
Gentech mutierte Insekten über Europa: Das könnte bald schon wahr sein, befürchtet Christoph Then von Testbiotech. Der Watchdog-Verein aus München beobachtet seit Jahren die Entwicklungen in Gentechniklaboren und auf dem Agrarmarkt. Then warnt vor einem „erheblichen Risiko für Olivenbauern“.
Recherchen von Testbiotech zeigen, dass die englische Firma Oxitec die „Freisetzungen gentechnisch veränderter Olivenfliegen in Spanien (Katalonien) und Italien“ plant. Nahe der Küstenstadt Tarragona soll, so behaupten die Genetik-Spezialisten des Vereins, „eine nicht näher bezifferte Anzahl gentechnisch veränderter männlicher Fliegen“ in die Olivenbaum-Plantagen der Umgebung freigelassen werden. Das Erbgut der Tiere manipulierten die Wissenschaftler von Oxitec : „Die Männchen dieser Fliegen wurden gentechnisch so manipuliert, dass ihre weiblichen Nachkommen schon als Larve zugrunde gehen sollen. Auf diese Weise sollen die Fliegenpopulationen reduziert werden.“
Gentech-Fliegen drohen Olivenernte unverkäuflich zu machen
Die Fliegen-Larven wachsen in den Oliven heran. Dabei richten sie an den Früchten großen schaden an, klärt >Testbiotech auf. Schlimmer: „Entkommen die gentechnisch veränderten Fliegen, droht die Ernte in der Region unverkäuflich zu werden. Wenn sich gentechnisch veränderte Larven in den Oliven befinden, sind diese nicht als Lebensmittel zugelassen“, sagt Christoph Then.
Die weiblichen Insekten sollen, sagt der Experte weiter, zwar schon als Larve absterben. Aber die männlichen Nachkommen könnten monatelang überleben und sich weiter paaren und vermehren. Entkommt auch nur ein Teil dieser männlichen Fliegen, könnten die sich weiter ausbreiten. Das zu kontrollieren sei kaum möglich, denn „Olivenfliegen sind dafür bekannt, dass sie Flugdistanzen von mehreren Kilometern zurücklegen können“.
Bisher rücken die Bauern in Südeuropa der Olivenfliege unter anderem mit Insektiziden, biologischen Mitteln wie Fliegenfallen und bestrahlten, unfruchtbaren Insekten auf den Leib. „Die gentechnisch veränderten Insekten, die unter anderem mit Genen für fluoreszierende Proteine ausgestattet sind, sind mit den bestrahlten Insekten jedoch nicht vergleichbar: Sie tragen zusätzliche synthetische DNA in sich, die aus Teilen des Erbguts von Meeresorganismen, Bakterien, Viren und anderer Insekten zusammengesetzt ist“, erklärt Christoph Then den Unterschied. Wie diese Insekten in der Umwelt und auf wechselnde Umweltbedingungen reagierten, sei nicht ausreichend erforscht. Bislang untersuchten die Gentechniker von Oxitec die tiere lediglich in ihrem Labor.
Testbiotech: Freisetzungsantag für die Fliegen ablehnen
Thens Fazit: „Oxitec hat bereits 2012 versucht, mit den geplanten Versuchen in Südeuropa neue Investoren zu werben. Die Firma hat auch verschiedene Patente auf ihre Insekten angemeldet. Es ist zu befürchten, dass es bei diesen Versuchen eher um kommerzielle Interessen als um die Lösung der Probleme im Olivenanbau geht. Nach unserem derzeitigen Kenntnisstand würden wir dazu raten, diese Anträge auf Freisetzung abzulehnen.“
pit
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