Die WHO-Studie gibt zu früh Entwarnung. Mikroplastik ist im Wasserkreislauf in der Umwelt und selbst in der Arktis zu finden. Der BUND kritisiert daher die Schlussfolgerung der Studie, dass keine gesundheitlichen Risiken für den Menschen bestehen.
Die von der Weltgesundheitrsorganisation (WHO) eingeräumte unzureichende Kenntnis der Auswirkungen müsste viel mehr zur Vorsicht mahnen, statt Entwarnung zu geben. Beispielsweise wurde nicht untersucht, wie hoch die Gesundheitsrisiken durch das Einatmen von Kunststoffen sind.
Die WHO missachtet ihren eigenen Vorsorgegrundsatz
Damit missachtet die WHO den eigenen Vorsorgeansatz. Auch ist aus Sicht des BUND die Empfehlung der Studie, dass eine routinemäßige Überwachung von Mikroplastik im Trinkwasser nicht erforderlich sei, mehr als fahrlässig. In Deutschland wurde zum Beispiel nur eine einzige Untersuchung von Leitungswasser gemacht, auf die sich die WHO-Studie bezieht.
Es gibt auch offene Grundwassersysteme, die Mikroplastik enthalten können, daher sollte Trinkwasser selbstverständlich regelmäßig auf Mikroplastik untersucht werde
Nadja Ziebarth
Die Idee klingt vordergündig super: Die Idee klingt vordergündig super: Klimawissenschaftler Ed Hawkins von der britischen University of Reading will über den Klimawandel an möglichst vielen Stellen reden, um ihn so noch viel tiefer im Bewusstsein der Menschheit zu verankern. Deshalb beschäftigt er sich mit jetzt statt mit Büchern und Tabellen auch mit Mode-Design. Auf der jüngsten New York Fashion Week präsentierte er seine Leggins und Flipp-Flopps im Klimamuster. Der Wissenschaftler will damit im Alltag immer öfter Hinweise auf eines der drängendsten Probleme der Erde geben und die Menschen zu umdenken und neuen Handeln anstupsen.
Gut gedacht. Die Sache hat nureinen Haken.
Das Design zeigt als farbliches Streifenmuster die Veränderung der jährlichen Erdtemperatur und färbt sich daher kontinuierlich von blau (kühl) zu rot (wärmer). Hawkins hält damit allen Trägern seiner Mode den Klimawandel plastisch vor Augen. Soweit der guter Ansatz.
Dumm nur, dass die Träger des Schuhwerks aus Kunststoff (!) diesen Ansporn schon beim Reinschlüpfen in die Slippers sogleich unter ihren Sohlen verstecken.
Auch, dass der Wissenschaftler damit indirekt das Konsumrad der Branche weiter ankurbelt, kritisiert etwa das Grist Magazine. Besser wäre es, ihn abzubremsen, weil genau dies eben auch eine der Grundlagen für den Wachstumsmythos und damit die Klimaschäden ist – Die Modebranche ist dafür eines der besten Beipiele mit ihren raschen Wechseln der Modelle, Formen oder Farben, die ihre Kundschaft doch eher zum Wegwerfkonsum erzieht.
So bleibt die Idee gut, an der Umsetzung -leider - hapert es.
Dennoch: In einem hat Ed Hawkins natürlich genau Recht: Wenn wir den Klimawandel bekämpfen wollen, müssen wir ihn an möglichst vielen Ecken und Enden ins Gedächtnis rufen. Vielleicht gelingt ihm das ja wenigstens. Oder aber: Sein Vorbild inspiriert weitere Kreative, die sich darüber Gedanken machen, wie sie viele Mitstreiter mit guten Ideen zum Mitmachen inspirieren.
Das hoffen wir.
Gerd Pfitzenmaier
(Keine?) Angst: Wir erleben es noch (fast) alle. Die Folgen des Klimawandels spüren auch die meisten der heute schon an ihre Rente denkenden Menschen – und zwar mit voller Wucht.
Nicht bloß die junge Generation beschäftigt sich – wie Greta Thunberg und Tausende der demonstrierenden Schülerinnen und Schüler, die uns endlich zum Handeln auffordern - mit dem Treibhauseffekt der Erde. Auch diejenigen, die weit mehr „Schuld“ an der Misere tragen als diese Jungen, sollten sich – im eignen Interesse – kümmern. Das belegt eine jetzt in Mother Nature Network (MNN) zitierte demografische Studie: Denn viele leben 2050 noch.
Das ist zunächst und vor allem toll. Jedoch wirbeln dann die Folgen der Erderwärmung ihren „Ruhestand“ kräftig über den Haufen.
Keinesfalls ist es nämlich so, dass die so genannnten „Babyboomer“ 2050 nicht mehr unter uns weilen. Laut Statistik erleben viele Millionen die Zeit der heftigsten Klimaturbulenzen noch – genau aber zu einer Zeit, in der sie aufgrund ihres fortgeschrittenen Alters kaum noch wehrhaft dagegen sein werden und in der sie nicht mehr einfach umsiedeln können, wenn Hitzewellen oder Überschwemmungen ihr Hab und Gut vernichten oder schlimmer, Leib und Leben bedrohen.
Jetzt wäre noch Zeit zum Handeln. Jetzt ist genau jene Generation noch handlungsfähig und sitzt sogar oft an den Schalthebeln, sie in Politik und Wrtschaft noch umzulegen. Also tut was. Schiebt nicht auch diese Aufgabe noch an Eure Kinder und Enkel ab.
Gerd Pfitzenmaier
Die alte Dame im Londoner Königspalast weist uns den Weg: „Gut übereinander sprechen, verschiedene Sichtweisen respektieren, zusammenkommen, um Gemeinsamkeiten zu erkunden, und niemals das große Bild aus den Augen verlieren", riet Queen Elisabeth II.laut einem Zeitungsbericht den Politikern in Großbritannien, die mit dem Brexitstreit ihr Land – und zudem Europa – blockieren, in einer selten offenen Einmischung in die Tagespolitik. Und in die Schranken.
Britanniens Monarchin (92) legt den Finger in die richtige Wunde. Weder Parteienzwist noch persönliche Profilierungssucht sollten Poltik(er) leiten. Es geht um die Entscheidungen in der Sache.
Dabei findet sich die Lösung meist nur sehr selten, wenn und solange Kontrahenten auf Positionen pochen. Politik lebt vom diplomatischen Gespür und Geschick. Sonst eskaliert die Lage. Die Begegnung muss geleitet werden vom gegenseitigen Respekt, die Debatte am besten vom uralten scholastischen Prinzip. Es verlangt von jedem Diskutanten, zuerst die Position seiner Gegner klar zu formulieren, ehe er eigene Argumente anführen darf.
Das trägt viel zum gegenseitigen Verständnis bei.
Leider haben dies aktuelle Redeführer verlernt nicht nur auf der Nordseeinsel.
Gerd Pfitzenmaier
Wenigstens ein gutes Zeichen vom CSU-Parteitag: AKK zeigt, was sie und ihre CDU wirklich wollen. Im Grußwort an die Schwesterpartei ließ die neue Chefin der CDU alle Masken fallen und die Katze aus dem Sack. Sie markierte ihre politischen Gegner deutlich wie seit langem niemand mehr: Grüne, DUH und Veganer sind den Konservativen ein Dorn im Auge, weil sie wie die Umwelthilfe einfordern, was Recht und Gesetz zum Gesundheitsschutz für uns alle vorschreiben.
Verqueres Denken: Nicht die Ursachen des Übels will Annegret Kramp-Karrenbauer mit der CDU beseitigen. Sie begnügt sich mit dem Einprügeln auf jene, die solche Missstände offenlegen und die wahren Schuldigen beim Namen nennen. Denn die betrügen und verschleppen.
Unter dem jetzt klar formulierten Leitmotov des Trotz-und-gerade-noch-immer-weiter-so sollen Lebensgrundlagen mit Füßen getreten werden, anstatt dies – zum Wohle aller – zu verhindern.
Wenigstens ist jetzt wieder deutlich, wofür die „Konservativen“, wie sie sich nennen, politisch agieren. Das Grußwort klärt die Fronten.
Gerd Pfitzenmaier
War da eigentlich etwas?< Zwei Nachrichten der vergangenen Tage lassen daran zweifeln, dass wir alle konsequent handeln:
Schon einzeln wären beides jeweils schlimme News. Zusammen zeigen sie, wie wenig wir die Hiobsbotschaften ernst nehmen, die uns alltäglich über den Zustand der Erde erreichen und eigentlich recht gut informieren. Wir lesen aber auch daraus, dass wir so gut wie keine Konsequenz aus dem Gehörten ziehen.
Wie schade: Allfälliges Lamento nämlich hilft kaum beim Klimaschutz, nicht beim Umwelt- oder Artenschutz. Das selbstverliebte „einfach weiter so“ lässt uns nur tiefer in den Schlamassel sinken und macht eine Umkehr damit jedesmal schwerer.
Wann also wird uns Menschen klar, dass nur wir selbst es sind, die, was wir uns allen einbrocken, auch selbst auslöffeln müssen?
Hoffentlich noch früh genug.
Gerd Pfitzenmaier
Herausgeber global°
Ablenken und Zeitschinden ist nicht mehr! In Stuttgart müssen jetzt die ersten gut 70.000 Dieselfahrer ausbaden, was ihnen die schummelnden Hersteller ihrer Karossen unterjubelten. Denn die Politiker versäumten, diesem Treiben ein Ende zu bereiten und kungeln lieber mit den Herstellern. Wie die Kaninchen vor der Schlange sitzen sie und missachten weiter bereits seit Jahren rechtskräftige EU-Grenzwerte. Und Hunderttausende Bürger atmen weiter Luft, die über das zulässige Maß mit giftigen und krankmachenden Feinstäuben belastet ist.
Statt jedoch – endlich – zu handeln, lamentiert die CDU und schlägt – wie einst im Mittelalter - den Überbringer einer schlechten Botschaft. Deren Ursache zu bekämpfen wäre nicht nur sinnvoller, sondern ist auch der einzig gangbare Weg aus dem Schlamassel, den die Autobosse uns allen einbrockten. Wehklagen ist ebenso fehl am Platz wie die Angriffe auf die Deutsche Umwelthilfe. Zeit genug zu Handeln hatten sowohl die Autoindustrie wie die Politikerinnen und Politiker. Getan haben beide – nichts.
Und: Auch wir Bürger sind schuld an der Misere. Nur allzugern und allzu oft steigen wir noch immer lieber ins Auto. Auch das sollte jede und jeder überdenken, die jetzt nach dem Ausweg aus der Dieselfall suchen.
Gerd Pfitzenmaier
Herausgeber global°
Bei allem Groll auf RWE: Das muss nicht sein! Ausgerechnet an Heiligabend griffen bislang Unbekannte im Hambacher Forst ein Sicherheitscamp des Energiekonzerns an, beschädigten Fahrzeuge, warfen Molotow-Flaschen, zündeten Barrikaden an.
Nicht (nur) wegen Weihnachten – solche Aktionen müssen nun wirklich nicht sein. Sie verunglimpfen alle Anstrengungen, den Ausstieg aus der Kohle endlich geregelt zu organisieren.
Den jedoch braucht unser Land. Deshalb wären diese Feiertage vermutlich viel besser genutzt, wenn die Kontrahenten nachgedacht hätten, wie sie die – berechtigten – Einzelinteressen überwinden und die Debatte in einen Kompromiss lenken können. Ohne den wird es nämlich nicht gehen. Wir müssen raus aus der Kohle – aber wir müssen den Menschen, die heute noch ihre Zukunft im Abbau und der Verstromung des fossilen Energieträgers sehen, auch eine realistische Perspektive eröffnen. Denn Angst (um Arbeitsplätze und Existenzen) war noch nie eine tragfähige Basis für ein friedliches Miteinander.
Diese Botschaft wollte der Bundespräsident verbreiten, als er in seiner Weihnachtsansprache vor Sprachlosigkeit in der Gesellschaft warnte. Die nämlich verschlimmert alles nur.
Es wäre der falsche Weg.
Gerd Pfitzenmaier
Herausgeber global°
Die CDU hat ein recht merkwürdiges Verständnis von Demokratie: Auf ihrem aktuellen Parteitag beschlossen die Delegierten der „Volkspartei“, der Deutschen Umwelthilfe (DUH) die Gemeinnützigkeit sowie das Verbandsklagerecht streichen zu lassen.
Ihr Zziel ist klar. So wollen sie den Verband mundtot machen, weil der den Dieselskandal, den die Autohersteller mit ihren Betrügereien an Kunden selbst und ohne Not heraufbeschworen, „lösen“.
Das ist nicht nur merkwürdig.
Die Mitglieder einer Partei, die sich demokratisch nennt, prügeln auf jene ein, die sich stellvertretend für viele Bürger, deren Gesundheit ihnen wichtiger ist als die Profitte der Autoindustrie, für Offenheit, für faire Debatten und für Ehrlichkeit einsetzen. Sie bestrafen nicht die Gauner. Sie bekämpfen jene, die einen Skandal ans Licht zerren, um ihn – endlich! - abzustellen. So diffamieren sie mit fadenscheinigern Argumenten die von zahlreichen Gerichten der Republik als rechtens erkannten Klagen gegen die Luftverpestung durch Dieselautos als „PR-Aktion zu Lasten Dritter“.
Niemand muss mit allen Aktionen der DUH immer völlig einverstanden sein. Disput gehört zur Demokratie. Aber anstatt – und zwar endlich! - aktiv jene Maßnahmen umzusetzen, die Gerichte und Experten fordern, schont die CDU (und mit ihr auch die Regierung) weiter die Verursacher der Misere, stellt aber jene an den Pranger, die handeln. Anstatt für saubere Motoren zu sorgen, beschimpfen die verantwortlichen Politiker jene, die unser Recht auf gesundes Leben einklagen. Anstatt jene, die Kunden und uns alle betrogen zur Rechenschaft zu zwingen, wollen sie ihnen sogar noch Umtasuchaktionen bescheren, die zusätzlich ihre Gewinne maximieren.
Das ist – ich betonte es oben - nicht nur merkwürdig: Es ist skandalös!
Die Partei trägt immerhin das „D“ für DEMOKRATISCH in ihrem Namen. Das wird zur Farce. Es ist eindeutig Wählertäuschung und Wahlbetrug an jenen, die auf demokratische Spielregeln vertrauen. Mit diesem Selbstverständnis missachtet die CDU zudem auch den eigenen Anspruch als „Volkspartei“ breite Schichten der Bevölkerung vertreten zu wollen. Die nämlich wollen bestimmt nicht krank werden, nur weil sie atmen.
Gerd Pfitzenmaier
Herausgeber global°
Alles Technik-Können ist schlicht „für die Katz'!“ (sorry, liebe Schmusetiger, dass ich Euch für das Bonmot missbrauche). Was nämlich nützt uns „schlauen“ Menschen unser Wissen, wenn wir jedes Gelingen gleich wieder in den Schmutz treten. Den Effekt dieses Verhaltnes kann wohl kaum jemand deutlicher als die Kolleginnen und Kollegen der ZEIT beschreiben: „Trotz Fortschritten bei Abgasreinigung und effizienteren Antrieben belastet der Autoverkehr die Umwelt immer mehr mit dem Treibhausgas Kohlendioxid.“
Will heißen, wir verschlimmbessern jeglichen Erfolg im Kampf gegen den Klimawandel, indem wir die Einsparung an Treibhausgasen durch ein Mehr an fossilen Verbrennungsrückständen kontern. Fatales Fazit: Nix gewonnen!
Und das Muster ist – leider! - längst bekannt und stets dasselbe: „Rebound-Effekte“ schmälern unsere Anstrengung. Statt mit Energiesparlampen Strom zu sparen, beleuchten wir unser Heim mit noch mehr dieser Leuchtmittel. Stromsparende Hausgeräte verleiten uns dazu, unseren Gerätepark aufzustocken. Und in den ach so sparsamen Limousinen kurven wir gerne öfter als wirklich nötig um die Ecken...
Was also nützt uns alle Intelligenz, wenn uns der (falsche?) Trieb am Ende doch nur zu Dummheit verleitet?
Gerd Pfitzenmaier
Herausgeber global°
Was als Diesel-Skandal begann und inzwischen landauf und -ab Deutschlands Gerichte beschäftigt, Autofahrer ärgert und Pendler in Rage bringt, toppt die Bundesregierung noch. Mit ihrer aktuellen Änderung des Bundesimmissionsschutzgesetzes verkehrt sie es - anstatt endlich als Konsequenz des Herstellerbetrugs auf saubere Motoren zu drängen - ins Gegenteil: Statt "Schaden vom Volk abzuwenden", fügen sie uns Bürgern weiteren hinzu.
Statt saubere und gesunde Luft, setzen die auf Berliner Abgeordneten-Sesseln sitzenden Volks-"Vertreter" auf noch schmutzigere und ungesündere Luft, die wir zu atmen bekommen. Nichts anderes heißt es, wenn sie einfach statt Grenzwerte einzuhalten, diese - ohne wirkliche Not - nach oben korrigieren und so der Industrie weiter erlauben, die Luft mit Stickoxiden oder Rußpartikeln zu verpesten. So gewinnt die GroKo niemals Glaubwürdigkeit und schon gar nicht Vertrauen zurück. Im Gegenteil: Sie schüttet nur weiter Wasser auf die Mühlen der Demokratie-Skeptiker und schadet uns Bürgern damit doppelt. Sie pfeift auf unsere Gesundheit und schwächt zugleich unsere freie Gesellschaft.
So reagieren nur Politikerinnen und Politiker, die ihren Job nicht verstehen. Sie sind keinesfalls gewählt, um Betrüger zu schützen. Sie sollen dafür sorgen, dass die Menschen unbelastet leben. Nicht die Fahrverbote sind das Problem, sondern die Verantwortlichen, denen Profitte wichtiger sind als die Gesundheit ihrer Kunden. Nicht Grenzwerte schränken Mobilität ein, sondern Manager, die zu lange an alte Technilogien glauben anstatt auf bessere Antriebe zu setzen, weil sie mit alter Technik noch weiter verdienen wollen. Nicht Umweltschützer bedrohen den Wirtschaftsstandort zu schwächen, sondern jene, die verschlafen, wie die Konkurrenz (aus dem Ausland) vorprescht.
Das wäre die Aufgabe guter Politik: Ideen zu haben und das Land zu gestalten. Daran fehlt es.
Gerd Pfitzenmaier
Herausgeber global°
Klimawandel lässt Rattenplage explodieren. Vielleicht rüttelt nun wenigstens dieses Horror-Argument die Klimawandel-Leugner wach: In den USA warnen Biologen schon vor einer außerordentlichen Zunahme der Nager-Population in den Städten. Das heißere Klima kommt den Tieren mehr als zugute. Sie können sich noch rascher fortpflanzen als sie dies ohnehin bereits tun.
Das US-Nachrichten-Magazin Newsweek widmet den Ratten seine Aufmerksamkeit. Aus zu vielen Städten des Landes nämlich zählt das Magazin den sprunghaften Anstieg besorgter und panischer Anrufe bei Kammerjägern auf. Die Zahlen kletterten etwa in in Chicago um 61 Prozent, in Boston (67 Prozent), San Francisco (174 Prozent), New York City ( 129 Prozent) und in der Hauptstadt Washington, D.C ebenfalls um 57 Prozent. Die Menschen fürchten die Nager, die sich in Häusern breit machen und sich von ihnen auch nicht mehr verscheuchen lassen.
Wissenschaftler wie Bobby Corrigan von der Cornell University erforschen das Leben und Treiben der wenig geliebten Mitbewohner. Er weiß, dass eine einzige Ratte in nur einem Jahr zwischen 15.000 und 18.000 Nachkommen das Leben schenken kann. Und das sich verändernde Klima begünstigt die Nagetiere zusätzlich, warnt der Biologe vor seinen Schützlingen.
Ist das nicht Grund genug, endlich zu handeln?
Gerd Pfitzenmaier
Herausgeber global°
Albtraum für Ferkel: "Die Koalition verlängert die Ferkelkastration ohne Narkose für zwei weitere Jahre. Dann erst soll diese Praxis vollständig verboten werden", schreibt die F.A.Z. über den Schwenk der Koalitionsparteien. Grünen-Sprecher Friedrich Ostendorff wettert dagegen:
Die Gesetzesänderung ist ein herber Rückschritt für den Tierschutz in der Landwirtschaft. Es ist eine Bankrotterklärung der eigenen Regierungsarbeit, dass Union und SPD die betäubungslose Kastration von Ferkeln weiter erlauben wollen. Seit fünf Jahren gilt nun schon eine Übergangsfrist, in der die Kastration bei vollem Bewusstsein der Tiere trotz Änderung des Tierschutzgesetzes noch gestattet ist. In diesen fünf Jahren hat es das unionsgeführte Landwirtschaftsministerium verschlafen, einen verantwortungsvollen Umstieg weg von diesem tierquälerischen Eingriff zu gestalten. Deshalb stehen die Tierhalterinnen und Tierhalter nun ratlos da.
Der Verlängerung der betäubungslosen Kastration, wie sie von SPD und Union angestrebt wird, fehlt nach juristischer Einschätzung außerdem die verfassungsrechtliche Grundlage. Es zeugt von einem unsäglichen Politikverständnis, wenn Gesetzentwürfe auf den Weg gebracht werden sollen, obwohl von einer Verfassungswidrigkeit ausgegangen werden muss. Wir brauchen eine Abkehr von der industriellen Tierhaltung und bessere Tierschutzgesetze, damit die Tiere in der Landwirtschaft besser geschützt werden.
Friedrich Ostendorff
MdB Bündnis 90/Grüne
Vielleicht hilft das ja: So träge die Menschen bislang auf die Hiobsbotschaften (auch des neuen) IPCC-Berichts zum Klimawandel reagieren, könnte die aktuelle Nachricht vom teurer werdenden BIER jetzt endlich die Wende einläuten.
Plötzlich ist die Veränderung auf dem Planeten nämlich keinesfalls mehr bloß "weit weg" oder "abstrakt". Jetzt trifft sie Bauch und Börse.
Der Studie der Wissenschaftler an der University of California könnte gelingen, was vor Jahren auch Sir Nicolas Stern mit seinem Report an den Weltklimarat gelang, als der britische Ökonom schlicht vorrechnete, mit wieviel Milliarden ein anhaltendes Zögern und Nichtstun die Weltwirtschaft belastet. Seither reagieren wenigstens Unternehmenslenker weltweit. Sie schmieden Pläne, wie sie Umsätze und Renditen vor dem Klimawandel schützen. Einige warten auch nicht länger auf Regierungsbeschlüsse - sie handeln.
Jetzt also der nächste Schritt in die richtige Richtung. Hoffentlich reagieren Verbraucher ähnlich konsequent wie einst die Manager.
Zeit wär's.
Gerd Pfitzenmaier
Chefredakteur global°
Jetzt also auch in der Hauptstadt: Dieselautos müssen draußen bleiben. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) erwirkte vor dem Berliner Verwaltungsgericht (AZ: VG 10 K 207.16 ) ein Fahrverbot für luftverpestende Dieselmotoren. Nach Hamburg, Frankfurt oder Aachen und den bereits rechtskräftigen Urteilen für Diesel-Fahrverbote in München, Stuttgart sowie Düsseldorf wird es damit extrem eng für Dieselautos in Deutschland. Laut DUH könnten solche Verbote für weitere über 100 deutsche Städte drohen.
Richtig so: Schließlich betrogen die Hersteller ihre Kunden. Und (uns) alle ebenfalls, die wir die Luft in den Innenstädten atmen (müssen).
Trotzdem lamentieren jetzt vor allem die Betrüger. Sie stellen damit ein bislang gelebtes wie von allen akzeptiertes Rechtsempfinden einfach auf den Kopf. Nicht die Betrüger sollen zahlen, sondern die vielen betrogenen Autobesitzer.
Autofahren per Gerichtsurteil einfach zu verbieten kann nicht die Lösung des Problems sein. Sie halfen nur, das Problem endlich beim Namen zu nennen. Jetzt freilich könnten beispielsweise die betroffenen Bürgermeister aktiv werden: Alle betroffenen Städte und Gemeinden, deren Bürger bislang von den Autofirmen aus Profitgier gesundheitsschädlichen Abgasen ausgesetzt wurden und zusätzlich all jene, deren Mitbürgern solche Fahrverbote drohen, müssen sich dafür nur (endlich) zusammenschließen. Gemeinam sind sie stark genug. Die Städte sollten - und zwar sofort! - alle Urteile wirklich umsetzen und die Dieselautos aussperren.
Natürlich nicht, um den Bürgern das Fahren zu verleiden. Aber um die Autobosse zur Einsicht in ihr Unrecht zu drängen.
Die Folge einer solch konsequenten Umsetzung der Fahrverbote nämlich wäre sicher ein wahrer Tsunami der Entrüstung. Der würde über München (BMW), Stuttgart (Mercedes), Köln (Ford), Wolfsburg (VW), Rüsselsheim (Opel) und Ingolstadt (Audi) schwappen. Mit großer Wucht. Auch das zu Recht. Diese Empörung wäre vermutlich mächtig genug, die Grundmauern der Glas- und Betonpaläste der Autobauer zu erschüttern. Mal sehen, wie lange die sich dann noch selbstgefällig und völlig uneinsichtig ins eigene Versagen in den Chefsesseln sicher fühlen.
Es weiß inzwischen ja wohl auch der und die Letzte: Nicht die Autofahrer sind Schuld an der Misere. Versagt haben alleine die Autobauer - vor allerm deren Chefs. Auch für sie muss gelten, was für uns alle gilt: Schließlich zahlt, wer in der U-Bahn ohne Ticket kontrolliert wird, doch seine Strafe auch selbst. Die Autoindustrie dagegen kassiert trotz Skandal lieber weiter illegal Milliarden.
Das, liebe Politikerinnen und Politiker, erklärt bitte mal den Wählern.
Gerd Pfitzenmaier
Chefredakteur global°
Der Verkehr ist das Sorgenkind der europäischen Klimapolitik. Während die Treibhausgasemissionen von Industrie, Energiewirtschaft und Privathaushalten gegenüber 1990 gesenkt werden konnten, stiegen sie aufgrund wachsenden Straßenverkehrs im Bereich der Mobilität trotz hoher Emissionseinsparungen durch den Einsatz von Biokraftstoffen an. Die EU hat sich daher zum Ziel gesetzt, im Jahr 2030 vierzehn Prozent erneuerbare Energien im Verkehr zu verwenden. Dies ist nur mit einem Maßnahmenbündel aus zertifiziert nachhaltigen Biokraftstoffen, neuen Antriebstechnologien, mehr Energieeffizienz und intelligenten Verkehrskonzepten erreichbar. Bioethanol ist dabei die einzige im heutigen Tankstellennetz kurzfristig verfügbare und marktreife Lösung zur Senkung von Treibhausgasemissionen der Benzinmotoren.
Vor diesem Hintergrund ist die geplante Zusammensetzung der Expertenkommission der Bundesregierung zur „Zukunft der Mobilität“ (NPM) als Nachfolgekommission der Nationalen Plattform Elektromobilität erstaunlich. Offenbar wird der entscheidende Beitrag der Biokraftstoffe zur CO2-Minderung im Verkehr ignoriert. Dies zeigt der Umstand, dass die Teilnahme des für Energie aus Biomasse zuständigen Bundeslandwirtschaftsministeriums in der beim Bundesverkehrsministerium angesiedelten NPM an keiner Stelle vorgesehen ist. Die bekannt gewordenen Themen der sechs Arbeitsgruppen zeigen außerdem eine voreilige Konzentration auf die Automobil- und Elektroindustrie.
Es muss daran erinnert werden, dass sich die Europäischen Kommission, das Europäische Parlament und auch die Bundesregierung als Teil des EU-Ministerrates erst im Juni 2018 in Brüssel auf eine Neufassung der Erneuerbare-Energien-Richtlinie geeinigt haben, die von 2021 bis 2030 gelten soll. Diese beinhaltet eine Anhebung des Mindestanteils erneuerbarer Energien im Verkehr von 10 Prozent auf 14 Prozent im Jahr 2030. Alternative Kraftstoffe wie beispielsweise Biokraftstoffe aus Anbaubiomasse, Abfall- und Reststoffen sowie Lignozellulose sollen dabei auch in Zukunft neben der Elektromobilität einen wichtigen Beitrag zur Treibhausgasminderung im Verkehr leisten.
Diese sorgfältig ausgehandelte Novelle der Erneuerbare-Energien-Richtlinie sichert die Zukunft europäischer Biokraftstoffe nach 2020 und basiert auf dem amtlich festgestellten Potenzial zur Minderung klimaschädlicher Treibhausgasemissionen.
Allein in Deutschland werden durch den Einsatz zertifiziert nachhaltiger Biokraftstoffe jährlich rund 7,3 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente vermieden. Unser Strom stammt derzeit nur zu 39 Prozent aus erneuerbaren Energiequellen und ist im Übrigen fossilen oder atomaren Ursprungs. Eine nationale Expertenkommission zur Zukunft unserer Mobilität darf sich daher nicht hauptsächlich mit der Elektrifizierung des Verkehrs befassen. Es fahren momentan über 46 Millionen Pkw mit Verbrennungsmotoren auf unseren Straßen. Für diese Fahrzeuge müssen die Experten Lösungen finden und der verstärkte Einsatz von Biokraftstoffen hilft, Emissionen zu reduzieren. Jetzt und in Zukunft.
Norbert Schindler
Vorsitzender des BDBe Bundesverband der deutschen Bioethanolwirtschaft e.V.
Der BDBe hat eine interaktive Karte zu gegenwärtigen Biokraftstoff-Regelungen und Beimischungszielen in 30 europäischen Ländern veröffentlicht: www.bdbe.de/daten/bioethanol-weltweit
Mal positive News von Facebook Der Netz-Gigant kündigte ganz aktuell an, bis Ende 2020 seine Energieversorgung weltweit zu 100 Prozent aus Ökostrom zu sichern. Auch der Treibhausgasausstoß durch den Serverbetrieb der über den Planeten verstreuten Computer soll sich dann um 75 Prozent reduzieren. Das meldet Solarindustrymag jetzt und bezieht sich dabei auf offizielle Statements aus Marc Zuckerbergs Socialmedia-Unternehmen.
Facebook will nach eigenem Bekunden damit ein Beispiel auch für andere Unternehmen, Kommunen und Menschen geben. Prima! "Unsere offene Strategie findet Lösungen für einen nachhaltigen Energiemarkt", zitiert Solarindustrymag aus dem Firmenpapier, "wir machen dies, damit andere mit uns eine Infrastruktur aufbauen, die wirklich 'grüne' Tarife am Energiemarkt ermöglicht."
Viel Erfolg bei diesem ambitionierten Vorhaben, wünscht global°. Solche Vorbilder braucht die Welt.
Gerd Pfitzenmaier
Chefredakteur global°
Donald Trump erklärt den Orbit zum Schlachtfeld. Mit der Unterschrift unter den neuen US-Militäretat kündigt der Rambo im Weißen Haus eine Weltraumarmee als eigenständigen sechsten Arm des US-Militärs an.
Mister Präsident beklatscht seinen neuerlichen Coup. Der soll die Welt auf Erden einschüchtern - Trump macht "America great again".
Als ob die Menschen auf dem Planeten nicht genug Probleme hätten. Der US-Westen brennt lichterloh, Europa stöhnt in der Sommerhitze und die Ernten verdorren. Aus Afrika fliehen die Menschen, weil ihnen im Rest der Welt niemand wirtschaftlich hilft und ihnen etwa faire Handelsbeziehungen einräumt, im Nahen Osten toben Kriege und im fernen China schürt der ungebremste Wirtschaftsboom den Klimawandel wieter an - bald werden 400 Millionen Menschen zwischen Peking und Schanghai nicht mehr dort leben können, weil es auf der Erde tödlich heiß ist.
All das interessiert den "starken Mann" in Washington nicht. Er schafft sich - rücksichtslos - die Welt nach seinem Gusto - es wird nichts nützen: Auch derlei Wichtigtuer (und davon kennt die Welt inzwichen leider viele große und kleinere) können sich den wahren Aufgaben nicht entziehen. Sie müssen sich endlich darum mühen, das Überleben des Planeten zu sichern, anstatt im Weltraum Krieg zu spielen.
Gerd Pfitzenmaier
Chefredakteur global°
Die meisten von uns kaufen einfach viel zu viel - vor allem Kleidung: Pro Kopf und Jahr konsumieren die Deutschen 26 Kilogramm Textilien (Kleider, Hosen, T-shirts, Jacken oder Pullover...). Das ist immerhin dreimal so viel wie im weltweiten Durchschnitt!
Die Warnung vor dem Suchtkauf hat gute Gründe: "Der unbedachte Kauf von T-Shirts, Jacken und Hosen unterstützt oftmals Hungerlöhne, Kinderarbeit, Umweltzerstörung und den Einsatz von Pestiziden."
Das jedoch gilt es zu vermeiden. Auch und gerade, weil wir "jedes fünfte Kleidungsstück" ganz unnötig kaufen. Wir ziehen es nämlich niemals an!
Also machen sie sich vor dem nächsten Shopping-Gang schlau. Der Rat für Nachhaltigkeit und das Projektbüro haben Informationen zum nachhaltigen Textilkauf zusammengestellt. Nachlesen lohnt - sonst hat die Umwelt das Nachsehen.
Gerd Pfitzenmaier
Chefredakteur global°
73 Prozent! So viele US-Bürger sind inzwischen davon überzeugt, dass der Klimawandel unseren Planeten verändert.
Endlich! Trotz Donald Trump und Twitterpolitik scheint sich mehr und mehr auch eine realistische Sicht auf die Welt, die wissenschaft und die Politik in den Köpfen der Menschen durchzusetzen.
Jedoch: ein dickes ABER ist abgebracht. Die Zahlen des National Surveys on Energy and Environment, die jetzt auch das Online-Magazin Grist kommentiert, geben auch Anlass, in den Jubel nur verhalten einzustimmen: Denn lediglich 34 Prozent dieser vom Klimawandel Überzeugten, sehen dessen Ursachen auch bei uns Menschen!
Vom Rest gestehen lediglich 26 Prozent ein, dass die Ursachen der Erderwärmung durch die Verbrennung fossiler Rohstoffe durch menschliche aktivitäten wie unsere Fabriken, die Produktion, unsere (zu vielen) Reisen oder unseren übermäßigen Konsum ausgelöst sei. Noch immer haten 12 Prozent(!) gänzlich an der - widerlegten - Meinung fest, der Treibhauseffekt habe rein natürliche Gründe.
Armes Amerika.
Gerd Pfitzenmaier
hefredakteur global°
Juli und August sind in Deutschland nicht nur die Ernte- und Urlaubsmonate, sondern auch die Zeit der Erdölsubventionen. Denn während die auf deutschen Äckern arbeitenden Landmaschinen von massiven Steuerermäßigungen profitieren, sind die hierzulande abhebenden Flugzeuge sogar komplett von der Steuer befreit.
Wie aus dem Subventionsbereicht der Bundesregierung hervorgeht, zählen die Flugbenzin- und Agrardieselsubventionen mit einem Gesamtumfang von mehr als einer Milliarde Euro pro Jahr jeweils zu den 20 größten Subventionen des Bundes. Statt einer Förderung umweltschädlicher fossiler Energien benötigen wir sinnvolle Unterstützung für die Energiewende im Verkehrs- und Wärmesektor. Denn dort sind die Erneuerbaren noch nicht angekommen.
Wenn die deutschen Bauern in diesen Tagen die Ernte einbringen, geschieht das fast komplett mit fossilen Brennstoffen: Rund 1,6 Millionen Tonnen Dieselkraftstoff verbrauchen Deutschlands Landwirte pro Jahr. Dessen Einsatz schlägt mit 450 Millionen Euro pro Jahr an Steuerausfällen zu Buche. Begründet wird die Subvention des Agrardiesels im Regierungsbericht nicht zuletzt mit dem Ziel einer unabhängigen Versorgung.
Nur erneuerbare Energien jedoch können für wirkliche Unabhängigkeit sorgen. Wegen der falschen Anreize für fossilen Kraftstoff setzen bisher allerdings nur ganz wenige idealistische Landwirte auf nachhaltig erzeugte Biokraftstoffe in ihren Traktoren. Denn deren Einsatz rechnet sich zwar für das Klima, bislang aber aus Kostengründen nicht für den Betrieb.
Dabei ist der Einsatz in zahlreichen, absatzstarken Traktorenmodellen technisch problemlos möglich, wie Freigaben namhafter Hersteller für den klimafreundlichen Kraftstoff vom Acker zeigen. Mit Biokraftstoff aus heimischem Raps könnte die Landwirtschaft ihren Kraftstoffbedarf rechnerisch komplett decken.
Eine Milliarde Euro weniger Einnahmen wegen Agrardiesel und Flugbenzin
Ebenso wie beim Agrardiesel ist derzeit beim Flugbenzin ein Abbau der Subventionen nicht beabsichtigt. Die Flugbenzin-Steuergeschenke erreichen 2018 in Deutschland rund 570 Millionen Euro.
Begründet wird dies ähnlich wie beim Agrardiesel mit befürchteter Konkurrenz durch EU-Nachbarländer.
Dabei sollten sich die EU-Mitgliedstaaten beim Klimaschutz nicht gegenseitig ausbremsen. Denn anders als im Strommarkt, wo die einzelnen EU-Mitgliedstaaten einen zum Teil sehr unterschiedlichen Energiemix haben, gilt es im Verkehrssektor europaweit den Einsatz von Erdöl zurückzudrängen.
Die erneuerbaren Alternativen zum Erdöl im Verkehrssektor sollten daher künftig nicht nur viel stärker, sondern auch gezielter eingesetzt werden. Für Landwirtschaft, Schwerlast- und Flugverkehr bietet sich der Einsatz von nachhaltig produzierten Biokraftstoffen an.
Für die urbane Mobilität und für den Pkw-Verkehr benötigen wir dagegen die Antriebswende mit Elektromobilität aus Batterie und Brennstoffzelle. Immerhin gibt die Bundesregierung in ihrem Klimaschutzplan das Ziel aus, die Treibhausgasemissionen im Verkehrssektor bis 2030 um 40 bis 42 Prozent gegenüber 1990 auf 95 bis 98 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente zu senken. Stattdessen sind die Emissionen zuletzt sogar auf 165 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente gestiegen.
Neben dem Klimaschutz profitiert auch die Handelsbilanz vom Einsatz Erneuerbarer Energien. Das gilt für Industrieländer wie die EU-Mitgliedsstaaten, viel mehr aber noch für Schwellen- und Entwicklungsländer in Asien und Afrika. So erreicht der Anteil der Netto-Brennstoffimporte an den Gesamteinfuhren in Pakistan laut Angaben der Welthandelsorganisation einen Anteil von 20 Prozent.
In Deutschland sind es nur 5 Prozent, was laut WTO immer noch einem Betrag von mehr als 52 Milliarden US-Dollar entspricht.
Die Aufwendungen für diese Importe sollten lieber in Investitionen in die heimische erneuerbare Energieversorgung fließen. Das gilt für Deutschland ebenso wie für Schwellen- und Entwicklungsländer. Der Internationale Währungsfonds (IWF) beziffert die Subventionen für fossile Energien unter Berücksichtigung von Umwelt- und Gesundheitsschäden auf 5,3 Billionen Dollar oder 6,5 Prozent des globalen Bruttoinlandsprodukts. Das zeigt, wie groß die Aufgaben aber auch die Chancen für eine nachhaltige Gesundung der Weltwirtschaft sind.
Philipp Vohrer
Geschäftsführer Agentur für Erneuerbare Energien (AEE)
Ach so schöne neue Zeit: Wer immer noch glaubt, dass Algorithmen schlauer seien als Menschen aus "Fleisch und Blut" - und vor allem mit Hirn! -, den wird endlich und hoffentlich die Indexierung eines Teils der seit Jahrhunderten als Freiheits-Dokument weltweit gefeierten US-Unabhängigkeitserklärung eines Besseren belehren. "Das Gründungsdokument der USA wirkt für den Algorithmus von Facebook offenbar politisch inkorrekt", kommentiert jetzt die Agentur Pressetext: "Das Nachrichtenmagazin Liberty County Vindicator hat im Vorfeld des "Independence Day" Ausschnitte der Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten veröffentlicht. Einer dieser Beiträge ist vom sozialen Netzwerk automatisch entfernt worden."
Wir tech-gläubigen Anhänger der vernetzten Welt setzen jedoch weiter auf diese "schlauen" Rechner. In BAnken entscheiden sie über Kredite, in Personalbüros über Arbeitsplätze oder - neuerdings - in Autos, wohin diese manöverieren.
Ein wenig mehr Vertrauen auf das seit Jahrmillionen stetig weiter entwickelte Gehirn kann solch - hier peinliche, potenziell aber hochgefährliche - Fehlinterpretationen von Bits und Bytes verhindern. Denn das Leben auf Autopilot hat nicht nur strahlende Seiten.
Gerd Pfitzenmaier
Chefredakteur global°
Trumps nächste Untat: Mit seinen Importzöllen killt der US-Präsident die gerade erst und noch allzu zaghaft keimende Begeisterung für E-Bikes im Autoland USA. Der Chef im Weißen Haus zerstört damit eine nachhaltige Verkehrsalternative, noch ehe die sich wirklich als Mainstream durchsetzen kann. Schlimmer: Trump opfert den ökologischen Trend für den - von ihm wohl erhofften - Mehrverkauf von Automobilen und noch mehr - statt weniger - fossilen Brennstoffen.
Klimaschutz - nein danke? Leider doch!
Grundlos zerstört Donald Trump die neue E-Bike-Industrie. Wie Treehugger jetzt schreibt, zerstörten die 25 Prozent Importzölle auf die in China produzierten Fahrräder mit Elektromotoren den Markt auch in den Vereinigten Staaten, weil sich laut Bicycle retail der Aufschlag für die Kunden in den USA um das Dreifache der erhobenen Importsteuer aufsummiere. Heimische Alternativen gibt es aber gar nicht - nahezu alle in den USA verkauften E-Bikes stammen aus ausländischer Produktion. Eine schützenswerte US-Herstellung solcher Produkte gibt es gar nicht.
"Die Lage ist mehr als ernst", kommentiert dies Chef-Lobbyistin Katy Hartnett vom Verband PeopleForBikes. Mit seinem, wie viele Ökonomen meinen "sinnlosen" Handelskrieg nimmt der US-Präsident eine weitere Verschärfung der Klimakrise als Kollateralschaden einfach hin.
Gerd Pfitzenmaier
Chefredakteur global°
Die Kanzlerin hat sich einmal mehr als Verwalterin des Status quo dargestellt. In hübsche Worte hat die Angela Merkel verpackt, dass zu wenig auf dem Tisch liege, um die eigenen Klimaziele und die des Pariser Vertrags zu erreichen.
Sie hat es bei ihrer Rede aktuellen auf dem Petersberger Klimadialog wieder einmal vermieden, konkret zu sagen, was die Bundesregierung tun werde, um die Ziele zu erreichen. Visionen oder konkrete Pläne hat sie keine geliefert. Ihr fehlt damit zunehmend die klimapolitische Glaubwürdigkeit.
Finanzielle Versprechen und ein Ausruhen auf den Erfolgen des Ausbaus der Erneuerbaren Energien reichen nicht mehr aus, um die enormen klimapolitischen Versäumnisse Deutschlands zu verbergen. Die Verschiebung des Kohleausstiegs macht es der Bundesregierung immer unmöglicher, auf internationaler Ebene eine Lanze für den Klimaschutz zu brechen – Deutschland hat seine Vorbildfunktion verloren.
Nur die Länder, die zuhause aus Kohle, Öl und Gas aussteigen, werden als klimapolitische Vorreiter akzeptiert. Der Bundesregierung empfehle ich dringend, die nächsten Monate zu nutzen, um Glaubwürdigkeit zurückzugewinnen und das Ende der Kohleverstromung einzuläuten. Vor der Bundesregierung liegt ein gutes Stück Arbeit.
Hubert Weiger
Vorsitzender des Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND)
Es gibt Leute in der Ökoszene, die haben es sich in ihrer privaten Apokalpyse bequem gemacht. Wehe, man kommt ihnen mit etwas Zuversicht.
Sonntagabend, Kino Moviemento 2, Berlin-Kreuzberg. Das Licht geht an, der Film ist aus. „Guardians oft he Earth“ hat uns vor Augen geführt, wie heikel, ermüdend und erhebend es sein kann, die Welt zu retten. Die Dokumentation des Regisseurs Filip Antoni Malinowski zeigt, wie hinter den Kulissen das Pariser Abkommen zum Klimaschutz zustande kam: Wie Öl- und Kohlestaaten alles bremsten, wie der Konferenzpräsident Laurent Fabius die Fäden zog, wie sich die Inselstaaten völlig überraschend ihr Ziel durchsetzten, den Klimawandel auf 1,5 Grad beschränken zu wollen. Es ist ein optimistischer Film, zumindest teilweise. Der Untertitel: „Als wir entschieden, die Erde zu retten.“
Es folgt: Die Diskussion mit Experten und Publikum. Tenor: Alles Mist. Klimaschutz? „Steht alles nur auf dem Papier“, „in der Realität hat sich nichts getan“, „die Versprechen gebrochen“ und Trump hat sowieso den Stecker gezogen. Die dunkle Wolke der Depression in Kino 2 wird so dicht, dass ich zusehe, wie mein Arm sich zu einer Wortmeldung hebt. Und ich mir erstaunt zuhöre, wie ich vor „typisch deutschem Pessimismus“ warne. Das Abkommen sei ein historischer Erfolg, wenn auch nicht ausreichend, und bei den Investoren in der Realwirtschaft sehr wohl angekommen.
Das Publikum hört das nicht gern. „Wir sind keine Kinder, uns kann man Realismus zumuten“, sagt jemand. Und zischt mir beim Rausgehen zu: „Das war ja mal wieder ganz schwach von der taz“.
Linke und Ökos reden ihre Erfolge gern klein
Tja. Ich hätte auch nicht gedacht, dass ich mal gegenüber einem Öko-Publikum die Kapitalinteressen als Fortschritt preisen würde. Aber ich hätte auch nicht vermutet, wie hartnäckig sich die Kreuzberger Mischung dieses Abends an ihre selbstgeschneiderte Vorstellung der Apokalypse klammert.
Linke und Ökos sind traditionell ganz groß darin, ihre Erfolge kleinzureden. Kein Wunder. Es gibt ja immer was zu meckern. Selbst Etappensiege werden nicht gefeiert, weil die Gesamtrettung der Gesamtwelt noch auf sich warten lässt. Atomausstieg? Zu langsam. Revolution der Erneuerbaren? Da fehlt ein Masterplan. Mülltrennung? Deutsche Spießigkeit. Luft wird sauberer? Diesel stinken immer noch. Badeseen haben gutes Wasser? Trinken kann man es trotzdem nicht.
Wir Journalisten sind kräftig dabei. Immer auf der Suche nach dem Haar in der Suppe. Und es ist schwer, die Balance zwischen Realismus und Pessimismus zu halten. Eine aktuelle Studie in „Nature Energy“ argumentiert etwa, dass das 1,5-Grad-Ziel, das inzwischen als praktisch unmöglich gilt, durchaus machbar wäre: Wenn sich nur in großem Stil hocheffiziente E-Mobile, neue Smartphones und „Teilen statt Herrschen“ bei Autos und Geräten durchsetze. Was machen wir mit so einer Meldung? Ist das nun unrealistischer Optimismus oder sind wir visionslose Pessimisten, die sich dem „Yes, we can!“ verweigern? Hat es schon mal eine Revolution gegeben ohne die Hoffnung auf eine bessere Welt?
Zu Beginn der Öko- und Friedensbewegung hieß es oft: „In diese Welt kann man keine Kinder setzen!“. Schaue ich mich heute um, haben sich viele Umweltbewusste daran nicht gehalten. Ab und zu tut eine leicht rosa getönte Brille offenbar ganz gut.
Man muss es ja nicht so plump machen wie letztens der EU-Klimakommissar Miguel Canete: Bei der Vorstellung der neuen Klimaschutzmaßnahmen im Verkehr sagte er: „Manche werden finden, das Glas ist halb voll, andere werden sagen: halb leer.“ Und er hob sein Wasserglas. Das war höchstens zu 20 Prozent gefüllt.
Bernhard Pötter
Redakteur für Wirtschaft und Umwelt bei der taz
Dieser Artikel wurde zuerst in der "taz-Kolumne: Wir retten die Wlet" veröffentlicht...
Sie wollten sich als Gutmenschen darstellen - das ging prompt schief: Der Lebensmitteldiscounter Rewe bekommt die Breitseite der Tierschutzpartei, weil er in zwei Filialen in Aachen als erster deutscher Supermarkt seit April testweise Insektenburger verkauft. "Unethisch", beklagen die Tierliebhaber. Und unnötig sei dieser Fleischersatz obendrein.
Dabei wollten die Lebensmittelhändler vermutlich bloß belegen, dass sie "verstanden" hätten: Der immer höhere Fleischkonsum ist eine Ursache für das sich aufheizende Klima der Erde. Das sollte nicht so sein. Deshalb versucht Rewe unsere Speisezettel umzuschreiben - statt Kuhfleisch sollen wir künftig lieber Käfer kauen.
"Nein danke", skandiert die Tierschutzpartei in einer Pressemeldung und lanciert sogleich eine Unterschriftensammlung gegen das neue Rewe-Produkt.
Insekten-Burger halten die Tierschützer für den "falschen Weg" ein bekanntes Problem zu lösen. Denn für einen Bratling müssten "1.000 Buffalowürmer, die Larven des Getreideschimmelkäfers, sterben". Auch Käfer jedoch wie deren Larven seien aber Tiere. Sie können, so die Tierschützer, die sich auf wissenschaftliche Studien stützen, "Empfindungen und kognitive Fähigkeiten" haben. "Als Proteinquelle und Fleischersatz sind Insekten nicht erforderlich", sagt Jessica Frank als Generalsekretärin der Tierschutzpartei. Sie versichert, dass pflanzliche Ernährung die beste Wahl für eine nachhaltige, ressourcenschonende und den Welthunger reduzierende Lebensweise sei.
Gerd Pfitzenmaier
global°-Chefredakteur
Donald Trumps nächster Schlag gegen die Klimmaschutzforschung: Still und leise strich der US-Präsident der Weltraumbehörde NASA ein 10 Millionen Dollar-Jahresbudget zur Überwachung von Kohlenstoff- und Methanströme in der Erdatmosphäre mit dem Carbon Monitoring System (CMS)-Programm des NASA. Damit können die Weltraumforscher keine weiteren Daten mehr zum Schutz des Klimas erheben.
Kopf in den Sand: Was ich nicht weiß (oder gar nicht wissen will), stört mich nicht. Die Politik des US-Regierungschefs zum Klimaschutz hat Methode. Erst steigt Trump aus dem Pariser Klimaschutzabkommen aus, jetzt gab ein Sprecher seiner Orbitforscher bekannt, dass das Weiße Haus in Washington das Budget zur Erforschung der Klimakillergase gestrichen habe. Steve Cole bestätigte einen Bericht der Wissenschaftszeitschriuft Science laut einer Meldung von phys.org: Demnach dürfen die Forscher begonnene Programme zwar noch zuende bringen, neue Klimaforschungen werde es aus Geldmangel aber nicht geben. Cole bestätigte der Agentur AFP, dass Donald Trump neben dem CMS auch 4 weitere Forschungsprogramme zum Klimaschutz beendet habe - darunter das Orbiting Carbon Observatory 3 (OCO-3). Für diese Mission im Weltraum zur Fernüberwachung er Erdatmosphäre stehe im US-Haushalt nur noch für 2018 Geld zur Verfügung.
Cole sagt zwar, die Rücvkschläge würden die Forscher der NASA nicht entmutigen. Sie würden weiter Klimaschutz betreiben.
Trumps Macht-Politik mit dem Geldhahn jedoch ist ein trauriges Signal für die Erde.
Gerd Pfitzenmaier
global°-Chefredakteur
Deutschland ist an belgischen Pannen-AKW beteiligt: Wie jetzt bekannt wurde, hat die Bundesregierung über Pensionsfonds ihre Beteiligung an den Risko-Kernkraftwerken um 236 Prozent aufgestockt.
In der Vergangenheit betrug die Bundesbeteiligung 6,4 Millionen €. Jetzt hält der Bund an Tihange zwei und Doel drei 21,5 Mio. €. Dieses Verhalten der Bundesregierung beim Weiterbetrieb des überalterten AKW ist skandalös.
Die Erhöhung der Beteiligung wirft ein schräges Licht auf die erteilte Genehmigung der Lieferung von atomaren Brennstäben an die belgischen Atomkraftwerke durch die Bundesregierung. Diese erfolgte mit einer „merkwürdigen“ Auslegung des Atomgesetztes.
Für uns von der ÖDP in Nordrhein-Westfalen liegt eine Interessenskollisionen zwischen der Bundesregierung als Genehmigungsbehörde und der Bundesregierung als Anteilseigner vor. Hierzu fordert sie die Opposition im Bundestag auf, einen Untersuchungsausschuss einzurichten und diese Angelegenheit aufzuklären.
Auch ist der Verdacht nicht von der Hand zu weisen, dass diese Lieferung von Atombrennstoff an Belgien im Zusammenhang mit den Beziehungen der Bundesregierung zum Hauptanteilseigner des Betreibers dieser Schrottreaktoren steht: der Republik Frankreich. Hier macht Deutschland Europapolitik zu Lasten der Sicherheit der Menschen im Einzugsbereich dieser AKW - das erfordert dringend Aufklärung durch einen Bundestagsuntersuchungsausschuss.
Martin Schauerte
Landesvorsitzender der ÖDP in NRW
Das Urteil des Europäischen Gerichtshofs ist ein Erfolg für den europäischen Naturschutz und hat Präzedenzwirkung. Es sendet ein klares Signal an die Regierungen Europas, europäisches Naturschutzrecht ernst zu nehmen.
Der Schutz des einzigartigen Ökosystems im Bialowieza hat Vorrang vor anderen Interessen erhalten. Doch wie groß die durch die Abholzungen bereits angerichteten Schäden in den Waldgemeinschaften sind, wird sich erst in diesem Frühjahr zeigen, wenn Brutnester leer bleiben, natürliche Rückzugsräume im Wald fehlen und der massiv geschädigte Waldboden an Artenreichtum verliert.
Es hat oberste Priorität, die Aktivitäten im Wald in den kommenden Wochen und Monaten genau zu beobachten und die Einhaltung des Urteils zu Überprüfen. Eine europäische Präzedenzkraft kann das Urteil nur entwickeln, wenn es überprüft und eingehalten wird. Es steht zu befürchten, dass sogar eine Ausweitung der Forstbewirtschaftung in anderen Teilbereichen des Bialowieza noch nicht vom Tisch ist. Wissenschaftler und Naturschützer vor Ort sind auf die Unterstützung ihrer europäischen Partner angewiesen, um den einzigartigen Urwald nachhaltig zu schützen.
Steffie Lemke
Naturschutz-Sprecherin der
Bundestagsfraktion Bündnis 90/Grüne
Wissenschaftler der Universität von Berkeley planen einen „gentechnischen Anschlag“ auf unser Bier! Sie entwicklen gentechnisch veränderte Hefe, die beim Brauen den Hopfen verzichtbar macht.
Für die Ökologisch-Demokratische Partei (ÖDP) Nordrhein-Westfalen ist gentechnisch verändertes Bier ein Unding: „So etwas kommt uns nicht ins Bierglas!“.
Meine Partei lehnt Gentechnik grundsätzlich ab. Sie will natürliche Lebensmittel ohne Genveränderung. Die Manipulation von Genen und die Freisetzung von genveränderten Organismen stellt überall ein nicht zu verantwortendes Risiko dar. Die vielfältigen Risiken für Imker, biologisch und konventionell wirtschaftende Landwirte sowie für Wildpflanzen und Wildtiere sind besonders hoch.
Festhalten am Reinheitsgebot
Die ÖDP geht davon aus, dass kein Biertrinker (in Nordrhein-Westfalen und auch anderswo) solch ein „Genbier“ haben will. Wir sehen im „Deutschen Reinheitsgebot“ von 4. März 1918, das auf eine Vorschrift von 1516 zurückgeht, eine bewährte Regelung zur Lebens-mittelsicherheit und "wollen auch sonderlichen, das füran allenthalben in unnsern Steten, Märckten und auf dem Lannde, zu kainem Pier merer Stückh, dann allain Gersten, Hopffen unnd Wasser, genommen und gepraucht sollen werden“. So steht es in der im April 1516 für das Herzogtum Bayern erlassenen Landesordnung - das reicht aus und ist auch gut so. Die ÖDP in NRW will, dass auch nach über 500 Jahren der Grundsatz des Deutschen Reinheitsgebots erhalten bleibt.
Martin Schauerte
Landesvorsitzender ÖDP in NRW
Vor zwei Jahren startete die Konzerntochter Innogy für RWE in die „Zukunft“.Innogy war befreit von der damaligen Atommüll-Last RWEs – das zog Anleger*innen an. Und: Innogy machte auf Erneuerbare Energien – das zog Verbraucher*innen an. Zumindest die, die sich von der Ökostrom-Politur des Engergie-Lieferanten täuschen ließen. Denn der vermeintlich nachhaltige Innogy-Strom besteht nur zu drei Prozent aus eigenen Solar- und Windkraftanlagen; den Hauptanteil im Energiemix belegt „grün eingefärbter“ Atom- und Kohlestrom – den wiederum produziert RWE.
Jetzt trennt sich RWE von Innogy und verbrüdert sich gleichzeitig mit Eon.
Als es 2016 um die Höhe der Ablösesumme ging, die die Atomkonzerne in den Atommüllfonds zahlen sollten, drohte RWE mit Insolvenz. Auf diese Weise sorgte der Konzern dafür, dass der Staat die Atomindustrie viel zu billig – zumal endgültig – aus der Verantwortung für die strahlenden Abfälle entließ. Und siehe da: Bereits ein Jahr später steht RWE plötzlich wieder gut im Saft. Der Konzern braucht nun auch Innogy nicht mehr als Hintertür aus der Atommüll-Kostenfalle – das finanzielle Risiko trägt jetzt die Bevölkerung.
Gemeinsam mit Eon will RWE Innogy auflösen – die Konzerne teilen das Geschäft unter sich auf. RWE übernimmt die Stromproduktion beider Unternehmen und Eon erhält den Bereich Netze und Endkunden. Die Energieriesen beenden ihre Rivalität, um so ihre Machtposition zu sichern. Sie wollen verhindern, dass sich auf dem Strommarkt dezentrale Strukturen durchsetzen. Denn diese würden kleinere, echte Ökostrom-Produzenten begünstigen und somit die Energiewende vorantreiben. Doch ein schnelles Ende des Atom- und Kohle-Zeitalters liegt nicht im Interesse der Großkonzerne.
Angela Wolff
Die Idee verschiedener Bundesminister, den ÖPNV in Städten künftig kostenlos anzubieten, klingt vordergründig echt passabel: Er käme - was Politiker angesichts der zurzeit vollen Kassen gerne versprechen - vielen zugute.
Bei genauem Betrachten jedoch ist sie aber wohl doch bloß ein wenig durchdachter PR-Gag.
Wenn selbst der Chef im Verband der kommunaler Unternehmen (VKU) und im Mainzer Rathaus abwinkt ("Kostenloser Nahverkehr ist eine visionäre Vorstellung"), muss uns das zu denken geben. Als Panikreaktion auf die wegen des allzu langen Nicht-Handelns nun bald zu erwartenden EU-Strafen für die zu dicke Luft in deutschen Städten, mag die vollmundige Minister-Ankündigung noch durchgehen. Das - wiewohl drängende, weil die Gesundheit vieler Menschen gefährdende - Problem löst sie freilich mitnichten. Die Idee lenkt vielmehr nur ab von den Versäumnissen der Vergangenheit. Und: vor allem der haarsträubenden Profitgier der Automobilbosse, die ihren eigenen, ohnehin prall gefüllten Geldbeutel weit über unser aller Wohl stellen.
Die Milliarden, die der Plan für Fahrzeuge und Infrasstruktur verschlingen würde, könnte der Staat viel sinnvoller verwenden: für den Ausbau der Strecken auch in ländliche Räume, für emisionsarme Busse und Bahnen oder für engere Fahrtakte. Das macht den ÖPNV attraktiver und das Umsteigen vom eigenen Auto interessant.
Mehr Nah- und öffentlicher Verkehr ist durchaus die richtige Antwort auf die Mobilitätskrise. Aber bitte mit durchdachten Konzepten statt plakativen Scheinlösungen.
Gerd Pfitzenmaier
global°-Chefredakteur
Die Verbraucher Initiative begrüßt den aktuell verkündeten Vorstoß des Discouters Lidl, die Haltungsbedingungen für Geflügel-, Schweine- und Rindfleisch seiner Eigenmarken zu kennzeichnen. Das gibt Verbrauchern die Möglichkeit, sich beim Einkauf bewusst für tierfreundlichere Haltungsformen zu entscheiden. Wir gehen als Verbraucherschützer davon aus, dass diese Transparenz die Landwirte motiviert, den Weg Richtung tiergerechte Haltung konsequent weiter zu gehen.
Lidl zeigt damit als erster Lebensmitteleinzelhändler, dass es auch für konventionelle Produkte möglich ist, Verbrauchern auf einen Blick zu vermitteln, in welchen Haltungssystemen die Tiere gemästet wurden. Diese Offenheit erwarten Verbraucher auch von anderen Händlern. Auch Verarbeiter und Großverbraucher sollten diesen Vorstoß als wegweisend begreifen.
Für die Glaubwürdigkeit der Kennzeichnung wird es nun darauf ankommen, dass die Auslobungen durch verlässliche Kriterien unterlegt sind sowie gut kontrolliert und im Lichte der Erfahrungen weiterentwickelt werden.
Georg Abel
Bundesgeschäftsführer Verbraucher Initiative e. V.
Das alljährliche Weltwirtschaftsforum in Davos hat den Klimawandel schon länger auf die Agenda - allerdings ohne nennenswerte Ergebnisse. Die Hamburger Stiftung World Future Council schlägt daher nun vor, anstatt eines "Bank-Bailout" - wie vor zehn Jahren bei der Bankenkrise - nun einen "Klima-Bailout" zu implementieren.
Als 2008 die Bankenkrise das globale Finanzsystem an den Rand des Abgrundes brachte, wurde der totale Absturz von den Zentralbanken verhindert. Zehn Jahre später kommt das World Economic Forum zurzeit in seiner neusten globalen Risikoanalyse (Global Risks Report 2018) zu dem Ergebnis, dass von den Folgen des Klimawandels sehr ähnliche systemische Bedrohungen für die Welt ausgehen. Genau wie es vor zehn Jahren zum Mandat der Zentralbanken gehörte mit einem Bank-Bailout die Welt vor dem Kollaps zu bewahren, gehört es heute zu ihrem Mandat die Welt durch einen "Klima-Bailout" vor den Folgen einer irreversiblen Klimakatastrophe zu schützen. Denn die Zentralbanken sind die einzigen Institutionen, die die ökonomischen Fähigkeiten haben den gewaltigen Transformationsprozess unserer Energiesystem zu ermöglichen, der notwendig ist, um die im Pariser Klimavertrag vereinbarten Ziele noch zu erreichen."
Dr. Matthias Kroll
Chefökonom des World Future Council
Das Europäische Parlament hat sich festgelegt – und will großen Konzernen künftig gestatten, ökologisch hochwertigen Strom etwa aus Wind- oder Solaranlagen zu beziehen, ohne dass sie die Kosten für dessen Produktion tragen müssen. Einen entsprechenden Richtlinien-Entwurf hat das Straßburger Plenum jetzt verabschiedet. Ein Bärendienst für die Energiewende in Europa und in Deutschland!
Worum geht es genau? Kern des Problems ist die vorgeschlagene Neuregelung für die genannten Herkunftsnachweise. Die sind quasi „Geburtsurkunden“ für jede produzierte Megawattstunde Ökostrom. Diese Nachweise sollen nach dem Willen des Parlaments künftig nicht mehr – wie bislang – ausschließlich für ungeförderten Strom ausgestellt werden. Auch geförderter Erneuerbaren-Strom, dessen Produktion etwa über das EEG eine Vergütung erhält, soll künftig dieses Ursprungs-Zertifikat erhalten.
Bislang galt bei den Herkunftsnachweisen der Grundsatz: Die besondere Ökostrom-Qualität, die man gegenüber den Stromkunden ausweist, muss man auch bezahlen – eben durch den Kauf eines Herkunftsnachweises. Mit diesem im Sinne des Verbraucherschutzes so wichtigen Prinzips hat das EU-Parlament nun gebrochen – und ermöglicht damit Großkonzernen, aber auch konventionellen Stromanbietern Greenwashing im großen Stil.
Denn Europas Strommarkt würde mit Herkunftsnachweisen überflutet werden, was die Preise für Herkunftsnachweise verfallen lassen würde: Allein hierzulande produzieren die über das EEG geförderten Erneuerbaren-Anlagen rund 200 Terawattstunden Strom pro Jahr – fast doppelt so viel wie alle privaten Haushalte in Deutschland verbrauchen.
Großkonzerne wie Amazon, Google und Co. dürfen also – quasi zum Nulltarif – künftig so tun, als bezögen sie Ökostrom aus Wind- oder Solarparks – obwohl nicht sie, sondern weiterhin die Verbraucher per EEG-Umlage die Kosten für die erneuerbaren Energie bezahlen.
Wenn in Zukunft für sämtliche EEG-Anlagen Herkunftsnachweise ausgestellt würden, schliddern wir also in eine absurde Situation: Alle kriegen scheinbar Ökostrom, und konventionelle Kohlekraftwerke laufen munter weiter.
Damit gerät aber ein wichtiges Standbein der Energiewende in Gefahr: Denn wenn künftig hinter dem Gütesiegel „Ökostrom“ keine zusätzliche Anstrengung zum Gelingen der Energiewende mehr steht, sondern bloß eine statistische Umverteilung zu Lasten der Umlagezahler, dann wird sauberer Strom an sich unglaubwürdig.
Zum Glück haben auch EU-Kommission und die Regierungen der Mitgliedsländer ein Wörtchen mitzureden, ehe die neue Stromkennzeichnung im Rahmen der Erneuerbaren-Richtlinie rechtskräftig wird. Der Parlamentsbeschluss ist noch nicht rechtskräftig, sondern muss mit Kommission und Rat abgestimmt werden, ehe er im Rahmen der neuen EU-Erneuerbaren-Richtlinie ab 2021 Gültigkeit erlangt. Deshalb jetzt klarer Auftrag an die deutsche Bundesregierung, dieses Täuschungsmanöver zu Lasten der ganz normalen Zahler der EEG-Umlage zu stoppen!
Marcel Keiffenheim
Leiter Politik und Kommunikation bei Greenpeace Energy
Eine Grippewelle droht. Das Bundesministerium für Gesundheit empfiehlt: 70 Prozent der Deutschen sollen getötet werden! Klingt absurd?
Ist es auch. Ebenso absurd ist jedoch die Forderung des Deutschen Bauernverbands (DBV). Dieser fordert, dass, aufgrund der angeblich drohenden Afrikanischen Schweinepest (ASP), 70 Prozent der deutschen Schwarzwildbestände getötet werden sollen. Besonders absurd wird das Ganze, wenn man weiß, dass bisher kein einziger gemeldeter Fall in Deutschland vorkam.
Die Fakten: Unter Experten gilt die Jagd zur Regulierung von Wildtierbeständen, allen voran die Schwarzwildbejagung, ohnehin als sehr umstrittene Maßnahme, da bereits in der Vergangenheit festgestellt wurde, dass sich eine hohe Bejagung kontraproduktiv auswirkt. Jahrzehntelang wurden Leitbachen geschossen und damit ganze Familienverbände zersprengt. Dies hatte, nachdem sich aus einem festen Familienverband aufgrund der Zersprengung viele neue Familienverbände (Rotten) bildeten, zur Folge, dass die Anzahl der Wildschweine explosionsartig in die Höhe schnellte und schon seit den 1980er-Jahren, zu einem unvorhersehbaren Faktor wurde.
Natürlich spielen auch das energiereiche Nahrungsangebot (Mais) in unserer Kulturlandschaft und die mittlerweile milden Winter eine Rolle.
Den Startschuss, hin zu einer völlig unkontrollierbaren Population und den damit verbundenen Problemen, gaben jedoch die Jäger selbst. Sozusagen ein hausgemachtes Problem, wie auch Deutschlands erfolgreichste Jägerzeitschrift, Wild und Hund, bereits 2008 titelte und das Thema im vergangenen Jahr erneut aufgriff.
Das Argument, dass mit dieser Art der Bejagung das Hausschwein in den Mastanlagen geschützt werde, klingt zwar im ersten Moment plausibel. Bei näherer Betrachtung stellt man jedoch schnell fest, dass die suggerierte Bedrohung aufgrund der strengen Hygiene- und Tierhaltungsverordnung, auszuschließen und ein Kontakt zwischen Haus- und Wildschwein nicht möglich ist.
Vielmehr verläuft der Übertragungsweg von infiziertem Import-Fleisch über weggeworfene Lebensmittel
Nun möchte man also den „Schwarzkitteln“ mit völlig unverhältnismäßigen Methoden und Mitteln, an die Borsten. Das bedeutet, dass etwa der Muttertierschutz aufgehoben, die Bejagung mit künstlichen Lichtquellen und Nachtsichtgeräten erlaubt und generell der Abschuss - unabhängig von Alter, Größe, und Geschlecht - eingeführt werden soll. Selbst eine Diskussion über eine Abschaffung, oder zumindest einer gravierenden Verkürzung der Schonzeit und auch die Verlängerung der Drückjagdsaison, ist aktuell entfacht.
Diese Forderungen sind absolut untragbar, weil die Jagdausübung Multiplikator zur Verbreitung der Afrikanischen Schweinepest ist. Dr. Norbert Rehm, der Leiter des Referates Tiergesundheit und Tierseuchenbekämpfung im Bayrischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz, sagt: „Das größte Übertragungsrisiko ist der Mensch!“ Indes könnte zumindest in peripheren Randgebieten und im Umkreis von 5 Kilometer rund um Mastanlagen, die Möglichkeit einer Impfung von Wildscheinen durch Impfköder zur präventiven Reproduktionsreduzierung angedacht werden.
Die Afrikanische Schweinepest ist für den Menschen ungefährlich. Dennoch stellt der Import von Lebensmitteln ein enormes Risiko zur Verbreitung des Virus dar. Daher fordert die Tierschutzpartei einen sofortigen Importstopp von Fleisch- und Wurstwaren aus den bereits betroffenen Ländern und ebenso ein Verbot der Einfuhr von Futtermitteln, welche tierische Bestandteile enthalten.
Patricia Kopietz
Geschäftsführerin Tierschutzpartei
Die Idee, eine EU-weite Steuer auf Plastik einzuführen, weist in die richtige Richtung und passt in die Debatte um die EU-Plastikstrategie. Eine Lösung für den gesamten EU-Binnenmarkt wäre wesentlich effektiver als es nationalstaatliche Maßnahmen sein könnten. Durch die Steuer können wir unseren ausufernden Plastikverbrauch in der EU von derzeit rund 50 Millionen Tonnen senken. Bisher zahlt die Kunststoffindustrie für die stoffliche Nutzung von Erdöl keine Energiesteuer. Ein ökologischer Erfolg kann eine solche Steuer aber nur werden, wenn es keine oder ermäßigte Steuersätze auf recyceltes Plastik gibt, das in Produkten verarbeitet wird. So wird das Recycling auch wirtschaftlich attraktiver, da Produzenten stärker nach günstigeren recycelten Kunststoffen nachfragen. Hersteller könnten dann endlich darüber nachdenken, wie ein ökologisches – weil recyclingfreundliches Design – aussehen muss. Für die Verbraucher führt das zudem zu weniger Kosten, wenn finanzielle Anreize für eine effizientere Kunststoffverwendung gesetzt werden. So mancher Produzent würde sicher darüber nachdenken, ob übergroße Umverpackungen dann noch wirtschaftlich Sinn ergeben. Unabhängig davon bleibt für den NABU völlig klar, dass der gesamte EU-Haushalt generell auf Nachhaltigkeit ausgerichtet werden muss, wobei die kleinen, aber überaus erfolgreichen LIFE-Programme für den Umwelt- und Naturschutz nicht nur erhalten, sondern sogar ausgebaut werden müssen.
Leif Miller
NABU-Bundesgeschäftsführer
Realitätssinn ist gut in der Politik - keine Frage: Mit der Aufgabe des deutschen Klimaschutzziels 2020 (40 Prozent weniger CO2-Ausstoß gegenüber 1990), über die einige Medien aktuell aus den Berliner Regierungssondierungen erfahren haben wollen, jedoch setzen die Großkoalitionäre in spe just das falsche Zeichen. Und ein fatales obendrein!
Damit zeigen sie, dass sie die Zukunft eben nicht im Blick haben - genau das aber muss Politik leisten.
Den Bürgern glauben machen zu wollen, das Eingeständnis des eigenen Versagens (immerhin hatte die Vorgänger-GroKo das Ziel beschlossen) sei ein Zeichen von Aufrichtigkeit, das können Merkel, Schulz & Co auch mit noch so viel verbaler Kosmetik nicht glauben. Der Schritt vertuscht und erklärt uns Bürger für dumm. Die Politiker scheiterten - alle und gemeinsam: an ihrer Mutlosikkeit, und Ideenlosikkeit, weil sie verzagten und allzu große Rücksicht nehmen auf ihre vermeintliche Klientel - Autofahrer, Bauern und (Teile der) Industrie. Wichtiger und richtiger als der klammheimliche Verzicht auf konsequenten Klimaschutz wäre jetzt vielmehr ein Durchstarten und ein entschlossenes Anpacken der - selbstgesetzten - Aufgaben. Das raten den Politikern auch viele Klimaexperten. Die stimmen nich immer zu, dass "das Ziel trotz allen Versäumnissen noch immer erreichbar" sei. Sie fordrrn aber, "jetzt zu handeln". Genau das aber scheuen die aktuell für die deutsche Politik Verantwortlichen. Kohlemeiler vom Netz zu nehmen und ein Umsteuern in der Mobilitätspolitik, um die Luft sauberer zu machen, ist ihnen zu unpopulär. Sie spielen lieber auf Zeit.
Das ist Vogel-Strauß-Politik: Sie stecken den Kopf in den Sand und scheinen zu hoffen, dass entweder andere (aber wer?) die ungeliebten Entscheidungren trifft, oder sich dasKlima vielleicht doch noch anders retten lässt.
Diese Hoffnung aber trügt.
Gerd Pfitzenmaier
global°-Chefredakteur
Ein Beitrag zur Aufklärung - Feiertage sind Höhepunkte des Verkaufs von Konsumgütern, Spielsachen und Leckereien aller Art. Wünsche und Bedürfnisse der Kunden und Kinder wollen erfüllt werden. Zugleich bildet der Verkauf und Absatz die letzte Phase des Kapitalkreislaufes für die Unternehmen. Er ist quasi die Ernte des vorgestreckten Kapitals und der verbrauchten Arbeitszeit. Die Unternehmer und Aktienbesitzer wollen den Zielabschnitt reichlich und gewinnbringend ausfallen lassen.
Mit der Unterstützung von Psychologen bereiten sich Marketingexperten auf Verkaufshöhepunkte gründlich vor. Es gilt Ansatzpunkte für Einkaufswünsche der potentiellen Kunden zu erkennen, wie auch die Höhe der möglichen Preisforderungen auszuloten. Erfahrungen aus vorangegangen Verkaufshöhepunkten erleichtern Erkenntnisse, welche Methode den Umsatz erhöht und wo die Moralgrenzen der Werbung verlaufen. Verkaufsstrategien sind immer Akte der Manipulation der Preise und der Produkte. Der Kostendeckungspunkt in der Preisbildung (Break-Even-Point) wird bewusst überschritten, einmal um das eigene Betriebsrisiko zu verringern, vor allem aber, um den Gewinntrieb der Kapitaleigener gemäß der Kapitalverwertungslogik zu befriedigen. Das belegen Skandale der Autobranche, der Zuckerindustrie, die ihren Umsatz im Blick haben. Der Lego-Konzern nutzt seine Monopolstellung für Wucherpreise, wie auch die Kosmetikbranche, die hier einen Tummelplatz für Höchstpreise sieht. Dass Moralgrenze mit der Höhe der erzielbaren Gewinnmarge zusammenhängt, hat schon der bärtige Wirtschaftsanalytiker Marx im 19. Jahrhundert analysiert. Die Wirklichkeit hat ihn vielfach bestätigt.
Alle Facetten der Manipulation sind kaum zu überschauen. In den Produkten steckt oftmals nicht alles drin, was in den Katalogen oder auf der Verpackung versprochen wird. Die Kauflust wird mit der Verführungskraft des Wortes angereizt. Bioprodukte stehen am Rand von Betrugsabsichten. Fair ist keine Vokabel der Wirtschaft, die auf jeder Stufe die Kosten bei Strafe ihres Ruins abdecken muss. Fair ist der Kunde, der bereit ist die höheren Preise zu zahlen. Verführerische Fotos und hypnotische Werbeworte ziehen die potentiellen Kunden an. In der Wein- und Lebensmittelbranche hat das Wort „schönen“ einen historischen Platz. Auffällig ist, dass bei Gesundheitsprodukten oder bei erklärungsbedürftigen Konsumgüter häufig Akademiker und Experten den Kauf empfehlen oder für unbedenklich einstufen.
Die suggestive Macht der Werbung mit ihren multiplen Möglichkeiten und ihrem finanziellen Potential steht an vorderer Stellen der Manipulationskraft. Eine jeweilige Monopolstellung kommt unmittelbar danach. Die Abhängigkeit der Kunden vom Kauf bietet Handlungsräume zur Preiserhöhung.
Einschränkende Gesetzesregelungen werden vom unseligen Lobbyismus in den Parlamenten, den Kartellbehörden auf Sparflamme gehalten. Der Kunde hat mit den Warenprüfbehörden eine Stütze, deren Stärke jedoch eingeschränkt ist.
Bei der Urteilsbildung über die bedenklichen Zustände sollte nicht vergessen werden, dass die Wirtschaft originär von der Gesellschaft den Auftrag hat, die Bedürfnisse ihrer Mitglieder zu decken, nicht den Auftrag Geld anzuhäufen oder Unsinniges zu produzieren, was Naturressourcen und Energie verbraucht. Schließlich erlauben die Moralnormen nicht alles, was nicht verboten ist.
Eine Renaissance der humanistischen Werte ist lange überfällig. Ein notwendiger Schritt ist die Aufklärung über die wirtschaftlichen Zusammenhänge.
Günter Buhlke
Dipl. Volkswirtschaftler
Der Originalartikel kann hier auf der Seite unseres Partners besucht werden...
Schon wieder: Jetzt überführt ein neuer Report von Wissenschaftlern des Center for International Environmental Law (CIEL) auch die Plastikindustrie, uns alle jahrelang belogen und betrogen zu haben - ganz ähnlich wie ehedem die Zigarettenhersteller, die eine Gesundheitsgefahr durch Rauchen verneinten und dafür Studien verschwinden ließen oder wie die Ölgiganten, die vom Klimawandel seit Jahrzehnten wussten, ihn aber beharrlich vernein(t)en. CIEL-Juristen belegen jetzt auch, dass die <linkhttp://www.ciel.org/news/plastics-industry-knew/>Kunststoffhersteller seit den 1950er-Jahren wussten, dass Plastikpartikel die Erde vermüllen. Spätestens seit den frühen 1970er-Jahren war ihnen bekannt, dass sich Kunststoffe in den Weltmeeren anreichern und zur Gefahr werden - für Fische oder Muscheln - und Menschen, die sie verzehren! Darüber berichtet jetzt Treehugger.
Immer dasselbe: Leugnen und die Verantwortung für eigenes Handeln auf andere schieben. Das Muster ist von allen Umweltsünden bekannt. Wir sollten das aber keinesfalls aus Ausrede akzeptieren. Die Verantwortlichen (oder ihre Nachfolger und Mitwisser) müssen vielmehr zur Rechenschaftgezwungen werden - und zwar jetzt!
Gerd Pfitzenmaier
global°-Chefredakteur
Rückschlag nicht nur beim Klima-, sondern auch im Naturschutz: US-Präsident Trump beschneidet mit seinem Federstrich im White House zwei Naturreservate im Bundesstaat Utah drastisch - und öffnet, so vermuten nicht nur Natur-, Arten- und Heimatschützer, die Gebiete für die Öl- und Rohstoffausbeuter sowie deren Bagger und Bohhrer.
Es ist in der langen Reihe der durch Donald Trump bisher bereits gekappten Errungenschaften, der nächste Skandal.
Nicht nur, dass der US-Staatschef damit über 5.000 Quadratkilometer der schönsten Landstriche der USA grundlos opfert. Er missachtet in seiner bekannt rüpelhaften Attitüde neben dem Naturschutz auch die Rechte der Ureinwohner des Landes. Den Navajo gelten diese Regionen als heilig. Donald Trump schert das wenig. Er handelt wie ehedem die ersten Siedler - ohne Respekt und Rücksicht. Die Umweltorganisation Earthjustice nennt Trumps Vorgehen schlicht einen "Machtmissbrauch" - sie hat recht damit. Da bleibt nur zu hoffen, dass auch dieses Mal erneut Richter die Dekrete des Präsidenten stoppen - zumindest vorerst. Und dass der Widerstand im Land weiter wächst. Auf dass auch ein US-Präsident wahrnimmt, dass er nicht auf Dauer als absoluter Herrscher über alle Interessen regieren darf sondern dass auch er an die demokratischen Grundsätze seiner US-Verfassung gebunden ist.
Gerd Pfitzenmaier
global°-Chefredakteur
Der Streit um das Pestizid Glyphosat war lang und zäh , die EU-Politiker uneins. Jetzt siegte die Brüsseler Kommission im Streit um die weitere Verwendung des Ackergifts: Sie genehmigte das Pestizid für weitere 5 Jahre auf unseren Feldern und damit Ernten.
Die Kritiker reagieren prompt. Einen "Rückschlag für den Insektenschutz", werfen etwa die Verbraucherschützer in Bremen den EU-Bürokraten in Brüssel vor. Für Anton Hofreiter von den Grünen ist die Entscheidung ein "ein Schlag ins Gesicht der 1,3 Millionen Europäerinnen und Europäer", die sich für ein Verbot des Gifts aussprachen.
Wer ist verantwortlich? Mit dem "Jein" trägt Deutschland zur Verlängerung des Giftcocktails auf den Äckern zumindest eine Mitschuld. Denn CSU-Agrarlobbyist Schmidt überging seine SPD-Kollegin bei der Abstimmung in Brüssel glatt und stimmte mit "Ja". Gegen alle Argumente von Medizinern und Umweltschützern setzte die CDU (und ihr CSU-Agrarministerium) stets auf das Ackergift. Die SPD (noch mit dem Umweltministerium) ist strikt dagegen - das Ergebnis dieser uneinigen Groko, in der anscheinend das Recht des Stärkeren regiert, bedeutet beim denkbar knappen EU-Entscheid, dass die Nahrungsmittel nochmals 5 Jahre mit Glyphosat besprüht werden dürfen.
Keine schöne Botschaft für eine intakte Natur.
Auch keine gute Vorahnung für eine Neuauflage der Regierung.
Gerd Pfitzenmaier
global°-Chefredakteur
Im Ökostrommarkt muss es ehrlicher zugehen und zwar auf mehreren Ebenen. Die Anzahl der Ökostromtarife mit Gütesiegel sinkt. Und die Anzahl der Ökostromtarife mit einem strengen Ökosiegel wie Grüner Strom Label oder ok power Label stagniert seit Jahren auf einem geringen Niveau von im Schnitt etwa 13 Prozent. Am Ende nimmt so die Qualität im Ökostrommarkt ab.
Schließlich geben Gütesiegel Vertrauen, weil die Einhaltung ihrer Kriterien in der Regel durch externe Stellen geprüft wird. Das ist einmal wichtiger, wenn man weiß, dass Ökostrom kein geschützter Begriff ist.
Betrachtet man außerdem die größten CO2-Quellen, kommt es im Energiemarkt stark darauf an, welche Kraftwerke ein Verbraucher mit seinem Energiebezug direkt und indirekt unterstützt. Mit indirekt meine ich, ob hinter dem einzelnen Ökostromtarif ein ehrlich grüner Energieversorger steckt oder einer, der auch mit Atom- und/oder Kohlekraftwerken verbunden ist.
Neben reinen Produktkriterien müssen daher in den Siegeln auch mehr Unternehmenskriterien eine Rolle spielen. Da gibt es noch Ausbaupotenzial. Dass die Bedeutung von Siegeln derzeit abnimmt, ist im Ökostrommarkt zum Teil leider hausgemacht. Es gibt zu viele Gütesiegel, die ein Verbraucher kaum unterscheiden kann. Und, die Siegel werden nicht prominent genug unterstützt. Energieversorger werben zu wenig mit ihnen, erklären sie schlecht und Vergleichsportale erschweren eher noch den Vergleich von Ökostromtarifen nach Siegeln.
Florian Henle
Mitgründer und Geschäftsführer
des Ökoenergieversorgers Polarstern
Klima-Schlingerkurs der USA:Donald Trumps sture Anti-Klimaschutz-Haltung scheint zu bröckeln. Zumindest sein Landwirtschaftsminister George Ervin Perdue schert aus der Riege der Klimaschutz-Leugner aus. Beim Treffen der G7-Minister im italienischen Bergamo unterschrieb er jetzt eine Erklärung, "nach der der Klimawandel eine Bedrohung für die Welternährung darstellt". Das berichtet das Portal klimaretter.info.
Ob das ein "Ausrutscher" war, wird sich kommenden Monat bei der Bonner UN-Klimaschutzkonferenz zeigen. Auch dorthin kommen US-Diplomaten. Wie weit sie die Verhandlungen im Trump'schen Sinn "stören" bleibt abzuwarten.
Ein Hoffnungsschimmer ist Perdues Einsicht in die Weltlage dennoch. Sie zeigt, dass auch enge Mitarbeiter des US-Präsidenten - wie jüngst Außenminister Tillersen, der Ex-Exxon-Chef im Streit um Nordkoreas Atombedrohung - nicht immer auf Trump-Linie sind.
Jetzt ist die Frage, wieviel Rückgrat sie besitzen?
Gerd Pfitzenmaier
Chefredakteur global°
Atomstrahlung über Europa: Irgendwie bleibt - trotz offizieller Entwarnung - ein mulmiges Gefühl. Auch wenn die gemessenen Ruthenium-106-Werte "100.000 mal kleiner" waren, als jene, ab der Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung notwendig seien. Das jedenfalls schreibt Zeit-Online untere Berufung auf das Bundesumweltministerium. Dessen Experten im Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) hatten seit Ende september die Radioaktivität über dem Kontinent erfasst und nun berechnet, dass deren Quelle mit hoher Wahrscheinlichkeit im südlichen Ural liegt. Eine Bestätigung aus Moskau gibt es noch nicht.
Genau dieses Mauern erinnert an Tschernobyl 1986.
Bleibt also nur Spekulation. Ein Unfall in einem Atomkraftwerk könne, das schreibt Spiegerl-Online "als Ursache ausgeschlossen werden, da ausschließlich Ruthenium-106 nachgewiesen wurde".
Bleiben Fragen. Und Unsicherheit. Offenheit sieht anders aus. Eine transparente Kommunikation über den Vorgang, bei dem das stahlende Material freigesetzt worden ist, würde viele Menschen beruhigen. Die Bundesregierung erwartet laut Medienberichten, "dass sowohl verantwortliche russische Stellen als auch die internationale Atomenergiebehörde IAEA schnellstmöglich zur Aufklärung beitragen". Im Moment eher ein frommer Wunsch.
Gerd Pfitzenmaier
Chefredakteur global°
Der Ölstaat Texas, der Klimaschutz blockiert, säuft ab. Klammheimliche Freude? Desaster schaden vor allem den Armen. Bei uns und weltweit.
Was genau ist eigentlich Ironie?“, fragte meine Tochter letztens, als sie über ihren Deutsch-Hausarbeiten saß. „Und was ist Zynismus?“ Ich kam ins Schwitzen. Heute würde ich sagen: Ironie ist, wenn ein Sturm durch den Klimawandel so heftig wird, dass er die Welthauptstadt der Ölbarone und Gasgangster lahm legt. Wenn der US-Staat absäuft, der seit Jahrzehnten den Klimaschutz verhindert.
Und Zynismus ist es, wenn man sich darüber freut.
Ich gebe es zu: Ein kleiner Teufel im schwärzesten Bereich meiner Seele flüstert: „Endlich trifft es mal die Richtigen!“ Ich erinnere mich an meine letzte Recherche in Texas, an hilflose Klimawissenschaftler, verzweifelte Umweltschützer und vor allem an arrogante, stinkreiche und ignorante Ölgötzen in Washington und Houston. Klimawandel? Gibt's nicht, ist schlecht fürs Geschäft. Wer danach fragt, hat sie nicht mehr alle.
Der linke US-Ökonom Jeffrey Sachs fordert, der Gouverneur von Texas solle zurücktreten, die texanischen Politiker in Washington müssten sich bei den Amerikanern und der Welt entschuldigen. Erst bekämpften sie die Wissenschaft, „und dann kommen sie und betteln um Hilfe“.
Wenn stinkreiche Ölgötzen Umweltschutz verhindern
Allerdings: Wenn man die Bilder aus Houston sieht, dann betteln andere Menschen um Hilfe. Es sind zum größten Teil die Armen, die unter dem Sturm „Harvey“ am meisten leiden. Bibbernde schwarze Kinder in Schlauchbooten, Familien ohne Versicherung für ihre zerstörten Häuser. Es ist das Fußvolk der Ölbohrer, denen das Wasser bis zum Hals steht. Es sind nicht die Bosse, Manager, Banker, Experten und Lobbyisten, denen alles davonschwimmt. Die haben Rücklagen, Versicherungen, die werden sich an der Hilfe aus Washington gesundstoßen, wie es immer bei Katastrophen passiert. Und die werden über ihre Investments noch davon profitieren, dass der Benzinpreis steigt, weil die Raffinerien dicht sind.
Die Bilder erinnern uns daran, dass der Klimawandel eine Macht- und Klassenfrage ist. Um es mal ganz grob zu vereinfachen: Wer national und global betrachtet reich ist, der verursacht das Problem und schützt sich auch noch gegen die Konsequenzen. Wer arm und ohnmächtig ist, verliert sein Eigentum, seinen Job (als Farmer oder Ölarbeiter) und manchmal sein Leben.
Wer Gerechtigkeit will oder auch nur effizienten Klimaschutz, der muss dafür sorgen, dass die Täter nicht weiter geschützt werden und die Opfer nicht immer wieder draufzahlen. Also, nein: Harvey trifft nicht die Richtigen, sondern liefert höchstens den Opfern einen Anlass, sich zu wehren. Wenn sie denn mal wieder an etwas anderes denken können als eine sichere Unterkunft und eine warme Mahlzeit.
„Ironie heißt, etwas zu sagen und das Gegenteil zu meinen“, habe ich versucht, meiner Tochter zu erklären. Aber die Lügen der Öllobby und ihrer Politiker sind nicht ironisch, sondern zynisch, weil sie Aufklärung und eine Änderung der Zustände verhindern. Genauso zynisch wie unsere Öffentlichkeit, die die Toten und die Schäden von Houston auf die Titelseiten hebt – und als Kurzmeldung abhandelt, wenn bei ebensolchen Regenstürmen in Indien, Pakistan, Bangladesch, Sierra Leone, Nigeria, Niger, Kamerun und Sudan ganze Landstriche untergehen und tausende Menschen sterben. Der Sturm beutelt die Falschen. Aber auch unser Blick auf das Problem ist ein Problem.
Bernhard Pötter
Redakteur für Wirtschaft und Umwelt bei der taz
Dieser Artikel wurde zuerst in der "taz" veröffentlicht...
Sicherheit in Atomanlagen? Mit Sicherheit nicht!Die Horrormeldung kam ganz zufällig ans Licht. Ein 40jähriger Angestellter der Jülicher Entsorgungsgesellschaft für Nuklearanlagen (JEN) manipulierte über Jahre Unterlagen und schleuste so Mitarbeiter ohne ausreichende Sicherheitübersprüfung in Atomanlagen in Deutschland ein. Das berichtet jetzt die Aachener Zeitung. In mindestens 13 Fällen arbeiteten so Personen - ohne ausreichende Überprüfung und Erlaubnis - in nuklearen Sicherheitszonen.
Das darf doch wohl nicht wahr sein", twittert dazu User Takitom - zurecht.
Ein Fall mit Konsequenzen. Nicht nur der Staatsanwalt ermittelt. "Die Jülicher Fälle stellen das komplette Sicherheitskonzept für Nuklearanlagen infrage", kommentiert die Zeitung - auch zurecht.
Wenn noch nicht einmal in solch hochsensiblen Bereichen eine Sicherheitsprüfung ohne Pannen abläuft, wie sollen die Menschen dann Vertrauen in den Betrieb von AKW haben?
Gerd Pfitzenmaier
global°-Chefredakteur
Rachel Carsonbekommt 45 Jahre nach der Veröffentlichung ihres Buches "Silent Spring" (Der Stummer Frühling) - leider! - doch noch recht. Auf deutschen Äckern droht den allerletzten Feldvögeln nun doch der Artentod. Pestizide und industrielle Landbewirtschaftung vernichten ihre Brutplätze und ihr Futter, belegt eine jetzt im Auftrag der Grünen-Bundestagsfraktion erstellte Studie von Wissenschaftlern des Forschungsinstituts für Ökosystemanalyse und -bewertung e.V..
Zu viel Gülle im Boden, Pestizide auf den Pflanzen und die fortschreitende großflächige Versiegelung der Landschaft dezimieren unsere heimischen Vogelartren. Zahlen spiegeln die Dramatik der Situation: mehr als 50 Prozent schwand der Kiebitz, Rebhüher gar um über 80 Prozent. "Von 20 typischen Feldvogelarten ist die Hälfte gefährdet, stark gefährdet oder vom Aussterben bedroht", ziehen die Auftraggeber das traurige Fazit der Bestandsaufnahme.
Wer geglaubt hat, der Aufschrei von Umweltschützern vor vier Jahrzehnten habe die Lage verbessert, den straft die Studie Lügen. Menschliche Gier und Rücksichtlosigkeit gegen alles, was sich für unsere allein auf Ökonomie fixierte Gesellschaft nicht unmittelbar in steigende Renditen ummünzen lässt, sind der Antrieb für solch hemmungslose Vernichtung wertvollen Lebens. Unsere Lektion, dass uns am Ende alles Geld der Welt weder glücklich noch satt machen wird, hat die Menschheit noch immer nicht gelernt - wann endlich werden wir schlau?
Gerd Pfitzenmaier
global°-Chefredakteur
Zusatz-Argument für Erneuerbare:Eine im Fachorgan Nature Energy vorgestellte aktuelle Studie rechnet für die USA aus, wieviele vorzeitige Todesfälle der Umstieg von fossiler auf erneuerbare Energiequellen wie Wind- und Solar-Power den Amerikanern ersparte. Die Wissenschaftler am Lawrence Berkeley National Laboratory taxierten die Zahl allein in der zeit von 2007 bis 2015 auf 12.700 weniger Tote.
Erneuerbare retten Leben!
Und nicht nur das: Zudem errechnet die Studie, eine Einsparung von 220 Milliarden Dollar allein in den USA, weil durch die Energiewende in Unternehmen weniger Krankheitstage der Mitarbeiter ausfielen oder sich weniger Arzt- und Medikamentenkosten im Gesundheitsetat aufsummieren.
Ein prächtiger Erfolg - auch jenseits aller Klimaschutz-Argumente!
Gerd Pfitzenmaier
global°-Chefredakteur
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) warnt vor dem Kauf von Euro 6 Diesel-Pkw wie sie aktuell durch einige Hersteller mit Umweltprämien für den Fall der Abmeldung oder Verschrottung von alten Diesel-Pkw angeboten werden. Bezogen auf die Stickoxid-Emissionen sind nämlich selbst Euro 3 Diesel im Durchschnitt sauberer als die bis September 2016 verkauften Euro 5 Diesel.
Unsere aktuellen Abgasmessungen zeigen bei nicht wenigen Euro 6 Diesel die höchsten je von der DUH gemessenen Werte des Diesel-Abgasgiftes NOx. Einen kürzlich untersuchten Audi A8 mit der Abgasnorm Euro 6, hat Die DUH untersuchte gerade erst einen Audi A8 in ihrem Emissions-Kontroll-Instituts (EKI). Ergebnis: Unsere Wissenschaftler maßen knapp 2.000 mg NOx/km unter realen Bedingungen - das Fahrzeug hatte damit 24-mal höhere Stickoxid-Werte auf der Straße als bei der Laborprüfung erlaubt. Andere gemessene Euro 6 Diesel unterschiedlichster Hersteller überschritten die NOx-Grenzwerte von Euro 1 bis 4 Altfahrzeugen erheblich.
Fazit: Solange die Automobilindustrie Dieselfahrzeuge verkauft, die auf der Straße schmutziger sind als im Testlabor erlaubt, werden wir im Rahmen unserer Gerichtsverfahren für diese Pkw Fahrverbote durchsetzen und auf Aufhebung der Typzulassung klagen.
Unser Rat an Verbraucher, die derzeit einen Neuwagen erwerben wollen: Wählen Sie ausschließlich effiziente Fahrzeuge mit Erdgas-, Elektro-, oder Benzinhybridantrieb aus.
Es ist ein schlechter Witz, dass Autokonzerne und Politik nun zum undifferenzierten Kauf von Diesel-Neuwagen aufrufen. Wie weit haben sich die Regierungspolitiker von ihren Wählern entfernt, dass sie kaum zwei Jahre nach Aufdeckung des Dieselgates Werbeaktionen für schmutzige Euro 6 begrüßen? Spätestens mit dem Stuttgarter Richterspruch müsste der Bundesregierung klar geworden sein, dass Placebo-Lösungen die Luft nicht sauber machen und die von uns gerichtlich durchgesetzten Diesel-Fahrverbote das einzig wirksame Mittel sind, die Industrie zu verpflichten, ab sofort nur noch saubere Neufahrzeuge zu verkaufen und alle knapp neun Millionen Euro 5 und 6 Bestandsdiesel mit Harnstoff-Katalysatoren technisch so nachzurüsten, dass sie im realen Betrieb auf der Straße die Euro 6 Abgaswerte einhalten.
Nur so werden die beim Fahrzeugkauf von den Herstellern betrogenen Diesel-Autobesitzer keinen Wertverlust erleiden, ihre Mobilität erhalten und die Luft in unseren Städten kann wieder unbesorgt eingeatmet werden.
Jürgen Resch
DUH-Bundesgeschäftsführer
Aus den Augen - aus dem Sinn: Mit dieser weltweiten Müllexport-Praxis ist jetzt - endlich - Schluss. China stoppt die Einfuhr von Abfall. Begründung: der Schutz der Umwelt und der Gesundheit der Menschen in Fernost sei den Behörden wichtiger als Geld, das sie für die Müllentsorgung erhalten. So schreibt die Regierung in einem Brief an die Welthandelorganisation WTO, über den die taz berichtet.
Richtig so!
Allzu lange haben wir es uns in den Industrienationen seit Jahrzehnten allzu bequem eingerichtet. Die Containerschiffe, die uns Waren aus chinesischen Fabriken liefern, füllten wir für die Rückfahrt mit allem, was uns lästig ist. Wir kutschieren Schrott um die Welt nach Afrika oder eben China um ihn achtlos abzukippen. Unser Motto: verschifft und vergessen.
Für China schien die lukrativ, weil Elektroschrott viel wertvolle Metalle wie Gold enthält. Es ist aber auch höchst gefährlich: Weil das Recycling vor Ort oft ohne Schutz für die Arbeiter und die Umwelt geschieht.
Das muss aufhören. Umweltschützer und arbeitsrechtler fordern es schon lange. Nun aber müssen viele Unternehmen umdenken. Wenn ab dem kommendem Jahr Schluss sein soll mit dem Mülltransfer müssen wir in Europa, Japan oder USA selbst sehen, wie wir die Abfallberge abtragen, die unser Konsum auftürmt.
Fangt also mal lieber rasch an, nachzudenken.
Gerd Pfitzenmaier
Chefredakteur global°
Reden und Handeln klaffen wieder einmal weit auseinander: Deutsche Poltik soll die wirtschaft "dekarbonisieren". In Wirklichkeit subventioniert sie jedoch massiv fossile Energieträger.
Eine neue Grenpeace-Studie sagt: "Jeder für die dreckigen Energien verschleuderte Euro ist eine Investition in die weitere Klimazerstörung." Die Bundesregierung gibt dafür sogar 46 Milliarden Euro aus - pro Jahr! Größte Einzel-Subventionen sind - laut Greenpeace - unter anderem die Diesel-Subventionierung (8 Mrd. Euro), die Steuerbefreiung für Flugbenzin (7,5 Mrd. Euro), die Entfernungspauschale (5,1 Mrd. Euro), die Mehrwertsteuerbefreiung für internationale Flüge (4,4 Mrd. Euro) und das Dienstwagen-Privileg (3,1 Mrd. Euro).
Das zeigt deutlich: Worte und Taten passen (noch) nicht überein. Wer das klimaschädliche Verbrennen von Kohle, Öl und Gas derart teuer fördert, betrügt die Menschen, die auf eine klimafreundliche und gesündere Zukunft hoffen. "Diese Politik verteuert die Energiewende und wälzt einen großen Teil der Folgekosten fossiler Energien auf die Gesellschaft ab", schreibt auch Franz Alt auf seiner Sonnenseite. Er hat recht.
Wir sagen: Nachhaltigkeit geht anders.
Gerd Pfitzenmaier
Chefredakteur global°
Ich bin doch etwas fassungslos: Die Ergebnisse aus dem Abgas-Untersuchungsausschuss sind ernüchternd - 13 Sachverständige haben 57 Zeugen vernommen und die Mehrheit der Ausschussmitglieder aus der Großen Koalition kommt im 700 Seiten langen Bericht zum Ergebnis: Niemand hat etwas gewusst, keiner ist schuld – und nichts soll geändert werden.
CDU/CSU und SPD leugnen sogar jegliche gesundheitsschädlichen Folgen der Stickoxide. Die hohe Stickstoffdioxid-Belastung in unseren Städten fordert nachweislich mehr als 10.000 Todesopfer jährlich allein in Deutschland. Darunter vor allem Kinder, ältere Menschen, gesundheitlich angeschlagene sowie sozial Benachteiligte, die an vielbefahrenen Straßen leben. Diese Folgen zu leugnen, ist einfach unglaublich. Die Politik muss endlich Verantwortung übernehmen: Wir haben ein Recht auf saubere Luft.
Wir kämpfen für Transparenz und unabhängige Kontrolle. Umweltministerin Hendricks und Verkehrsminister Dobrindt sind sich einig: Die Genehmigung neuer Kraftfahrzeuge oder die Kontrolle der Abgas- und CO2-Emissionen bestehender Kraftfahrzeuge muss nicht angepasst werden. Klappt doch alles prima!
Mehr noch: Dobrindt kündigt an, dass zukünftig ein zu 100 Prozent von der Automobilindustrie finanzierter Verein die Abgas- und Spritverbrauchsmessungen machen soll. Diese Fernsteuerung unserer Regierung und Behörden können wir nicht akzeptieren! Nach den Erfahrungen der letzten Jahre ist offensichtlich, dass nur unabhängige Messungen und vollständige Transparenz ein weiteres Kungeln zwischen Herstellern und Politik verhindern können. Wir brauchen nach dem Vorbild der amerikanischen Umweltbehörde EPA eine von der Industrie unabhängige Kontrollbehörde.
Solange wir diese nicht haben, müssen wir als DUH mit unserem Emissions-Kontroll-Institut durch reale Straßenmessungen den derzeit stattfindenden Betrug aufdecken. Jede Fahrzeugmessung kostet uns mehrere tausend Euro – Geld das eigentlich der Staat zahlen sollte. Der zahlt aber lieber mit unser aller Gesundheit.
Anstatt endlich Verantwortung zu übernehmen, wollen uns die Politiker mit einer Placebo-Maßnahmen abspeisen. Nicht mit uns!
Denn mit dem Rauchen kann man aufhören - mit dem Atmen nicht.
Jürgen Resch
Bundesgeschäftsführer Deutsche Umwelthilfe
Sexy Atom-Werkerinnen gesucht: Die Betreiberfirma CEZ Group des tschechischen AKW in Temelin scheint von der Attraktivität ihrer Arbeitsplätze im immer wieder in den Schlagzeilen stehenden Kernkraftwerks wenig überzeugt zu sein. Wie sonst erklärt sie ihre aktuelle Werbe-Kampagne, mit der sie Praktikantinnen für Jobs im Atomkraftwerk begeistern möchte - mit allerdings zweifelhaften Argumenten.
Die Damen - so die Bedingung der tschechischen Chauvinisten - sollten vor dem Meiler posieren - im möglichst knappen Outfit. Computerbild kommetierte süffisant: "Temelin sucht den Atombusen" und die Passauer Neue Presse beschrieb den Ablauf des Contests so: "Auf der Facebook-Seite des Konzerns konnten Nutzer ihr 'Like' einer von zehn spärlich bekleideten Abiturientinnen geben." Die Siegerin des Wettbewerbs durfte am Ende - so der Plan der Atomfetischicten - 10 Tage lang im Kernkraftwerk den Arbeitsalltag schnuppern.
Dass sie ihrer Zunft damit einen Bärendienst erwiesen, scheint die Atomlobbyisten überrascht zu haben. Nach heftigen Verbal-Protesten - Frauenrechtlerin Petra Havlikova kommentierte: "Zieh dich aus und du bekommst ein Praktikum – das kann doch nicht ernst gemeint sein, das ist degradierend, widerlich und primitiv" - ist die allzu platte Werbeseite nicht mehr erreichbar. Die unsensiblen Atombetreiber schossen über das Ziel hinaus und mussten beschämt kleinbei geben.
Gerd Pfitzenmaier
global°-Chefredakteur
"Fernseher, Kühlschränke, Geschirrspüler: Eine europaweite Studie zeigt, dass die Energiewerte im Normalbetrieb oft drastisch von den Angaben der Hersteller abweichen - um 30 Prozent und mehr." Das schrieb die Süddeutsche Zeitung. Folgen der Abgasaffäre bei Autos, jetzt also Manipulationen bei Hausgeräten? Dazu sagt Daniel von Gaertner, Mitgründer und COO von Fresh Energy: „Sollte es sich bewahrheiten, dass bei elektrischen Haushaltsgeräte, insbesondere aber im Bereich der weißen Ware, so wie schon zuvor bei der Abgasmessung, es unzureichende und oftmals veraltete Testverfahren sowie Möglichkeiten der Manipulierung durch digitale Gerätekomponenten gibt, könnte die Skepsis der Verbraucher im Bereich Energiezertifikate noch weiter wachsen. Souveränität über die tatsächlichen eigenen Energiekosten können die Verbraucher nur gewinnen, wenn diese selbst eine Verbrauchsmessung im Haushalt durchführen. Heutzutage gibt es neue, verbraucherfreundliche Möglichkeiten der Stromverbrauchsmessung im Haushalt. So kann man frühzeitig einzelne Stromfresser identifizieren, bevor sie langfristig zu buche schlagen.“
Daniel von Gaertner
Mitgründer und COO Fresh Energy
Starkes Zeichen für den Klimaschutz: 1.219 US-Gouverneure, Bürgermeister, Universitäts-Direktoren oder Unternehmenschefs unterschrieben jetzt eine Erklärung, die sich gegen Präsident Donald Trumps Ausstieg aus dem Pariser Abkommen wendet. Ihre klare Botschaft: "Wir kämpfen weiter für den Klimaschutz."
Ein US-Präsident war selten so allein mit seinen einsamen Entscheidungen, mit denen er die Welt nach seinem Gusto wandeln will. Dies demonstrieren die Unterzeichner der "We are still in"-Erklärung. Dazu zählen 125 Städte (wie New York oder Los Angeles), 9 Bundestaaten (wie Oregon), 902 Unternehmen, die - wie Apple, eBay, Gap, Google, Intel, Microsoft oder Nike zusammen immerhin eine Marktmacht mit 1,4 Billionen Dollar Jahresgewinn erwirtschaften, oder 183 staatliche wie private Hochschulen.
Zusammenvertreten diese Unterzeichner immerhin 120 Millionen US-Amerikaner! Hut ab: Trump ist eben doch nicht "America".
Sie alle bieten dem mächtigdstren Mann der Erde die Stirn. Sie alle wollen weiter das Klima schützen, obwohl ihr Präsident die Zeichen der Zeit leugnet und mit seiner "Kopf in den Sand"-Politik glaubt, so könne er Amerika wieder zum Vorbild der Welt machen.
Da liegt Trump aber eindeutig falsch.
Und selbst, wenn einige der Unterzeichner selbst eher den Marketing-Nutzen ihrer Unterschrift im Sinn haben mögen: Sie handeln korrekt. Bestärken wir sie in ihrem Tun und wünschen wir ihnen Kraft und weiter den Mut auf diesem Weg.
Gerd Pfitzenmaier
global°-Chefredakteur
Donald Trump redet - erneut - mit gespaltener Zunge: : Beim G7-Gipfel auf Sizilien wollte der US-Präsident das Pariser Klimaabkommen von 2015 noch nicht beerdigen. Er überlege sich seine Entscheidung noch, ließ der White-House-Chief per Tweet offiziell verlautbaren. Frankreichs neuem Staatschef Macron gar hatte er noch gesagt, er müsse das Verbleiben im Pariser Vertrag gegen heftigen Widerstand in den USA erst durchboxen.
Das war schlicht wieder gelogen.
Donald Trump hatte seinen Entschluss längst gefasst. Der US-Präsident will raus aus der Klimaschutzvereinbarung. Er zieht zuhause in Washington bereits die Reissleine. Trump lässt schon prüfen, wie er dies der Weltgemeinschaft "verkaufen" kann. Das belegen Gespräche mit seinen engsten Mitarbeitern und Vertrauten in der US-Administration, die jetzt das Capitol-Insiderportal The Hill veröffentlicht. Demnach soll Trump neben anderen Personen auch den neuen Chef der Umweltbehörde EPA, Scott Pruitt, in seine Ausstiegspläne bereits eingeweiht haben. Denkt der Präsident doch tatsächlich, was er twittert: "Klimaschutz sei bloß eine Erfindung der Chinesen, die damit die US-Industrie schwächen wollen..."
Zum Glück scheinen nach dem Treffen in Taormina wenigstens die anderen Regierungschefs allmählich zu merken, mit wem sie da am Tisch saßen.
Gerd Pfitzenmaier
global°-Chefredakteur
Obama 2.0 - der Ex-Präsident schlüpft in (s)eine neue Rolle : Bei ser "Seed & Chips"-Konferenz in Mailand über die Rolle der Landwirtschaft und Ernährung beim weltweit fortschreitenden Klimawandel hielt Barak Obama eine Rede zu Innovationen in der Lebensmitteltechnologie. Er präsentierte sich dabei als Freund und Förderer nachhaltiger Agrarmethoden. Obama prangerte an, Unterernährung und Klimawandel zählten zu den Ursachen der massiven Flüchtlingswelle.
Das gelte es endlich auf die Tagesordnung zu setzen.
Befreit von der Bürde seines Amts, legt der Ex-Chef im Weißen Haus damit den Finger in die Wunde. Allzu lange, das beklagt nicht nur die US-Newsplattform Tripple Pundit, wurde die Rolle der Bauern aus Rücksicht auf Wählerstimmen weltweit "unter den Teppich gekehrt".
Kann Obamas Weckruf das ändern?
Auf jeden Fall markiert Obamas Mailänder Rede den möglichen Beginn einer offenen Debatte über ein wichtiges und dringendes Thema.
Führen wir also endlich auch diese Debatte!
Gerd Pfitzenmaier
global°-Chefredakteur
Hoffentlich hilft es: Ein geschätzter und bekannter der Altvorderen der US-Republkikaner liest dem neuen US-Präsidenten öffentlich die Leviten. Ex-Außen-, Arbeits- sowie Finanzminister George Schultz rät Donald Trump in einem Statement dringend dazu, den Pariser Klimavertrag einzuhalten – alles andere so der unter Nixon und Reagan aktive US-Politiker schade der strategisch wichtigen Stellung der amerikanischen Wirtschaft im Weltgefüge.
Schultz' Meinungsbeitrag in der New York Times, den er gemeinsam mit Ted Halstead, dem Chef des Climate Leadership Council schrieb, lässt keinen Zweifel daran, dass es für ihn vor allem wirtschaftliche Notwenigkeit ist, das von allen Staaten außer Syrien und Nicaragua unterschriebene Klimaschutzabkommen von Paris einzuhalten. Es sei besser, weiter am Verhandlungstisch zu sitzen als sich schnollend abseits zu drücken, rät der Politikkenner seinem Präsidenten. Die US-Wirtschaft könne mit Cleantech-Produkten gut verdienen und im Land Arbeitsplätze schaffen oder sichern. Ein Ausscheren aus den gemeinsamen weltweiten Klimaschutzbemühungen dagegen zerstöre Amerikas Glaubwürdigkeit und Verlässlichkeit in der Welt. Das aber schade den ökonomischen Interessen des Landes.
Klare Worte.
Unternehmer Trump müsste sie eigentlich verstehen.
Oder?
Gerd Pfitzenmaier
global°-Chefredakteur
CNN: George Shultz talks solving climate change
Profit setzt jeglicher Ethik heftig zu: Der neue Rüstungsdeal der größten deutschen Waffenschmiede Rheinmetall, über den jetzt die ZEIT berichtet, zeigt das Politik-Dilemma mehr als deutlich. Formal korrekt umgeht das Unternehmern schlicht, jedoch gezielt alle rechtlich bindenden Gesetzesvorgaben und poliert mit dem Verkauf todbringener Waffen und Munition in Krisengebiete munter die eigene Bilanz. Die Börsianer freuen sich.
Die Nachricht passt ins Bild. Nahezu alle Staaten werfen ihre Friedenspolitik der zurückliegenden Jahre gerade auf den Müllhaufen der Geschichte. Überall klettern die Rüstungsausgaben auf Rekordhöhen: weltweit summieren sie sich inzwischen auf ein Volumen von rund 1,572 Billionen Euro.
Wieder dienen Spannungen und Meinungsdifferenzen unter Politikern und zwischen Nationen bereits als hinreichendes Motiv für dieses Wettrüsten. Das – so hoffte die Menschheit – sei seit den 1990ern passé. Statt Dialog zählen aber erneut Aus- und Abgrenzung zum Mittel der Wahl in einer Politik, die zum konstruktiven Dialog anscheinend nicht (mehr) fähig ist. Dem folgt mit einer überwunden geglaubten Logik die Abschreckung und sogar unverhohlenes Drohen (Trump) – gegen Andersdenkende und Andersgläubige, gegen Immigranten oder Flüchtlinge.
Das ist fatal. Es kann tödlich enden. Das macht unseren ohnehin durch den Kimawandel arg gestressten Planeten zu einer nur noch unsichereren Heimat.
Aufgabe von Politik und der Politiker(!) ist es, genau dies abzuwenden. Dazu müssen sie Farbe bekennen und Rückgrat zeigen. Sie müssen sich als Vorbilder beweisen – auch und gerade, wenn Unternehmen und deren Manager mit Todschlagargumenten (Arbeitsplätze, Handelsbilanz) Gespräche abwürgen und den Profit jeder Ethik vorziehen. Die Politik kann – sie muss! – eingreifen. Sonst verliert sie die Glaubwürdigkeit und verspielt die Berechtigung für uns (Wähler) zu sprechen. Sonst überlässt sie Populisten das Wort. Sie trägt jedoch die Verantwortung für ein Land, dem Chaos droht.
Das will niemand.
Gerd Pfitzenmaier
global°-Chefredakteur
Geht doch: Zumindest unter den jungen Mitgliedern der US-Republikaner scheint ein Umdenken möglich. Sie geben den Planeten nicht verloren. Eine aktuelle Umfrage unter 21 Studenten-Clubs an US-Universitäten markiert einen deutlichen Generationenkonflikt beim Thema Klimaschutz. Etwa die Hälfte der Befragten votierte dabei dafür, dass die Aufheizung der Erdatmosphäre doch eindeutig von Menschen verursacht und damit auch von ihnen zu stopppen sei.
Ihrem Parteifreund Donald Trump wird das klare Bekenntnis in den Ohren klingeln.
Noch im Oktober 2016 hatte eine Befragung des Pew Research-Instituts ein wenig hoffnungsfrohes Bild der Lage gezeichnet. Darin hatten gerade einmal 15 Prozent der Republikaner der auffassung zugeneigt, der Klimawandel sei ein menschliches Problem. Jetzt hoffen Klimaschützer – nicht nur in den USA -, dass zutrifft was laut Grist Magazine eine Studenten-Aktivistin des Republican Club am Davidson College in North Carolina sagt: „Wenn wir erst einmal das Sagen haben, werden wir den Klimawandel sehr viel ernster nehmen als die heute Handelnden.“
Ihnen und uns bleibt da nur zu wünschen: Löst das Generation-Gap bald.
Gerd Pfitzenmaier
global°-Chefredakteur
Der US -amerikanische Präsident Donald Trump steht wie kein anderer vor ihm für die Vergangenheit. Er kämpft für die Energiepolitik von Gestern, oder besser: er kämpft für die Energiepolitik von vor 25 Jahren. Alles, was damals gut schien, will er möglichst lang konservieren: Kohle, Atom und Öl. Zukunft findet für ihn nicht statt. Kein Wunder, dass er jede seriöse wissenschaftliche Prognose verweigert und den Klimavertrag aufkündigen will. Seine ersten Amtshandlungen waren somit, einen Skeptiker des Klimawandels als Chef der Umweltbehörde zu berufen und einen ehemaligen Ölkonzernlenker zum Außenminister, der zwar den Klimawandel anerkennt, aber ebenfalls für die Interessen der fossilen Energieindustrie steht. Nun will Trump per Dekret die Klimapolitik seines Vorgängers aufheben. Für den internationalen Klimaschutz brechen schlechte Jahre an. Auch wenn Trump das Pariser Klimaabkommen nicht ohne weiteres verlassen kann und die Energiewende auch in Amerika vorangeht – die Stärkung des fossilen Kapitals durch den US-Präsidenten verschärft den Kampf zwischen alter und neuer Energiewelt.
Was man nicht zu wissen scheint: Der Wettlauf um die beste Umsetzung der Energiewende hat weltweit bereits begonnen. Kohletechnologie und Atomtechnologie sind gleichermaßen Techniken der Vergangenheit. Kohlekraftwerke produzieren erhebliche Schäden für die Wirtschaft, für Innovationen und durch Altlasten. Auch die angeblich so klimafreundliche Atomenergie verursacht Kosten, und zwar in erheblichem Ausmaß. Nicht nur Bau und Rückbau der Anlagen sind marktwirtschaftlich nicht finanzierbar, sondern vor allem die Lagerung und Beseitigung des höchstgefährlichen Atommülls. Mal ganz abgesehen davon, dass es auch in den USA kein Endlager für Atommüll gibt.
Die künftige Energiewelt, wie sie sich schon heute in allen Regionen der Welt zeigt, ist kleinteilig und dezentral. Sie basiert auf einer klugen Vernetzung volatiler erneuerbarer Energien, flexibler Speicher und intelligenter Energiespar-Technologien. Dazu passen nicht die Methoden und Techniken der alten Energiewelt. Die Energiesysteme des 20. Jahrhunderts basierten auf zentralen und inflexiblen Strukturen. Wenn eines klar ist, dann das: Kohle- und Atomkraftwerke sind den Anforderungen an die Flexibilität des Stromsystems nicht gewachsen.
Und auch wirtschaftlich steckt die neue Energiewelt voller Chancen. Kalifornien macht es vor: Es baut die weltweit bes - ten Elektroautos, stellt Batteriespeicher vor und will künftig auch noch Solarziegel für das Hausdach anbieten. So geht Energiewende demokratisch, zukunftsorientiert, ökonomisch effizient – und friedensstiftend.
Fakt ist: Das Ende des fossilen Zeitalters wird kommen, ob mit oder ohne die USA. Die fossile Energiewelt geht jedoch nicht kampflos vom Platz. Die Energiewende ist erfolgreich, erneuerbare Energien werden immer billiger, Atom- und Koh - lekraft ist teuer. Vielen Atom- und Kohleunternehmen sind oder droht die Pleite. Will Trump diese Industrien wieder - beleben, muss er teure Subventionen zahlen. Die Blockade einer zukunftsfähigen Energiewende wird die USA teuer zu stehen kommen und um Jahre zurückwerfen. Die Frage ist nicht, ob wir Trump brauchen. Die Frage ist, wie schnell es gelingt, die globalen CO2-Emissionen zu mindern und auf erneuerbare Energien umzustellen. Diesen Wettbewerb werden die USA so sicher nicht mehr gewinnen.
Prof. Dr. Claudia Kemfert
Leiterin der Abteilung Energie, Verkehr, Umwelt am DIW Berlin
Der Beitrag gibt die Meinung der Autorin wieder.
„Prost – Mahlzeit!“ Der neue Chef der US-Umweltbehörde, Scott Pruitt, liefert einen ersten konkreten Beleg, was die Welt künftig unter der Führung Donald Trumps von der US-Administration in Sachen Umwelt- und Gesundheitsschutz erwarten darf – oder muss. Er gab dem Lobbydruck aus der Agrarchemiebranche und der US-Landwirte nach und hob das geltende Verbot des Pestizids mit dem Wirkstoff Chlorpyrifos auf. Präsident Obama hatte das Gift erst 2015 und nach langen Debatten mit Toxikologen und Umweltexperten verbannt – zu eindeutig waren die Beweise für dessen massenhafte Ausbreitung und seine Gefährlichkeit – nicht nur für Insekten.
Über Pruitts Einknicken vor der Industrielobby berichtet jetzt das US-Politikportal The Hill. Trumps neuer EPA-Chef stellt damit die wirtschaftlichen Interessen etwa von Dow Chemical eindeutig über die Gesundheit seiner Mitmenschen. Das in den USA seit den 1960er-Jahren unter dem Handelsnamen Lorsban oder in Deustchland unter den Markennamen Schwabex, Hyganex, Insektenil, Microsol, Killgerm sowie Ketolac verkaufte Nervengift ist eines ver weltweit am meisten verbreitete Insektizid. Bauern versprühen es auch auf Pflanzen, deren Früchte – wie etwa Mais - für den menschlichen Speiseplan gedacht sind. Dabei warnen Mediziner schon lange vor dem Insektizid: Es schädigt die Großhirnentwicklung (vor allem von Kindern), führt etwa zu Schwindel, Durchfall oder Erbrechen. Betroffene bekommen Bewegungs- oder Sehstörungen.
Deshalb ist Chlorpyrifos in Deutschland seit 2009 verboten. In Österreich und Schweiz dürfen es Bauern noch spritzen. Die EU-Zulassung läuft noch bis Januar 2018.
Chlorpyrifos setzten die Bauern weltweit in solchen Übermaß ein, dass es bei Reihenuntersuchungen fast überall in der Zimmerluft oder in den USA im Blut fast aller – afroamerikanischen – Mütter nachweisbar ist. Pruitt und seinen Boss Trump scheint das wenig zu kümmern. Ihnen ist das wohlwollen der Chemiebosse wichtiger.
Gerd Pfitzenmaier
global°-Chefredakteur
Wegweisend! „Neuseeland macht Fluss zur juristischen Person“, titeln Zeitungen. Sie berichten über eine aktuelle – und wahrhaft wegweisende - Entscheidung des Parlaments im Südseestaat, das einem Antrag der dort beheimateten Ureinwohner folgt, als eine eher abseitige Randerscheinung – belustigt und das Sonderbare auf der Erde betonend. Die Maori wollen den 290 Kilometer langen Whanganui River rechtlich aufwerten – und ihn so besser vor menschlichen Eingriffen schützen.
Die Maori aber liegen völlig richtig.
Konsequent! Damit beweisen die Neuseeländer, was Respekt und Verantwortung – und damit letztlich wirklich gelebte Nachhaltigkeit – bedeuten. Anders als in vielen Sonntagsreden, in denen Politiker, Manager, Wissenschaftler oder Kirchenvertreter hieruzulande gerne schöne Worte vor sich hertragen, wollen sie solchen Floskeln nun endlich Taten folgen lassen. Sie setzen um, was lange schon geboten ist: der Natur nicht nur verbal beizustehen, sondern konkret zu helfen, damit sie wenigstens eine Chance hat, dauerhaft zu überleben.
Das ist das Gebot der Stunde.
Vorbildlich!: In Deutschland – wie in den meisten Ländern der Erde – schaffen es die Verantwortlichen noch nicht einmal, eine solche – lange geforderte, aber stets blockierte – Aufwertung ihres Status, den Tieren zugute kommen zu lassen. Noch immer sind Hunde, Katzen, Kühe oder Schweine vor dem Gesetz bloß Sachen. Selbst unseren genetisch nächsten Verwandten gestehen wir solche Rechte nicht zu. In der Konsequenz dürfen sie in Käfigen gehalten, grausam be-, besser misshandelt werden – alles nur, damit in den Ställen und Schlachthöfen der Profit der Menschen nicht geschmälert und die Preise möglichst gedrückt werden.
Das sollten wir ändern.
Mutig: Weil der Beschluss, dem River juristische Persönlichkeitsrechte zuzusprechen mit Sicherheit auch – als idealistisch oder unrealistisch – verunglimpft werden wird, ist das Vorgehen der neuseeländischen Entscheider nicht hoch genug zu bewerten. Sie zeigen damit, dass sie verstehen. Sie belegen, dass sie Größe besitzen – weit mehr als nur ein Herz für Tiere.
Sie verstehen Nachhaltigkeit – richtig.
Gerd Pfitzenmaier
global°-Chefredakteur
Nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR sind über 65 Millionen Menschen weltweit auf der Flucht vor Krieg, Hunger, Elend und der daraus folgenden Perspektivlosigkeit. Unser aller Aufgabe in den nächsten Jahren ist es, gemeinsam Lösungen gegen diese Ursachen zu finden. Es gilt Kinder, Frauen und Männer in weniger entwickelten Regionen dabei zu unterstützen, aus eigener Kraft ein Leben in Würde zu führen, Jugendlichen eine berufliche Perspektive in ihrer Heimat zu geben und Familien eine lebenswerte Zukunft zu ermöglichen, in der sie dauerhaft unabhängig von fremder Hilfe sind.
Weder Grenzzäune noch Abschottung werden helfen. Die Menschen brauchen die Chance auf ein besseres Leben in ihrer Heimat. Nur so lassen sich auf Dauer Fluchtursachen vermeiden. Welche Maßnahmen müssen umgesetzt werden, damit Perspektiven geschaffen werden – Perspektiven für die Menschen in ihrer jeweiligen Heimat? Weltweit gehören dazu Bildung, nachhaltiger Ackerbau und Aufforstung, medizinische Versorgung sowie Arbeitsplätze. Für mich sind die drei folgenden Bereiche wesentliche Faktoren zur Vermeidung von Fluchtursachen:
Entscheidend ist die Hilfe zur Selbstentwicklung
Die Menschen in Afrika müssen einen selbstbestimmten Entwicklungsweg gehen. Entwicklungsmodelle aus anderen Teilen der Welt können nicht einfach übertragen werden, da von einer individuellen Situation und Voraussetzung ausgegangen werden muss. Benötigt werden auf Regionen zugeschnittene Lösungen statt oberflächliche länder- oder gar kontinentübergreifende Konzepte. Voraussetzung für eine nachhaltige Entwicklung ist, dass Begünstigte von Entwicklungsprojekten in Afrika in Entscheidungen eingebunden werden. Auf diese Weise können sie zukünftig unabhängig von fremder Hilfe werden.
Ernährungssicherheit durch Eigeninitiative ist grundlegend
Die tatsächlichen Bedürfnisse der Bevölkerung müssen im Mittelpunkt stehen, um daraus konkrete und miteinander verbundene Maßnahmen abzuleiten. Projekte wie der Bau einzelner Schulen oder einzelner Brunnen helfen langfristig nicht, die Lebensbedingungen der Menschen insgesamt zu verbessern. Dazu sind abgestimmte und strategisch langfristig geplante Maßnahmen notwendig, welche die gesamten Lebensumstände der Menschen umfassen.
Eines der größten und drängendsten Probleme in nahezu allen armen Ländern südlich der Sahara ist die fehlende Ernährungssicherheit. In vielen Regionen Afrikas sind Hunger und Mangelerscheinungen immer noch weit verbreitet, Millionen von Menschen ständig auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen. Die Produktivität in der Landwirtschaft ist im Vergleich zu anderen Weltregionen deutlich geringer. Die einseitige Übernutzung des Bodens ist erheblich, was wiederum oft zu Ernteausfällen führt und Erosion begünstigt. Die Ernte wird meist überwiegend für die eigene Familie verwendet. Nur ein kleiner Teil kann auf lokalen Märkten gewinnbringend verkauft werden.
Foto: MfM/Heinz
Im Rahmen der sogenannten integrierten landwirtschaftlichen Entwicklungsprojekte stellt Menschen für Menschen den Bauernfamilien beispielsweise verbessertes Saatgut für Getreide oder neue Gemüsesorten zur Verfügung. In Trainings werden den Menschen technisch fortschrittliche Anbaumethoden gezeigt. Sie erhalten damit eine verbesserte Kenntnis über nachhaltige Anbau- und Bewässerungsmethoden.
In Zusammenarbeit mit der Bevölkerung werden durch unsere Stiftung Bewässerungsanlagen, Wasserreservoire, Nachtspeicher und Staubecken gebaut, Boden- und Wasserkonservierungsmaßnahmen (Terrassierungen, Dämme) sowie biologische Konservierungsmaßnahmen (mit tiefwurzelnden Pflanzen, z.B. Vertivergras) durchgeführt. Tausende von Baumsetzlingen werden in Aufforstungsprogrammen gepflanzt. Dies führt zu einer nachhaltigen Landwirtschaft und somit langfristig zu Ernährungssicherheit.
Wesentlich ist die Schaffung von Arbeitsplätzen und Einkommen
Ohne Jobs und Einkommen gibt es keine Perspektive und keine Hoffnung im Herkunftsland. Beispielsweise in Äthiopien brauchen vor allem junge Menschen in ländlichen Regionen eine Beschäftigung mit einem regelmäßigen Einkommen. Es müssen dringend Jobs vor allem im Agrar- und im Handwerksbereich entstehen.
Weder die Maßnahmen und Projekte der Länder noch die Aktionen der Hilfsorganisationen allein werden ausreichen, genügend Arbeitsplätze in Äthiopien zu schaffen. Die Wirtschaft in Deutschland und in Europa ist gefordert, sich in dem Land am Horn von Afrika zu engagieren. Während zahlreiche Unternehmen aus anderen Ländern bereits in Äthiopien investieren, sind deutsche Unternehmen noch sehr zurückhaltend. Dabei gibt es viele gut ausgebildete junge Menschen im Land.
Nur so werden Perspektiven und Hoffnung für die Menschen vor Ort geschaffen.
Peter Renner
Vorstand der Stiftung
Menschen für Menschen – Karlheinz Böhms Äthiopienhilfe
Rambo im White House
Die Idee hinter US-Präsident Donald Trumps neuestem Dekret kommt vermutich bei einigen seiner Anhänger sogar gut an. Für jede neue Umwelt-Richtlinie, die künftig in den USA inkraft treten soll, müssen zwei andere Vereinbarungen weichen. Was vordergründig nach Bürokratieabbau klingt, stiftet aber mit einem Federstrich doch bloß Chaos in der Administration des wichtigsten und bislang mächstigsten Staates der Erde. Urheber der Verwirrung ist erneut der Alleinherrscher im Weißen Haus höchst persönlich – er erinnert immer mehr an das narzistische Gehabe absolutistischer Potentaten.
Wie die Umweltplattform Grist Magazine über den neuen Coup Trumps berichtet, sind Regierungsbeamte der Vereinigten Staaten sowie Rechts- oder Politik-Professoren renomierter Universitäten in Aufruhr: „Wie soll das gehen?“ Trumps Feldzug gegen den Klimaschutz, gegen Wissenschaftler, die ihm nicht nach dem Mund reden, gegen Anderdenkende wird immer abstruser.
Ein Hirngespinst und bloße Show vermuten einige Trump-Gegner hinter der Action des präsidialen Rumbos. Von Ahnung im Regieren zeuge es kaum – ganz offensichtlich, vermuten seine Widersacher, gehe es dem Präsidenten darum, Gesetze oder Verodnungen für mehr Klima- und Umweltschutz zu torpedieren.
Davon zeugt auch, dass Trump alle Regelungen, die das Militär, die Sicherheit oder Außenpolitik betreffen, von seinem Bann ausnimmt.
Gerd Pfitzenmaier
Chefredakteur global°
Ich bin erschüttert, dass Präsident Trump heute die Tür vor Kindern, Müttern und Vätern verschließt, die vor Gewalt und Krieg fliehen. Ich bin erschüttert, dass Amerika seiner stolzen Tradition, Flüchtlinge und Migranten willkommen zu heißen, den Rücken kehrt – die Menschen, die mitgeholfen haben, Euer Land aufzubauen und die bereit waren, für eine faire Chance auf ein neues Leben hart zu arbeiten.
Ich bin erschüttert, dass unschuldige syrische Flüchtlingskinder, die seit sechs Jahren unter dem Krieg leiden, zum Ziel von Diskriminierung gemacht werden.
Ich bin erschüttert über das Schicksal von Mädchen wie das meiner Freundin Zaynab, die aus drei Ländern vor Krieg fliehen musste – Somalia, Jemen und Ägypten – bevor sie 17 Jahre alt war. Vor zwei Jahren erhielt sie ein Visum, um in die Vereinigten Staaten reisen zu dürfen. Sie hat Englisch gelernt, die High School abgeschlossen und studiert nun an der Universität, um Anwältin für Menschenrechte zu werden.
Als Zaynab vor den Unruhen in Ägypten floh, wurde sie von ihrer kleinen Schwester getrennt. Heute schwindet ihre Hoffnung, jemals wieder mit ihrer geliebten Schwester vereint zu sein.
In diesen Zeiten von Unsicherheit und Unruhen in der Welt fordere ich Präsident Trump auf, den wehrlosesten Kindern und Familien auf dieser Erde nicht den Rücken zu kehren
Malala Yousafzai
Friedens-Nobelpreisträgerin
Wir geben die Übersetzung der Reaktion von Malala auf die von US-Präsident Donald Trump unterzeichneten Dekrete wieder, die sie auf ihrer Facebook-Seite veröffentlichte. Die Übersetzung stammt von global°-Partner Pressenza.
Panikmache:Kaum sind Wölfe auch in Deutschland wieder heimisch, fordert Landwirtschaftsminister Christian Schmidt per Presseschlagzeile zumindest eine „begrenzte“ Abschussquote auf Isegrim in deutschen Forsten. Der Minister, der laut Wahlauftrag eigentlich uns allen dienen soll, outet sich lieber als Lobbyist seiner Bauern-Klientel. Die fürchten um Ertragseinbußen, wenn die Bestien etwa Schafe reißen. Der Minister gehocht und will die Jagd auf Wölfe wieder hoffähig machen.
Rund 30 Rudel nur, so zählt der Naturschutzbund (NABU) streifen durch Deutschland – von Hamburg bis Bayern! Da muss, wer eines der Tiere sehen möchte, lange suchen. Den Politiker ficht das nicht an. „Abschießen“, lässt er in großen Lettern fordern.
Wieder einmal wird so deutlich, dass spätestens dann, wenn Natur- und Artenschutz am Portmonnaie kratzen, der wahre Herr zum Vorschein kommt. Den Mammon darf ein grünes Bestreben nicht schmälern. Deutlicher kann niemand auf den Punkt bringen, was wirklich hinter den Sonntagsreden vom Schutz der Schöpfung steckt: nichts!
Gerd Pfitzenmaier
global°-Chefredakteur
Die neuen britischen 5-Pfundnoten enthalten Talg.Der ist aus Tierfett gewonnen. Daher laufen Veganer, Vegetarier Hindus oder Sikhs Sturm gegen das neue Geld. Binnen zweier Tage unterschrieben über 125.000 aufgebrachte Briten eine Petition. Sie wollen damit die Bank of England zur Rücknahme der gerade erst frisch gedruckten Geldscheine zwingen.
Tierfett im Geld: Schon weigern sich erste Laden- und Restaurantbesitzer die neuen Fünfpfundnoten anzunehmen. Die Firma Innovia, die den Kunststoff für die Scheine liefert, teilte auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit, „man verwende wissentlich grundsätzlich keine tierischen Produkte“. Ob sich dennoch eine geringe Menge Talg in dem zugekauften Rohmaterial für den Kunststoff befinde, soll nun eine Untersuchung zeigen.
Tierfett in der Beschichtung von Geldscheinen sei weiter verbreitet als viele Menschen annehmen, schreibt dazu die Computerzeitschrift Chip. Das Fett werde dem Papier beigemischt, „damit die Scheine wasserabweisend und geschmeidig bleiben“.
Ob die Hersteller und die Geldschein-Drucker allerdings gut beraten waren, dafür auf Talg zurückzugreifen, ist – in Zeiten, in denen viele Menschen sich zu einem bewiussteren Umgang und Verhalten verpflichtet sehen – mehr as fraglich.
Manchmal wäre nachdenken – und zwar rechtzeitiges – vorteilhaft.
Gerd Pfitzenmaier
global°-Chefredakteur
Klare Worte: Ungeschminkt nahm der Geschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe (DUH) auf dem jüngsten Parteitag der Grünen in Münster deren – leider oft bloß gut gemeinte – Politik in Sachen Verkehr und Luftreinhaltung ins Visier. Jürgen Resch prangerte offen Kumpanei, Täuschungsmanöver und bewusste Fälschungen an, mit denen die Automobilindustrie ihre Produkte ohne Rücksicht auf die Gesundheit ihrer Kunden und der Bürger in den Markt presst und zugleich per direkten Eingriff in die zuständige Gesetzgebung verhindert, dass sie dafür belangt wird. „Die Vorstandsvorsitzenden von Daimler, Volkswagen und BMW regieren in Deutschland durch“, sagte der Chef des Umwelt- und Verbraucherverbands und fragte sich und sein Auditorium: „Wie wollen wir die Verkehrswende erreichen, wenn sich selbst die Grünen vor dem Automobil verneigen?“
Er schrieb der Partei und allen die für eine ökologische Politik eintreten als Co-Keynotespeaker von Daimlerchef Dieter Zetsche beim Parteitag ins Stammbuch, was sie vor den kommenden Bundestagswahl 2017 anpacken und ändern sollten: mehr Kampfgeist zeigen und den Automobilkonzernen mit aufrechtem Gang entgegentreten!
Das jedoch vermisst der Umweltschützer bei den Delegierten der Ökopartei. Die, so moniert er zurecht, setzten beim Thema E-Mobility falsche Prioritäten und akzeptierten nahezu klag- und weitgehend widerstandslos, dass die „Verkehrswende zwar stattfindet – bloß falsch“. Resch nennt die „schöne Vision einer ‚CO2-freien Mobilität“ zwar erstrebenswert. Ihm aber fehlen „klare Aussagen, wie ab heute konkret umgesteuert werden muss“. Wie das gehen kann verrät er in seiner Rede. Sie nachzulesen ist sehr empfehlenswert.
Gerd Pfitzenmaier
global°-Chefredakteur
Der Klimavertrag von Paris ist in Kraft: Grund zum Feiern ist das trotzdem nicht!
Bei der Konferenz Ende 2015 feierten Diplomaten und Klimaschützer. den Fahrplan zur Rettung der Erde vor Überhitzung. Leider ist der aber kaum das Papier wert, auf dem er steht. Denn wirksam wird, was die Konferenz beschloss, erst durch tatkräftiges Handeln – genau das jedoch bleibt bislang fast überall auf der Welt Fehlanzeige.
Mit dabei beim Trauerspiel ist Deutschland. Die Regierung schaffte es noch nicht einmal zum Klima-Folgetreffen im marokkanischen Marrakesch ihren lange angekündigten und dann von Debatte zu Debatte stetig wieder verwässerten Klimaschutzplan 2050 fertig zu schreiben. Für Bundesumweltministerin Barbara Hendricks und ihre Chefin Angela Merkel – wohlgemerkt: Sie war einst selbst für das Umwelt- und Klimaressort verantwortlich - droht der Flug (!) übers Mittelmeer zur Blamage zu werden. Sie treten ohne konkrete Angabe vor die Kollegen, wie genau Deutschland umsetzen will, was die Länder der Erde beschlossen, um das Klima wirklich zu schützen.
Es ist also wie immer: Viel heiße Luft – aber leider keine Taten.
Wie lange wollt Ihr das noch so Treiben?
Gerd Pfitzenmaier
global°-Chefredakteur
Anmerkung zu TTIP, CETA oder TiSA: Wenn alle vernünftigen Argumente der vorsichtigen Beobachter sowie die juristischen Bedenken gegen die Schiedsgerichte nicht fruchten, kann vielleicht nur noch helfen, was die Befürworter am besten verstehen - der Hinweis auf die Kosten dessen, was sie uns da einhandeln! Denn Zahlen verstehen die Business-People doch angeblich.
Nach Berechnungen des Langone Medical Center an der Universität von New York addieren sich die Kosten für die US-Volkswirtschaft als Folge des unregulierten Chemikalien-Einsatzes jährlich in der Landwirtschaft, in Gebrauchsgütern, Spielzeug oder Kleidung auf 340 Milliarden Dollar (knapp 310 Mia. €). Der ganz legale Einsatz künstlicher Substanzen in Kleidung, Elektrogeräten, Pestiziden, Kosmetika oder Haushaltsreinigern lässt die Behandlungskosten für geschwächte Immunsysteme oder verminderte Fortpflanzungsfähigkeit bei Tieren, Pflanzen und Menschen explodieren und schmälert auf der Gegenseite die Ernten der Bauern. Diese Schadenssumme durch die ach so guten Produkte, die nun also bald auch in Europa ungehindert auf den Markt drängen sollen, übersteigt jene durch auch auf unserem Kontinent eingesetzte und bedenkliche Substanzen um das Doppelte.
Es kann also nur noch heftiger werden. Vielleicht sollten wir jenen Bilanzkünstlern, die noch immer Vorteile darin sehen, dass wir dem „freien“ Markt Tür und Tor öffnen müssen, zuerst einmal Nachhilfe im Rechnen verordnen.
Gerd Pfitzenmaier
global°-Chefredakteur
Jubel über den raschen Erfolg: Hurra! Das Pariser UN-Klimaabkommen kann in Kraft treten. Schnell wie selten stimmten genügend Staaten dem Vertrag inzwischen zu. Der UN-Generalsekretär freut sich, der US-Präsident spricht von einem „historischen Tag“ und die Bundesumweltministerin schwärmt: „In Paris haben wir Geschichte geschrieben. Heute haben wir sie unumkehrbar gemacht.“
So viel Einigkeit macht stutzig.
Natürlich sind die Verhandlungen vom zurückliegenden Dezember in Paris (und all die vielen vorausgegangenen Gespräche der beteiligten Klima-Diplomaten, Wissenschaftler und Lobbyisten) ein Erfolg. Auch, dass die Staatengemeinschaft nun ganz offensichtlich die Zeichen der Zeit und den Ernst der Lage erkennt stimmt hoffnungsfroh – lange genug zögerten die Vertreter ihrer jeweiligen Einzelinteressen ja durchaus. Der Klimawandel ist kein neues Phänomen, die Fakten liegen seit Jahren wissenschaftlich bewiesen auf dem Tisch.
Den schönen Ankündigungen müssen dennoch auch jetzt KONKRETE Taten folgen. Rechtsverbindlich ist das Abkommen nämlich nicht, wie die ZEIT zurecht betont: Jetzt müssen die nationalen Regierungen Farbe bekennen und den „UN nationale Klimapläne vorlegen, die unter anderem das Ausmaß ihrer Emissionen und Fortschritte bei der Erreichung der Ziele enthalten“. Wenn es jedoch so verbindlich werden soll, tun sich viele – derzeit auch Deutschland – dann doch schwer, endlich zu benennen, wie und womit sie ihre Klimaziele erreichen möchten. Die deutsche „Klimaschutzstrategie 2050“ etwa wird zurzeit bereits wieder im Hickhack zwischen den Ministerien verwässert. Die Umweltverbände fürchten wohl kaum zu Unrecht, dass am Ende allenfalls ein kaum den Namen verdienendes Strategie-Papierchen übrig bleiben könnte.
Klimaschutz erfordert eben auch Mut und Visionen – aber wer aus der politischen Elite bringt die derzeit schon auf.
Gerd Pfitzenmaier
global°-Chefredakteur
Hunderttausende gingen am Samstag auf die Straße gegen Ceta und TTIP.Wer hätte gedacht, dass diese komplexen Themen Massen mobilisieren?
Das Wetter war mies am Samstag, in München gab es die Wiesn und in Frankfurt einen Heimsieg der Eintrachtfußballer. Die Menschen, die zu Hunderttausenden gegen Ceta und TTIP auf die Straße gingen, hätten ihre Zeit also durchaus auch angenehmer verbringen können.
Sie haben es nicht getan. Das erstaunt, nicht nur wegen des entspannteren Alternativprogramms, sondern auch wegen der Komplexität der Sachverhalte, um die es bei den Freihandelsabkommen geht. Wer hätte gedacht, dass in Zeiten angeblich stetig zunehmender Politikverdrossenheit Themen wie „Vorsorgeprinzip“, „öffentliche Daseinsvorsorge“ oder „Handelsgerichte“ Massen mobilisieren können?
Mitbestimmen in einem bis dato intransparenten Prozess
Dass es ihnen quasi nebenbei auch um demokratische Mitbestimmung in einem bis dato mehr als intransparent geführten Verhandlungsprozess geht, macht die Botschaft von der Straße nur bedeutsamer: Es ist ein starkes Signal zivilgesellschaftlichen Engagements. Und ein klares Votum für politische Beteiligung.
Die SPD täte gut daran, dieses Signal ernst zu nehmen. Indem die Parteispitze es ignoriert, verprellt sie nicht nur einen Großteil der eigenen Wähler. Sie macht auch klar, welche Bedeutung sie außerparlamentarischem Engagement zumisst: praktisch keine.
Nadja Erb
Redaktionsmitglied der Frankfurter Rundschau
Am Ende hat sich nicht energiewirtschaftliche Vernunft durchgesetzt, sondern die Interessen der Atomlobby und der beteiligten Investoren. Diese wollen ihr riskantes AKW-Projekt mit aller Macht durchdrücken. Gewaltig war der politische Druck aus Frankreich und China in den vergangenen Wochen auf Theresa May. Dabei wurden die Argumente der Atom-Befürworter immer schwächer: Angeblich würde nur Atomkraft eine hohe Versorgungssicherheit gewährleisten, doch die immer stabilere Netzsituation im Atomausstiegsland Deutschland entkräftet diese Behauptung. Und auch der Verweis auf neue Arbeitsplätze hinkt: In der Erneuerbaren-Branche ist im Vergleich zur Atomindustrie ein Vielfaches an Jobs entstanden.
Mit seiner leichtsinnigen Projekt-Zusage hat Großbritannien Hinkley Point C einen Blankoscheck ausgestellt: Mehr als 100 Milliarden Euro steuerfinanzierte Subventionen, garantiert für 35 Jahre – und das, obwohl erneuerbare Energien deutlich günstiger wären. Und die Ergänzungen im Subventionsvertrag, die die britische Regierung jetzt noch nachverhandeln möchte, legen sogar noch eine stärkere Einbindung des Staates in künftige Atomprojekte nahe. Noch ist nicht klar, ob EDF dem überarbeiteten Beihilfepaket zustimmen wird. Möglich auch, dass Hinkley Point C trotz der exorbitanten Subventionen niemals Strom liefert, sondern zum größten Milliardengrab aller Zeiten wird. Denn juristische, wirtschaftliche und technische Hürden – wie etwa Probleme am geplanten Reaktorgehäuse – sind noch immer nicht ausgeräumt.
Sönke Tangermann
Vorstand Greenpeace Energy
"Sicherheit ist das höchste Gut einer Demokratie", so Horst Seehofer, der bayerische Ministerpräsident am 31. Juli 2016. Und er kann gewiss sein, dass viele seine Ansicht teilen. Freiheit, Gerechtigkeit, Solidarität - alles gut und schön, aber über diesen Gütern thront die Sicherheit.
Dass Sicherheit bedeutsam ist, steht außer Frage. Aber darf sie deshalb alle anderen Güter der Demokratie relativieren? Oder anders gefragt: Was ist der Wert von Sicherheit in Gemeinwesen, deren Menschen der Freiheit beraubt sind, wo Ungerechtigkeit herrscht und solidarisches Verhalten unbekannt ist? Oder noch anders gefragt: Sind nicht bereits allzu viele Güter auf dem Altar der Sicherheit geopfert worden?
Nach den terroristischen Anschlägen der jüngeren Vergangenheit erklärten Politiker im Verbund mit großen Teilen der Bevölkerung, dass sich freie und selbstbewusste Gesellschaften durch solche Akte nicht davon abbringen ließen, sich zu versammeln, zu reisen, Konzerte aufzusuchen oder kurz: ihre Sicherheitsinteressen gegenüber anderen Interessen hintanzustellen. Und Sicherheit kann auch nicht das höchste Gut sein, wenn es darum geht, Menschen zu helfen, die unserer Hilfe dringend bedürfen.
Gesellschaften, die Sicherheit über alles andere stellen, erstarren, verarmen und werden unfruchtbar. Geschichte und tägliches Leben zeigen dies überdeutlich. Wer nicht das Risiko eingeht, beim Voranschreiten auch einmal zu straucheln, kann sich nicht mehr von der Stelle bewegen. Sicherheit darf deshalb nur eines unter mehreren Gütern sein, keinesfalls "das höchste". Eine Gesellschaft, die sich vorrangig auf ihre Sicherheit fokussiert, ist weder lebenswert noch zukunftsfähig.
Prof. Dr. Meinhard Miegel
Vorstandsvorsitzender Denkwerk Zukunft - Stiftung kulturelle Erneuerung
Um das Klima zu retten , sollten wir einfach öfter NICHTS tun. Mit diesem einfachen Ratschlag an seine Mitmenschen verblüfft jetzt der Londoner Soziologe Alex Williams im Independent. Sein Vorschlag: ein verlängertes Wochenende – jede Woche – spare viel Energie, weil weniger Pendler im Auto in Büros fahren, zudem müsten Heizungen (im Winter) oder Airconditioner (im Sommer) weniger laufen.
Das geht! Die Staatsbeamten in Utah (USA) machten es schon 2007 vor. Der Gouverneur schickte sie am Freitag bereits ins Zwangs-Weekend und sparte damit tatsächlich 1,8 Millionen Dollar (1,6 Mio €) Energiekosten ein. Und selbst unter Einrechnung des Mehrverbrauchs durch Fahrten ins Blaue oder zu Verwandten, waren dennoch an den langen Wochenenden in Utah weniger Autos auf den Stra0en unterwegs. Unterm Strich, schätzen Wissenschaftler in einer Studie ersparte das dem Himmel über den USA noch immer jede Woche 12.000 Tonnen des Klimakillergases Kohlenndioxid (Co2) ein.
Manchmal ist innehalten und nachdenken eben doch die beste Möglichkeit, die Welt zu retten.
Gerd Pfitzenmaier
Chefredakteur global°
Streit um Stinker: Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) verklagt Kommunen wegen der Nichteinhaltung der Stickoxid-Grenzwerte in Autoabgasen, das Umweltbundesamt (UBA) klagt über viel mehr NOx in deutschen Städten als die EU erlaubt – die Kommunen aber üben sich im Schulterschluss mit dem Autofahrerclub ADAC , der Automobilindustrie und dem Autominister. Sie alle lehnen die „Blaue Plakette“ für saubere Dieselmotoren ab.
Das Nachsehen haben wir Bürger – vor allem in den Städten. Dort leiden die Bewohner unter der schmutzigen Atemluft und erkranken. Was die Autoindustrie als „Ausgrenzung“ bezeichnet ist aber nicht weniger als aktiver Gesundheitsschutz – und damit auch volkswirtschaftlich sinnvoll, denn es spart nachfolgend hohe Krankenkosten, wenn immer mehr Menschen verstopfte Lungen bekommen. Die Fakten liegen auf dem Tisch: „Selbst neue Diesel-Pkws pusten nach Angaben des UBA in deutschen Städten im Durchschnitt sechs Mal mehr NOx aus als erlaubt. Tests im Auftrag des Bundesverkehrsministerium und der französischen Umweltbehörden zeigen, dass nur wenige Diesel-Pkws die festgelegten Grenzwerte überhaupt erfüllen“, berichtet etwa die Deutsche Welle (DW) über die Sachlage auf den Straßen. Die belegen auch Studien: Laut Max-Planck-Institut für Chemie sterben weltweit jedes Jahr etwa 3,3 Millionen Menschen vorzeitig an den Folgen der Luftverschmutzung, davon rund 160.000 Menschen durch Abgase im Verkehr.
Umweltverbände fordern daher, keine Dieselfahrzeuge mehr zu kaufen. Die Autohersteller wollen im Rahmen eines freiwilligen Rückrufs die Emissionen von Dieselfahrzeugen zu verbessern. Wer bei solchen Angeboten (auch) an den VW-Skandal denkt, muss gar kein Schelm sein. Ihre Glaubwürdigkeit hat die Auto-Branche längst selbst verspielt.
Gerd Pfitzenmaier
Chefredakteur global°
Die Menschheit verprasst die Ressourcen der Erde immer schneller.
Am 8. August sind alle regenerierbaren Ressourcen der Erde aufgezehrt. Letztes Jahr fiel der sogenannte „Erdüberlastungstag“ noch auf den 13. August, betont die Deutsche Umwelthilfe (DUH). Wir steuern also nicht nur direkt auf den Abgrund zu – wir geben dabei auch noch Vollgas.
„Würden alle so leben wie die Deutschen, bräuchten wir mehr als drei Erden“, begründen die Umwelt und Verbraucherschützer der DUH ihre Mahnung zur Umkehr. Sie haben Recht: Die Flut vermeidbarer Wegwerfverpackungen und Produkte mit besonders hohen Materialverbräuchen, ist Ausdruck des verschwenderischen Umgangs mit Ressourcen.
Alle Jahre wieder mahnen die Umweltaktivisten erneut. Bislang leider vergeblich. Mäßigen wir unseren Lebensstil – ehe es zu spät sein wird.
Gerd Pfitzenmaier
Chefredakteur global°
Die ökonomische Welt ist in Bewegung: der Zusammenbruch des Sozialismus, die rasanten Entwicklungen im asiatischen Raum, Globalisierung und Digitalisierung, der arabische Frühling, die Finanzmarkt- und Staatsschuldenkrise – um nur einige Ereignisse zu nennen – haben unsere tradierten Vorstellungen vom Verlauf wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Prozesse ins Wanken gebracht. Offensichtlich müssen wir unsere gewohnten wirtschaftstheoretischen und wirtschaftspolitischen Überzeugungen auf den Prüfstand stellen – und vor allem müssen Ökonomen wieder lernen, Ökonomie und Gesellschaft zusammen zu denken.
Wirtschaft im Kontext der Gesellschaft interpretieren
Grundvoraussetzung dafür ist die Einsicht, dass es nicht nur eine Perspektive auf die Dinge gibt, sondern dass wirtschaftliche Phänomene im Kontext historischer und kultureller Prozesse verstanden und interpretiert werden müssen.
Eine solche vielschichtige und plurale Sicht muss sich auch in der universitären Ausbildung wiederfinden. Doch die Lehre ist fokussiert auf die Modelle des neoklassischen Mainstreams und deren Weiterentwicklung. So wichtig dieser Kernbestand des Faches ist – für die Herausforderungen der Zukunft braucht es mehr. Wirtschaftsethik, Geschichte des ökonomischen Denkens, Institutionenökonomik, Entwicklungsökonomik, ökologische Ökonomik und viele weitere, ergänzende Ansätze sollten mehr sein als Nebenschauplätze der volkswirtschaftlichen Lehre. Sie sind unentbehrlich, wenn wir unsere Studenten zu dem ausbilden wollen, was die Gesellschaft braucht: Verantwortliche und handlungsfähige Ökonomen!
Professor für Kontextuale Ökonomik und ökonomische Bildung an der Universität Siegen
UN-Chef Ban Ki-Moon zeigte sich zurecht tief enttäuscht : Der Generalsekretär hatte – angesichts der dringend benötigten Hilfe für die weltweit etwa 125 Millionen Menschen auf der Flucht - zum ersten Weltgipfel der Humanitären Hilfe eingeladen. 5.000 Teilnehmer von Hilfsorganisationen und Beamte aus den teilnehmenden Staaten reisten in die Türkei – aber die Präsidenten und Regierungschefs der Erde glänzten mehrheitlich mit Abwesenheit. Einzig die deutsche Kanzlerin erschien zur Tagung in Istanbul (sie war ohne hin auf Besuch beim türkischen Präsidenten).
Ein wahres Armutszeugnis für die verantwortlichen Staatenlenker.
Glücklicherweise fand der UN-Chef für dieses Fehlverhalten – vor allem der mächtigen G7-Staatslenker – ganz undiplomatisch harsche Worte: Ihre Abwesenheit entlasse sie nicht aus der Verantwortung meinte Ban Ki-Moon. Womit er Recht hat – und wir alle sollten dafür sorgen, dass sie sich nicht noch einmal so blamabel aus der Affäre schleichen und aus ihrer Verantwortung stehlen können.
Gerd Pfitzenmaier
global°-Chefredakteur
Bio-Plastik: “Schön gedacht – aber völlig falsch gemacht.“ Für UN-Chef-Wissenschaftlerin Jacqueline McGlade ist die Mär vom kompostierbaren Kunststoff als fatales Ammenmärchen entlarvt. Sie zersetzen sich zwar in speziellen Industrie-Labors, „aber nicht in der Umwelt und im Ozean“.
Mit einem fast 180 Seiten starken, aktuellen Report klärt jetzt das Umweltprogramm der Vereinten Nationen über die nächste sich anbahnende Katastrophe auf, die allzu blauäugiges und profitgieriges Verhalten der Menschen heraufbeschwört. Zusätzlich zum Klimawandel oder der fossilen Energiekrise, droht die Erde im Plastikmüll zu ersticken. Weil die Kunststoffreste des übermäßigen Konsums dabei immer häufiger und immer mehr auch in die Nahrungskette gelangen, verenden inzwischen vor allem Tiere in den Ozeanen des Planeten daran – flächenhaft „von der Arktis über die Tropen bis zu Antarktis“, wie die Wissenschaftler im Report schreiben.
Keine schöne Aussicht. Verlässliche Schätzungen über das Quantum dieses Plastikmüllbergs, so die Wissenschaftler sind heutzutage ehrlicherweise nicht machbar. Auch nicht über die Zeitspanne, bis selbst die als „kompostierbar“ gepriesenen Biokunststoffe sich zersetzen. Klar ist nur, die theoretischen Laborangaben stimmen mit der Wirklichkeit selten überein.
Es wird Zeit zum Handeln. Und es wird Zeit, endlich ehrlich zu sein: Die Wirtschaft sollte uns Konsumenten nicht weiter – und bei vollem Bewusstsein – anlügen über die Gefahren, die ihre Produkte – vom Spielzeug, über Autos bis zu Nahrungsmitteln – für unsere Gesundheit oder die Natur bergen. Darauf haben die Menschen ein Recht. Sie sollten es auch vehement einfordern.
Gerd Pfitzenmaier
Der Tag des Artenschutzes (22. Mai) ist ein wichtiges Mahnmal: Wenigstens einmal im Jahr sollten wir daher alle unser Handeln überdenken. Denn mit unserer Art und Weise zu leben und zu wirtschaften, vergiften die Menschen den Lebensraum vieler ihrer Mitgeschöpfe auf dem Planeten. Das ist rücksichtslos, eigennützig, kurzsichtig – und dumm.
Es ist – vielleicht verstehen die Menschen dies Argument besser: auch wirtschaftlich fatal.
Wir müssen nicht gleich mit meist nicht belegbaren Horrorzahlen um uns werfen, wie das im Vorfeld und an diesem Tag wohl wieder einige – zumeist Politiker oder Verbandsfunktionäre – tun und machen werden. Platt zu behaupten, dass pro Tag bis zu 120 Arten vom Erdboden verschwinden, klingt dramatisch, nützt aber wahrscheinlich wenig. Das schockt. Aber es geht zwischen all den anderen schlechten News, die täglich auf us einprasseln, verloren. Die Horror-Nachricht ist Allltag. Sie stumpft eher ab. Daher klärt das nicht auf.
Wichtiger ist es, die Zusammenhänge zu zeigen: Warum auch „Unkräuter“ im Gefüge der Ökologie sinnvoll und nützlich sind. Zu zeigen, dass selbst „lästige“ Tiere wie Spinnen, Stechmücken oder Schlangen einen – für uns Menschen nicht immer gleich auf den ersten Blick erkennbaren – Wert besitzen. Überhaupt gilt es, unser Bewusstsein für Natur erneut zu schärfen. Und wenn es dabei hilft, dass wir ihren monetären Wert beziffern, soll auch das recht sein. Hauptsache es führt zur Wertschätzung auch der Natur.
Gerd Pfitzenmaier
Modern – und gefährlich: Mit einer Lern-App zielt der Islamische Staat bewusst auf Kinder. Die Dschihadisten wollen die Jüngsten damit bei ihrer Neugier packen und sie mit den Parolen des Terror-Regimes infiltrieren.
Die islamistische Organisation streut ihre Software offenbar über Ihren Telegram channel berichtet jetzt das Tech-Portal engadget.com. Die App für Android solle – offiziell – mit Liedrrn und Geschichten helfen, den „Kindern viel beschäftigter Eltern“ etwa das arabische Alphabet zu näher zu bringen. Dabei lernen sie jedoch angeblich vor allem militärisches Vokabular wie Panzer oder Rakete.
Songs und Comics verschleiern Hass-Predigten
Comic-Figuren und Computerspiele sollen der App ein vordergründig kindgerechtes und eher freundliches Erscheinungsbild vermitteln. Gefährlich aber scheinen die dann vermittelten Inhalte: Sie bereiten, laut dem von engadget verbreiteten Text, den Boden für Hass und Gewalt.
Die Methode ist perfide. Sie versucht die Technikbegeisterung junger Menschen zu nutzen, sie jedoch für menschenverachtende Ziele auszunutzen.
Da hilft nur äußerte Wachsamkeit.
Gerd Pfitzenmaier
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und vor allem Ihr Vize und Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) hörten wieder einmal so gar nicht auf die Signale: : Flüchtlingskrise und Terror scheinen sie nicht (mehr) zu interessieren. Menschenrechte und humanitäres Engagement sind offenbar doch bloß Schlafsand zum Einlullen des Wahlvolks. Wenn der schnöde Mammon lockt, haben Lobbýisten ganz offensichtlich leichtes Spiel: Die Regierung genehmigt ganz aktuell erneut Waffenverkäufe in die Krisenregion des Nahen Ostens. Die Millionen der autoritären Scheichs sind deutschen Politikern und vielen Bossen eben doch wichtiger als die Versprechen, menschliche Schicksale zum besseren zu wenden und die vor Krieg, Bomben und fundamentalistischen Gräueltaten fliehenden Menschen in deren Heimat zu helfen.
Das aber wäre die einzig richtige Reaktion auf die auch die deutsche Innenpolitik und die EU zurzeit erschütternde Krise. Nicht einmal das Debakel der sonntäglichen Landtags-Wahlen, bei dem das Stimmvolk die etablierten Parteien für deren arrogantes Auftreten strafte, zeigt Wirkung. Die Profis der Politszene schalten schlicht erneut in den „Weiter so“-Modus. Von Selbstkritik und unvoreingenommener Analyse ist weit und breit nichts zu spüren. Stattdessen dominieren jene Verhaltens-Muster, die das Land und die Welt ja eben in diese Zwangslagen manövrierten – die ausschließliche Fixierung auf den so genannten Homo oeconomicus und die stetig steigenden Börsenkurse.
Der Preis,den solches Verhalten uns alle kostet, interessiert nicht, solange ja nur die volkswirtschaftliche Leistungsbilanz nach oben weist. So lässt sich allerdings kein Vertrauen der – zurecht - Enttäuschten zurück gewinnen.
Genau das wäre dringend nötig.
Gerd Pfitzenmaier
global°-Chefredakteur
Erschreckend: Eine neue Umfrage im Auftrag des Stern beschreibt die sinkende Zustimmung der Deutschen zur Demokratie!
Blamabel ist deren Ergebnis: „Fanden vor acht Jahren noch 93 Prozent der Ostdeutschen die Idee der Demokratie gut, sind es jetzt nur noch 81 Prozent. In Westdeutschland sank die Zustimmung von 95 auf 89 Prozent“, beschreibt die Frankfurter Rundschau was Forsa-Demoskopen bei über 2.500 Bürgern erhoben. Vor allem die Anhänger der AfD outen sich in der Umfrage als Verächter unserer freiheitlichen Staatsform. Satte 28 Prozent sind der Meinung, „die Idee der Demokratie sei weniger gut oder sogar schlecht“.
Da hilft nicht Wehklagen, da hilft nur Aufklären. Und das ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Ihr müssen wir uns alle stellen. Und zwar dringend.
Gerd Pfitzenmaier
global°-Chefredakteur
Wachstum statt Ethik: Obwohl sich 67 Prozent der vom Bundesumweltministerium befragten Menschen in Deutschland nicht das BIP, sondern einen umfassenden Lebensqualitätsindikator als „wichtigstes Ziel der Wirtschafts- und Sozialpolitik“ wünschen, unternimmt die Bundesregierung nichts, um die Auswirkungen von CETA und TTIP auf Nachhaltigkeitsziele, Verteilungsgerechtigkeit, sozialen Zusammenhalt, Sinnstiftung oder kulturelle Vielfalt zu prüfen. Argument Nummer eins bleibt ein erhofftes (minimales) BIP-Wachstum durch mehr Handel – einerlei, wie er sich auf die europäischen Grundwerte auswirkt.
Eine Alternative zum „Freihandels“-Ansatz und zum bilateralen Paktieren mit den USA wäre die Voranstellung der europäischen Grundwerte und ein multilaterales Angebot an alle UNO-Mitglieder: Die EU handelt umso freier mit jenen Staaten, welche die UN-Menschenrechtsakte, die ILO-Arbeitsnormen, die UN-Umweltschutzabkommen, das Kyoto-Protokoll, den Strafgerichtshof und die UNESCO-Konvention anerkennen. Um sich vor Dumping zu schützen, erhebt die EU progressive Zölle für jedes durch die Handelspartner nicht ratifizierte Abkommen. „Freihandel“ ist dann eine Belohnung für den Respekt der Grundwerte der Völkergemeinschaft. Dieselbe Strategie könnte auch auf Unternehmensebene umgesetzt werden: Je besser die Gemeinwohl-Bilanz eines Unternehmens, desto freier der Zugang zum EU-Binnenmarkt. Je geringer der Respekt für die Grundwerte, desto höher der Zollaufschlag.
Das Ergebnis wäre ethischer Handel.
Christian Felber
Publizist und Initiator der „Gemeinwohl-Ökonomie"
Schweizer Vorbild macht Mut:: Die Stimmbürger des Alpenstaats zeigten einer radikalen Gesetzesverschärfung die Stirn. Sie lehnen eine Zweiklassen-Justiz klar ab. Ausländer besitzen vor dem Kadi auch künftig die gleichen Rechte wie die Eidgenossen. Die Gegenstimmen – und vor allem, wie die Schweizer sie binnen weniger Wochen gegen die etablierte Volkspartei SVP mobilisierten – können ein Zeichen sein. Wenn aus Wut- Mutbürger werden, dann können sie auch den rechten Mob in seine Schranken zwingen.
Dieses „Nein zur Durchsetzungsinitiative“ habe „die SVP-Dampfwalze gestoppt“, fasst die Neue Züricher Tageszeitung die Kommentare der Medien in der Schweiz zusammen. Eine „unorthodoxe Gegner-Kampagne, habe sich gegen rechtsstaatlich problematische Regelungen gewehrt“. Das kann doch auch jenseits des Rheins und Bodensees gelingen. Das muss auch den Deutschen möglich sein. Dazu müssen wir alle gemeinsam aufklären, offen eintreten und Humanität als Basis all unseres Handelns beweisen. So und nur so gelingt es, die Hassprediger, die sich feige hinter der anonymität des Internets verstecken und die Opportunisten, die am rechten Rand auch des etablierten Parteienspektrums populistisch auf Stimmenfang gehen, bloß zu stellen und zu isolieren.
Zeigen wir unseren Mut. Nehmen wir unsere Nachbarn zum Vorbild.
Gerd Pfitzenmaier
global°-Chefredakteur
Gut getimt:: Das Münchner Umweltinstitut veröffentlichte jetzt seine Untersuchung nach Rückständen des umstrittenen Pestizids Glyphosat im deutschen Bier. just als die Politiker im Bundestag über die Chemikalie debattierten – und sich unter Berufung auf die Unbedenklichkeits-Einschätzung des Bundesinstituts für Risikoeinschätzung erneut einem Verbot widersetzten. Kritik gab es nicht etwa an der Parlamentsentscheidung. Einige Beobachter tadelten die Umweltschützer und ihre Wissenschaftler: Sie hätten medienwirksam Effekthascherei betrieben und mit einer Panikmeldung übertrieben. Die Zeit-Kollegen brachten die Kritik auf den Nenner: „Gezielt wurde Bier getestet. Kein Wunder, dass sich darin Spuren von Glyphosat befanden. Es wird im großen Stil auf Feldern in Deutschland eingesetzt – Rückstände sind überall in der Umwelt zu finden.“
Das aber belegt doch nur, dass die Umweltschützer mit ihrer Mahnung zur Vorsicht richtig liegen. Glyphosatz gilt als das deutschland- und weltweit am meisten verkaufte Pestizid. Wenn es schon überall in Böden, Pflanzen und im Wasser nachweisbar ist, Wissenschaftler aber andererseits Hinweise auf dessen Gefährlichkeit haben, muss der alte Grundsatz gelten, dass Vorsicht die Mutter er Porzellankiste ist. Allzu oft ließen sich Wissenschaftler von Lobbyisten einlullen und blenden. Stets war der wirtschaftliche Erfolg wichtiger als der Schutz von Leben und der Natur. Es ist immer dasselbe Muster. Dagegen vorzugehen bleibt wohl noch einige Zeit die Sisyphus-Aufgabe verantwortungsvoller Mahner. Wenn sie dazu manchmal zu drastischen Mitteln greifen, sind die erlaubt.
Gerd Pfitzenmaier
global°-Chefredakteur
Die Spinnen doch, die ...: Was der alte GAlier-Recke Asterix über die römischen Legionäre lästerte, vermuten immer mehr aufmerksame Beobachter inzwischen auch über die Menschen im US-Bundesstaat North Carolina. Dort kippte der Stadtrat des Örtchens Woodland jetzt eine geplante Photovoltaik-Anlage. Die Argumente der Sonnen-Hasser toppte laut einem Bericht der lokalen Presse ein Anwohner namens Bobby Mann. Er behauptete allen Ernstes, die Sonnenfarm sei gefährlich, denn sie verschlucke die Energie unseres Lichtsterns.
Politbeobachter haben seit einigen Jahren ihre liebe Not mit den Fundamentalisten in den USA. Die Menschen in North Carolina aber schießen jetzt tatsächlich den Vogel ab. Ihr Bundesstaat war lange Jahre eine einsamer demokratisch regierter Fels inmitten einer republikanischen Brandung. Seit 2012 nun regieren dort nun ebenfalls die konservativen Reps. Und mittlerweile fürchten viele aufgeklärte Bürger: „Vergesst Syrien – die wahren religiösen Extremisten sitzen in North Carolina.“
Solarstrom-Gegner: Gegen Fanatismus ist kein Kraut gewachsen
Mit haarsträubenden Argumenten stemmen sich die Menschen gegen neue Technologien. Sie führen einen regelrechten Glaubenskrieg gegen Sonnenenergie, der sie vorwerfen die Strom-Produktionsanlagen erzeugten Krebs, vernichteten Pflanzen oder vertrieben junge Bewohner aus dem US-Bundesstaat. Da half angeblich auch keine noch so gut gemeinte Aufklärung durch ausgewiesene Fachleute nicht. Die rückwärts gewandten Meinungsführer blieben stur.
Welch verquere Denke!
Gerd Pfitzenmaier
global°-Chefredakteur
Manchmal steht die Wahrheit zwischen den Zeilen: Der SIPRI-Report zum Waffenexport liefert sie klar und deutlich. Er listet Deutschland als eines der wenigen Länder der Erde – neben Russland oder der neutralen Schweiz(!) - auf, das im Vorjahr mit dem Verkauf seiner Waffen mehr Geld verdiente als zuvor. Vor allem der Rüstungskonzern Thyssen-Krupp trug zu dieser „Positiv“-Bilanz bei, schreiben die Forscher.
Wer wundert sich da noch im Land, dass so viele Menschen vor Krieg und Terror fliehen und (bei uns) Schutz suchen?
Weltweit weniger Waffenverkäufe auf der Erde
Der Report der Stockholmer Friedensforscher enthält neben allem Schrecklichen auch „gute“ News: „Zusammen setzten die Hersteller 401 Milliarden US-Dollar (rund 367 Milliarden Euro) und damit 1,5 Prozent weniger um als im Vorjahr“, zitiert die Zeit aus der Studie. Wirklich beruhigt hat dies die Lage auf dem Planeten natürlich kaum: „Laut SIPRI stiegen die Aufwendungen in Asien und Ozeanien 2014 um fünf Prozent - allein um 20 Prozent in Afghanistan“, berichtet die Tagesschau über den Rüstungsreport. Ein Zuwachs von gut fünf Prozent verzeichnete demnach der arabische Raum: „17 Prozent in Saudi-Arabien sowie je 15 Prozent im Libanon und im Irak. Ein Plus von fast sechs Prozent gab es auch in Afrika“ - genau jene Regionen aus denen überwiegend die Flüchtlingsströme kommen, die zurzeit Europa überschwemmen.
Wann lernen also endlich die Manager und die Politiker, die Zusammenhänge im Weltgefüge zu erkennen...
Gerd Pfitzenmaier
global°-Chefredakteur
Wo Diplomaten im Auftrag ihrer Regierungen um Worte feilschen, wird es zäh: erst Recht bei der Pariser UN-Klima-Konferenz. Dort ringen sie um jedes einzelne Wort – und vergessen darüber, dass der Menschheit die Zeit zum Handeln entgleitet.
Die Klima-Skeptiker sind die Bremser. Ihnen widmet daher die Washington Post jetzt ihre Grafik: Sie erklärt – zugegeben mit einem Schmunzeln – den Ernst der Lage.
Der Klimawandel als Dampfmaschine
Ein Erklärstück für alle, die es noch immer nicht wahr haben wollen. Die Grafik und der dazugehörende Text erläutern Punkt für Punkt die Zusammenhänge und schicksalhaften Verstrickungen dessen, was wir als kaum noch zu beherrschendes „Experiment“ mit unserem Planeten veranstalten. Der Klimawandel als Dampfmaschine – mit Rohren, Ventilen und Druckreglern...
Vielleicht kann die Grafik ja leisten, was so viele Worte nicht vermögen.
Oder vielleicht helfen Zahlen: Auch die sind dort zu finden. Am meisten wird vielleicht wirken, wenn die Kollegen beschreiben, wie teuer wir bezahlen, wenn wir weiter nichts tun und nur weiter reden.
Gerd Pfitzenmaier
global°-Chefredakteur
Die Klima-Pläne liegen auf dem Tisch, ihr Ergebnis ist zu mager! Trotz der jüngst aufkeimenden leisen Hoffnung, nachdem die jahrelangen Klimawandel-Leugner USA und China endlich Schritte gegen die Erwärmung der Erdatmosphäre zusagten, wird diese sich bis 2100 trotzdem um 2,7 Grad Celsius aufheitzen. Mehr als die Wissenschaftler als noch vertretbar vorhersagen.
Das errechneten, laut Medienberichten, Wissenschaftler des Climate-Action-Trackers (CAT).
Basis des Rechenmodells sind die Verhandlungsentwürfe der 195 Teilnehmerstaaten der UN-Klimakonferenz Ende November in Paris. 140 Regierungen legten bislang konkrete Pläne vor. Das Resultat der Klimaberechnungen auf der Grundlage dieser CO2-Reduzierungs-Verpflichtungen ist einerseits gut: Die Erwärmung wird nicht wie befürchtet um über drei Grad Celsius klettern. Der Wermutstropfen: Auch die Zielmarke von 2 Grad Celsius ist nicht zu halten!
DAmit steht jetzt der klare Auftrag an die Delegierten von Paris fest: Sie müssen ihre Anstrengungen zusätzlich verstärken und den Klimaschutz noch ernster nehmen. Sonst wird der Globus zur Sauna. Mit allen negativen Folgen - für das Leben auf dem Planeten und die Weltwirtschaft.
Gerd Pfitzenmaier
global°-Chefredakteur
Das Ende kam überraschend: Nach langen Jahren des Kampfes der Klima- und Umweltschützer gegen die arktischen Ölbohrer von Shell zog der britisch-niederländische Energiekonzern jetzt die Reißleine und verkündete das „Aus“ für seine Suche nach neuen fossilen Reserven unter dem Eis des Nordpolarmeers. Keineswegs aus Einsicht in die Erfordernisse, die sensible Natur zu schützen. Die „Burger J“-Bohrstelle enthalte tatsächlich Öl- und Gas – bloß zu wenig, betonten die Ölmanager. Der finanzielle Anreiz zur Ausbeutung ist ihnen zu klein.
Ein Sieg für die Umwelt. Mit Schönheitsfehler.
Und keine wirkliche Entwarnung. Shell-Manager Marvin Odum will weiter an arktischen Bohrungen festhalten. Er sieht „deutliche Hinweise“ auf lohnende Erträge.
Dem Klimawandel sei dank: Die Schürfer sehen durch das immer großflächiger abtauende Eis am Nordpol für die Zukunft günstigere Chancen, ihre Löcher in den Erdmantel zu schrauben. So wird das Ende der aktuellen Bohrung an der „Burger J“-Pumpe wohl bloß ein Etappensieg der Naturschützer bleiben.
Sie müssen weiter wachsam bleiben.
Gerd Pfitzenmaier
global°-Chefredakteur
8 Billionen. Jeden Tag! Allein in den USA. Die Flut der Mikro-Plastikteilchen ist gigantisch. Sie überschwemmt die Welt – erschreckt und tötet Leben.
Die Winzperlen sind in Zahncreme oder Seife und stecken in Putzmitteln. Sie scheuern – wie ehemals der Sand – perfekt den Schmutz weg und verschwinden danach problemlos im Abfluss. Alles wird clean. Freilich nur auf den ersten Blick. Denn jeder Abfluss ist zugleich auch ein Zufluss: in die Natur. Dort aber wirken die Plastikkügelchen fatal. Fische oder Vögel essen sie und verenden. Nach neuen Erkenntnissen haben bis 2025 99 Prozent aller Seevögel Plastik im Magen.
Denn so klein die Plastikteilchen auch sind, sie summieren sich gewaltig. Den 8 Billionen, die heute in den USA täglich im Abfluss landen stehen inzwischen bereits 800 Billionen im dortigen Klärschlamm gegenüber. Das ergab eine jetzt veröffentlichte Studie.
Und sage niemand, dass die kleinen Teilchen zu vernachlässigen seien. Die Wissenschaftler erklären es mit einem eingängigen Beispiel: Auch eine Sekunde ist eine kurze Zeitspanne – eine Billion Sekunden aber summieren sich zu fast 31710 Jahren!
Bleibt als einziges Fazit: Dämmt die Flut der Plastikteilchen ein!
Gerd Pfitzenmaier
global°-Chefredakteur
Was wir schon immer gewusst zu haben glauben, bestätigt uns jetzt eine britische Studie: Kinder, die zu viel Zeit vor der Glotze oder dem PC verbringen, verdummen!
Noch besser: Sport und frische Luft verbessern die Schulnoten obendrein.
Das bestätigen die Wissenschaftler der ehrwürdigen University of Cambridge. Sie untersuchten die Leistungen von 845 britischen Schülern und verglichen dazu deren Abschlussnoten beim General Certificate of Secondary Education (GCSE), das etwa der Mittleren Reife entspricht, mit dem TV- und Computer-Konsum der Pennäler. Fazit: Jede Stunde vor den Geräten verschlechtert die Noten nachweisbar, mehr Zeit für Hausaufgaben oder klassisches Lesen dagegen lässt bessere Noten erwarten.
Dabei scheint auch wichtig, das Lernen nicht zu übertreiben. Vier Stunden, so die Forscher, seien genug – längeres Büffeln bringe wenig mehr Erfolg.
Hört, hört, Kinder!
Gerd Pfitzenmaier
global°-Chefredakteur
Doppelmoral: Einerseits propagiert die Kanzlerin – spätestens seit dem G7-Gipfel im oberbayerischen Elmau – die Dekarbonisierung von Wirtschaft und Gesellschaft. Andererseits will ihre Regierung die Pensionen der Staatsdiener mit Investitionen in Öl-, Gas- und Kohle-Projekte absichern: „Seit 2007 legt der Bund zehn Prozent seines Versorgungsfonds im Eurostoxx 50 an, 2008 folgte auch der Fonds der BA“, beschreibt der Spiegel diese Strategie. Der Konter kommt direkt und trifft: Es könne nicht sein, dass die öffentliche Hand die Energiewende finanziere, während „der Bund sein Geld in schmutzige Klimakiller investiert“, zitiert dazu das Magazin die klimapolitische Sprecherin der Grünen, Annalena Baerbock.
Deren Kritik ist mehr als berechtigt.
Wenn der Bund und etwa die Bundesagentur für Arbeit „insgesamt rund 112 Millionen Euro“ seiner Versorgungsrücklagen für Beamte in solch klimaschädliche Unternehmen stecke, klafft zwischen den hehren Worten und den konkreten Taten der bundesdeutschen Politik(er) eine Glaubwürdigkeitslücke.
Und Baerbock liegt auch mit ihrem zweiten Argument richtig. Diese Investition sei auf lange Sicht keinesfalls jene sichere Anlage, wie vermutet. Sie trägt vielmehr ein immenses Wertverlustrisiko - sobald die Karbon-Blase platzt und die Energieunternehmen „einen Großteil ihrer Reserven abschreiben“, wie das Magazin die tatsächliche Lage richtig analysiert.
Sichere Geldquellen sind die fossilen Rohstoffe schon lange nicht mehr.
Gerd Pfitzenmaier
global°-Chefredakteur
Endlich beweist der US-Präsident Mut. Den hatten viele von ihm – nur leider allzu lange - erwartet: „Mit allen Mitteln“, unterstrich jetzt das Weiße Haus die Entschlossenheit Barak Obamas, seine Klimaschutzpläne gegen die Widerstände seiner politischen Gegner im US-Kongress und bei den Republikanern durchzusetzen - „notfalls mit seinem Veto“.
„Der Clean Power Plan des Präsidenten wird nicht aufgeweicht“, sagte ein Sprecher der Obama-Administration in Washington. Das vermuteten Skeptiker, nachdem die US-Umweltbehörde Environmental Protection Agency (EPA) die Fristen zur Umsetzung der Einsparziele für einige Bundesstaaten ausgedehnt hatte.
Obamas Eintreten für den Klimaschutz ist, kurz vor dem Klimagipfel im Herbst in Paris eine der wenigen guten Nachrichten dieses Sommers. Der Präsident plädiert dafür, bis 2025 den Ausstoß von Klimagasen bis zu 28 Prozent zu kappen.
Der US-Präsident reagiert mit diesen Äußerungen auf die fortgesetzten Versuche seiner Gegner und Leugner des Klimawandels. Die versuchen, die neuen Regeln aufzuweichen und Übergangsfristen zu verlängern oder gar den Klimaschutz gänzlich für unnütz zu erklären. Bleibt zu hoffen, das bald scheidende Präsident nicht nur Mut beweist. Er muss nun auch standhaft bleiben.
Gerd Pfitzenmaier
global°-Chefredakteur
Nicht bloß „hart“: So ist Ihre Politik herzlos und „grausam“, Frau Merkel. Wer - wie unsere Kanzlerin - einem 12 Jahre alten Palästinenser-Mädchen seine Aufgabe als Kopf der deutschen Politik derart erklärt, darf nicht für sich in Anspruch nehmen, den Menschen im Land zu dienen.
Das Kind war vor vier Jahren nach Deutschland geflohen, lernte (akzentfrei!) unsere Sprache sprechen – wie es die CDU-Parteifreunde von Angela Merkel stets fordern und träumt davon, zu studieren. Dem Mädchen aber droht die Abschiebung in ein Land, in dem es einer mehr als unguten Zukunft entgegenblickt.
Zwar fiel es der Kanzlerin ersichtlich nicht leicht, dem Mädchen zu antworten, das sie bei einem Bürgerdialog in Rostock traf. Merkel bestätigt ihr, sie sei ein „sympathischer Mensch“, offenbart ihr, dass sie dennoch nicht in Deutschland belieben dürfe. Zu viele klopften an unsere Türen.
Hilflos streichelt Angela Merkel dem Kind die Wange. Eine eher peinliche Geste und ein Armutszeugnis – für unser Land!
Mitgefühl sieht anders aus. Verständnis für die Lage des Gegenübers ebenso. Beides lässt unsere Kanzlerin vermissen. Das ist kein gutes Zeichen für die Politik und ein fatales Zeichen für den Zustand unserer Gesellschaft.
Lasst uns das ändern!
Gerd Pfitzenmaier
global°-Chefredakteur
Seine Aussagen haben Gewicht: Papst Franziskus traf mit seiner Umwelt-Enzyklika „Laudato si“ offenbar den richtigen Ton zur – gerade noch(?) – richtigen Zeit. Sie war offensichtlich der Startschuss zur so lange schmerzlich vermissten Wende im weltweiten Marktgeschehen.
Wenige Monate vor dem Pariser Klimagipfel zeichnen sich nun doch erste Reaktionen ab: Die stimmen hoffnungsfroh. Das Wall Street Journal etwa berichtet, das Wort des katholischen Oberhirten veranlasse – nicht nur katholische – Unternehmer, ihre Geschäfte neu zu bewerten und sich von ihrer weiteren bedenkenlosen Nutzung fossiler Energien zu verabschieden: „Der Ruf des Papst, dem Klimawandel aktiv zu begegnen, löste eine neue Aktionswelle unter Investoren aus.“ Analysten im New Yorker Bankenviertel beobachten demnach bereits eine neue Strömung: hin zu einem verantwortlicheren Umgang mit Ressourcen und weg von fossilen Energieträgern.
Es wäre schön, wenn die Prognose stimmt.
Gerd Pfitzenmaier
global°-Chefredakteur
Der erste wirklich vernünftige Vorschlag in der Griechen-Krise: Um das Land, seine Bürger und die - auch die deutsche - Wirtschaft vor noch mehr Schaden durch den Schulden-Hickhack zu schützen, empfiehlt der wissenschaftliche Direktor des Instituts für Marketing und Kommunikation (IMK) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung einen Schlichter für die Verhandlungen zwischen Tsipras und der EU. Gustav Horn glaubt, dass nur ein allseits anerkannter Vermittler den Weg aus der augenblicklichen Sackgasse finden könne.
Er hat Recht: Die Verantwortlichen beider Verhandlungsdelegationen sollten ihm folgen!
Sein Vorschlag macht Sinn. „Die Positionen der griechischen Regierung und der Gläubiger liegen in zentralen Fragen nicht so weit auseinander – zumindest, wenn das deutsch-französische Angebot vom Freitag belastbar wäre, das allerdings bislang nirgendwo schriftlich dokumentiert wurde“, sagt Horn. „Das Hauptproblem ist aus meiner Sicht ein fundamentales Misstrauen, das mittlerweile zwischen den maßgeblichen Akteuren herrscht. In dieser Situation kann ein Schlichter oder Vermittler entscheidend weiterhelfen.“
Das Modell ist bewährt. In Tarifkonflikten helfen Schlichter immer wieder, scheinbar ausweglose Lagen zu meistern. Sie zeigen, wie Positionen sich zum allgemeinen Wohl und ohne Gesichtsverlust für alle Parteien, wieder annähern können.
Genau darum geht es. Das Überleben des Experiments Europa muss uns dies wert sein – auch das ist – im besten Wortsinn – nachhaltige Politik.
Gerd Pfitzenmaier
global°-Chefredakteur
Jetzt ist's amtlich: Niederländer haben einen per Gerichtsurteil definierten Anspruch auf eine klimafreundliche Umwelt. Ihre Regierung muss dafür Sorge tragen, dass die Treibhausgas-Emissionen des Landes viel weiter sinken als die Politiker dies bislang anstreben. Deren „Bemühungen“ hält der Richter „für unrechtmäßig schwach“.
Das Urteil setzt ein Signal: für Klimaschutz und eine lebenswerte Zukunft. In weiteren Ländern Europas streben inzwischen tausende Bürger ähnliche Verfahren vor dem Kadi an, um Politiker und die Manager endlich zu zwingen, dem Klimawandel mit entschlossenen Strategien zu begegnen. Was die bisher unternahmen, um die Erderwärmung einzudämmen, „werde der Verantwortung eines Industrielands im Kampf gegen den Klimawandel nicht gerecht“, hatte das Gericht in Holland geurteilt.
Es hat Recht!
„Das Gerichtsurteil macht klar, dass Staaten sich nicht mehr ausruhen können“, freute sich die Chefin der Urgenda-Stiftung. Die unterstützte rund 900 Niederländer auf ihrem Weg durch die Instanzen, um endlich das Recht der Menschen auf eine klimafreundliche Politik und Wirtschaft auch gerichtlich attestieren zu lassen.
Das Urteil wird den Protest gegen den Klimawandel beflügeln. Auf den Philippinen ist ein Prozess schon anhängig, in Norwegen ist ein Verfahren geplant und in Belgien wollen 10.000 Bürger ebenfalls einen solchen Gerichtsbeschluss erzwingen.
Bleibt nur eine Frage: Wer geht in Deutschland voran?
Gerd Pfitzenmaier
global°-Chefredakteur
Der Papst beschreibt zielsicher die ökologischen Grenzen unseres Planeten wie auch die existenziellen Risiken für die Menschheit. Wenn wir die Klimakrise weiter befeuern, Wasser verschmutzen und die Umwelt vermüllen, entziehen wir uns unsere Lebensgrundlagen.
Dabei verknüpft der Papst konsequent die ökologische mit der sozialen Dimension. Umweltpolitik ist immer auch eine Frage der Gerechtigkeit, weil sich die Armen eine kaputte Umwelt erst recht nicht leisten können.
Für Union und SPD ist die Enzyklika eine unbequeme Mahnung. Sie ist ein Weckruf für eine moderne Umweltpolitik, für eine grundlegende sozial-ökologische Transformation. Die Enzyklika verdeutlicht, dass diese Bundesregierung den Herausforderungen der Umweltpolitik nicht gerecht wird und dass sie in vielen Bereichen herum stümpert, sabotiert und verharmlost. Wir brauchen jedoch eine verantwortungsvolle, kompetente, beherzte Umweltpolitik, damit unser Planet erhalten bleibt. An dieser Stelle wünschen wir uns, dass die Christdemokraten und Christsozialen den Papst in seiner Eindringlichkeit ernst nehmen.
Anton Hofreiter
Fraktionsvorsitzender Die Grünen im Bundestag
Eine der neuen großen kulturellen Herausforderungmoderner Gesellschaften besteht nicht mehr darin, Mangelerfahrungen durch ein Mehr zu beseitigen. Sie muss ein Zuviel begrenzen, das aus der Forderung nach dem ALLESIMMER resultiert.
Dieses Zuviel umfasst keinesfalls nur materielle Dinge, wie überdimensionierte Autos oder niemals getragene Kleidungsstücke, sondern auch immateriell-symbolische Text-, Bild- und Tonbotschaften eines permanenten Info- und Entertainmentstroms.
Schon immer gab es in der Menschheitsgeschichte wenige Privilegierte, die unter dem Luxus des Zuviel zu leiden begannen. Hiermit konfrontiert haben westliche und östliche Weisheitslehren Strategien zur Bewältigung dieser Herausforderung entwickelt, in denen es um das rechte Maß und die dafür erforderlichen Selbst- und Umweltbegrenzungen ging. Während der Westen dabei mehr auf die Förderung reflexiver Einsicht und Willensstärke setzt, vertraut der Osten stärker auf den Bewusstseinszustand der Achtsamkeit, der eine bewusste, präsente und wertfreie Haltung gegenüber den eigenen Denkinhalten und Gefühlen kennzeichnet. Wer achtsam ist, wird nicht komplett vom Autopilotenmodus des Alltags absorbiert, kann daher sich und seine Umwelt bewusster wahrnehmen und auf dieser Grundlage besser entscheiden, was in dem Zuviel des eigenen Lebens am ehesten zu entrümpeln ist.
Achtsamkeit(smeditation) fühlt sich dabei manchmal wie ein kalter Entzug in einer chronisch reizüberfluteten Multitasking-Gesellschaft an. In Aussicht dafür steht dann jedoch nicht weniger als ein entspanntes, zufriedenes und letztlich auch gutes Leben.
Marcel Hunecke
Professor für Allgemeine Psychologie, Organisations- u. Umweltpsychologie, Dortmund
Die Vereinbarungen der G7-Chefs zum Klimaschutz gehen in die richtige Richtung- doch sie müssen sich erst in der Realität beweisen. Nun muss auch die Bundeskanzlerin Farbe bekennen. Angela Merkel muss klar sagen, wie Deutschland in den Sektoren Strom, Wärme und Mobilität Emissionen einsparen will.
Noch immer schwelt die Debatte um den Klimabeitrag der fossilen Kraftwerke, sie wird nun zum Lackmustest für die Klimaschutzpolitik der Bundesregierung.
Eine saubere und nachhaltige Energieversorgung kann nur mit Erneuerbaren Energien gelingen. Dafür müsse die Kohle auch tatsächlich im Boden bleiben und ein geordneter Ausstieg aus der Kohle eingeleitet werden.
Die Dekarbonisierung der Weltwirtschaft beginnt in jedem einzelnen Land. Das formulierte Ziel, bis 2050 40 bis 70 Prozent weniger Emissionen auszustoßen als 2010 – und sich dabei am oberen Ende zu bewegen – ist ohnehin eine Mindestanforderung. Die früheren Einsparziele, die sich auf den Ausstoß von 1990 bezogen hatten, waren eindeutig ambitionierter.
Fritz Brickwedde
Präsident des Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE)
Es gibt kein Halten mehr: Im März maßen Wissenschaftler der National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) zum ersten Mal seit der Aufzeichnung des Treibhauseffekts während des gesamten Monats einen Kohlendioxidgehalt über 400 ppm (Parts per Million) in der Atmosphäre der Erde. Dauerhaft und weltweit. Was bislang als Horror-Vision galt, ist heute Wirklichkeit.
„Es war bloß eine Frage der Zeit“, kommentiert der NOAA- Klima-Experte Pieter Tans, „bis wir weltweit eine durchschnittlich über 400ppm liegende Konzentration von CO2 messen.“ Im Frühjahr 2012 hatten Forscher an einzelnen Messstationen in der Arktis das Erreichen der Marke vorhergesehen. Noch blieb der Wert jedoch regional begrenzt und war auch nicht von Dauer. 2013 überstieg der CO2-Pegel im Mauna Loa Observatorium auf Hawaii die Grenze der Klimaschützer erstmals tatsächlich. Noch immer blieb das ein kurzzeitiges Lokalereignis.
Nun also wird zum Normalen, was Wissenschaftler als Startpunkt für ein Schreckszenario des Klimawandels prophezeien: Die Menschheit hat den Ofen überheizt – und noch immer reden alle nur über die Klimafolgen, aber unternehmen nichts.
Wann ändern wir das endlich?
Gerd Pfitzenmaier
global°-Chefredakteur
Nachrichten verzerren unser Bild der Wirklichkeit: Wie sonst ist – angesichts der täglichen Gräuel-Bilder und Kriegsberichte in TV und Zeitungen das Fazit zu interpretieren, das jetzt Wissenschaftler der Lüneburger Leuphana Universität ziehen: „Weltweit sind immer weniger Menschen bereit, ihr Leben in einem Krieg zu riskieren.“
Welch schöne Nachricht!
Gemeinsam mit Kollegen aus den USA und Schweden analysierten sie die Weltwertestudie (World Value Survey) in 48 Ländern der Erde. Die dort lebenden Menschen zählen zusammen gut 80 Prozent der Erdbewohner. Das erfreuliche Fazit der Forscher: „In 43 Ländern ist die Bereitschaft der Einwohner, in einen Krieg zu ziehen, während der letzten 30 Jahre deutlich gesunken.“
Das ist – angesichts des nahen Osterfests – eine wirklich „frohe Botschaft“.
Die Weltwertestudie befragt seit 1981 rund um den Globus Menschen zu ihren Werten und Grundüberzeugungen. „Die Teilnehmer sollen unter anderem angeben, ob sie im Falle eines Krieges dazu bereit wären, für ihr Land zu kämpfen“, beschreiben die Wissenschaftler die World Value Survey. Und sie verkünden das schöne Ergebnis: „Allein in den letzten 15 Jahren hat der Anteil der Probanden, die diese Frage mit „ja“ beantworten, um 10 Prozentpunkte von durchschnittlich 75 auf 65 Prozent abgenommen.“
Es gibt allerdings große regionale Unterschiede in dieser Friedfertigkeit der Menschen. „In Japan zeigten sich bei der letzten Befragung knapp 28 Prozent der Befragten kampfeswillig; in Bangladesh und Qatar antworteten dagegen fast alle Teilnehmer mit 'ja', kommentiert Politikwissenschaftler Politikwissenschaftler die Daten. Die Gründe: Die demokratische Tradition eines Landes spiele dabei nur eine untergeordnete Rolle, sagt Welzel und erklärt: „Stattdessen scheint der Kampfeswillen vor allem davon abzuhängen, inwieweit die jeweilige Gesellschaft emanzipatorische Werte vertritt wie Toleranz gegenüber Homosexualität, die Gleichstellung der Frau, die Garantie persönlicher Freiheit.“
So schön das Ergebnis beim ersten Draufblick also sein mag: Trotz enormer Unterschiede zwischen den Gesellschaften und autoritärer Rückfälle: Im Schnitt sei die Welt in den letzten dreißig Jahren ein liberalerer Ort geworden, konstatiert Welzel. Parallel dazu habe die Zahl kriegerischer Konflikte abgenommen. „Das ist ein eindeutiger Trend, auch wenn uns die aktuelle Medienberichterstattung ein anderes Bild suggerieren mag“
Das offenbart jedoch auch, wo wir uns alle gemeinsam noch weiter ins Zeug legen und Intoleranz überwinden müssen.
Gerd Pfitzenmaier
global°-Chefredakteur
“Wir Menschen neigen dazu, das, was wir geschaffen haben, zu zerstören. Mittlerweile sind wir so erfindungsreich, dass wir alles Leben auf diesem Erdball vernichten können, auf vielfältige Weise. So fehlkonstruiert wir Menschen sind, wir haben aber auch die Gabe, zu reflektieren, über unsere Fehler nachzudenken, Lektionen, die uns die Geschichte erteilt hat - wie mir in sehr jungen Jahren - zu begreifen und daraus Konsequenzen ziehen. Das heißt, von den Rechten des Demokraten Gebrauch zu machen. Den Mund aufmachen, mitreden, nicht schweigend erdulden, nicht zulassen, dass der Bürger zum bloßen Konsumenten verkürzt wird. Das sind die Dinge, die ich versucht habe in meinen Büchern zu erzählen, aber auch in Reden und Essays weiterzureichen.“
Günter Grass
Der Literatur-Nobelpreisträger
im Gespräch mit der Initiative Mein Erbe tut Gutes. Das Prinzip Apfelbaum
Geht doch. Oder besser: Es geht auch OHNE!
„EU-Staaten dürfen künftig Plastiktüten besteuern oder sogar verbieten“, schreibt die Zeit zur endlich abgenickten, weil längst überfälligen Entscheidung der EU-Gremien: Sie besiegelt das allmähliche Ende der Plastiktüte.
Das haben viele Verbände und Aktivisten lange und immer wieder gefordert. Nun prüft laut Presseberichten auch die deutsche Regierung, ob sie den Gebrauch der Plastiktüten nicht doch – wie vielfach gefordert – besteuern soll. Oder sie zumindest, wie es das Umweltbundesamt (UBA) anregt, nicht mehr umsonst auszugeben.
Noch ist die Entscheidung freilich erst ein erster Schritt: Bis 2025 soll dann jeder Mensch in der EU nur noch 40 Tüten im Jahr nutzen dürfen. Abgesehen vom Bürokratie-Aufwand, den eine solche Regel nach sich zieht (Wer führt denn Buch über den individuellen Tüten-Kauf?), werden viele Tüten-Kritiker monieren: Ein echtes Verbot sieht anders aus.
Wenigstens zeigt der EU-Kompromiss in die richtige Richtung. Er macht deutlich, dass die Vermüllung der Welt aufhören muss.
Gerd Pfitzenmaier
global°-Chefredakteur
Rückschlag für die Energiewende: In guter Polit-Manier klagt SPD-Fraktionschef Thomas Oppermann die Schuldigen in der bayerischen Union an. Medienwirksam stellt er CSU-Chef Horst Seehofer an den Pranger, weil der – nach seinem kategorischen „Nein“ zu neuen (Wind-)Stromtrassen aus dem deutschen Norden in den Süden – nun auch kein Geld mehr für die energetische Gebäudesanierung locker machen will. Was im Koalitionsvertrag der in Berlin Regierenden noch als ausgemachte Sache galt, sei nun vom Tisch. Kein Steuerbonus für Wärmedämmer.
So bleibt alles wie bisher: Wir verpuffen wertvolle Energie und belasten mit zusätzlicher Wärmeproduktion die Atmosphäre unnötig mit CO2. All das nur, weil die Kampfhähne unter den Politikern sich nicht auf ein Konzept einigen können – oder wollen?
Mit einer Milliarde Euro wollte die Regierung Hausbesitzern helfen, wenn sie Fenster, Türen oder Wände besser abdichten. Zusammen mit den zuletzt gesunkenen Energie-Rohstoffpreisen dürfte dies eine fatale Wirkung entwickeln: Die Menschen lassen ihre Öfen wieder bullern und heizen damit das Klima an!
Dabei zählt Energiesparen zu den wichtigsten Schritten der Energiewende.
Gerd Pfitzenmaier
global°-Chefredakteur
Die Erinnerungen an den Terrorakt in Paris waren noch frisch, als die Armutstudie der Hilfsorganisation Oxfam Ende Januar eine immer rascher wachsende Kluft zwischen Arm und Reich konstatierte. Bereits im nächsten Jahr werde das reichste Prozent der Weltbevölkerung mehr besitzen als die restlichen 99 Prozent zusammen. Auch für Deutschland meldete das Staistische Bundesamt jüngst beunruhigende Zahlen: Mehr als drei Millionen Erwerbstätige leben unterhalb der Armutsschwelle, rund 25 Prozent mehr als vor sechs Jahren. Und das obwohl die Wirtschaft brummt und die Arbeitslosigkeit gering ist. Kein Wunder, dass Immer mehr Menschen meinen, es liefe etwas verkehrt. Diffuse Ängste treiben Bürger auf die Straße. Dort, wo die Chancenlosigkeit offensichtlich ist, wächst der Hass. Wir müssen dieser Entwicklung wehren, die unserem Wohlstand, unserer Freiheit und unserer Zukunft den Boden entzieht.
Steuergerechtigkeit ist ein wichtiger Schritt auf diesem Weg. Denn Steuern ermöglichen es dem Staat, in das Bildungswesen zu investieren und in die gesamte Infrastruktur – beides brauchen Gesellschaft und Wirtschaft so dringend wie eine kluge Einwanderungspolitik. Ungleiche Bildungschancen, mangelhafte Integration und marode Straßen sind keine gute Basis für eine nachhaltige Entwicklung. Es kann deshalb nicht sein, dass multinationale Konzerne durch Steuerverlagerung so gut wie nichts an den Staat abführen und ein europäisches Land wie Luxemburg großen Unternehmen Vermeidungskonstruktionen mit Steuersätzen von bisweilen weniger als einem Prozent bietet, während Mittelstand und Handwerk fleißig Abgaben und Steuern zahlen. Zugleich werden große Erbschaften und Aktienvermögen nur moderat besteuert, während das Einkommen der Mittelschicht mit Spitzensätzen belegt und von der kalten Progression betroffen ist. Steuergerechtigkeit muss deshalb ein Thema werden, das selbstverständlich zum Kanon der Nachhaltigkeitsanforderungen gehört. Für die Zukunft bedarf es neben staatlicher Investitionen aber mindestens genauso sehr des Vertrauens der Menschen in Unternehmen und Institutionen. Auch dazu kann Steuergerechtigkeit beitragen. Dass der Anteil jener, die Regierung, Wirtschaft und Medien Vertrauen entgegenbringen, beim jüngsten Vertrauensbaromenter von Edelman in Deutschland auf unter 50 Prozent fiel, belegt den Zweifel der Menschen an einer guten und gerechten Entwicklung.
Gefordert sind nun Politik und Wirtschaft. Die Politik muss für mehr Steuergerechtigkeit einerseits und eine rasche Integration der Flüchtlinge durch Zugang zu Bildung anderseits sorgen. Wenn auch der Dümmste verstanden hat, dass aus Einwanderern Arbeitnehmer und Steuerzahler werden, die unseren Staat und unsere Wirtschaft stützen, kann Vertrauen wieder wachsen. Die Wirtschaft wiederum muss sich klar aussprechen gegen Steuerschlupflöcher und aggressive Steueroptimierung und sollte sich zugleich abgrenzen von Topmanagern, die Gier und Maßlosigkeit verkörpern. Vor allem muss sie Integrität zur zwingenden Voraussetzung für Führungspositionen erklären und neue Vorbilder schaffen.
Sabine Braun
future e. V. - verantwortung unternehmen
Das Bundeskartellamt muss die Übernahme von Kaiser’s Tengelmann durch Edeka verhindern. Die Konzentration im Lebensmittelmarkt gefährdet hier und in Entwicklungsländern Gesundheit und Leben.
Den deutschen Lebensmitteleinzelhandel dominieren bereits jetzt nur noch vier Unternehmen, die knallhart Lieferbedingungen und Preise diktieren . Lieferanten, Verbraucher und Verbraucherinnen, Produzenten und Beschäftige müssen die Folgen der Marktmacht der vier großen Supermarktketten Edeka, Rewe, die Schwarzgruppe (Lid und Kaufland) und Aldi ausbaden. Das bedeutet zum Beispiel, dass Einkommen von Kleinbäuerinnen und -bauern in der Bananenindustrie in Ecuador und Kolumbien unter der Armutsgrenze liegen. In einigen Betrieben gibt es aus Preisdruck nicht einmal Schutzkleidung bei der Arbeit mit Pestiziden.
Dr. Franziska Humbert
CSR-Referentin bei Oxfam Deutschland e. V.
Der Spitzensport steckt dort, wo er hingehört: Tief in der Glaubwürdigkeitskrise.
Erst die globale Debatte um den Korruptionsverdacht bei der Vergabe der Fußball-WM an Russland und Katar, dann die amüsante Selbstreinigungs-Simulation des Weltverbandes Fifa. Nun die Dopingkultur in Russland, wo die Mittäterschaft der Kontroll- und Analyse-Instanzen sowie die politische Absicherung bis in die Staatsspitze zutage treten.
Dass der Betrug Sport-immanent ist, zeigen die Bezüge der Affäre weit über Russlands Grenzen hinaus. Der Sport ist ein geschlossenes System, die Funktionäre verstehen sich als Familie, sizilianische Assoziationen drängen sich auf – denn auch die internen Kontrollinstanzen mauscheln mit. Deshalb fürchtet der Sports nichts mehr als das, was er seit Jahrzehnten bekämpft: Den Eingriff staatlicher Autoritäten. Sieht man die ethische Verkommenheit, die dank der am Sporterfolg beteiligten Medien vor dem Publikum verschleiert wird, steht außer Frage, dass die Muskelmesse auf die Wand zusteuert.
Es bräuchte externe Kontrolle. Die aber setzt die Aufhebung jener absurden Autonomie voraus, die der Sport seit Turnvater Jahns Zeiten genießt, und die heute die dunklen Geschäfte im größten Zweig der globalen Unterhaltungsindustrie absichert. Politiker scheuen sich nach wie vor, dem Sport samt seiner Strahlkraft Paroli zu bieten.
Doch wächst beim Publikum die Ahnung, verschaukelt und gemolken zu werden. Das belegt die überwältigende Skepsis im Hinblick auf die Austragung sportlicher Großevents. Von Deutschland bis Norwegen sagten die Bürger bereits Nein zu Olympischen Spielen. Wohlgemerkt: Nicht zum Sport und den Athleten, sondern zu der Nassauer-Karawane der Funktionäre, die nicht länger mit Steuergeldern alimentiert, sondern dringend gestoppt gehört.
Thomas Kistner
Der Auor ist Redakteur für Sportpolitik bei der Süddeutschen Zeitung
Der Kommentar ist ein "Zwischenruf" des Denkwerks Zukunft
Wieder ein eher vager Kompromiss als der „großer Wurf“:
Statt eines sehnlich erwarteten und dringend benötigten Befreiungsschlags im Kampf gegen die Klimaerwärmung verständigten sich die Vertreter von 195 Staaten bei ihrer Konferenz im peruanischen Lima gerade einmal auf einen „Minimalkonsens“. So bezeichnen die Vertreter der anwesenden NGOs das 37 Seiten-Papier, das nun als Fahrplan bis zur Pariser Klimakonferenz Ende 2015 dienen soll.
Mehr sei nicht zu erwarten gewesen, lässt sich die deutsche Umweltministerin Barbara Hendricks von Agenturen zitieren. Sie reiste schon vorzeitig wieder heim. Für ihren Umwelt-Staatssekretär Jochen Flasbarth ist es dennoch „ein Ergebnis, das alle Möglichkeiten eröffnet, zu einem ambitionierten Klimavertrag zu kommen“. Da muss der Ex-NABU-Chef mit diplomatischen Floskeln sich wohl selbst Hoffnung einreden. Zu vage bleibt das Lima-Ergebnis. Wieder einmal.
Noch immer nämlich setzen einige Staaten eher auf Zeitgewinn. Woher sie die angesichts der deutlichen Zeichen des sich wandelnden Klimas nehmen, bleibt schleierhaft. Wer „Nichts-Tun“ zu seiner Maxime erhebt, spekuliert darauf, dass andere vorangehen. Kein Staatschef jedoch ist dafür mutig – und klug - genug. Alle schielen auf scheinbar negative Folgen für ihre Wirtschaft - und übersehen, dass zögern die Lage nur verschlimmert. Alle riskieren, am Ende Verlierer zu sein: Wenn ihr Leben auf dem heißen Planeten Erde in einer zerstörter Umwelt und unter Milliarden Menschen, die sich immer weniger Raum und knappe Ressourcen teilen müssen, vermutlich grauenhaft wird...
Keine schöne Aussicht.
Gerd Pfitzenmaier
Chefredakteur global°
Der Terror-Anschlag von Paris auf die Kollegen der Satire-Zeitschrift Charlie Hebdo erschüttert die Welt. Er ist abscheulich und zwingt zugleich, unser eigenes Verhältnis zum Islam zu benennen. Plumpe Demo-Parolen wie sie Tausende auf den Straßen derzeit skandieren, helfen jedoch keinen Schritt weiter. Schon eher ein nüchterner Blick der Wissenschaft. Die aktuelle Auswertung etwa des Religionsmonitors der Bertelsmann Stiftung zeichnet nämlich die wirkliche Lage nach, mit der sich Muslime hierzulande konfrontiert sehen.
Und das ist – leider! - kein schönes Bild der deutschen Gesellschaft: „Die hier lebenden Muslime orientieren sich in ihren Einstellungen und Lebensweisen stark an den Werten in der Bundesrepublik“, fasst die Studie zusammen. Zugleich deckt sie auf: „Das allerdings nimmt die Mehrheitsbevölkerung kaum wahr.“
Ein trauriges Fazit: für uns! Wer also lautstark vor einer Islamisierung warnt, sollte sich zunächst an seiner eigenen Nase packen. Denn die Bertelsmann-Experten wissen: „Für die hier lebenden Muslime bedeutet das Ausgrenzung und Belastung.“
Das ist nicht akzeptabel. Wer sicht für eine nachhaltige Zukunft engagiert, muss auch auf diesem Feld aktiv werden. Dafür steht global°.
Gerd Pfitzenmaier
Chefredakteur global°
Wir müssen uns in Deutschland überhaupt nicht wundern: Wer es Hooligans überlässt, wie aktuell in Köln geschehen, extremen Religionsfanatikern die Stirn zu bieten und Salafisten daher lieber mit Knüppeln anstatt Argumenten und gutem Vorbild zu begegnen und ihnen den Wind aus den Segeln zu nehmen, sät Gewalt anstatt sie zu besänftigen. Wichtiger wäre – vor allem – ihnen die Basis für ihr Ausscheren aus dem gesellschaftlichen Konsens zu entziehen, ihnen durch soziale Regeln ein gerechtes wie erfüllendes Zusammenleben im eigenen Land zu bieten. Sonst müssen wir über eine grundsätzliche Radikalisierung und den schleichenden Verlust an Menschlichkeit und Moral nicht klagen.
Es passt ins Bild, dass, wie es jetzt der Berliner Tagesspiegel meldet, ein Drittel der Jurastudenten in Deutschland die Todesstrafe zurückhaben will!
Kein Aufschrei der Entrüstung.
Ein Ruck, daran etwas zu ändern, geht ebenfalls nicht durch unser Land – ausgerechnet zum 25. Geburtstag der Wiedervereinigung schweigen die Demokraten.
Sie zeigen mit moralischem Impetus auf Länder wie den Iran, wo die Henker zeitgleich eine junge Frau richten, die sich gegen ihren Peiniger wehrte. Oder sie lamentieren über die Schar verwirrter junger „Kämpfer“, die ihre Erfüllung im Kampf für einen Menschen verachtenden islamischen Staat sehen. Aber kaum jemand bezieht so deutlich Position wie die Zeit, wenn ausgerechnet jene, die einst für Recht und Gerechtigkeit im Land einstehen sollen, Wissenslücken über die freiheitliche Grundordnung der Republik offenbaren und diese mit radikalen Ansichten übertünchen.
Armes Deutschland!
Gerd Pfitzenmasier
Chefredakteur global°
Es gab Zeiten, in denen – bis auf wenige Unsensible - niemand mehr Pelz tragen wollte . Zu oft hatten Tierschützer das unsägliche Leid von Nerzen, Kaninchen oder Hunden und Katzen beschrieben und die Praxis in Pelzfarmen angeprangert.
Alles vorbei?
Ein aktueller Beitrag von TV-Kollegen des Norddeutschen Rundfunks (NDR: 10. November um 22 Uhr) zeigt erschreckende Fakten: „Fell an der Jacke, Pelzbommel an der Mütze, Handschuhe mit weichem Futter: Pelz-Accessoires werden immer beliebter. Auch deshalb ist der Umsatz mit Echtfell in den vergangenen Jahren rasant gestiegen. In Deutschland machen Fellbesätze mittlerweile 70 Prozent des Pelzumsatzes aus. Für den Modetrend werden jährlich Millionen Marderhunde, Kaninchen und Füchse aufgezogen und getötet“, kündigen die Journalisten ihre Recherche-Ergebnisse an.
Autorin Antonia Coenen verfolgte die Pelzproduktion bis in chinesische Pelzfabriken. Sie sah, wie Arbeiter den Tieren bei lebendigem Leib das Fell abziehen! Alles nur, um in unseren Regalen günstige Waren anbieten zu können. Der Beitrag macht einmal mehr die Kehrseite globalisierter Märkte deutlich: Nur weil die Tiere am anderen Ende der Welt leiden, sind die warmen Schuhe und kuscheligen Kragen, die wir uns dann zu Weihnachten gönnen, nicht besser.
Auch das ZDF berichtete in der Sendung "planet e" am 2. November über dieses Thema.
Es gibt darauf nur eine Reaktion: Hände weg von solchen Produkten!
Gerd Pfitzenmasier
Chefredakteur global°
Deutliche Worte: Für Maria Krautzberger bleibt Fracking „eine Risikotechnologie“. Die Präsidentin des Umweltbundesamts fordert daher „enge Leitplanken zum Schutz von Umwelt und Gesundheit“ solange die Technologie nicht beherrschbar und vorhersagbar sei. Fracking zur Förderung von Schiefer- und Kohleflözgas lehnt Krautzberger daher ab.
Sie stützt ihre Argumente auf ein jetzt veröffentlichtes 600 Seiten-Gutachten ihres Amts.
In einer Pressemeldung dazu schreibt das UBA weiter: „Die Fracking-Technik ist kein Heilsbringer für den Klimaschutz, der uns den Umstieg auf die erneuerbaren Energien erleichtern kann. Es wäre besser, unser Land konzentrierte sich stärker auf nachweislich umweltverträgliche Energieformen wie die erneuerbaren Energien. Außerdem sollten wir unsere Gebäude, in denen Fracking-Gas ja zum Heizen zum Einsatz kommen könnte, langfristig energieeffizienter machen und dadurch den Gasverbrauch senken. So brauchen wir gar kein Fracking-Gas.“
Solch klare Einschätzungen tun gut. Bleibt zu hoffen, dass unsere Politiker auf die mahnenden Worte hören und nicht einknicken vor den begehrlichen Wünschen der letzten Öl-Hungrigen. Es wäre ein ermutigendes Signal.
Gerd Pfitzenmasier
Chefredakteur global°
Schon wieder eine Hiobsbotschaft: Seit der Mensch begann, in immer größerem Stil in der Erdkruste nach Bodenschätzen zu buddeln, beutet er nicht nur die fossilen Energierohstoffe über alle Grenzen aus und verpestet im Gegenzug bei deren Verbrennung in Öfen, Fabriken oder Autos die Atmosphäre des Planeten mit Treibhausgasen. Jetzt präsentieren Forscher des US-amerikanischen Ozeanischen Instituts in Woods Hole eine Studie, die den menschlichen Einfluss auf den Quecksilber-Anstieg im Wasser der Ozeane belegt. Der Gehalt des extrem giftigen Metalls in unseren Meeren kletterte ebenfalls dramatisch. Er hat sich „in manchen Meeresregionen mindestens verdreifacht“, zitiert jetzt die Online-Ausgabe der Zeit aus den Forschungs-Ergebnissen.
Ein neuer Weckruf!
Noch liege der Wert, zitiert die Zeitung Wissenschaftler, unter früheren Schätzungen. Die US-Forscher aber sehen düster in die Zukunft: „Bis 2050, schreiben sie, könne die Quecksilbermenge im Meer sogar auf das Fünffache der Werte aus dem 16. Jahrhundert steigen.“
Denn genau in den betroffenen Meerestiefen fangen die Fischereiflotten ihre Beute!
Und ein Umdenken oder gar eine Besserung des menschlichen Treibens ist weit und breit nicht in Sicht. In der Gier nach immer mehr, schürfen wir weltweit weiter – etwa nach Gold. Das lösen die Erz-Verarbeiter mit Quecksilber aus dem Gestein. Die EU hat deshalb schon 2011 ein Ausfuhrverbot für Quecksilber erlassen. Das soll die Ausbreitung des Gifts eindämmen. Bislang allerdings ohne Wirkung, kommentiert die Zeit.
Die Menschheit steuert also erneut – sehenden Auges – auf eine weitere Katastrophe zu.
Gerd Pfitzenmasier
Chefredakteur global°
Heute ist Earth Overshot Day: Dieser so genannte „Erdüberlastungstag“ markiert die Grenze, an der die Menschheit rein statistisch ihre Ressourcen für das noch laufende Rest-Jahr aufgezehrt hat. Ab morgen leben die Menschen auf Pump und verbrauchen, was eigentlich ihren Kindern und Enkeln gehört.
Das Global Footprint Network berechnet den Earth Overshot Day jedes Jahr, um damit auf die Erdüberlastung aufmerksam zu machen. Noch nie war er so früh im Jahreslauf wie 2014!
Der „Erdüberlastungstag“ macht den gesamten Bedarf an Wäldern, Flächen, Wasser, Ackerland deutlich, den alle Lebewesen und die Menschen derzeit für ihre Lebens- und Wirtschaftsweise brauchen. Dies ist die biologische Kapazität der Erde: So viel benötigt der Planet, um alle Ressourcen aufzubauen, die wir nutzen sowie Müll und Emissionen aufzunehmen. Auf diese Weise zeigt sich, ab wann die Erde sich im ökologischen Defizit befindet, also mehr Ressourcen verbraucht wurden, als die Erde zur Verfügung stellt.
Global betrachtet bräuchte die gesamte Weltbevölkerung mit ihrer derzeitigen Lebens- und Wirtschaftsweise 1,5 Erden. Wenn sich der deutsche Lebensstil weltweit durchsetzen würde, wären dafür 2,5 Planeten notwendig.
Gönnen wir der Erde eine Atempause. Sie muss sich regenerieren!
Viele kleine Initiativen und Organisationen begannen bereits damit. Sie starten Alternativen zum grenzenlosen Wachstum des Rohstoffverbrauchs: von der Versorgung mit regenerativer Energie über genossenschaftliche Stadtwerke, Re- und Upcycling von Möbeln und Elektrogeräten, regionale Ernährung und selbst gezogenes Gemüse aus dem Stadtgarten oder Transportfahrräder für den Einkauf. Beispiele gibt es.
Machen wir mit.
Gerd Pfitzenmasier
Chefredakteur global°
Gong zur neuen Runde: Die Debatte um Delfinarien geht weiter: Die Tierärztin Kerstin Ternes im Zoo von Duisburg verteidigt die Becken mit den Tümmlern. In der Zeitung Die Welt sagt sie, die Tiere würden „ihren Bedürfnissen nach gefüttert, vergesellschaftet und beschäftigt“.
„Viele Vorwürfe der Delfinariumsgegner sind schlichtweg falsch“, sagt die Veterinärin in dem Interview der Welt: Die Größe der Becken könnten die Kritiker natürlich beanstanden, aber „nur anhand von Beckengröße kann man eine Haltung nicht als gut oder schlecht bewerten.“
Die Tiere erreichten in den Zoos zudem meist ein höheres Alter als in Freiheit. Auch das sei ein Hinweis, dass es ihnen gut gehe: „Die meisten Tiere im Zoo werden deutlich älter als ihre Artgenossen in der Natur. Der langjährige Partner unseres Amazonas-Flussdelfins verstarb 2007 mit 51 Jahren. Im Freiland erreicht kein Flussdelfin dieses Alter.“
Der Streit ist so alt wie die Delfin-Shows selbst. Zoos kämpfen immer häufiger gegen die Angriffe, die Haltungsbedingungen der Tiere seien nicht artgerecht. Eine offene Debatte aber kommt dabei selten zustande, die Kontrahenten zementieren meist lieber ihre ideologischen Positionen.
Schade!
Gerd Pfitzenmasier
Chefredakteur global°
SPD-Spitze plant Fracking zu erlauben! Ein Brief der sozialdemokratischen Bundesminister Gabriel (Wirtschaft) und Hendricks (Umwelt) an die Fraktion in Berlin macht sich laut Medienberichten für die umstrittene Methode der Erdgas- und Ölförderung mittels so genanntem Fracking stark - „unter strengen Auflagen“.
Eine Mogelpackung!
Zum Wochenende ließ SPD-Chef und Vizekanzler Sigmar Gabriel die Katze aus dem Sack. In einem Brief, aus dem die Frankfurter Rundschau zitiert, wird deutlich, dass er gemeinsam mit Umweltministerin Barbara Hendricks die Genossen überreden will, sich endlich für die in weiten Teilen der Bevölkerung - „auch in der Partei“, wie beide einräumen – abgelehnte Methode zu erwärmen.
Die Minister versuchen, im Schatten des russisch-ukrainischen Bürgerkriegs, die Gunst der Stunde für die Ölindustrie zu nutzen und mit der Angst vor einer möglichen Energieverknappung durch ausbleibendes Gas aus dem Osten, den Absperrhahn am Bohrloch zu öffnen. „Auf absehbare Zeit“, zitiert die Zeitung aus dem Brief, werde es „hierzulande kein Fracking zu wirtschaftlichen Zwecken geben“. Heißt im Klartext nicht anderes als: Ist erst einmal der Einstieg geschafft, werden wir das Bohrloch schon vergrößern! Den Beleg liefern Gabriel und Hendricks selbst, wenn sie wörtlich schreiben: „Gleichzeitig schließen wir es aber auch nicht für alle Ewigkeit aus.“
Sie verbrämen solche Unverfrorenheit mit dem Hinweis, sie „ermöglichen eine kontrollierte und sorgfältige Untersuchung möglicher Auswirkungen auf die Umwelt und den Untergrund“.
Denn wäre Fracking wirklich unbedenklich machbar, müssten die SPD-Minister sie nicht unter Ausnahmen genehmigen. Das aber kündigen sie an, wenn sie dafür eine eine Novelle des Wasser- und des Bergrechts anstreben. Dafür drücken sie sogar mächtig aufs Gas. Sie wollen die neuen Regeln schon „nach der Sommerpause im Kabinett verabschieden“.
Gerd Pfitzenmasier
Chefredakteur global°
Wer den Schaden hat, bekommt meist noch extra Hiebe: Jetzt zeigen alle Besserwisser auf den dilettantischen Geldjongleur im Amsterdamer Greenpeace-Büro. 3,8 Millionen Euro kostete sein missratenes Bemühen, die Umweltschützer vor den Währungsrisiken am internationalen Geldmarkt abzuschotten – und ihn seinen Job.
Die Nachricht geriet zum Aufreger: Die Regenbogen-Kämpfer mussten das Finanzfiasko kleinlaut einräumen. Der Sprecher der deutschen Sektion entschuldigte sich „ausdrücklich“ bei den Spendern. „Wir bedauern den Verlust außerordentlich.“
War's das schon?
Der Mitarbeiter hatte angeblich nur versucht, die Umweltschutz-Millionen zu schützen. Da die Kampagnen der Landesorganisationen in der jeweils nationalen Währung abgerechnet werden, wollte er schlicht den Wechselkurs austricksen. Es sei ihm, heißt es bei Greenpeace, nicht um die eigene Geldvermehrung gegangen.
Beim jährlichen Etat des Umweltschutzvereins von über 80 Millionen Euro, schmerzen zwar die vier jetzt verlorenen, sie sind aber kaum bedrohlich.
Viel eher dürfte der Schaden am Image wiegen.
Genau hier hat Greenpeace Aufklärungsbedarf: Eine Organisation, deren Maßstab fürs eigene Handeln weltweit immer von Professionalität geprägt ist und die für sich damit wirbt, dass Verbraucherschützer sie als einen der Verbände loben, denen wir Spenden anvertrauen könnten, kann kaum egal sein, dass ganz offensichtlich jegliche interne Qualitätskontrolle versagt. Den Greenpeace-Banker traf der Zorn des Vereins. Er musste gehen. Wohl kaum aber war er allein verantwortlich für den Skandal. Wo bleibt die Professionalität nach innen?
Die Kündigung dürfte noch nicht das letzte Wort im und des Vereins sein.
Gerd Pfitzenmasier
Chefredakteur global°
Öl- und Gas-Bohrer fühlen sich zu Unrecht angefeindet. Stellen Ökologen und Naturschützer tatsächlich seit Jahren „die Falschen an den Pranger“? Wohl kaum.
Die schwimmenden Plattformen vor der italienischen Küste seien wahre Öko-Nischen, kontern die Energie-Rohstoff-Schürfer. In den Arealen rund um ihre Pumpstellen etwa in der Adria sei das Meer viel artenreicher als sonstwo, argumentieren sie und verweisen gleich darauf, dass Natur und Menschen gleichermaßen von den künstlichen Inseln profitierten.
Der Grund: Dort sei schließlich der Einsatz von Schleppnetzen zum Fischfang verboten, der Boden des Ozeans wird also nicht abgeschabt und Fische, Muscheln oder Krebse sowie Pflanzen können sich dort ungestörter tummeln und vermehren. Die Wissenschaftler am Centro di Ricerche Industriali ed Energetiche , die aktuell im Auftrag des italienischen Fachverbandes für Bergbau, Assomineraria, in Bologna eine Studie zum Thema vorlegten, scheuen sich nicht, Ölbohr-Plattformen als Förderer des Naturschutz' zu bezeichnen.
Das ist tatsächlich wunderbar.
Bloß ist es noch lange kein Beleg fürs Bohren nach Energierohstoffen, die unseren Wirtschaftsmotor auf Touren halten. Kein Wörtlein über Unfälle, ölverschmutztes Wasser, sterbende Fische und Vögel. Wir sagen daher: Das „Studien“-Ergebnis ist vielmehr ein trifftiger Grund gegen Schleppnetz-Fischerei.
Gerd Pfitzenmasier
Chefredakteur global°
Grenze durchbrochen: Die Börsianer hoffen noch darauf, dass der deutsche Leitindex bald über die 10.000er-Marke klettert. Sie jubeln schon. Beim Klima hat die Weltbevölkerung nun zum ersten Mal dauerhaft den kritischen Pegel von 400 Teilchen Kohlendioxid pro Million Luftteilchen (ppm) erreicht. Ein zweifelhafter Rekord - und wahrlich kein Grund zur Freude!
Diese Schwelle sei von „symbolischer sowie wissenschaftlicher Bedeutung“, zitiert das Magazin Focus-Online die Genfer Weltorganisation für Meteorologie (WMO)
. Der Spitzenwert, der nun erstmals für längere Zeit überschritten war, „beweist erneut, dass die Verbrennung fossiler Kraftstoffe und andere menschliche Aktivitäten für die kontinuierliche Zunahme hitzespeichernder Treibhausgase verantwortlich sind, die unseren Planeten erwärmen.“
Die Prognosen der Klimawissenschaftler klingen dramatisch. Der Wert von einstmals rund 280 ppm in der Zeit vor der Indusstrialisierung klettert unaufhaltsam. Jährlich kommen etwa 2 ppm obendrauf, weiß die WMO. 2013 durchbrach der Pegel erstmal kurzfristig die 400er-Mauer.
DAX-Plus und Klimawandel
Schon 2015 rechnen Wissenschaftler seien 400ppm der Normalwert der Atmosphärenverschmutzung. Als Folge gerät die Welt ins Schwitzen. Dass die beiden Indizes – an der Börse und in der Atmosphäre – aber durchaus miteinander zu tun haben, beachtet kaum jemand. Der Drang zu immer größerer Produktion, zu immer mehr Konsum und Wachstum der weltweiten Wirtschaft ist das Schwungrad, das auch den Klimawandel anheizt. Damit schürzen wir aber das Fegefeuer: Schon heute kalulieren Wissenschaftler mit einer Temperatur auf der Erde, die in 100 Jahren um vier Grad wärmer sein soll.
Wer darüber nachdenkt, dem perlt es den Angst-Schweiß auf der Stirn.
Gerd Pfitzenmasier
Chefredakteur global°
Hans-Peter Dürr ist gestorben: Der Physiker und Philosoph, der Friedensforscher und Mahner, Ideengeber für die Umweltbewegung und - vor allem – der Mutmacher wird uns und allen, die ihn kannten und seinen Geist schätzten, fehlen. global° verlor einen Inspirator und wichtigen Autor.
„Wenn es so etwas gibt wie die besondere Verantwortung des Wissenschaftlers, dann hat Hans-Peter Dürr sie gelebt“, schreibt die Süddeutsche Zeitung in einem Nachruf über den am Wochenende Verstorbenen.
Dürrs „neue Sicht der Welt und der Zukunft“
Dürr promovierte beim „Vater der Wasserstoffbombe“, Edward Teller und wurde später Nachfolger von Werner Heisenberg als Direktor am Max-Planck-Institut für Physik in München und mutierte weil „die schöne Physik, die ich machen wollte, genau die Physik war, die die Bomben hervorgebracht hatte“ an seinem Fach. Spätestens seit dem Nachrüstungsherbst der frühen 1980er-Jahre war Hans-Peter Dürr vehementer Friedensaktivist. Er blieb es bis zuletzt. Dass ihn Jakob von Uexküll 1987 mit dem Alternativen Nobelpreis ehrte, spornte Dürr als Gründungsmitglied des World Future Council nur an: Immer wieder mischt er sich mit mutigen Beiträgen in die Debatte, wenn es galt Militarismus zu bekämpfen. Frieden ist machbar lautete eine seiner Botschaften, die er auch in global° verbreitete. Er unterstrich sie mit der Weisheit aus Tibet: „Ein Baum, der fällt, macht mehr Krach, als ein Wald, der wächst!“ Hans-Peter Dürr glaubte an die Kraft der Veränderung. „Neues Denken und beherztes Tun können die Krisen unserer Zeit bewältigen“ war eine seiner Botschaften mit der für eine „ neue Sicht der Welt und der Zukunft“ warb.
Gerd Pfitzenmasier
Chefredakteur global°
Geht's noch? Der New Yorker Finanzmarkthändler Sang Lucci Capital Partners testet laut einem Bericht der Online-Ausgabe der Frankfurter Rundschau (FR), ob und wie Investmentbanker unter Drogeneinfluss besser zocken. Streng wissenschaftlich: Mediziner der University of Los Angeles helfen mit Hirnstrom-Messungen. Sie wollen damit sichtbar machen, was im Gehirn der Börsenhändler bei Kauf- und Verkaufsentscheidungen vor sich geht.
Droge mit zahlreichen Nebenwirkungen
Dafür schluckten 26 Versuchspersonen einen „Cocktail aus Fischölextrakten und dem Wirkstoff Piracetam, der normalerweise bei Demenzerkrankungen verabreicht wird und für zahlreiche Nebenwirkungen bekannt ist“, beschreibt die FR die Tests. Auf der Liste der Nebenwirkungen stehen Schlaflosigkeit, gesteigerte Aggressivität, Unruhe, Angststörungen, Gereiztheit, Depressionen, Brechreiz und Durchfall!
Ob dagegen der erwartete Positiv-Effekt entsteht ist bislang fraglich: Die Drogen sollen, hoffen die Chefs der Versuchskandidaten, den Zuckerstoffwechsel pushen und mehr Sauerstoff durchs Gehirn pumpen – das soll die Banker zu besseren Entscheidungen an der Börse verhelfen.
Ethisch doppelt bedenklich!
Nicht nur, dass es sich bei den Test um Menschenversuche handelt. Auch der Grund dafür entlarvt eine mehr als bedenkliche Grundhaltung: Ihre Profit-Gier ist offensichtlich derart übermächtig, dass die Banker alle schranken des Anstands vollends einreißen und jede Grenze anständigen Wirtschaftens überschreiten.
Gerd Pfitzenmasier
Chefredakteur global°
Deutschland ist trotz aller Anstrengungen immer noch überraschend weit vorn auf der weltweiten Liste der größten Klimasünder. Der fünfte Sachstandsbericht des International Panel on Climate Change ( IPCC ) offenbarte wieder einmal weniger rosige Zukunftsaussichten für das globale Klima. Der Klimawandel schreitet immer noch mit immer größer werdenden Schritten auf uns zu! Trotz etlichen Versprechungen und mehr oder minder konsequenten Maßnahmen der Industrienationen zur CO2- Einsparung erreichte der weltweite CO2 Ausstoß 2013 sogar einen nie zu vor da gewesen Spitzenwert von 36 Milliarden Tonnen. Ein trauriger Rekord, den der Carbon Dioxide Information Analysis Center (CDIAC), der seit 1960 die CO2 Mengen der Atmosphäre beobachtet, festhalten musste.
Derzeit ist Asiens Supermacht China , mit einem jährlichen CO2- Ausstoß von 9.900 Millionen Tonnen im Jahr 2012 einsamer Spitzenreiter im Ausstoß des wichtigsten Treibhausgases, welches den Mammutanteil am Klimawandel trägt. Erst mit 5.200 Millionen Tonnen folgen die USA. Deutschland liegt, trotz Energiewende mit 810 Millionen Tonnen immer noch auf Patz 6 der weltweiten Rangfolge, noch vor Kanada, Großbritannien oder Brasilien.
Pro- Kopf CO2 Ausstoß in Australien am höchsten
Betrachtet man die Rangfolge der größten CO2- „Klimaschweine“ als pro- Kopf Ausstoß offenbart sich hingegen ein anderes Bild. Hier ist Australien mit 18,8 Tonnen pro Einwohner führend. Es folgen die Vereinigten Staaten mit 16,4 Tonnen, Saudi- Arabien mit 16,2 Tonnen und Kanada mit 16 Tonnen CO2 pro Einwohner. Deutschland kommt auf einen Jahresausstoß von 9,7 Tonnen pro Einwohner und liegt damit noch vor China, das auf 7,1 Tonnen pro Einwohner kommt. (Siehe Tabelle )
So sind die Zahlen wieder einmal Ausdruck des halbherzigen Kampfes der Industrienationen gegen den Klimawandel. Mögliche Maßnahmen zur Eindämmung des Klimawandels sollen in den nächsten Wochen von den einzelnen Arbeitsgruppen des IPCC vorgestellt werden, ob diese jedoch auch auf Anklang und praktische Umsetzung in der Politik und Wirtschaft finden, bleibt mehr als fraglich. 2015 findet die nächste Klimakonferenz in Paris statt, es bleibt zu hoffen, dass die globalen Akteure bis dato endlich aufwachen und sich zu einer globalen Verantwortungsgemeinschaft im Kampf gegen den Klimawandel bekennen.
Janina Katona
global°
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Erste Open Air CO2 Versteigerung
Europas Verkehr stößt zuviel CO2 aus
Denkwürdig: Es gibt tatsächlich Menschen, die denken, unter dem Eis am Nordpol liege Land. Natürlich gibt es dort nur schwimmendes Seeeis - sehr dünnes Seeeis. Im Durchschnitt ist es nur noch etwa 2 Meter dick. In einigen Jahrzehnten gibt es dort im Sommer sehr wahrscheinlich nur noch Wasser. Denn als Folge des Klimawandels schmilzt das arktische See-Eis rapide.
Das wird dramatische Auswirkungen haben, da das See-Eis die meiste Energie der Sonne reflektiert, und dadurch wie ein riesengroßer Kühlschrank wirkt. Ist das Eis verschwunden, dann wird die Sonnenenergie vom dunklen Wasser aufgenommen, und die Luft- und Wassertemperaturen steigen an. Das arktische See-Eis ist also der Bereich, wo die Auswirkungen des Klimawandels mit am leichtesten zu beobachten sind.
Aktionen helfen den Klimawandel bewusst zu machen
Daher bietet sich die Arktis besonders gut dafür an, den Klimawandel zu verdeutlichen – durch wissenschaftliche Expeditionen oder durch Künstler und deren eindrucksvolle Fotografien, Filme oder Eis-Installationen. Solche Expeditionen sind wichtig, um zum einen die Auswirkungen des Klimawandels besser zu verstehen, und zum anderen um uns vor Augen zu führen, was für eine einmalige, wunderschöne Welt wir im Begriff sind zu verlieren.
Nun soll am Nordpol ein Baum gepflanzt werden. Natürlich nur als Symbol für den Klimawandel, denn wie gesagt, am Nordpol gibt es keine Erde, in der ein Baum wachsen könnte. Auch würde der Baum sowieso nicht wachsen, denn er ist künstlich – ein echter Baum würde in der Kälte nicht überleben.
Kunstbaum am Nordpol: Das falsche Symbol
Was symbolisiert ein künstlicher Baum am Nordpol dann eigentlich?
Dass in Zukunft Bäume am Nordpol wachsen werden?
Ich kenne keine schwimmenden Bäume.
Dass es in der Arktis wärmer wird?
Dazu brauchen wir kein Symbol, das ist leider schon ein Faktum, das man direkt mit Hlfe von Satellitenbildern sehen kann.
Dass der Klimawandel die Verbreitung von Flora und Fauna verändert?
Auch dazu braucht es keinen symbolischen Baum, denn wir haben schon genügend Beispiele von veränderten Verbreitungsgebieten von Tieren und Pflanzen.
Oder symbolisiert dieser Baum eher, wie entfernt wir Menschen oft von unseren eigenen Überzeugzungen handeln? Wie schwierig es ist, die Balance zu halten zwischen Bekanntheit, Effektivität und konsequenter Handlungsweise? Braucht es einen deutschen Jungen und einen künstlichen Baum am Nordpol, damit wir verstehen, dass wir zu weit gehen? Oder ist gerade dieser Akt nicht schon ein Zeichen, dass wir schon zu weit gegangen sind?
Maiken Winter
Initiatorin des Vereins WissenLeben
Der Skandal steckt im Detail: „Waffenhandel stieg um 14 Prozent!“ Während die Welt den Atem anhält, weil Russlands Präsident den starken Mann markiert und seine Nachbarn in der Ukraine mit wildem Säbelrasseln erpresst, veröffentlichen die Stockholmer Friedensforscher des SIPRI-Instituts die neuesten Zahlen über den weltweiten Handel mit Waffen. Im Ranking der Rüstungsnationen löst China jetzt Frankreich ab und steigt – hinter den USA, Russland und Deutschland – zum viertgrößten Waffenschmied der Welt auf.
Es ist ein zweifelhafter Ruhm: Endlich darf sich das Reich der Mitte in der Spitzengruppe wähnen. Nun gehören auch Chinesen dazu, wenn die Mächtigen ihr Geschäft mit dem Tod abrechnen. Sie zählen nicht mehr zu den Ländern mit Nachholbedarf. Wie im Weltall zeigt das fernöstliche Riesenreich, dass seine 1,4 Milliarden Menschen längst den Anschluss fanden: China sitzt mit am Steuerpult.
Erschreckend freilich ist nicht nur die bloße Nachricht, dass sich im Rennen um die Krone der größten Zerstörer ein Wechsel anbahnt. Die bloße Zahl von 14 Prozent Zuwachs im Rüstungsgeschäft schockt. In einer Zeit, in der Wachstum eher seltene Ausnahme ist, deutet sie jedoch auch erneut auf die verquere Logik der Ökonomen: Sie zählt als Gewinn, was nicht aufbaut, sondern was einreißt. Sie listet als Vorteil, was Verderben schafft und zählt positiv, was negative Folgen zeitigt.
Gerd Pfitzenmaier
global°-Chefredakteur
Gen-Food auf unsere Teller! Die Enthaltung der deutschen Regierung bei der Brüsseler Abstimmung über die Mais Sorte „1507“, deren Erbgut künstlich manipuliert wurde, stößt nicht nur Grünen-Chefin Simone Peter sauer auf – sie kommentiert den „Offenbarungseid dieser Bundesregierung“ als „Dammbruch für Gentechnik in Europa“.
Obwohl bald 90 Prozent der Menschen in Deutschland sich in Umfragen gegen eine solche Veränderung der DNA der Pflanzen aussprechen, konnte sich die amtierende Koalition nicht zu einem klaren Votum auf EU-Ebene durchringen. Die deutschen mogelten sich um die eindeutige Positionierung herum. Ihrer Enthaltung aber stärkt die Befürworter der grünen Gentechnik auf dem Kontinent, die Genmais jetzt Tür und Tor öffnet.
Da nützt es den Kritikern auch nicht, dass die Mehrheit der EU-Mitgliedsstaaten vorsorglich und vorsichtig reagierten. 19 von 28 Ländern stimmten gegen die Zulassung der 1507-Sorte. Die Mehrheit aber sticht in diesem Poker nicht. Denn die Voten in der Gemeinschaft sind nach Bevölkerungszahlen gewichtet, in der EU hat nicht nicht jedes Land den gleichen Stimmenwert. Die Regel verschafft den allzu wissenschaftsgläubigen Verharmlosern nun den Vorteil. Ungeachtet möglicher Folgeschäden durch den Verzehr des im Erbgut veränderten Mais, können sie ihre Sorte jetzt legal anbauen.
Das Nachsehen haben die Biobauern, die ihre Feldfrüchte vor einem potenziellen Eintrag manipulierter Mais-Gene auf ihre Felder nun nicht mehr mit Sicherheit ausschließen können. Und die Verbraucher, die nun wohl mit noch mehr Genfood auf ihren Tellern rechnen müssen.
Gerd Pfitzenmaier
global°-Chefredakteur
Wie viel Glück darf es sein? Oder: Wer über Glück spricht, darf vom Unglück nicht schweigen, kommentiert Heike leitschuh in einem "Zwischenruf" des Denkwerk Zukunft.
Die Glücksforscher überschlagen sich schier: Auf einmal ist überall davon die Rede, dass man wissen müsse, was Menschen wirklich glücklich macht, in welchen Ländern sie am glücklichsten sind und warum. Mehrere Regierungen haben sich auf den Weg gemacht, bessere Indikatoren für den Wohlstand ihres Volkes zu finden als nur das Bruttosozialprodukt.
Ich werde langsam misstrauisch bei diesem Sinneswandel: Kommt er doch nicht nur zu einer Zeit, da immer offensichtlicher wird, wie extrem zerstörerisch fortwährendes Wirtschaftswachstum ist, sondern auch, da - global wie in den meisten Nationen - die Spreizung von Einkommen und Reichtum schmerzhafte Ausmaße angenommen hat. Gibt es in diesem Lichte vielleicht einen verborgenen Hintergedanken? Soll hier womöglich verschleiert werden, dass soziale und ökologische Ungerechtigkeit noch immer das Thema Nr. 1 ist, das zu lösen die meisten Regierungen nicht vermögen oder erst gar nicht in Angriff nehmen? Nun, zugegeben eine suggestive, aber notwendige Frage.
Zumindest die Betuchteren unter uns tragen dazu bei: Weil wir nicht bereit sind, unsere Endlichkeit zu akzeptieren, brauchen wir unsere Denkmäler des Höher, Mehr, Weiter, Größer…. Deshalb gefällt uns alles, was wächst, inklusive unseres Bankkontos. Deshalb sind wir nicht bereit, konsequent Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit für alle zu realisieren. Gerechtigkeit hieße in einer endlichen Welt vor allem abgeben, teilen. Von dieser Art der Gerechtigkeit sind jedoch Millionen von Menschen ausgeschlossen. An deren Unglück wird auch die so umjubelte Einigung der Welthandelsorganisation (WTO) nichts Wesentliches ändern.
Heike Leitschuh
Publizistin, Moderatorin & Beraterin
für Nachhaltige Entwicklung
Politiker und Manager: Wenn sie ihre Köpfe zusammenstecken, kommt oft ein Ergebnis heraus, das nur auf den ersten Blick Vorteile für die ganze Menschheit verspricht. Bei genauem Hinsehen, entpuppen sich die Ideen meist als Freifahrtschein für noch mehr Geschäfte und Verdienst - für die ohnehin schon Betuchten.
So auch dieses Mal wieder in Davos. Dort einigten sich die versammelten Delegierten des Weltwirtschaftsforums auf Vorschlag der USA, künftig auf Zölle für Waren, die dem Umweltschutz helfen, zu verzichten. Erste Reaktion: Beifall!
Bei raschem Hinsehen: ein Erfolg für Umwelt- und Klimaschutz. Endlich können Hersteller von Solarmodulen oder Windrotoren ihre Produkte ohne Handelshemmnisse rund um die Welt verkaufen. Der Beschluss, dem in Davos gleich 13 Staaten applaudierten, sollte den Sieg grüner Technologie zementieren und den erneuerbaren Energien Aufschwung verleihen.
Viele Umweltschützer jedoch werten die Einigung als kontraproduktv! Sie nennen, worauf sich die Unternehmens- und Staatslenker verständigten, einen Freibrief für noch mehr Treibhausgas-Ausstoß durch weiter zunehmenden Waren-Verkehr und weltumspannende Handelflotten. Zudem brandmarken sie, dass die Erleichterung die lokale und regionale Produktion dezentraler Technologie zum Schutz des Klimas bremse. Die Kritiker halten die Absprachen für ein Täuschungsmanöver, das unter dem, Deckmantel ökologischen Gutmenschentums künftige Freihandelsabkommen den Weg bereiten soll.
Schon heute kontrollieren die Unterzeichnerstaaten des Agreements laut Office of the U.S. Trade Representative über 85 Prozent des 955 Milliarden US-Dollar schweren Warenaustauschs mit grüner Technologie auf dem Globus. Ilana Solomon von der US-Umweltorganisation Sierra Club brachte die Zweifel auf den Punkt: „Es ist gut, wenn sich die Mächtigen fürgrüne technologien ins Zeug legen. Wer aber wirklich erneuerbare Energie fördern will, der muss die lokalen Ansätze stärken – zuhause und an jedem Ort der Erde.“
Gerd Pfitzenmaier
global°Chefredakteur
Energiewende heißt in Deutschland vor allem „Stromwende“. Vernachlässigt werde dabei die „Wärmewende“, sagt Roger Corradini von der Forschungsstelle der Energiewirtschaft in München in einem Gast-Kommentar für global°. Dort aber müssten „beschleunigt Maßnahmen ergriffen werden, um von einer energiepolitischen Vorreiterrolle Deutschlands sprechen zu können“:
Über die Hälfte des Endenergieverbrauchs in Deutschland wird durch Wärmeanwendungen verursacht. Regenerative Energien decken diesen Teil lediglich zu 10 Prozent, einem Wert, der seit Jahren stagniert. Im Stromsektor sind bereits regenerative Anteil von beinahe 25 Prozent erreicht und das mit kontinuierlichen Steigerungen von Jahr zu Jahr.
Somit beschränkt sich die Energiewende aktuell auf eine Stromwende – von einer Wärmewende ist nur wenig sichtbar.
Es sind einige Anstrengungen unternommen worden und auch schon wesentliche Weichen gestellt. Regenerative Strom-Anteile von knapp einem Viertel sind erfreulich und begrüßenswert – dennoch müssen zusätzlich im Verkehrssektor und vor allem im dominierenden Wärmesektor beschleunigt Maßnahmen ergriffen werden, um von einer energiepolitischen Vorreiterrolle Deutschlands sprechen zu können.
Die Potenziale einer solarthermischen Wärmebereitstellung im Gebäudebestand aber werden unterschätzt. Der Fokus meiner Dissertation lag etwa auf Gebäuden mit einer Wohneinheit – also Einfamilienhäuser, Doppelhaushälften und Reihenhäuser –, die 80 Prozent des Wohngebäudebestands in Deutschland ausmachen. Das Ergebnis: Ausschließlich auf den energieeffizienten Neubau zu setzen wäre kurzsichtig. Aufgrund der geringen Neubau- und Modernisierungsrate von weniger als einem Prozent jährlich würden die Einsparungen viel zu langsam erfolgen.
Deshalb sei es unabdingbar, zeitnah im Gebäudebestand regenerative Energien wie die Solarthermie zu nutzen. Untersuchungen zeigen, dass je nach Dämmqualität der Gebäude und solarthermischer Anlagengröße 15 bis 40 Prozent des üblichen Energieverbrauchs für Heizung und Warmwasser eingespart werden können - ohne kostspieligere Schritte (wie Dämmung des Gebäudes). Die hierfür benötigten Anlagengrößen sind mit 10 bis 20 Quadratmeter Kollektorfläche überschaubar. Dafür ist auf jedem Dach noch Platz.
Roger Corradini
Forschungsstelle der Energiewirtschaft
Mit seinem Eckpunkte-Papier zur Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) gefährdet Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel die Erreichung der Klimaschutzziele. Auch die Ziele für den Ausbau der Erneuerbaren Energien auf europäischer Ebene, für die Steigerung der Energieeffizienz und für den Ausbau der Kraft-Wärme-Kopplung wird Gabriel mit diesem Konzept nicht erreichen. Stattdessen bräuchte die Energiewende neuen Schub.
Durch Instrumente wie die verpflichtende Direktvermarktung und Ausschreibungen wird die Energiewende - bislang in Bürgerhand - zu einer Veranstaltung für Großunternehmen. Direktvermarktung ist für kleinere Stromerzeuger ökonomischer Unsinn. Und im Ausland gibt es vor allem negative Erfahrungen mit Ausschreibungsmodellen.
Völlig falsch ist es, den Ausbau der kostengünstigsten Erneuerbaren Energien, Windkraft an Land und Photovoltaik, künstlich zu beschränken. Mit diesen Techniken wird der kostengünstigste Ökostrom hergestellt. Ein Irrweg ist es auch, für die flexible Bioenergie einen faktischen Ausbaustopp zu verhängen. Diese Energieform ist bestens geeignet, zusammen mit Wind und Photovoltaik das ganze Jahr über für Strom aus Erneuerbaren Quellen zu sorgen. Zudem erzeugt Bioenergie nicht nur Strom, sondern auch Wärme.
Gabriel will stattdessen neue Kapazitätsmärkte für fossile Energien schaffen: Dadurch aber entstehen Überkapazitäten, die indirekt wiederum die EEG-Umlage erhöhen. Damit erreicht der Minister das Gegenteil seines Ziels.
Dr. Hermann Falk
Geschäftsführer
Bundesverbandes Erneuerbare Energie (BEE)
Klaus Töpfer mahnt Investitionen an:Die jüngsten Schätzungen des Münchner ifo-Instituts zu den deutschen Exportüberschüssen sieht der Exekutivdirektor des Potsdamer Institute for Advanced Sustainability Studies (IASS) als Signal zum Handeln:
Damit wir die deutschen Klimaschutzziele erreichen und die Energiewendeziele erfolgreich umsetzen können, müssen jetzt massive Investitionen in Energie-Infrastrukturen angekurbelt werden. Die jüngsten Zahlen des ifo-Instituts belegen, dass dies auch zum Ausgleich der Leistungsbilanz notwendig ist.
Bereits im November hatte die Europäische Kommission eine Untersuchung eingeleitet, da der deutsche Exportüberschuss gegen den europäischen Stabilitäts- und Wachstumspakt verstößt. Die neueste Schätzung der Münchner Wirtschaftsexperten stellt mit 7,3 Prozent Leistungsbilanzüberschuss des nominalen Bruttoinlandsprodukts einen neuen Rekord auf. Die Überschüsse sind auf die gute Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen zurückzuführen. Da Exporte sich in einer freien Marktwirtschaft nicht einschränken lassen, müssen vielmehr Wege zur Stärkung der Binnennachfrage gefunden werden, um die Leistungsbilanz auszugleichen.
Gleichzeitig stellt die Energiewende die heimische Infrastruktur vor immense Herausforderungen. Da seit Jahren vornehmlich Investitionen in die Netzinfrastruktur vernachlässigt wurden, hatte das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung schon im Juni 2013 eine Offensive gefordert. Durch die massive Ausweitung staatlicher Investitionen in allgemeine Infrastrukturen wie Straßenbau und Bildung und auch durch Anreize für Unternehmen, in Telekommunikation und Energie zu investieren, könnte die Binnennachfrage gesteigert werden.
Das Richtige und Notwendige liegt hier auf der Hand: Die Energiewende stellt eine große Herausforderung und zugleich eine Chance dar. Sie erfordert massive öffentliche und private Investitionen etwa in die Energieeffizienz im Gebäudebereich.
Da auch bei privaten Investitionen öffentliche Anreize notwendig sind, ist die im Koalitionsvertrag vorgesehene Aufstockung des KfW-Programms zur energetischen Gebäudesanierung ein richtiger Weg, wenn er konsequent umgesetzt wird. Die Vorleistungen zur Entwicklung erneuerbarer Energietechnologien, die in Form von verhältnismäßig hohen EEG-Vergütungssätzen derzeit noch an Wind- und PV-Anlagen fließen (sog. Altanlagen) und auf den Strompreis umgelegt werden, können zudem sachgerechter über die gesamte Nutzungsdauer verteilt werden.
Klaus Töpfer
Exekutivdirektor
Institute for Advanced Sustainability Studies (IASS)
Macky stellt sich selbst das Bein:Fastfood-King McDonalds beschrieb jetzt auf einer internen Website, was der Burger-Laden von Fritten&Co hält: „Zu viel Kalorien, Fett, Salz und Zucker“, liest der verblüffte Fan der raschen Küche auf McRessource, erhöhten das „Risiko für Übergewicht“.
Eine PR-Panne erster Güte. Für den US-Nachrichtensender CNBC war's ein klassisches Eigentor. Er brachte den Fauxpas aufs Tapet. Die Redakteure Michelle Caruso-Cabrera und Bob Pisani lasen auf der Internetseite für McDonalds-Mitarbeiter das Erstaunliche – und veröffentlichten die Warnung: Einen Cheesburger mit Fritten bezeichnet McDonalds als „ungesunde Wahl“. Der gute Rat an seine eigenen Fastfood-Mitarbeiter: „Gehen Sie nicht zu oft in Schnellküchen-Restaurants – dort können Sie nicht gesund essen.“
Haben wir das nicht schon immer vermutet?
Laut der Medienbeobachter von Meedia.de ist der neuerliche Fehltritt der PR-Strategen nämlich nicht das erste Fettnäpfchen, in das die PR-Abteilung der US-Kette tappt. McDonalds gab auf McRessource auch schon Tipps zur Bezahlung von Angestellten: „Angesichts dessen, dass McDonalds-Mitarbeiter in der Regel nur den gesetzlichen Mindestlohn erhalten, wurde dem Unternehmen damals schon Realitätsferne und Geschmacklosigkeit vorgeworfen.“
Gerd Pfitzenmaier
global° Chefredakteur
Die Spitzen der für die Energiewende maßgeblichen Bundesministeriensind mit Befürwortern der Erneuerbaren Energien besetzt. Das zeigt das Ergebnis des Abgeordneten-Checks der Initiative Erneuerbare Energiewende Jetzt!.
Die Initiative hatte die Direktkandidaten für die Bundestagswahl sowie die neu ins Parlament eingezogenen Bundestagsabgeordneten befragt, ob sie drei zentralen Forderungen der Erneuerbaren-Branche zustimmen. Die Forderungen lauten: Erneuerbare zum Kern der Energieversorgung machen, Ausbau der Erneuerbaren zügig fortsetzen, Investitionssicherheit für Erneuerbare erhalten. Von den 631 Abgeordneten im neuen Deutschen Bundestag haben bereits 327 am Kandidaten-bzw. Abgeordneten-Check der Branchen-Initiative Erneuerbare Energiewende Jetzt! teilgenommen. Davon unterstützen 80 Prozent (265) alle drei Kernpunkte.
Alle stehen hinter Energiewende und erneuerbaren Energien
Die Führung des neuen Wirtschafts- und Energieministeriums weist mit Sigmar Gabriel als Bundesminister, Uwe Beckmeyer und Brigitte Zypries als Parlamentarische Staatssekretäre sowie Iris Gleicke als Ostbeauftragte gleich vier Befürworter der Erneuerbaren Energien auf. Sie alle haben sich in der Befragung zu den inhaltlichen Kernpunkten der Branche bekannt.
Auch die neue Umwelt- und Bauministerin Barbara Hendricks und ihre beiden Parlamentarischen Staatssekretäre Florian Pronold und Rita Schwarzelühr-Sutter befürworten die Forderungen der Initiative. Im Justiz- und Verbraucherschutzministerium unterstützt Ulrich Kelber als Parlamentarischer Staatssekretär für Verbraucherschutz die Erneuerbaren Energien mit seiner Position.
Wir freuen uns über so viel Rückhalt für die Erneuerbaren Energien in der neuen Bundesregierung. Mit diesen Spitzen in den maßgeblichen Ministerien steigen die Chancen, die Erneuerbaren Energien auf ihrem Weg ins Zentrum unserer Energieversorgung ein gutes Stück voranzubringen.
Hermann Falk
Geschäftsführer BEE
Wasserstoff, synthetische Flüssigkraftstoffe oder Methan tragen voraussichtlich erst langfristig zum Klimaschutz bei. Sie vermeiden Treibhausemissionen nur, wenn der Strom aus erneuerbaren Energien zur Erzeugung dieser Kraftstoffe auf Strombasis herangezogen wird. Relevante Überschüsse erneuerbarer Energien im Stromsektor, die eine längere Stromspeicherung erfordern, sind jedoch erst mittel- bis langfristig zu erwarten. Darauf verweist das Öko-Institut in seinem Working Paper „Strombasierte Kraftstoffe im Vergleich“.
Bei der Umwandlung von Strom in diese Antriebsstoffe geht Energie verloren – die Umwandlungsverluste gehen dabei zu Lasten der Effizienz der Kraftstoffe. Je nach Herstellungspfad und Kraftstoff verbleiben nur 40 bis 60 Prozent der Energie des Stroms im Kraftstoff. „Wir stellen deshalb fest, dass der direkte Einsatz von Strom in Elektrofahrzeugen aus energetischer Sicht zu bevorzugen ist“, fasst Peter Kasten, Verkehrs- und Klimaschutzexperte am Öko-Institut das Fazit des Working Papers zusammen. Denn neben der vorteilhaften direkten Stromnutzung weisen Elektromotoren deutlich höhere Wirkungsgrade auf als Verbrennungsmotoren. „Dort, wo der elektrische Antrieb technisch nicht machbar ist, wie etwa beim Flugverkehr, stellen strombasierte Kraftstoffe aus erneuerbaren Energien eine Klimaschutzoption dar.
Trotz eines steigenden Anteils erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung ist die Nutzung strombasierten Methans auf Grundlage des Strommixes erst nach 2040 klimafreundlicher als der Einsatz konventioneller, benzinbetriebener Pkw. Für den Einsatz von strombasiertem Wasserstoff in Brennstoffzellenfahrzeugen gilt dies ab 2020/2030. Denn der aktuelle Strommix besteht heute noch etwa zur Hälfte aus fossilen Brennstoffen. Klimaschädliche Treibhausgasemissionen können durch diese Kraftstoffe daher nur eingespart werden, wenn zusätzliche erneuerbare Energien zum Einsatz kommen.
Vorangegangene Arbeiten des Öko-Instituts zeigen, dass der Verkehr, würde er bis zum Jahr 2050 vollständig auf Elektrofahrzeuge und stromerzeugte Kraftstoffe umgestellt, allein für die Herstellung der Kraftstoffe mehr Strom benötigen würde als im Jahr 2011 in Deutschland insgesamt verbraucht wurde. „Für einen nennenswerten Klimabeitrag des Verkehrs müssen wir daher auch weiter nach anderen Lösungen suchen, um den Energiebedarf zu verringern“, fordert Ruth Blanck. „Neben der Steigerung der Fahrzeugeffizienz können auch die Vermeidung von Verkehr und die Verlagerung von Transporten beispielsweise von der Straße auf die Schiene einen erheblichen Beitrag dazu leisten, den Energiebedarf des Verkehrssektors zu senken.
Peter Kasten
Ökoinstitut e. V.
Bundespräsident Joachim Gauck fährt nicht zum Sport-Spektakel ins russische Sotschi. Er verzichtet auf Olympia und setzt ein deutliches Zeichen gegen Putins Umgang mit Menschenrechten.
Gut so!
Es ist wahr: Viele Athleten fiebern ihren Wettkämpfen entgegen, sie rackerten jahrelang dafür. Ihnen fällt eine Absage an die Wettkämpfe schwer.
Viele Sportfunktionäre aber sind wohl schlicht konfliktscheu. Sie trauen sich nicht, auszusprechen, was schon lange gefordert ist: Ausstehen gegen ausbeuterische Arbeitsbedingungen auf den Fußball-Baustellen in Katar und Aufschreien gegen die Hatz auf Homosexuelle in Russland.
Zum Glück haben wir einen gradlinigen Bundespräsidenten. Von ihm können – nein müssen – die Sportler noch einiges lernen.
Gerd Pfitzenmaier
global°global°-Chefredakteur
Nachhaltig ist das Regierungsprogramm der Großen Koalition bestimmt nicht: Im Gegenteil. Zur Finanzierung bereichert sich die künftige schwarz-rote Parlamentstruppe am Geld künftiger Generationen.
Und das Zukunftsprojekt Energiewende, das auch wirtschaftlichen Erfolg für Deutschland verheißt, bremsen die Regierenden in Spe mit voller Absicht aus – gegen alle Warnungen von Experten.
„Zukunft war gestern“, überschrieb sehr treffend die Frankfurter Rundschau ihre Bewertung der nach der Wahl verhandelten Leitlinie für die Berliner Politik in den kommenden Jahren: „In zentralen Bereichen wie Energiewende, Klima, Bildung, Familienpolitik und Finanzen deutet sich eher ein Rückschritt an als die nötige Zukunftssicherung für kommende Generationen“, heißt es etwa in einem offenen Brief, den eine Gruppe Wissenschaftler Publizisten und Prominenter diese Woche an Union und SPD richten.“
Der Wertung schließt sich global° an. Dies straft alle Sonntagsreden über nachhaltige Politik und ernst nehmen von Verantwortung Lügen.
Gerd Pfitzenmaier
global°global°-Chefredakteur
Er bleibt ein ganz Großer. Den zierlichen Alten in Südafrika behalten wir als lächelnden Greis im Blumenhemd in Erinnerung: singend, tanzend, Kinder herzend.
Nelson Mandela ist tot, und die Welt ist ärmer ohne den 95-Jährigen. Sein Vorbild und seine Inspiration fehlen, wenn wir jetzt die Aufgaben, die er uns hinterließ, anpacken.
Mandela lebte vor, woran er glaubte: dass auch mächtige Systeme nur scheinbar ewig verharren. Unter der Kraft der Überzeugung zerbröseln sie doch.
Seine Botschaft an die Menschen nicht nur in seiner Heimat verpflichtet uns alle auf sein Vermächtnis. Es ist der Ruf der Freiheit – nicht des Markts, sondern der Menschen!
Er gab Mandela die Kraft, über 27 Jahre im Kerker auf seine und die Freiheit der Menschen in Südafrika zu warten. Er trieb ihn als Präsident, die Aussöhnung mit den einstigen Unterdrückern des Apartheidsregimes zu suchen. Gewaltfrei, aber bestimmt, brachte er die Themen der Benachteiligten auf die Agenda. Junge und Alte begeisterte er weltweit gleichermaßen für seine Definition von Gerechtigkeit, wenn er nicht als naturgegeben hinnahm, was nur von Menschen geschaffen war. „Dann“, war sein Credo, „können wir Menschen zerstörerische Strukturen auch wieder überwinden.“
Nicht mit Almosen oder scheinheiliger Hilfe: „Armut zu bekämpfen ist keine Frage der Barmherzigkeit“, sagte Nelson Mandela. Er nannte es vielmehr einen „ Akt der Gerechtigkeit“. Denn solange es Armut gibt, sagte Mandela, „kann es Freiheit nicht geben“.
Gerd Pfitzenmaier
global°global°-Chefredakteur
Der Kinofilm über das Leben und wirken von Nelson Mandela kommt am 30. Januar 2014 in die Kinos. Infos und Trailer sehen Sie hier....
“Die Energiewende wird ausgebremst und die neue Rentenvereinbarung ist schlicht verantwortungslos.“ Derart harsch fällt die Kritik der Kollegen von der Frankfurter Rundschau (FR) am Koalitionsvertrag der kommenden schwarz-roten Regierung im Bund aus.
global° schließt sich dem Urteil an.
Verbal halten die Ministerinnen und Minister in spe am Kabinettstisch von Angela Merkel noch an der Energiewende fest. Allein: Sie thematisieren dabei „vor allem die Risiken“, kommentiert die FR: „Schwarz-Rot würgt den Umbau auf Erneuerbare ab“.
global° sieht das - nach einer ersten Lektüre - auch so.
Den Ausbau der Erneuerbaren unterstützen die Koalitionäre ebenfalls nicht vorbehaltlos. Sie zwängen die Zukunftstechnologie in „Zielkorridore“. Sie legen den Anteil am Energiemix fest – faktisch deckeln sie damit den gerade erst in Schwung gekommenen Umstieg auf nicht fossile Energierohstoffe in Deutschland. Schwarz-Rot reduziert seine Ziele für den Anteil der Erneuerbaren Energien in Deutschland sogar gegenüber der zurückliegenden Regierung.
Für global° ist dies ein Holzweg: Der neueste Weltklimabericht und fast einmütig auch die befragten Wissenschaftler plädieren für einen zügigen Umbau – auch und gerade, weil dies Vorbildcharakter hat und die deutschen Chancen am Weltmarkt erhöhen wird.
Warum ausgerechnet eine CDU dies nicht sieht, bleibt uns bei global° rätselhaft.
Gerd Pfitzenmaier
global°global°-Chefredakteur
Seltene Einmütigkeit: Der BUND spricht von einem „Trippelschritt auf dem Weg nach Paris“. Dem Bundesumweltminister ist das Warschauer Klimagipfel-Ergebnis ebenfalls zu mager. Peter Altmaier gesteht: „Wir sind wahrscheinlich zu kurz gesprungen.“
Dem ist nichts anzufügen.
Die einmütige Bewertung der COP 19-Konferenz über die Folgen des Klimawandels und die Suche nach Auswegen aus dem Dilemma der Erderwärmung ist ein Armutszeugnis für die ganze Menschheit. Die Delegierten aus 199 Ländern vertagten mit ihrem wachsweichen Kompromiss die dringend notwendigen Beschlüsse auf 2015. Erst in Paris wollen sie sich festlegen.
Sie vergaben die Chance, „die Hoffnungen von Millionen“ - wie Altmaier im Nachhinein erkannte – ernst zu nehmen und auf diese Wünsche einzugehen. Sie verpassten die Gelegenheit, sich solidarisch mit den Opfern des Klimawandels zu zeigen: Selbst der Tropensturm Haiyan änderte daran nichts.
Die Entscheider in Warschau haben ihre Pflicht sträflich versäumt. Sie verweigern sich der Realität, die Wissenschaftler im Bericht des IPCC notieren. Irgendwann werden sie sich dafür verantworten müssen: vor ihren Mitmenschen, ihren Nachkommen – und ihrem Gewissen.
Gerd Pfitzenmaier
global°global°-Chefredakteur
Klares Votum: Die Bürger in München, Garmisch-Partenkirchen, Traunstein und Berchtesgaden ließen den Olympiatraum Ihrer Rathaus-Chefs und vieler Sportfunktionäre wie eine Seifenblase platzen. „Ökologisches Bewusstsein und Heimatliebe der Bürger haben über Kommerz und Gigantismus gesiegt“, kommentierte dies BUND-Präsident Hubert Weiger.
Vermutlich ist der Ausgang dieser Abstimmung viel mehr als eine Abwahl von Olympia: Er ist der Triumph eines demokratischen Bewusstseins vieler Menschen. Sie fordern eine Verhaltensänderung ihrer Volksvertreter. Sie konnten sich – endlich – Gehör verschaffen, ehe eine Melange aus Polit-Funktionären, Lobbyisten und Sponsoren Millionen teure Fakten schafft.
Wenigstens das lief bei Olympia jetzt also besser als bei anderen Großprojekten. Das Ergebnis der Abstimmung belegt: Werden Bürger rechtzeitig einbezogen, vermeidet dies Straßenkämpfe wie beim Bahnhofs-Bau „Stuttgart 21“. Das allein ist schon ein Gewinn!
Dass die Bürger ihre Pflicht ernst nehmen, bewiesen sie in der bayerischen Landeshauptstadt nicht zum ersten Mal. Schon die wenig sinnhafte Magnetbahn Transrapid bremsten sie aus. Auch eine zusätzliche Startbahn am Münchener Flughafen blockierten sie per Volksentscheid.
Nun bewiesen sie erneut, dass sie durchaus anderer Meinung sind als ihre „Volksvertreter“. Und trotz ungleicher materieller Möglichkeiten und durchaus wenig demokratischen Verhaltens der Olympia-Fans in den Wochen vor dem Urnengang, fiel das Votum recht überzeugend für die Gegner des Projekts aus: In allen vier Wahlorten und Landkreisen überwogen ihre Stimmanteile klar.
Dabei war dies keinesfalls eine Abwahl jeglicher Sportevents, wie beleidigte Verlierer jetzt raunen. Die Menschen sind es nur leid, wenn über ihre Köpfe hinweg bestimmt wird.
Die Verlierer der Olympia-Wahl können aus ihrer schlappe lernen. Sie sollten die Menschen überzeugen, statt zu überreden: Die Bürger wollen zurecht in Planungen eingebunden sein, sie erwarten über Argumente offen zu diskutieren und Ihre mögliche Kritik nicht als Querulantentum, sondern als möglichen Gewinn und zumindest kreativen Input zu bewerten.
Darauf kann wieder Vertrauen wachsen.
Gerd Pfitzenmaier
global°global°-Chefredakteur
Am 1. Dezember setzt die EU-Kommission die Zulassung vermeintlich Bienen gefährdender Neonicotinoide aus. Dann soll diese Entscheidung binnen zwei Jahren auf solide wissenschaftliche Basis gestellt und Wissenslücken geschlossen werden. Denn die Industrie klagt gegen die Entscheidung.
Allerdings: Speziell dazu forschen will die EU offenbar nicht. Woher soll also das neue Wissen kommen? Vornehmlich von der Industrie, so die Kommission. Das wirft die Frage auf: Ist die Forschungspolitik der EU-Kommission in Umweltbelangen wie der Bestäubergesundheit transparent und neutral?
Immerhin geht es um eine der ökonomisch wichtigsten sogenannten Ökosystemdienstleistungen der Natur. Der Ertrag von 84 Prozent aller in Europa angebauten Kulturpflanzen ist direkt von Insektenbestäubung abhängig. 2009 betrug der ökonomische Wert der ökologischen Dienstleistung durch Bestäubung von Nutzpflanzen weltweit rund 350 Milliarden US-Dollar.
Experten sind sich einig: Eine direkte tödliche Wirkung konnte den Stoffen bei im Feld üblichen Konzentrationen nicht nachgewiesen werden. Immer mehr Studien bescheinigen den Insektiziden allerdings eine indirekt tödliche Wirkung. So konnte gezeigt werden, dass ein großer Teil von kontaminierten Sammelbienen den Heimweg nicht mehr findet. Sie sind für ihr Volk verloren.
Hummeln sterben schon bei wesentlich geringeren Dosen als Honigbienen und produzierten vor allem kaum noch Königinnen. Das bringt ihre Art in echte Gefahr.
Auf massiven Druck von Umweltverbänden entzog die EU-Kommission drei der wichtigsten Neonicotinoide - Clothianidin, Imidacloprid und Thiametoxam - die Zulassung. Aber: „Zwei Jahre sind für eine systematische Erforschung der Effekte der Neonicotinoide auf die Bestäuberinsekten schlicht nicht genug“, sagt Neurobiologe Randolf Menzel von der Freien Universität Berlin. Es fehlten einfach fundamentales Wissen, vor allem über das Zusammenspiel verschiedener Gefährdungsfaktoren wie Krankheiten, Insektiziden, Futtermangel und die genetischen Unterschiede in der Anfälligkeit von Bienen und anderen wichtigen Bestäuberarten, meint sein Kollege Peter Neumann, Bienenpathologe an der Universität Bern. Beide sowie weitere deutsche Experten der Bienenökologie vermissen konkrete Forschungsaufträge zur Klärung der Fragen.
Sebastian Tilch
Netzwerk – Forum zur Biodiversitätsforschung Deutschland
Berliner Bürgerenergie durch fehlende Stimmen nicht entmutigt:„Wir verstehen das Ergebnis des Volksentscheids als deutlichen Auftrag der Berliner, Vattenfall als Netzbetreiber abzulösen.“ Aufsichtsratschef Hartmut Gaßner von den Berliner Netzkauf-Aktivisten steckt den Kopf keinesfalls in den Sand. Knapp 600.000 Stimmen und 80 Prozent Zustimmung für den fürs erste gescheiterten Versuch, das Stromnetz per Bürgerentscheid wieder in die Hand der Berliner Bürger zu legen sind ihm Beleg genug, dass der Weg korrekt sei: Rathaus-Chef Klaus Wowereit könne „sich vor dem Volksentscheid retten, aber nicht vor den Berlinern“, betont er den ungebrochenen Willen seiner Mitstreiter.
Die Genossenschaft, die die Stromleitungen vom Energie-Riesen Vattenfall wieder zurückkaufen will, werde ihr Ziel im Vergabeverfahren weiter betreiben und am Ende erreichen.
Pech gehabt.
Abstimmung dokumentiert Willen der Berliner
Nur wenige Wählerstimmen fehlten zum nötigen Ziel. Dafür jedoch war die Verteilung eindeutig: „Der Wille der Berliner und der Auftrag an den Senat ist mehr als deutlich: Gebt uns unser Stromnetz zurück!“, wertet BürgerEnergie Berlin den Urnengang. Und fühlt sich bestätigt, dass nur „Termin-Trickserei“ verhindert habe, dass der Bürgerwille noch eindeutiger zum Ausdruck kam. Hätten die Hauptstadtbürger am Tag der Bundestagswahl zugleich über das Stromnetz mitentscheiden dürfen, wäre das Ergebnis anders ausgefallen, sind sie überzeugt.
Kein anderes Vorhaben des Senats der Bundeshauptstadt könne derzeit sonst mit einer solchen Zustimmung bei den Berlinern punkten wie der Netzrückkauf.
Die Strategie steht daher fest: „Wowereit hat jetzt die Chance, im offiziellen Vergabeverfahren auf die Bürger zuzugehen“, kommentiert Gaßner. Der Bürgermeister könne auf ein Kooperationsmodell zwischen dem Land Berlin und der Bürgergenossenschaft setzen und so dem Volksentscheid gerecht werden. „Sollte der Senat die Netz-Konzession entgegen dem erklärten Willen der Berliner erneut an Vattenfall vergeben, wäre dies ein massiver Vertrauensbruch.“
Gerd Pfitzenmaier
Chefredakteur global°
Selbst wenn die Treibhausgasausfuhr abrupt gestoppt würde, womit nicht zu rechnen ist: Die Nachwirkungen im Klimasystem würden noch über Jahrhunderte bestehen bleibe. Die Forscher rufen wieder einmal zu einer deutlichen Senkung der Treibhausgasemissionen auf. Und so dringlich das klingen mag, das Ganze hat etwas von ungehört verhallten Rufen in weiter Wüste.
Die Reaktionen auf den neuen Sachstandsbericht sind ebenso befremdlich wie vorhersehbar. Fliegenschwarmartig stürzten sich die Kritiker auf das 2.000-Seiten schwere Zahlenwerk und fanden natürlich sogleich die eine oder andere Unstimmigkeit, die aus veränderten Berechnungsvorgaben resultierten, wie ein IPCC-Sprecher verlauten ließ.
Der Reputation des um Seriosität bemühten Sachstandsbericht tut das keinen Abbruch. Verzweiflungsgesten und Bestürzung rufen die angsteinflößenden Szenarien ohnehin schon lange nicht mehr hervor. Die breite Öffentlichkeit kommentiert die neuen Meldungen mit einem unbeteiligten und apathischen „aha“: Solange der Fernsehsessel nicht unter Wasser steht, gibt es schließlich keinen Grund zur Panik.
Und auch in politischen Kreisen wird der Report kaum Rotalarm auslösen, sondern ist nur ein weiterer Haufen Papier auf dem Tisch der zäh vor sich hin fließenden Verhandlungen.
Die Weltengemeinschaft hat im Grunde andere Sorgen und die Otto-Normalverbraucher ohnedies. Eigentlich will niemand etwas mit dem Klimawandel zu tun haben. Niemand will wirklich wissen und schon gar nicht glauben, was im IPCC-Bericht steht. Niemand will sich ändern und sein schönes, bequemes Leben aufgeben, nur wegen ein paar übermotovierten Zahlenfuzzis, denen keiner nachzuweisen vermag, dass sie mit ihren Berechnungen und Vorwarnungen recht haben könnten. Man steht ja schließlich nicht auf dem Mont-Blanc-Gletscher und schon gar nicht dem Larsen-Schelfeis. Von Klimawandel ist hier weit und breit nichts zu sehen. So defätistisch es klingen mag: Wir werden erst aufwachen, wenn der sagenumwobene Klimawandel wirklich da ist, uns der Wind um die Ohren pfeift, das Atmen schwer wird und wir nasse Füße kriegen. Noch aber ist es hier schön kuschelig und trocken. Solange das so bleibt, wird auch der alarmierendste Sachstandsbericht daran nichts ändern. Erschreckend, aber leider wahr.
Josephin Lehnert
Skandal vor der Haustür: In Europa hungern 43 Millionen Menschen! Ohne Suppenküchen und Lebensmittelspenden überleben sie nicht. Darauf weisen jetzt erneut das Rote Kreuz sowie der Rote Halbmond hin. Die Lage sei, appellieren die humanitären Hilfsorganisationen, durch die Finanzkrise dramatisch zugespitzt: 120 Millionen Menschen seien armutsgefährdet, zitiert die Süddeutsche Zeitung aus deren aktueller Studie.
Derweil leisten wir uns in Deutschland die krotestke Debatte, ob ein Supermarkt bald „B-Ware“ bei Obst und Gemüse verkaufen dürfe. Laut einer Umfrage im deutschen Frühstücksfernsehen sind die Kunden skeptisch: Sie setzen lieber auf makellose Früchte. Noch immer meiden viele Käufer und Köche Äpfel mit Druckstellen oder schrumpelige Kartoffeln und krumme Karotten. Die Folge: Bauern und Händler werfen fast die Hälfte unserer Nahrung auf den Müll.
Beide Nachrichten laufen am gleichen Tag über die Agentur-Ticker Beide machen wütend: Einerseits vergessen wir mitten im Überfluss Mitmenschen und bürden ihnen ein Bettler-Dasein auf. Andererseits gebärden wir uns unpassend snobby.
Beides stellt uns allen miteinander ein miserables Zeugnis aus. Gleichmut und Arroganz sind alles andere als nachhaltige Lebensweise und Verhaltensmuster. Ob wir es nämlich damit ernst meinen oder unseren Anspruch bloß werbewirksam vor uns her tragen, entscheidet sich genau in solchen Situationen: Schauen wir nicht weg. Packen wir's an. Wir alle sind gefordert.
Gerd Pfitzenmaier
Chefredakteur global°
Trotz Dementi: Dass überhaupt über ein mögliches Aus des Tagebaus Garzweiler in firmeninternen Papieren gesprochen wird, zeigt, dass der Konzern seit über 20 Jahren alle zukunftweisenden Herausforderungen verschlafen hat und inzwischen extrem unter Druck steht. Nun rächt sich, dass man auf ein breit gefächertes politisches Netzwerk gesetzt hat, statt sich den energiepolitischen Realitäten zu stellen. Klar muss auch sein, dass Braunkohle nicht durch öffentliche Subventionen – etwa durch einen Leistungsmarkt – gefördert wird.
Es ist seit vielen Jahren offensichtlich, dass der fortschreitende Klimawandel und die steigenden Preise für fossile Energieträger einen grundlegenden Umbau der Energieversorgung erfordern. Doch anstatt die ökologische Modernisierung der Energiewirtschaft durch innovative Investitionen mitzugestalten, hat RWE, wie auch andere große Energiekonzerne, diese Entwicklung verschlafen.
Andere Marktteilnehmer haben schon vor Jahren erkannt, dass der Energiemix der Zukunft auf einer dezentralen Erzeugungsstruktur aus erneuerbaren Energien und hocheffizienter Kraft-Wärme-Kopplung bestehen wird und haben entsprechende Investitionen getätigt.
RWE hat nur eine Zukunft, wenn das Unternehmen die Herausforderungen der Zukunft annimmt. Mittelständische Energieunternehmen, kommunale Stadtwerke und viele mehr haben es vorgemacht.
Oliver Krischer
Energiepolitischer Sprecher der
Bundestagsfraktion Bündnis90/Die Grünen
Der Welt-Klimabericht liegt auf dem Tisch. Nun ist endlich Reagierern gefragt.
1.000 Seiten – rund 800 Wissenschaftler forschten für den neuen, jetzt veröffentlichten 5. Bericht des Weltklimarats IPCC. Er fasst auf 30 Seiten die Ergebnisse zusammen – inklusive der gut 55.000 kritischen Anmerkungen zu den Studien. Das nun vorliegende Dokument ist damit so etwas wie die Gesamtschau des derzeitigen Klimawissens.
Einig sind sich die Wissenschaftler dennoch nicht. Vor allem die Prognosen, die sie daraus ableiten, sind nicht eindeutig.
Die Tagesschau kommentiert: „Fakt ist: die Erwärmung findet statt. In den vergangenen 15 Jahren aber deutlich langsamer als Ende des 20. Jahrhunderts. 0,05 Grad pro Dekade statt 0,2 Grad vorher. Die Gründe sind unklar. Die Rolle der Sonne, von kleinsten Teilchen in der Luft - den Aerosolen - aber auch Strömungen im Pazifik. All das könnte einen Einfluss haben.“
Die Klimawandel-Debatte begleitet uns also weiter. Und was die Politiker in den einzelnen Parlamenten daraus für Schlüsse ziehen, bleibt ebenso offen.
Klar ist lediglich: Wir müssen uns auf gravierende Veränderungen auf unserem Planeten einstellen und damit klar kommen. Und darauf müssen wir uns vorbereiten. Jetzt!
Gerd Pfitzenmaier
Chefredakteur global°
Schwarz-Grün könnte nach der Wahl zur ersten Wahl werden: Die Extrem-Positionen der FDP gegen die Energiewende und gegen das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) haben die wichtige erneuerbare Mittelstandswirtschaft düpiert. Das hat dazu beigetragen, dass Klimaschutz und Energiepolitik nun vier Jahre lang ohne die FDP gestaltet werden können.
Allerdings ist zu befürchten, dass eine große Koalition eine Stagnation bei der Energiewende bedeutet – denn da treffen sich einige rote Kohlebefürworter mit schwarzen Masterplanern. Beide Parteien haben noch nicht gezeigt, dass sie das große Engagement der Bürger für Klimaschutz und Erneuerbare ernst nehmen und umsetzen wollen, für eine zukunftsweisende Wirtschafts- und Umweltpolitik.
Kurz vor der Wahl unterstützten in einer Emnid-Umfrage 93 Prozent der Bürger den weiteren, zügigen Ausbau der Erneuerbaren Energien. Gleichzeitig stimmten fast drei Viertel klar gegen einen Förderstopp, und das unabhängig von ihrer Parteipräferenz. Damit hat die neue Regierung einen klaren Auftrag: Die Bürger erwarten den konsequenten Umstieg auf Erneuerbare Energien.
Eine schwarz-grüne Option könnte der Union neue energiepolitische Dynamik verleihen und eine erfolgreiche Weiterentwicklung der Energiewende anstoßen. Denn Energiewende heißt konkret auch nachhaltige Wirtschaftspolitik: Arbeitsplätze in Handwerk und Mittelstand, Technologieentwicklung in dem entscheidenden Zukunftssektor sowie regionale Wertschöpfung in Ländern und Kommunen
Dr. Hermann Falk
Geschäftsführer
Bundesverband Erneuerbare Energie e.V. (BEE)
Heute ist Earth Overshot-Day. Ein Wendepunkt: Mit dem diesem Tag hat die Menschheit den Bestand an natürlichen Ressourcen konsumiert. Das gleicht einem Kassensturz. Wir stellen fest, das wir für den Rest des Jahres kein Geld mehr haben.
Wir haben die Grenzen der Regenerationsfähigkeit überschritten. Mehr als in der Erde steckt, kann der Mensch nicht herausholen. Die Bergung der letzten Reste wird zudem immer riskanter, das zeigte nicht zuletzt die Öl-Katastrophe auf der Bohrinsel Deep-Water-Horizont im Golf von Mexiko.
Der Earth Overshot-Day ist daher ein Gedenktag für die Zukunftsfähigkeit. Er soll das Umsteuern beschleunigen. Wir müssen Produktion und Konsum nachhaltiger gestalten, indem wir langfristig zu einer Kreislaufwirtschaft gelangen.
Umsteuern ist vor allem Aufgabe für die Politiker, ebenso die vorhandenen Ressourcen sowohl innerhalb der jetzt lebenden als auch der künftigen Generationen zu verteilen. Aber Politiker haben ihr Mandat nur auf Zeit und in diesem Herbst sind Wahlen. Dann entscheiden Wählerinnen und Wähler, wie zukunftsfähig Deutschland in den kommenden Jahren gestaltet wird – ob wir nur eigene Pfründe sichern oder auch an andere denken.
Valerie Wilms
Grüne-Bündnis 90
Mitglied im Nachhaltigkeitsrat
des Deutschen Bundestags
Brennpunkt Hochwasser: Geflutete Häuser, geschockte Bewohner und unermüdliche Helfer, Spendenaufrufe und die Kanzlerin höchstpersönlich, die sich ohne Gummistiefel in die Krisenstädte wagt und den Betroffenen sofortige Hilfe verspricht. Das sind die Bilder, die wir momentan alle vor Augen haben. Natürlich ist es jetzt wichtig, so bald wie möglich wieder Normalität in das Leben der Flutopfer einkehren zu lassen. Ihnen, so gut es eben geht, unter die Arme zu greifen.
Verständlich, dass die Prävention da erst mal in den Hintergrund rückt. Aber dann? Was passiert nach der Flut? Ein Blick zurück in das Jahr 2002 zeigt: Nach der damaligen „Jahrhundertflut“ gab es viele Versprechungen, doch wenige Taten. Jedenfalls wenige in die richtige Richtung. Unmengen von Summen wurden in den Ausbau von Deichen und Staumauern gesteckt – das Engagement für die Renaturierung der Flüsse und ihrer Auen blieb hingegen überschaubar. Mit dem drastischen Rückgang deutscher Überschwemmungsflächen in der Vergangenheit ging nicht nur ein wichtiger Lebensraum für Tiere und Pflanzen, sondern auch ein wirksamer Hochwasserschutz verloren.
Jetzt steht die Vermeidung von Flutkatastrophen erneut auf der Tagesordnung; mit den gleichen Argumenten wie schon vor elf Jahren. Ob die Politiker nun, gerade einmal ein Jahrzehnt nach der „Jahrhundertkatastrophe“, endlich aus ihren Fehlern gelernt haben? Oder muss erst das Regierungsviertel in Berlin absaufen, damit sowohl die Natur als auch die Flussanwohner wieder zu ihrem Recht kommen?
Nicole Sollfrank
Absurder, ärgerlicher Plan: Der Versuch der EU-Kommission einer Branche, die ihre Zukunft längst hinter sich hat, mit Staatsgeldern neues Leben einzuhauchen, ist anachronistisch. Er ignoriert die verheerenden Erfahrungen von Harrisburg, Tschernobyl und Fukushima und Dutzende von Beinahe-Katastrophen in den vergangenen Jahrzehnten.
Er ist auch ein Versuch, die Energiewende hin zu Erneuerbaren Energien und Energieeffizienz als Funktionsprinzip eines neuen Energiesystems einzudämmen und dauerhaft zu verhindern.
Jeder weiß, dass Atomkraftwerke wegen ihrer eingeschränkten Steuerbarkeit, auch jenseits aller ungelösten Sicherheits- und Entsorgungsfragen, nicht als Ergänzung der Energiewende taugen. Vor allem aber zeigt der Vorstoß der EU-Kommission, neue AKW mit Steuergeldern zu subventionieren, erneut, dass Atomkraft in einem Strommarkt nirgendwo auf der Welt eine ökonomische Chance hat, sich durchzusetzen: Sie funktioniert nur ohne Strommarkt, als staatliche Veranstaltung oder hoch subventioniert durch Steuergelder.
Nicht nur die Katastrophenrisiken der Atomkraft sind einzigartig. Sie ist auch weltweit und in der Wirtschaftsgeschichte die einzige Technologie, die fast sechzig Jahre nach ihrem kommerziellen Start erneut staatliche Markteinführungshilfen für sich beansprucht.
Das genau ist der Unterschied zur Förderung der Erneuerbaren Energien, die sich tatsächlich in der Markteinführungsphase befinden und mit Riesenschritten zur günstigsten Form der Energiebereitstellung werden. Wir warten gespannt auf eine klare Aussage des zuständigen EU-Kommissars und Merkel-Abgesandten in Brüssel, Günther Oettinger, gegen diesen unverblümten Angriff auf die deutsche Energiewende.
Gerd Rosenkranz
Deutsche Umwelthilfe
Traurig aber wahr: Für ein Urlaubsfoto mit einem exotischen Tier gehen Menschen sprichwörtlich über Leichen. Das jüngste Opfer – ein gestrandeter Delfin – starbt vor Kurzem in China, weil Touristen zu lange Fotos von ihm machten.
Was ist passiert? Am 16. Juni strandet ein Delfin an einem beliebten Strand in Sanya, einer Insel vor der chinesischen Südküste. Ein Rettungsschwimmer will sich um das Tier kümmern bis professionelle Tierpfleger kommen. Touristen fordern den Ersthelfer auf, den Delfin immer wieder aus dem Wasser zu heben, damit sie bessere Schnappschüsse von ihm machen können. Am Ende ist der Meeressäuger tot – er ist ertrunken.
Wen trifft die Schuld?
Im Internet wird der Fall kontrovers diskutiert. In chinesischen Chats kritisieren viele User das rücksichtslose Verhalten ihrer Landsleute und das Fehlverhalten des Rettungsschwimmers. Warum hat er überhaupt den Wünschen der Touristen nachgegeben? Manche geben den sozialen Medien und Smartphones die Schuld. Gäbe es sie nicht, hätte auch keiner ein Foto gemacht und gepostet.
Allerdings zieht dieses Argument nur bei den wenigsten. Klar ist, dass wilde Tiere nicht zum Streicheln gedacht sind und man am besten die Finger von ihnen lassen sollte. Hoffentlich öffnen uns solche Geschichten die Augen, vermindern unsere Sensations-Geilheit und retten wilden Tieren in Zukunft das Leben.
Jessica Thomsen
Die Kollegen der französischen Tageszeitung Le Monde sorgen sich - zu Recht - um die Weltwirtschaft. In Zeiten des Klimawandels könne die internationale Gemeinschaft die Augen vor dieser Gefahr nicht mehr länger verschließen: "Uns bleibt keine Wahl."
"Die Frage des Klimawandels belastet die Lage der Weltwirtschaft und wird dies in Zukunft noch stärker tun. In diesen Zeiten der Schulden aller Art muss man daran erinnern, dass die Wirtschaft nur auf Kosten einer gewaltigen Schuld an unserem Klima weiterentwickelt werden kann.
Die ist keine finanzielle Schuld, sondern eine geophysische, und die ist sehr gefährlich. Sie kann nicht mit Gläubigern neu ausgehandelt werden. Sie wird mit einem kalten Monster abgeschlossen, das einzig und allein von Naturgesetzen regiert wird, mit der Erde. Uns bleibt keine andere Wahl, als die Schuld zurückzuzahlen, ohne die geringste Sicherheit über die Höhe der Zinsen, die dabei anfallen. Die internationale Gemeinschaft sollte nicht die Augen davor verschließen."
Le Monde
Kein Ende des Atom-Horrors: In Fukushima reißt die Pannenserie am havarierten AKW nicht ab. Erst Kurzschluss, dann Kühlsystem – jetzt leckt ein Tank. Radioaktiv verseuchtes Wasser läuft aus. Reaktion wie immer: Kein Problem. Klar ist aber: Betreiber TEPCO bekommt den Atommeiler bislang noch immer nicht unter Kontrolle.
Auch zwei Jahre nach dem verheerenden Erdbeben in Japan gibt es keine Entwarnung. 2011 zerstörte ein Tsunami an der Ostküste das Kernkraftwerk nahe Fukushima. Dort löste die Welle gleich mehrere Kernschmelzen aus. Inzwischen sind nicht nur vor Ort, sondern auch in Kanada und den USA erste Krankheiten durch den Fallout bekannt geworden.
Alles im Griff verkündete dennoch schon wenige Wochen nach der Havarie der Betreiber TEPCO. Japans Regierung glaubt es. Die neuen (alten) Mächtigen in Nippon kündigten denn auch flugs den schon eingeleiteten Ausstieg aus der Atomstromproduktion und setzen wie gehabt auf Hightech.
Welch eine Selbstüberschätzung. Die Online-Ausgabe der Zeit dokumentiert die nicht enden wollende Pannenserie: „In letzter Zeit häufen sich die Pannen, auch am heutigen Sonntag hat es wieder einen Zwischenfall gegeben.“
Gerd Pfitzenmaier
Jetzt ist es der Regierungskoalition in Berlin nach anfänglichen Bedenken in den eigenen Reihen doch noch gelungen, sich auf Entwürfe zur UVP-Bergbau und zum Wasserhaushaltsgesetz zu verständigen. Diese sollen nun am 8. Mai im Bundeskabinett beschlossen werden. Völlig ohne Grund wird hier im Eiltempo versucht, gesetztliche Regeln zur Gewinnung des Unkonventionellen Erdgases und vor allem zum Umgang mit Fracking zu schaffen. Wenngleich einige der vorgesehenen Schritte in die richtige Richtung gehen, so gehen sie doch längst nicht weit genug.
Eine unserer Kernforderungen, die Beweislastumkehr bei Schäden an Gebäuden durch die Erdgasförderung, ist überhaupt nicht vorgesehen. Wie dringend dies aber notwendig ist, zeigen die unterschiedlichen Erfahrungen aus Groningen in den Niederlanden sowie aus der Region um Völkersen in Niedersachsen. Während die Niederländische Erdöl Gesellschaft NAM (ein Konsortium von Shell und Exxon) in Groningen für die Beseitigung der Gebäudeschäden zahlt, lehnt RWE DEA dies in Niedersachsen ab. Als besonderes „Schmankerl“ für die Geschädigten lehnen aber auch die Versicherer die Schadensregulierung ab, da sie nur für Schäden natürlichen Ursprungs aufkommen müssen....
Unser oberstes Ziel muss daher bleiben, jegliche Schäden und Gefahren für unsere Lebensgrundlagen abzuwenden. Um dies zu gewährleisten, sind aber noch gar nicht alle wissenschaftlichen Erkenntnisse vorhanden, die wir hierfür bräuchten. Nur Belege dafür, dass es gefährlich ist, die gibt es bereits genug. Siehe jüngstes Beispiel in Rühlermoor im Landkreis Emsland, wo nach einer Leckage an einer Nassölleitung der Fa. ExxonMobil Lagerstättenwasser ausgetreten ist und der kontaminierte Boden jetzt abgetragen werden muss.
Warum, so frage ich mich, kann man nicht mit der gebotenen Sorgfalt und Besonnenheit an das Thema herangehen, bevor man Gesetze beschließt, bei denen man später mit hoher Wahrscheinlichkeit feststellen wird, dass sie unzureichend sind? Sollen hier aus Angst vor verlorenen Wahlen im Herbst (die FDP wäre nach aktuellen Umfragewerten im neuen Bundestag gar nicht mehr vertreten) am Willen des Volkes vorbei noch schnell die Pfründe der Energiekonzerne gesichert werden? Oder besteht vielleicht die (begründete) Angst, dass man mit einer „Fracking-freundlichen“ Politik beim Wähler durchfällt?
Ich kann nur jeden ermuntern, sich noch in dieser Woche mit einer persönlichen E-Mail bei „unseren heimischen Bundestagsabgeordneten“ in Erinnerung zu rufen. Zur Erinnerung daran, dass wir sie gewählt haben, dass sie unserem Gemeinwohl verpflichtet sind und dass wir es sind, die sie im Herbst vielleicht wiederwählen. Und, dass sie bei all ihren Entscheidungen ihrem Gewissen zu folgen haben. Die Kontaktaufnahme über das Portal des Deutschen Bundestages ist erfreulich einfach. In diesem Sinne wünsche ich uns eine gute Woche.
Carsten Grawunder, BIGG e.V. Drensteinfurt
Geliehene Zeit bei der Endlagersuche: Im Streit um Gorleben einigten sich die niedersächsische Landesregierung und Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) am Wochenende darauf, das Endlagersuchgesetz noch vor der diesjährigen Bundestagswahl auf den Weg zu bringen. Mehr noch: Die Einrichtung einer öffentlich tagenden Enquete-Kommission soll dafür sorgen, den Entscheidungsprozess möglichst breit zu streuen- von Politikern, Umweltverbänden und Kirchen über Wissenschaftler, NGOs und Gewerkschaften.
Klingt gut? Eigentlich schon- aber hätte der schlichte gesunde Menschenverstand für ein solches „Zugeständnis“ nicht mehr als ausgereicht? Warum hat es 35 Jahre gedauert, zu verstehen, dass ein gemeinsames Riesenproblem namens Atommüll auch gemeinsam gelöst werden muss? Dass die Versteifung auf ein einziges Endlager namens Gorleben dafür bei weitem nicht ausreicht? Und dass sich radioaktive Strahlung auch nicht sonderlich für Parteigrenzen oder die Terminierung von Bundestagswahlen interessiert?
Weitere zweieinhalb Jahre werden ins Land gehen, bevor an eine Entscheidung zu einem Endlager überhaupt zu denken ist. Zweieinhalb Jahre, in denen sich das Zwischenlager Asse weiter mit Wasser füllen wird, in denen der Atommüll weiterhin nirgends- relativ- sicher gelagert werden kann. In diesem Zeitraum- gemeinsam mit allen verfügbaren Experten- endlich alle wichtigen Faktoren und Anforderungen möglicher Endlagerungsstätten auszuloten, ist der richtige Weg- aber sicher kein großer, zu feiernder „Sieg.“ Der Kompromiss war einfach nur überfällig!
Nicole Sollfrank
Bundesumweltminister Altmaier will das Fracking in Deutschland großflächig erlauben. So und nicht anders, sind seine jüngsten Äußerungen zu verstehen.
Er will in die Technologie einsteigen, und dann erst schauen, ob sie gefährlich ist. Herr Altmaier macht das Grundwasser zum Experimentierfeld für Fracking-Konzerne und nimmt dafür irreparable Schäden in Kauf.
Das alles geschieht ohne jede Not: Wir haben derzeit ein Überangebot an Erdgas, daher besteht keine energiepolitische Notwendigkeit, unkonventionelles Erdgas zu fördern. Dabei sind die Vorräte in Deutschland ohnehin begrenzt, was den Einstieg in eine Risikotechnologie mit unbekannten Langfristfolgen noch fraglicher erscheinen lässt.
Dieses Vorgehen ist verantwortungslos für einen Bundesumweltminister.
Altmaier setzt auf Alibimaßnahmen
Offenbar bereitet Altmaier gegenwärtig ein paar Alibi-Maßnahmen vor, um Handlungsfähigkeit zu simulieren. Doch sein Vorschlag, Fracking in Trinkwasserschutzgebieten zu verbieten, ist eine Farce. In einem großen Teil dieser Gebiete ist das schon heute verboten. Die Einführung einer Umweltverträglichkeitsprüfung ist richtig, doch das alleine reicht bei Weitem nicht: Die wirklich wichtigen Fragen, wie zum Beispiel die Gefahr von Erdbeben, die Sicherheit von Bohrlöchern und die ungeklärte Entsorgung giftiger Abwässer, bleiben bei Altmaier völlig offen.
Debatte, ob wir Fracking wollen,. steht aus
Es darf keinen Einstieg in eine Technologie geben, bevor nicht sämtliche Risiken geklärt und der Rechtsrahmen angepasst wurde. Außerdem brauchen wir eine breite gesellschaftliche Diskussion, ob wir diese Technologie überhaupt anwenden wollen, um den letzten Kubikmeter Gas aus der Erde zu quetschen. Ziel der Energiewende ist es schließlich, das fossile Zeitalter zu überwinden und auf 100 Prozent Erneuerbare Energien umzusteigen.
Die USA zeigen, wie ein kurzer Boom mit billigem Erdgas, das auf Kosten von Mensch und Umwelt gewonnen wird, den unvermeidbaren Umstieg auf Erneuerbare Energien verhindert.
Das kann kein Vorbild für Deutschland sein.
Oliver Krischer
Sprecher für Energiewirtschaft
der Grünen-Bundestagsfraktion
Fracking in Deutschland gesetzlich geregelt: Der Bundesminister für Wirtschaft rang jenem für Umwelt eine Einigung ab. Sie wollen die unter Umweltschützern und –experten heftig umstrittene Fördermethode nun unter Auflagen erlauben.
Parlament und Bundsrat allerdings müssen noch abnicken.
Peter Altmaier verkauft – rhetorisch raffiniert – die Zulassung einer bislang heftig bekämpften Öl- und Gasgewinnungspraxis als Sieg für den Umweltschutz. Endlich sei klar, dass künftig nicht wild und überall gebohrt werde. Immerhin stocherten schon seit den 1990er-Jahren Geologen auf ihrer suche nach den Energiereserven im Boden unter Deutschland.
Antrieb für die Anstrengungen ist der neue Ölrausch in den USA. Dort entstehen ganze Wälder neuer Bohrtürme: Dallas lässt grüßen: Auch in die norddeutsche Erde trieben die Schürfer bislang schon gut 300 Rohre. Die sollen einmal bis zu 10.000 Meter tief reichen und die Energie-Quellen anzapfen.
Bis dato regelte dies kein Gesetz. Insofern liegt Peter Altmaier richtig: Der Kompromiss kann klären, wo und wie in Deutschland das Sand-Chemie-und-Wassergemisch ins tiefe Gestein gepresst wird, um dort eingelagertes Erdöl oder –gas aus dem Schiefer zu sprengen und an die Oberfläche zu pumpen.
Ohne Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) geht gar nichts. Manch einer mag im zentralen Argument Altmaiers eine Finte vermuten, zumal selbst die aufs Öl gierenden Industriebranchen über den Kompromiss jubeln. Ein ganz so lasches Alibimanöver jedoch ist eine UVP kaum. Das Verfahren ist langwierig und daher teuer. Und weil das so ist, taucht genau hier aber das Fragezeichen auf: In einer aktuellen Studie sieht das Umweltbundesamts (UBA) in einem Bericht der Frankfurter Rundschau das Förderverfahren äußerst kritisch: „Dieser Chemiecocktail ist laut Umweltbundesamt giftig bis hochgiftig.“
Was noch schwerer wiegt: Die verborgenen Bodenschätze unter Deutschland sprudeln nicht einmal 20 Jahr lang. Auch das berechnete das UBA. Welchen Sinn macht dann aber der riesige und teuere Aufwand? Welchen Sinn macht – in Zeiten der Energiewende und des Umdenkens auch in der Chemiebranche – dieser durchaus auch finanzielle Kraftakt?
Darauf bleibt der Wirtschaftsminister die antwort bislang jedenfalls schuldig.
Gerd Pfitzenmaier
Chefredakteur global°
Ziemlicher Einschritt: Die New York Times hat genug von Umweltthemen. Dies Fazit drängt sich leider auf, wenn das US-Traditionsblatt nur zwei Monate nach der Abberufung seiner Umweltredaktion, auch ihren „Green Blog“ cancelt.
Künftig verzichtet die NYT auf die tägliche Kolumne zu Energie und Klimathemen.
Offiziell soll alles beim Alten bleiben. Die „graue Lady“, wie Journalisten die renommierte US-Tageszeitung nennen, werde sich auch weiterhin mit Reportagen und Kommentaren Umwelt und Energiethemen widmen, zitieren die Kollegen der Online-Plattform Grist Magazine die Abschiedsbotschaft in der Times Allerdings verloren erst einmal die beiden verantwortlichen Redakteure ihre Aufgabe. Sie werden hausintern versetzt. Sieben Reporter, die die Geschichten recherchierten und schrieben, sowie zahlreiche Freelancer suchen Arbeit.
Bleibt zu hoffen, dass die Ankündigungen aus der Chefetage stimmen. Denn die Themen für ein interessantes Blatt gehen angesichts der Erderwärmung sowie drohender gesellschaftlicher Umwälzungen und geopolitischer Spannungen durch die Folgen des Klimawandels wohl kaum aus.
Zu tun hätte das Team in New York auch in Zukunft wahrlich genug.
Gerd Pfitzenmaier
Chefredakteur global°
Der Mann gilt als Experte: Umso merkwürdiger ist, was Christophe de Margerie sagt. Der Chef des französischen Mineralöl-Konzerns Total müsste wissen, wovon er redet. Laut Süddeutscher Zeitung, glaubt er aber fest daran, dass das schwarze Gold noch ewig fließen und die Energie aus Fossilien noch mindestens 100 Jahre Motoren und Maschinen treiben werde.
„Peak Oil“ also ist ganz offiziell abgesagt!
Der Scheitelpunkt der Förderung - für Margerie eine Mär. Öl gäbe es noch lange, zitiert ihn auch Focus-Online. Bloß eben würden die Preise für den Rohstoff weiter klettern. „Die Produktion sei nur wegen der Kosten, der Zeit, der Geopolitik und des Risikos limitiert.“
Da fragt die Plattform Peak-Oil.com zurecht: ob der Gebrauch des Wörtchens „nur“ wirklich angemessen sei? Auch global° zweifelt: Ist nicht der Wunsch bloß Vater von Margeries Gedanken?
Immer aufwändiger und teuerer nämlich müssen Prospekteure nach verbliebene Lagerstätten suchen und finden. Immer trickreicher fördern Ingenieure mit Hightech die Brühe aus der Tiefe unter Ozeanen und Polareis – oder versuchen es mit einem gefährlichen Chemie-Cocktail und hohem Druck aus Gestein zu pressen. Die Mühe treibt den Preis in die Höhe, die Verfahren das Risiko ins Unermessliche: für Mensch, Natur und Umwelt.
Vielleicht sollten Christophe de Margerie und seine Kollegen aus Dallas & Co ihre eigene Energie und ihr Kapital lieber in die Erprobung und Nutzung neuer Energiequellen stecken, denn einem längst verblassten Ideal hinterher zu laufen. Das wäre nachhaltiger, gesünder – und in Summe wahrscheinlich auch günstiger.
Gerd Pfitzenmaier
Nachhaltigkeit als Regierungsprogramm: SPD und Grüne einigten sich in kleinen Zirkeln und geheimen Debatten über ihr wichtigstes Ziel für eine künftige rot-grüne Berliner Regierungszeit. Siegmar Gabriel und Jürgen Trittin stellten die Eckpunkte der Öffentlichkeit vor – gemeinsam mit den Gewerkschaften klärten die Parteien ihr bislang nicht immer einmütiges Verhältnis von Ökologie und Ökonomie und das der beiden Themengebiete zueinander.
Heraus kam ein Diskussionspapier. Es schlägt vor, das volkswirtschaftliche Modell aus der Feder des Siebziger-Jahre Finanz- und Wirtschaftsministers Karl Schiller (SPD) um vier weitere Eckpunkte zu ergänzen. Schillers Leitlinie waren Wachstum, Preisstabilität, ein hoher Beschäftigungsgrad und außenwirtschaftliches Gleichgewicht. Sie werden in Zukunft ergänzt um soziale sowie ökologische Nachhaltigkeit, nachhaltige Staatsfinanzen und einen nachhaltigen Wohlstand der Bevölkerung.
Motivation für diese Ausweitung der einst geltenden Politikziele sind „die Schere zwischen Arm und Reich, die grassierende Umweltzerstörung und die hohe Schuldenlast für künftige Generationen“, wie Zeit-Online über das Thesenpapier der (Noch-)Oppositionspolitiker schreibt. Allerdings: So richtig diese Ergänzungen sind, „sexy“ sind sie nicht wirklich (das räumt auch Jürgen Trittin ein) und ob die Argumente für den Wahlkampf in Fußgängerzonen und am Fabriktor taugen, bleibt abzuwarten – Zweifel sind erlaubt.
Was beide Parteien jetzt brauchen, sind eingängige und leicht verdauliche Worte und Formulierungen, um diese eher schwere Kost zu verkaufen. Und noch dringender müssen sie klären, ob und wie ihr Kandidat fürs Kanzleramt glaubhaft für diese Positionierung steht und stehen kann – oder will.
Freilich: Ein Anfang ist wenigstens schon einmal gemacht.
Gerd Pfitzenmaier
"Das ergebnislose EU-Geschacher um Geld wird der europäischen Idee nicht gerecht. Die Qualität der Ausgaben ging bei dem Gefeilsche völlig unter. Sinnvoll eingesetzte EU-Steuergelder etwa für grüne Technologien, Ressourcen- und Klimaschutz, könnten nicht nur Deutschland, sondern auch Europa ökologisch und wirtschaftlich voranbringen.
Leider wurden diese Chancen in der aktuellen Debatte sträflich verschenkt.
Der Versuch, einigen Ländern die Zustimmung zum Haushalt mit unsinnigen Milliarden und unqualifizierten Agrarsubventionen zu versüßen, ist unwürdig, wenn gleichzeitig Mittel für konkrete Umweltprogramme gestrichen werden. Dadurch wird die geplante Bindung der Mittel an die Ökologisierung der Landwirtschaft unwahrscheinlicher und eine nachhaltige Entwicklung der ländlichen Räume gerät völlig unter die Räder.
Wenn es nicht gelingt, die Gelder für eine wirklich nachhaltige Entwicklung Europas einzusetzen - also für Wirtschaft, Ökologie und Soziales - , wird der Sinn eines EU-Haushalts völlig verfehlt.
Eberhard Brandes
Vorstand des WWF-Deutschland
Obama zum Zweiten: Jetzt geht’s ums Klima. Bereits in seiner Siegesrede von Chicago setzte der wiedergewählte US-Präsident eine Duftmarke. Barack Obama versprach vor Tausenden seiner Anhänger sicher zu stellen, dass die Amerika „nicht durch die zerstörerische Kraft eines sich erwärmenden Planeten bedroht“ werde.
„Hört, hört!“, kontern amerikanische Klimaschützer die präsidiale Willensäußerung. Im Wahlkampf rangierten Klima- und Umweltschutz nämlich eher als Randnotizen. Viele Beobachter sind skeptisch: Schafft es Obama, dem Thema jenen Stellenwert zu geben, den es braucht, oder holt ihn – angesichts der noch immer gleichen Mehrheitsverhältnisse im Repräsentantenhaus – die traurige Realität rasch ein, in der er Ölsande schürft, Pipelines baut und Bohrinseln in die Arktis verschifft?
Klimaschutz erfordert Mut zu unpopulären Entscheidungen. Die kann Obama jetzt treffen: In vier Jahren muss ein anderer Kandidat in den Wahlkampf.
Gerd Pfitzenmaier
Das Erneuerbare Energien Gesetz (EEG) schreibt eine Erfolgsgeschichte. Weit besser als jede Abwrackprämie für Altvehikel kurbelt es in Deutschland den Aufschwung nachhaltiger Stromerzeugung an und legt so die Basis für die Abkehr von der atomaren und fossilen Energienutzung. Es ist die Stütze für viele neue Solar-, Wind- und Biomasse-Kraftwerke.
Nur hat der Erfolg einen Haken. Weil das EEG den Investoren in die klimafreundliche Energieproduktion Sicherheit garantieren will, ist der Preis, den sie pro Kilowatt erhalten, auf Jahre festgeschrieben. Das macht Ökostrom kalkulierbar. Aber die Summe, die wir gemeinsam für den sauberen Strom berappen müssen, steigt allmählich immer mehr an.
Das war so gewünscht. Das ist auch richtig. Denn es ist nachhaltig.
Damit der Strom dennoch bezahlbar bleibt, einigten sich Politiker und Stromerzeuger auf sinkende Einspeisevergütungen. Auch das ist vernünftig.
Bleibt dennoch das aktuelle Gezeter über den Strompreis. Der steigt im kommenden Jahr kräftig.
Das aber hat nur am Rande mit der EEG-Umlage zu tun. Denn der Strompreis wird auch durch die Rohstoffpreise für die Kraftwerksöfen und die Privilegien für die Industrie angeheizt. Otto Normalverbraucher muss deren Zeche – leider – übernehmen.
Die für 2013 angekündigte Anhebung der EEG-Umlage von 3,59 Cent pro Kilowattstunde (Ct/kWh) auf dann 5,277 Ct/kWh, das belegt eine aktuelle Studie des Ökoinstituts, wird zudem eher durch Systemschwächen denn durch den vermehrten Neubau alternativer Kraftwerke gepuscht: Die Netzbetreiber müssen den Strompreis und die vermutlich produzierte Menge per Gesetz auf ein Jahr im Voraus schätzen. Die Preise für Langfristprognosen und des Tagespreises aber klafften im Vorjahr auseinander. Die Kalkulation für 2012 stimmte daher nicht, so dass in ihrer
Kasse jetzt Milliarden fehlen. Dies Geld fordern sie nun von den Stromverbrauchern nach. Und weil Stromer und Politiker eine solche Misere künftig ausschließen wollen, planen sie eine deutlich höhere Liquiditätsreserve ein. Auch dieses Geld aber muss erst einmal in die Kasse kommen.
Beides zusammen summiert sich nun – unglücklicherweise – auf etwa die Hälfte des
Mehraufwands, den jeder Stromverbraucher im nächsten Jahr als neue EEG-Umlage zahlen soll.
Dennoch: Am Sinn der Umlage als funktionierendes Steuer für den Energiewechsel ändert das
nichts. Bleibt aber zu hoffen, dass eintritt, womit die Energieexperten des Ökoinstituts kalkulieren: Sie rechnen mit einer Stabilisierung der Umlage ab 2014.
Gerd Pfitzenmaier
Gefrorene Erdbeeren aus Chinaals Schulverpflegung für Kinder in Deutschland: Sie haben Tausende Transportkilometer auf dem Buckel.
Erdbeeren auf dem Speiseplan, ein Frühsommerprodukt im Herbst in Deutschland. Erst wenn – wie jetzt geschehen - Tausende Kinder erkranken, ist der Aufschrei über die billige Massenverpflegung groß.
Hintergrund: Der Durchschnittspreis für das Schulmittagessen liegt weit unter drei Euro. Qualitätsansprüche oder gesundheitliche Aspekte spielen leider nur eine nachrangige Rolle.
Der Bundesverband der Regionalbewegung fordert dagegen eine möglichst flächendeckende Essensversorgung aus den jeweiligen Regionen. Angefangen von der Produktion der Zutaten bis zur Verteilung an die Schüler: Regionale Lebensmittel ermöglichen kurze Wege (das spart Energie und Abgas), eine Stärkung der örtlichen Wirtschaft (das macht ökonomisch Sinn), engere Beziehungen zu den Produzenten und Verarbeitern und dadurch eine höhere Transparenz (das ist praktische Nachhaltigkeit).
Es braucht klare Rahmenbedingungen von Seiten politischer Entscheidungsträger, die aus Sicht der Regionalbewegung folgenden Ansprüchen genügen müssen:
- Schulverpflegung ist zukünftig verbindlich regional, saisonal und gesundheitlich ausgewogen zu gestalten.
- Es sind gezielt regionale Lebensmittelproduzenten und –verarbeiter vor Ort einzubinden.
- Es braucht bundesweit verbindliche Qualitätsstandards für die Essenszubereitung im Rahmen der Richtlinien für Ganztagsschulen und Ganztagsbetreuung.
- Es muss eine ausreichend finanzielle Ausstattung gewährleistet werden, um eine qualitativ hochwertige Schulverpflegung zu ermöglichen.
Ilonka Sindel
Bundesverband der Regionalbewegung e.V.
Der 87.000-Tonnen Tanker Katja lief auf dem Weg nach Wilhelmshaven im Wattenmeer auf einer Sandbank bei der Nordseeinsel Minsener Oog auf. Das verfolgt der WWF mit sehr großer Sorge: Der deutsche Tanker-Hafen Wilhelmshaven ist eine tickende Zeitbombe für den Nationalpark Wattenmeer. Das zeigt sich bei diesem Vorfall erneut.
Wilhelmshaven ist der wichtigste Anlaufpunkt für Tankschiffe in Deutschland, die auf ihrer Route alle das als besonders sensibles Meeresgebiet (PSSA) anerkannte Wattenmeer durchqueren müssen. Im Moment sieht es so aus, als sei das aktuelle Problem durch das Freischleppen des Tankers bei auflaufendem Wasser gelöst worden. Wir haben Glück gehabt, es war eine ernste Situation. Das Abschleppmanöver hätte unter anderen Wetterbedingungen schief gehen können. Denn aufgelaufene Tanker bergen zusätzlich das Risiko aufzubrechen, wenn die Schiffswände sich unter der Last der Landung verbiegen und Risse bekommen. Das wäre fatal: Austretendes Öl nach einer solchen Havarie wäre eine der größten denkbaren Katastrophen für das Weltnaturerbe im Wattenmeer.
Deshalb fordert der WWF, den aktuellen Vorfall vollständig aufzuklären und die Ergebnisse zu veröffentlichen. Nur dann kann auch darüber gesprochen werden, ob Konsequenzen zu ziehen sind.
Hans-Ulrich Rösner WWF-Wattenmeerexperte
„Die dramatischen Ereignisse in Japan sind ein Einschnitt für die Welt, sie waren auch ein Einschnitt für mich ganz persönlich“, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel bei ihrer Regierungserklärung zum Atomausstieg im Juni 2011. Ihre Besorgnis macht aber offensichtlich an der Grenze halt, denn bei Atomexporten ins Ausland schreckt die Regierung vor keinem Risiko zurück.
Als wäre Fukushima nie passiert: Aktuell entscheidet sie über eine Milliardenbürgschaft für den Bau eines AKW in Brasilien. Der französische Atomkonzern Areva will den Reaktor Angra3 in einem Gebiet errichten, dessen Infrastruktur jedes Jahr Erdrutschen ausgesetzt ist. Davon werden die Sicherheit der Anlage und die Befahrbarkeit der Straße, welche die einzige Evakuierungsmöglichkeit der Anwohnenden darstellt, bedroht.
Das Brasiliengeschäft steht dabei nicht allein. Ein Antrag für Zulieferungen zum Neubau des Atomkraftwerks Haiwei in Hainan (China) wird geprüft. Außerdem gibt es Voranfragen für Bürgschaften für die AKW-Neubauten Wylfa (Großbritannien), Pyhäjoki (Finnland) und Jaitapur (Indien).
Bobby Langer
Die Bundesregierung will Unternehmen des produzierenden Gewerbes auch künftig großzügige Entlastungen von der Stromsteuer gewähren. Ursprünglich sollten diese Vergünstigungen an Nachweise der Firmen geknüpft sein, dass sie Strom und Brennstoff einsparen. Das strichen die Politiker aber auf Druck der Industrie.
Stattdessen sollen Unternehmen die Vergünstigungen bereits erhalten, wenn sie ein Energiemanagementsystem einführen und ihre Energieeffizienz jährlich um 1,3 Prozent steigern. Statt einer strengen Nachweispflicht gibt es nun also lasche Ziele, die so einfach zu erreichen sind, dass sie einem pauschalen Steuergeschenk an die Industrie gleichkommen.
Durch den Beschluss, die großzügige Befreiung von der Stromsteuer über 2012 hinaus fortzusetzen, erhalten weiterhin mehr als 20.000 Unternehmen Steuerermäßigungen von rund 2,3 Milliarden Euro im Jahr. Die Vergünstigungen bei der Stromsteuer für das produzierende Gewerbe gibt es seit der Einführung der Steuer durch die rot-grüne Bundesregierung 1999. Eine Neuregelung war nötig geworden, da die EU diese Steuervorteile nur bis zum Jahresende genehmigte.
Die Ausnahmen von der Stromsteuer sind nicht die einzigen Geschenke der Politik an Unternehmen. Sie sind auch weitgehend von der Zahlung der EEG-Umlage befreit. Kosten, die die übrigen Verbraucher tragen. Außerdem zahlen immer mehr stromintensive Unternehmen keine Netzgebühren mehr. Die Milliarden, die die großen Unternehmen einsparen, werden letztendlich auf die kleinen Kunden umgelegt.
Henrik Düker, Greenpeace Energy
Im Sommerinterview mit dem ZDF sagt Joachim Gauck über Angela Merkel: „Sie hat die Verpflichtung, sehr detailliert zu beschreiben, was das bedeutet.“
Das zielt auf die Beschlüsse zur Rettung des Euro. Und Gauck hat Recht. Politik ist mehr als entscheiden. Bild-Online zitiert das deutsche Staatsoberhaupt: „Manchmal ist es mühsam zu erklären, worum es geht. Und manchmal fehlt die Energie, der Bevölkerung sehr offen zu sagen, was eigentlich passiert.“
Damit spricht der Präsident einen wunden Punkt der deutschen Politik an, in der die Akteure – das glaubt auch global° - viel zu oft die ihnen als Verfassungsorgane zugedachte Rolle verwischen und damit missachten: Das Parlament beschließt, die Regierung verwaltet, und die Bundes-Richter sind das notwenige Korrektiv. Daher liegt Gauck auch völlig richtig, wenn er über die Klagen beim Verfassungsgericht wegen des Rettungsschirms ESM und des EU-Fiskalpakts sagt: „Ich bin froh, dass dieser Weg beschritten wird.“
Gerd Pfitzenmaier
Keine gute Figur macht derzeit Bundesumweltminister Norbert Röttgen.
Fall 1: Fracking. Röttgen beklagt in einer persönlichen Erklärung als Abgeordneter die Gefahren der „unkonventionellen Erdgasförderung“. „Für uns hat die Sicherheit höchste Priorität“, verzeichnet das Protokoll des Bundestags, „Genehmigungen dürfen nur erteilt werden, wenn unverantwortliche Risiken für Mensch und Natur vollständig ausgeschlossen werden können.“ Den Antrag der Grünen, Fracking als Fördermethode zu verbieten, lehnt Röttgens Fraktion dennoch ab. Und: Aus seinem Umweltministerium kommt nach wie vor kein Anstoß, das Bergrecht entsprechend zu ändern.
Fall 2: Demokratie. Live im TV und danach in der BILD kann die Nation Röttgens Verhältnis zu seinen Wählern erleben. Bleibt er nach der NRW-Wahl am Rhein oder fliegt er nach Berlin? „Bedauerlicherweise“, so Röttgen in der Talkshow, „entscheidet nicht alleine die CDU darüber, sondern die Wähler entscheiden darüber.“
Zwei solch konsequenten Aussagen fügt global° nichts an.
Gerd Pfitzenmaier
Kein Verbot von Atomsubventionen: CDU und FDP stimmen im Ausschuss für Wirtschaft und Technologie des Bundestags gegen einen Antrag der Sozialdemokraten. Die wollten jede Subventionierung neuer oder vorhandener Atomkraftwerke in der EU verhindern. Immerhin hatten Großbritannien, Frankreich, Polen und Tschechien dafür plädiert, Atomenergie und erneuerbare Energien gleich zu behandeln, weil die Technologie den CO2-Ausstoß und damit den Klimawandel vermeide…
Die Argumente der Koalition blieben reine Formalien: Deutschland sei zwar für eine Energiewende, müsse aber akzeptieren, „dass andere das anders sehen“, zitiert der Bundestags-Pressedienst die Debatte. Zu Recht reagiert die Opposition mit dem Vorwurf, das sei mehr als widersprüchlich: Union und FDP ginge es ausschließlich um ökonomische Interessen.
Die führt auch die SPD an. Allerdings mit umgekehrtem Vorzeichen. Die knappen Fördermittel im Energiebereich müssten effizient und an der richtigen Stelle eingesetzt werden, aber keinesfalls zur Atomförderung.
Recht hat sie!
Gerd Pfitzenmaier
Günstige Alternative: Farbe erzeugt Solarstrom
„Auch Forscher an der University of Toronto arbeiten an einer streichbaren Photovoltaik-Technologie. Derzeit verteilen sie die stromerzeugenden Nanopartikel auf Glas-Wafern, welche eigentlich der Herstellung von Solarzellen dienen. Doch die Paste soll bald auch auf anderen Oberflächen funktionieren.“
Der Text ist ein Kommentar auf Facebook zum global°-Artikel
Das EEG muss bleiben Es ist Grundstock für die Energiewende in Deutschland.
Notwendig ist ein intelligentes Erzeugungs- und Lastmanagementsystem. Dazu gehört, dass überschüssiger PV-Strom von mittags in die abendliche Verbrauchsspitzen eingefügt wird, was mit Batteriespeichern an Photovoltaikanlagen möglich ist. Gleichzeitig brauchen wir ein Management, das die Erzeugung von Erneuerbaren Energien und die immer weiter abnehmende fossile Stromerzeugung intelligent zusammenschaltet. Biogasanlagen müssen also umgerüstet werden, so dass diese mit Kraft-Wärme-Kopplung in sonnenarmen Winterzeiten ausgleichend wirken können.
Dafür muss vor allem das Energiewirtschaftsgesetz angepasst werden, in welchem der Speicherausbau auf die Netzgebühren umgelegt werden kann und der Vorrang der Erneuerbaren Energien auch zur Abdeckung von Ausgleichsenergien festgeschrieben wird.
Die schwarz-gelbe Koalition hat es versäumt, in der aktuellen Novelle einen Batteriespeicherbonus für Hausdachanlagen zu schaffen. Der Wegfall des Energieverbrauchsbonus hätte das möglich gemacht. Freiflächen und große Dachanlagen müssen verpflichtet werden, Blindstrom zu liefern, um darüber Spannungs- und Frequenzhaltung auch dezentral liefern zu können.
Wir brauchen eine veränderte Vergütungsstruktur für Biogas und andere Biomasse, so dass sie mit EEG-Anreizen größere Biogasstromproduktion nur dann leisten, wenn Sonne und Wind zu wenig Strom liefern.
Das erfolgreiche EEG muss für die Marktintegration und den Speicherausbau angepasst werden, damit die schnelle Ablösung der Kohle- und Atomwirtschaft gelingen kann. So kann die positive internationale Signalwirkung Deutschlands mit Atomausstieg und Umstellung auf Erneuerbare Energien erhalten bleiben.
Hans-Josef Fell
Der Text ist ein Auszug aus einem Kommentar von MdB Fell in SonnenEnergie
Als wär’s nicht schon Skandal genug, > dass 20 Jahre nach dem Umweltkongress von Rio de Janeiro noch immer nur kleinste Fortschritte erzielt worden sind: Deutschlands Kanzlerin kann dies magere Verhandlungsresultat sogar noch toppen – Angela Merkel reist im Juni nicht nach Brasilien, sie verweigert das Gespräch mit ihren Kollegen über mehr Klimaschutz und bessere Entwicklungschancen auch für die ärmeren Länder.
Ein fatales Signal!
Der Umwelt- und der Entwicklungsminister müssen’s nach Rio richten. Formal korrekt: Sie vertreten beim Gipfel die Inhalte.
„Chefsache“, wie Merkel einst populistisch postulierte, ist das fürs Überleben des Planeten wichtige Thema damit aber nicht mehr. So demonstriert die Regierung in Berlin aller Welt ihre neuen Prioritäten. Vorneweg denken und voraus gehen will Deutschland beim Umwelt- und Klimaschutz nicht mehr: Glaubhafte Politik für Nachhaltigkeit sieht ganz anders aus, Frau Merkel.
Gerd Pfitzenmaier
Das Unglück auf der Bohrinsel „Elgin“ in der Nordsee widerlegt ein weiteres Mal den Mythos vom sauberen Erdgas. Auch ohne eine solche Katastrophe treten laut einer Studie der amerikanischen Cornell University allein bei der klassischen Erdgasförderung schätzungsweise 1,7 bis sechs Prozent der geförderten Menge Gas aus!
Dabei trägt Methan über 20mal stärker zum Treibhauseffekt bei als Kohlendioxid. Klares Fazit: Für den Klimaschutz ist Erdgas keine wirkliche Alternative. Was wir dagegen brauchen, sind Lösungen, die den weltweiten Bedarf senken.
Eine wichtige Rolle im Gasmarkt der Zukunft spielt Ökogas. Nach wie vor laufen mehr als drei Viertel aller Heizungen mit fossilen Rohstoffen. Wir brauchen alternative Energiequellen. Noch jedoch es bisher nur wenige Anbieter von 100 Prozent Ökogas in Deutschland, die Aufbereitung und der Transport sind aufwändig und teuer.
Verhelfen wir dem „Schwesterprodukt” des Ökostroms zum Durchbruch. Das sehen auch Umwelt- und Energieexperten so. Florian Schöne (NABU): „Aus Sicht des Klima- und Umweltschutzes unterstützen wir die Biogasproduktion aus 100 Prozent Reststoffen”. Und Martin Hofstetter vom Greenpeace: „Biogasanlagen, in denen Reststoffe effizient verwendet werden, sind unserer Ansicht nach ideal. Sie reduzieren die Klimagase und erzeugen gleichzeitig erneuerbare Energien.”
Florian Henle
Polarstern
Ein Jahr nach Fukushima in der EU eine Renaissance-Debatte für Atomkraft zu starten, ist an Absurdität kaum zu überbieten. Die Bundesregierung muss den Vorstoß Großbritanniens, Frankreichs, Polens und Tschechiens sofort und unmissverständlich zurückzuweisen. Alle vier EU-Mitgliedstaaten wollen eine Förder-Gleichstellung der Atomkraft mit Erneuerbaren Energien erreichen. Das ist doch bloß der letzte Versuch der Atomkraft in Europa neues Leben einzuhauchen, nachdem sie sich längst nicht nur sicherheitstechnisch sondern auch finanztechnisch als Hochrisikotechnologie erwiesen hat.
Die vier Länder wollen bei der Festlegung von EU-Klimazielen nach 2020 die Atomkraft mit Erneuerbaren Energien gleichstellen. Das schreiben sie in Stellungnahmen an die EU-Kommission zu deren Energy Roadmap 2050. Das ist ein beispielloser Vorgang. Sie fordern faktisch Markteinführungshilfen für eine Technologie, die seit über einem halben Jahrhundert kommerziell betrieben wird und die schon bei ihrer Einführung allein in Deutschland mit dreistelligen Milliardensummen in den Markt geschoben wurde. Wenn die Bundesregierung auf die Zumutungen der vier Mitgliedstaaten nicht unmissverständlich reagiert, ist dies ein klares Zeichen, dass sie die Energiewende nicht aus Überzeugung, sondern aus wahltaktischen Erwägungen propagierte.
Jürgen Resch
Deutsche Umwelthilfe
Zusammenhänge erkennen
Luft, Wasser, Boden und Raum werden durch Verschmutzung, Veränderung, Verbrauch oder Belastung zu immer knapperen Gütern. Lebensnotwendige Ressourcen werden ökonomisiert, ohne die natürlichen und sozialen Folgen zu beachten.
In Teilen der Welt können die Menschen den Preis für sauberes Wasser, anbaufähigen Boden und bewohnbaren Raum kaum noch bezahlen. Sie müssen sich gewaltsam nehmen, was sie dringend benötigen, und provozieren damit soziale und politische Unruhen. An manchen Orten ist heute selbst die Luft zum Atmen durch die Emissionen von Industrie und Verkehr eher die Gesundheit schädigend denn Leben erhaltend.
Um die Ressourcen entwickelt sich ein globaler Verteilungswettkampf, bei dem derjenige zu gewinnen scheint, der wirtschaftlich am stärksten ist. Das Gesetz der Wirtschaft und das Diktat der Besitzenden benachteiligt die, die Grundstoffe produzieren oder bereitstellen.
Die wachsende globale Ungleichheit der Lebensbedingungen für die Menschen auf dieser doch „Einen Erde“ ist das Ergebnis.
Diesen fatalen Kreislauf müssen wir erkennen und begreifen. Voraussetzung dafür sind ein kontinuierlicher Geographieunterricht an den Schulen und umfassende, interdisziplinäre geographische Forschungen an den Hochschulen sowie im Ergebnis ein weitaus besseres Verständnis in der Bevölkerung für raumbedingte natürliche, ökonomische und soziale, also geographische Zusammenhänge, fordert in einem Kommentar zum Tag der Erde
Eberhard Schallhorn
Deutsche Gesellschaft für Geographie (DGfG)
Die Menschen in Europa haben genug von Atomkraft: Am 26. Jahrestag der Reaktor-Katastrophe von Tschernobyl gründete der BUND und seine Partnerverbände eine "europäische Bürgerinitiative". Gemeinsam tragen sie jetzt in 12 Ländern der Union die Aktion „Meine Stimme gegen Atomkraft“. BUND-Chef Hubert Weiger sieht darin ein "wichtiges demokratiepolitisches Instrument, mit dem die länderübergreifende Debatte über die Risiken der Atomkraft deutlich forciert werden kann."
Er hat Recht. Seit April bietet die EU ihren Bürgern die Chance, sich mit einer solchen Grenzen überschreitenden Initiative europaweit politisches Gehör zu verschaffen. Der deutsche Umweltverband nutzt die neue Möglichkeit, und sein Anliegen ist wie ehedem brisant: Trotz Tschernobyl und Fukushima nämlich produzieren auf unserem Kontinent noch immer 133 Atomreaktoren Strom - manche sind schon über 30 Jahre alt, manche ohne ausreichende Schutzhülle. Genau dagegen sammelt die Europäische Bürgerinitiative Einsprüche. Kommen dabei innerhalb eines Jahres eine Million Stimmen gegen die Atomkraft zusammen, dann müssen sich EU-Kommission und das Europaparlament mit dem Anliegen befassen, betont der BUND.
So markiert der Jahrestag des AKW-Unfalls vielleicht den Start des endgültigen Ausstiegs aus der Kernkraft in ganz Europa - hoffen wir auf die Kraft eines neuen, demokratischen Instruments.
Gerd Pfitzenmaier
Mr. President, der Klimaschützer
“Wir haben unseren Job nicht gemacht“, gestand US-Präsident Barack Obama in einem Interview mit der Zeitschrift Rolling Stone jetzt Versäumnisse seiner Regierung im Kampf gegen den Klimawandel ein: „Das beunruhigt mich.“
Mister President nutzt die neue Schlacht ums Weiße Haus und rückt den Klimawandel ins Zentrum seiner US-Politik. Vorerst zumindest schon einmal verbal will er seinen Landsleuten deutlich machen, was – nach Immobilienpleiten und steigenden Energiekosten – wirklich auf die Agenda gehört.
Damit positioniert sich Barack Obama gegen die Mitglieder der Tea Party. Deren Millionen puschten bislang die Leugner des Klimawandels, verunglimpften Wissenschaftler. Obama glaubt, so sagt er im Interview, dass Maßnahmen gegen den Klimawandel sehr wohl mit Impulsen für die Wirtschaft und neuen Jobs vereinbar seien.
Bleibt uns nur die Hoffnung, dass seine klaren Worte nicht Taten los verpuffen. Der mächtigste Mann der Welt muss beweisen, dass er kein Wahlkampf-Dampfplauderer ist. Messen wir ihn bei seinen eigenen Worten: „Ich will zeigen, dass wir ernsthaft Schritte brauchen, die uns einem Klimaabkommen näher bringen.“
Gerd Pfitzenmaier
Feinschmecker in aller Welt suchen das große Geschmackserlebnis: amazon.com bietet daher für jeden Gaumen das Besondere. Und manchmal zu viel des "Guten": Jetzt nämlich schoss der größte Online-Händler der Welt den falschen Vogel ab. Amazon hält Walfleisch aus Japan feil!
Die Environmental Investigation Agency (EIA) fand auf japanischen Amazon-Seiten im Netz neben Wal- auch Delfinprodukte im freien Verkauf: als Dörrfleisch, Eintopf oder in Dosen.
Offiziell beruft sich die US-Mutter Amazon Inc. auf klare Regeln für ihr Business. Danach verbannt die Firma „den Handel mit bedrohten Arten“. Das darf dann aber nicht nur für Frischfleisch gelten. „Da“, wettert EIA-Präsident Allan Thornto, „ist Amazon offenbar auf einem Auge blind.“
Meeresschützer laufen Sturm gegen diese Handels-Praxis mit den zweierlei Maß. Zu Recht. Das Verkaufsverbot muss immer, überall, für alle und alles gelten - auch für die japanischen Seiten von Amazon und für verarbeitete Produkte der bedrohten Tiere.
Gerd Pfitzenmaier
Wulff ging (endlich): Der Präsident verabschiedete sich in Berlin – nicht ohne sich noch einmal als Opfer zu bemitleiden. Dabei war er es doch selbst, der zwei Monate lang verschleierte statt aufzuklären, der verheimlichte statt einzuräumen. Der so lange zwischen Recht und Moral trennte, bis der Staatsanwalt ihn korrigierte.
Der Bundespräsident erwies seinem Amt damit gewiss keinen guten Dienst. Vorbild für die Menschen im Land kann er so nie sein, bloß ein Symbol des (gescheiterten) Aussitzens. Statt nachzudenken über eigenes Fehlverhalten, vertraute Christian Wulff darauf, dass Gras über die Affäre wachse. Das gelang zum Glück nicht – auch wenn die Kanzlerin ihn darin zu Stützen versuchte.
Wulff und Merkel bewiesen dabei ein merkwürdiges Verständnis von "Nachhaltigkeit": Festhalten am Falschen hat damit nichts zu tun.
Wulffs Rücktritt ist ein Zeichen für die Demokratie im Land. Sie funktioniert. Sein Nachfolger muss nun Größe zeigen und belegen, dass ein politisches Amt kein Freibrief fürs Handaufhalten ist.
Gerd Pfitzenmaier
So machen Umwelt-Regeln bestimmt keinen Sinn: Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) stellte mit einer Umfrage fest, dass 30(!) von 47 deutschen Kommunen keine Kontrolleure durch ihre Umweltzonen schicken. Plaketten-Schwindler dürfen dort weiter ganz ungeschoren die Luft in unseren Städten mit Feinstaub verpesten –Konsequenzen müssen sie nicht fürchten.
Lediglich Berlin, Bremen, Hannover und Leipzig lobte die DUH. Dort nehmen die Stadtoberen ihre Verantwortung für die Bürger wahr und sorgen für gesündere Luft. Bundes-Verkehrsminister Ramsauer kritisieren die Umweltschützer, er „torpediere EU-rechtswidrig die Luftreinhaltepolitik“.
Das ist doppelt fatal. Der Verkehrsminister schaut weg, wo er hin sehen muss. Er verhindert, was er verbieten muss. Er ist wahrlich kein passendes Vorbild.
Gerd Pfitzenmaier
Am Valentinstag gibt’s Rosen für die Lieben. Eigentlich ist das ein prima Brauch. Dass die Blumenhändler den Tag einst bloß als famosen Verkaufstrick ersannen, will global° jetzt gar nicht kritisieren. Was die Floristen uns dafür jedoch verkaufen, ist – wie neue Recherchen etwa des BUND belegen – schlicht ungesund. Mehr noch: Es ist gemeingefährlich. Statt Freude zu bereiten, verschenken wir am Valentinstag einen giftigen Cocktail aus krebserregenden und hormonell wirkenden Pestiziden.
Da kommt keine Freude auf. Zumal nicht nur diese Blumen verseucht sind. Auf den Feldern in Afrika oder Lateinamerika müssen zudem zahllose Arbeiter im Pestizid-Nebel schuften. Sie sind noch viel dramatischeren Gesundheitsgefahren ausgesetzt. Sie werden krank, weil wir uns die Kaffee-Tafel mit Rosen schmücken. Das darf nicht sein.
Und es muss nicht sein. Wer unbedingt Blumen sprechen lassen will, sollte fair und ökologisch produzierte Pracht verschenken.
Gerd Pfitzenmaier
Von Elchen und Singvögeln
Das feine Gespinst ökologischer Verflechtungen dröselten jetzt Forscher der University of Montana und des US Geological Survey auf: Sie klärten damit nicht nur, was die Elche Nordamerikas mit dem Verschwinden zahlreicher Singvögel in den Wäldern des Westens zu schaffen haben. In den milder werdenden Wintern nämlich laben die Schaufelträger sich an Pflanzen und Baumtrieben, die in rauen Zeiten vom Schnee bedeckt und damit vor ihren Fraßfeinden geschützt sind. Das verdrängt viele dieser Pflanzen aus ihren Biotopen – und vernichtet so auch den Lebensraum der Singvögel: Die ziehen in andere Regionen um.
Die Elche an den Pranger zu stellen wäre nun jedoch völlig falsch. Der Schnee bleibt schließlich wegen des Klimawandels aus – und den verantworten zum größten Teil wir Menschen mit unserem unbändigen Hunger nach Energie aus den Ölreserven unter der Erde.
Die Jahrzehnte dauernde Forschung der US-Wissenschaftler aber zeigt erneut, welche unüberschaubare Tragweite unser unüberlegtes Handeln im Kontext ökologischer Beziehungen hat.
Ein prächtiges Lehrstück von Mutter Natur.
Gerd Pfitzenmaier
Es geht um nicht weniger als die Glaubwürdigkeit des deutschen Atomausstiegs: Über 50 weltweit bekannte Träger des so genannten „Alternativen Nobelpreises“ und Mitglieder des Weltzukunftsrats reden Bundeskanzlerin Merkel mit einem offenen Brief jetzt öffentlich ins Gewissen. Sie fordern den Verzicht auf eine 1,3 Milliarden Euro-Spritze für das brasilianische Atomkraftwerk Angra 3.
Ihr Argument ist eindeutig. Wer zuhause erneuerbare Energie propagiert, darf nicht am anderen Ende der Welt klammheimlich neue Kernkraftwerke bezahlen.
Ganz richtig! Angela Merkel und ihr Wirtschaftsminister Rösler dürfen nicht glauben, dass sie ihre Wähler am Nasenring vorführen können: Wer in Deutschland vollmundig den Ausstieg predigt, darf nicht im Ausland am Atomausbau verdienen. Das ist unlauter. Darum haben die Nobelpreisträger Recht, wenn sie auf die Pauke hauen. Wie sonst wollen sie verhindern, dass Deutschland mit diesem unglaublich unglaubwürdigen Verhalten zum schlechten Vorbild wird.
Gerd Pfitzenmaier
Kanadas Flucht aus dem Kyoto-Protokoll ist ein ebenso schwaches Zeichen für das Klima der Erde wie Britanniens Boykott der gemeinsamen EU-Haltung in der Euro-Krise ein fatales ist. Beide setzen damit falsche Signale: Diese Regierungen verabschieden sich nämlich nicht nur aus dem Kampf um die Zukunft. Sie treten auch öffentlich das politische Prinzip des solidarischen Handelns mit Füßen.
Ihr „Ohne uns“-Bekenntnis lenkt zurück in die längst vergangen geglaubte Welt des Gegen- statt des Miteinanders.
Das ist traurig. Gleich zwei Staaten, die sich bisher zusammen mit anderen mühten, in wahrlich nicht immer einfachen Verhandlungen Kompromisse auszuloten, die diesem Planeten und unser aller Staaten wenigstens die Tür einen Spalt breit offen hielten und damit unsere Überlebenschance sicherten, verabschieden sich aus der Verantwortung. Wenn sie glauben, dass die Probleme, die ganz sicher auch sie treffen, auf eigene Faust zu regeln seien, irren sie. Wenn Kanada mit dem Abschied vom Kyoto-Vertrag ein paar Millionen sparen will, ist das kurzsichtig. Der Rücktritt wird das Land teuer zu Stehen kommen – aber leider auch uns.
Gerd Pfitzenmaier
kurzsichtig und falsch: Die deutschen Bundesparlamentarier bewiesen bei ihren jüngsten Etatdebatten in Berlin einmal mehr ihr merkwürdiges Verständnis von Politik. Sie kippten - oft sogar ohne Aussprache über die entsprechenden Haushalts-Titel - gleich an mehreren Stellen ausgerechnet jene Gelder, die Minderheiten und Schwächeren das Leben erträglicher machen und Gefahren von der ganzen Gesellschaft abwenden.
Aber die Aufschreie bleiben aus: Auch kaum ein Kommentator spitzt seine Feder!
global° kann und will aber nicht schweigen, wenn die Antidiskriminierungsstelle des Bundes schon nach wenigen Jahren ihres Bestehens und sinnvoller Arbeit nun durch Mittelkürzungen die weitere Existenz drastisch erschwert wird.
global° will auch nicht zur Tagesordnung übergehen, wenn die solidarische Hilfe für Ältere oder Behinderte schon nach zwei Jahren wieder gestrichen wird, die ihnen den Umbau oder die Sanierung ihrer Wohnungen ermöglichen soll, damit sie länger zuhause leben und nicht ins Heim ziehen müssen.
Und global° will die Augen nicht verschließen, wenn die Bundeszentrale für Politische Bildung künftig sparen muss - ausgerechnet dann, wenn politisch motivierte Morde die Gesellschaft schocken, und Neonazis das Land terrotisieren.
global° nennt solche Kürzungen falsch und die Politiker dahinter kurzsichtig! Nachhaltigkeit verlangt mehr Mut - auch in Etatdebatten.
Gerd Pfitzenmaier
Stuttgart bekommt seinen Tiefbahnhof: Mit 58,8 Prozent stimmten die Baden-Württemberger für das umstrittene und 4,5 Milliarden Euro teure Verkehrsprojekt unter der City in der Landeshauptstadt.
Auch wenn nicht einmal die Hälfte aller Wahlbürger im Ländle zur Urne ging, ist das Votum gültig - und für alle, die Monate lang auf ihre demokratischen Rechte und auf Mitbestimmung beim Stuttgarter Mammutprojekt der Deutschen Bahn AG pochten, bindend. Es verpflichtet sie gar, jetzt als Minderheit den Willen der Mehrheit zu respektieren, selbst wenn sie noch immer persönlich gegen die Gleise im Tunnel sind, müssen sie das Egebnis tolerieren.
Sie können das durchaus stolz tun: Die S21-Gegner nämlich haben viel erreicht - vor allem für die Demokratie in ganz Deutschland. Wissenschaftler und Journalisten nannten sie Wutbürger, ihr Engagement für Bürgerrechte war und bleibt beispiellos.Ihr Einsatz manchmal selbstzerstörerisch. Diese Demonstranten haben das Land wach gerüttelt - und Grund legend verändert. Sie schafften nach Jahrzehnten den Politikwechsel, sie brachten den Bürgern das lange Zeit gewünschte Mitspracherecht bei Großprojekten.
Das wollten sie erreichen. Es hat geklappt. Und das wird unser Land in Zukunft prägen. Der Dank gilt - auch und gerade nach dieser "Niederlage" -diesen aufrechten Demokraten.
Gerd Pfitzenmaier
Eskalation der Gewalt - aber nicht hilflos
Die Occupay-Community löst ihre Schock-Starre über das brutale Vorgehen des Uni-Cops aus Davis, der friedlich auf einem Weg des Campus sitzende Demonstranten an der University of California aus nächster Nähe mit einem Pfefferspray in die Augen pustete, auf ihre – durchaus kreative – Art (siehe Bild): Sie macht sich über den Polizei-Leutnant mit einer Bildkollage lustig.
Und sie begegnet der neuen Gewalt, mit der die Mächtigen sich gegen die Mehrheit „verteidigen“, auf ihre ganz eigene Weise. Die zahllosen Handy-Kameras der Demonstranten sorgen schließlich dafür, dass die Übergriffe nicht klammheimlich bleiben. Sie lassen sich weder leugnen noch uminterpretieren. Sie sind dokumentiert.
Das stellt die Täter bloß – und damit auch ihre Auftraggeber an den Pranger.
Gerd Pfitzenmaier
Ein Bild als Beleg
Das Bild hat das Zeug zum Symbol: Police Lt. John Pike aus Davis in Kalifornien provozierte es, als er am Freitag an der University of California versuchte, den Protest von Studenten für Anhänger der Occupay-Bewegung aufzulösen – mit einer Prise Pfefferspray pustet er den auf dem Boden sitzenden Studenten direkt ins Gesicht!
Die Protestierer hatten zuvor friedlich für die Freilassung von Kommilitonen demonstriert, die zuvor bei ähnlichen Aktionen von der Polizei in Gewahrsam abgeführt worden waren.
Das Bild der Fotografin Louise Macabitas geht wie ein Lauffeuer um den Globus. In Social Networks erreichte es übers Wochenende „Kultstatus“ – als Zeichen für die Reaktion des Establishments, gegen das die Studenten opponieren.
John Pike also dürfte seinem Dienstherrn einen Bärendienst erwiesen haben: Statt eines Schulterklopfens für seine Mut-Attacke gegen Chaoten wird er – hoffentlich! - einen Rüffel ernten: Weil er den Protest noch nachträglich rechtfertigte und das Engagement der Jugendlichen erst recht anfacht…
Gerd Pfitzenmaier
Norikazu Otsuka, japanischer TV-Moderator, der im Frühjahr 2011 demonstrativ und live im TV Lebensmittel aus den vom AKW-Unfall in Fukushima verstrahleten Regionen gegessen hatte, ist an Leukämie erkrankt. Das berichten Japans Medien über den verdienten TV-Recken. Momentan bereitete sich der 63-Jährige auf eine Chemotherapie vor.
Das Medien-Branchenmagazin Meedia berichtet: „Otsuka hatte in seiner TV-Show mit Eifer eine Kampagne unterstützt, die Japans Norden nach dem Beinahe-Super-GAU wieder auf die Beine helfen sollte. Die Idee dahinter: ‚Lasst uns dem Norden helfen, indem wir seine Lebensmittel essen’."
Meedia weiter: Damit vertrat der 63-Jährige die Linie der Regierung, die lange Zeit an der Erklärung festhielt, dass Gemüse aus der Region keine Gefahr für die eigene Gesundheit darstelle. Zusammen mit mehreren Gästen aß der Moderator Speisen, die mit Lebensmittel aus dem Norden Japans zubereitet worden waren.
Gerd Pfitzenmaier