Pilz frisst Plastik: Im Dschungel von Ecuador fanden Studenten der Yale-Universität (USA) einen Pilz, der Polyurethan-Kunststoff verdaut. Sie hoffen, mit Pestalotiopsis microspora endlich die Lösung für eines der drängendsten Umweltprobleme entdeckt zu haben. Der Pilz könnte helfen, die über eine Milliarde Tonnen Plastikmüll, die sich seit 1950 in der Natur türmen, einfach „aufzufressen“.
Die Studierenden des Yale's Rainforest Expedition and Laboratory machten wie jedes Jahr ihr Praxissemester im Regenwald des Amazonasbeckens. Dort suchten sie nach Inhaltsstoffen von Pflanzen, die für uns Menschen nützlich sein können – als Basis für Biosprit oder weil sie Krankheiten heilen.
Viele Organismen leben unerkannt in Wirtspflanzen
Eine wahre Fleiß-Aufgabe. „Jede der über 300.000 Pflanzenarten, die wir kennen, könnte solche Inhaltsstoffe enthalten“, beschreiben die Jung-Wissenschaftler ihr Motiv für die mühsame Suche. Denn viele solcher Mikroben und Bakterien existieren in Pflanzen, ohne deren Existenz zu stören. Auch Pestalotiopsis microspora: Er wächst im Stamm des Guavenbaums.
Erst nach dem Tod ihrer Wirtspflanze beginnen die darin lebenden Organismen mit ihrer Arbeit: Damit helfen sie etwa den abgestorbenen Organismus von innen heraus zu zersetzen und seine Teile erneut in verwertbare Rohstoffe für weitere Pflanzen umzubauen. Diese Eigenschaften wollen sich die Forscher zunutze machen.
Pestalotiopsis microsporazersetzt Kunststoff und löst Müll-Problem
Wissenschaftler fanden in den Pflanzen der Tropen schon viele ähnlich nützliche Pflanzen-Inhaltsstoffe. Der vermutlich bekannteste ist Penicillin.
Die Forscher aus Yale isolierten nun gleich mehrere potenziell spannende Stoffe aus den Pilzen in Bäumen des Urwalds. Sie untersuchten die Sporen von 12 Pilzen genauer, kultivierten sie im Labor und testeten deren Wirkungen. Ihr Ziel ist die Entschlüsselung des Pilz-Genoms. Die Untersuchungs-Ergebnisse veröffentlichten sie jetzt im Fachblatt Applied and Environmental Microbiology.
Und tatsächlich Pestalotiopsis microspora hat ganz offensichtlich das Potenzial Polyurthan zu zersetzen.
Das macht Hoffnung. Den Kunststoff stellen Fabriken seit 1950 her. Die Produktion hat sich seit dieser Zeit von 1,5 Millionen Tonnen pro Jahr bis 2006 auf satte 245 Millionen Tonnen jährlich um mehr als das 150-Fache gesteigert. Und der Kunststoff ist dauerhaft. Er ist inzwischen überall auf der Erde zu finden. Denn er zerfällt erst nach Jahrzehnten und dann nicht vollständig. Die jetzt in den Pilzen gefundenen Stoffe geben Wisssenschaftlern Hoffnung: Sie könnten „wirksame mikrobielle Altlastsanierer sein“, ziehen sie in ihrer Studie als Fazit.
pit
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