07.05.2018
Misereor warnt vor unkalkulierbaren Folgen für Mensch und Umwelt durch die Produktion von Zement in Indonesien.
Das Werk für Entwicklungszusammenarbeit berichtet in einer aktuwellen Pressemeldung über Angaben von Mokh Sobirin der Nichtregierungsorganisation (NGO)Yayasan Desantara. Demnach hätten "Unternehmen aus dem In- und Ausland das Kendeng-Gebirge im Norden von Zentraljava als besonders ergiebiges Gebiet für die Produktion des begehrten Baustoffs im Visier". Das kirchliche Hilfswerk: Darunter befindet sich über eine indonesische Tochterfirma auch der deutsche Konzern HeidelbergCement.
Das genannte Gebirge ist, schreibt Misereor "als natürliche Karstlandschaft Regenwasser- und Kohlendioxidspeicher, beherbergt Höhlen, Quellen und unterirdische Flüsse, die den Wasserkreislauf regulieren und die Landwirtschaft mit Wasser versorgen".
Naturzerstörung auf Java: 800 Hektar Land im Visier
"Im Landkreis Pati sollen dort, wo jetzt Felder, Dörfer und Berglandschaften sind, Zementwerke entstehen", zitiert das Hilfswerk, den NGO-Vertreter Sobirin: "Eine Zerstörung der Karstlandschaft würde aber das Ende der kleinbäuerlichen Landwirtschaft bedeuten."
Zementwerke gelten als für die Umwelt besonders belastend, weil zur Gewinnung des Kalksteins massive Eingriffe in ganze Ökosysteme erforderlich sind. Dadurch würden Sobirin zufolge unter anderem wichtige Wasserkreisläufe in ihrem Bestand gefährdet. Darüber hinaus gelangten bei der Zementherstellung Staube und giftige Gase in die Umwelt.
Zur Erzeugung von nur einer Tonne Zement werden, schreibt Misereor "circa 600 Kilogramm CO2 freigesetzt – 400 aus dem Kalkstein und 200 beim Brennvorgang".
800 Hektar Land sollen dem indonesischen Experten zufolge in der genannten Region für die Zement-Herstellung zur Verfügung gestellt werden. "Es handelt sich um ein Gebiet, das zu den fruchtbarsten in ganz Indonesien gehört“, warnt Sobirin. „Hier werden große Mengen an Reis und Gemüse angebaut."
Nicht nur wegen der landwirtschaftlichen Nutzung wehre sich die dort lebende Bevölkerung gegen eine Umsiedlung, schreibt nun das Hilfswerk in seiner Pressemeldung. Bedeutsam seien auch die jahrhundertealte Kulturgeschichte und die vielen in diesem Bereich liegenden Gräber.
Verschärft werde die Situation dadurch, dass die Landschafts-Rahmenplanung für das Kendeng-Gebirge staatlicherseits geändert wurde und nun auch eine industrielle Nutzung erlaubt sei. Gleichzeitig gebe es erste Gutachten, die zu dem Ergebnis kämen, dass die Zement-Herstellung in der Region insbesondere die unterirdischen Wasserspeicher beschädigen könnten, erläutert Sobirin. Dennoch bestehe die Gefahr, dass staatliche Behördenvertreter korrumpiert würden und sich bei der Genehmigung solcher Aktivitäten über die Argumente von Umweltexperten hinwegsetzen könnten.
Kampf gegen Zementwerk: Demonstranten lassen sich einzementieren
Betroffene haben schon mehrfach in der Hauptstadt Jakarta gegen die Pläne protestiert – indem sie sich beispielsweise vor öffentlichen Gebäuden ihre Füße einzementieren ließen. "Unterdessen werden Sobirin und seine Organisation wegen ihres Widerstands gegen die Zement-Konzerne immer wieder bedroht", beschreibt das kirchliche Hilfswerk die Lage in Indonesien.
Auf Umweltschützer würden auch Schlägertrupps angesetzt, berichtet der Misereor-Partner.
Die Hilfsorganisation fordert daher die Zementindustrie auf, auf allen Stufen ihrer Produktion die Menschenrechte zu beachten und die Umwelt zu schützen. "HeidelbergCement hat sich dazu verpflichtet, einen Beitrag zum wirtschaftlichen, ökologischen und sozialen Fortschritt in Indonesien zu leisten und die international anerkannten Menschenrechte der von ihrer Tätigkeit betroffenen Personen zu respektieren", sagt Ulrich Dornberg, Indonesien-Referent bei Misereor. "Sollte das Unternehmen seine Pläne in Zentraljava verwirklichen, träte das Gegenteil ein. Die Umsetzung des geplanten Vorhabens würde der lokalen Bevölkerung die Lebensgrundlage entziehen. Das darf unter keinen Umständen geschehen."
red
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