einer erneuten weltweiten Nahrungsmittelkrise. Grund hierfür ist die langanhaltende Trockenheit in wichtigen Agrarexportländern wie den USA, Russland und Indien. Hier rechnen Experten mit starken Ernteausfällen. Infolgedessen sind die Preise für Grundnahrungsmittel wie Mais und Weizen in den letzten Monaten bereits um bis zu 50 Prozent angestiegen.
Besonders Menschen in Entwicklungsländern werden von der Nahrungsmittelknappheit durch die Dürre betroffen sein. Vor allem in Afrika sind während der vergangenen Jahrzehnte viele Länder in die Abhängigkeit günstiger Weizenimporte aus den USA und aus Europa geraten. In diesen importabhängigen Ländern werden die Folgen der Dürre-Krise am stärksten zu spüren sein.
„Die neuesten Ernteaussichten lassen das Schlimmste befürchten: Der Welt droht die dritte Preiskrise für Nahrungsmittel binnen nur fünf Jahren", sagt etwa Ralf Südhoff, Leiter des UN World Food Programme (WFP) in Deutschland auf sueddeutsche.de .
Fehlende Flächen für die Nahrungsmittelproduktion
Doch nicht die Dürre allein ist schuld an der Verknappung und Verteuerung lebenswichtiger Nahrungsmittel. Nach wie vor tragen auch Spekulationen zu Preisanstiegen bei Getreide bei. Weitaus heißer diskutiert wird derzeit allerdings der Umgang mit landwirtschaftlich wertvollen Flächen. Um die stark anwachsende Weltbevölkerung zu ernähren, müsste die landwirtschaftliche Produktion intensiviert und neue Anbauflächen hinzugewonnen werden. Doch das Gegenteil ist der Fall. Experten machen unter anderem den flächenintensiven Anbau von Pflanzen zur Biosprit-Produktion mitverantwortlich für die Krise.
Forderung nach einem Produktionsstopp für Biosprit
Vor allem in den USA hatte sich die Produktion des Pflanzen-Treibstoffes in den letzten Jahren zu einem regelrechten Boom-Geschäft entwickelt. In Anbetracht der kritischen Lage forderte die Welternährungsorganisation FAO bereits einen Produktionsstopp für den sogenannten Biosprit. Auch unter deutschen Entwicklungspolitikern wächst in der Zwischenzeit die Kritik an der Nutzung von lebenswichtiger Nahrung als Treibstoff für Maschinen. Von einem Konflikt zwischen Tank und Trog ist bereits die Rede. Auch Bundesentwicklungsminister Dirk Niebel forderte deshalb nun bei einem Interview mit dem Fernsehsender n-tv einen sofortigen Verkaufsstopp für den umstrittenen Biosprit E10 an deutschen Tankstellen. Die gesetzlich vorgeschriebene Beimischungspflicht von Biosprit führe dazu, dass Menschen in anderen Ländern zu wenig Nahrung hätten.
Forderung nach verantwortungsvollerem Umgang mit landwirtschaftlichen Flächen werden immer lauter
Internationale Organisationen sprechen längst von Landraub. So würden immer mehr Anbauflächen in Entwicklungsländern für den Anbau von Agrarprodukten für den Export genutzt. Dabei werden wichtige landwirtschaftliche Flächen für die Biosprit-Produktion oder für den Anbau von Tierfutter verschwendet. Auch in der Industrie ist die Nachfrage an nachwachsenden Rohstoffen für die Herstellung von Kunststoffen, Textilien oder Medizin in den letzten Jahren stark angewachsen. Hierdurch werden häufig Kleinbauern von ihren Feldern verdrängt und wichtige Nahrungsmittel können nicht angebaut werden. Um zukünftige Hungerkrisen zu verhindern, fordern die Hilfsorganisationen einen verantwortungsvolleren Umgang mit landwirtschaftlichen Flächen sowie die Förderung einer nachhaltigen Landwirtschaft in Entwicklungsländern.
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