Klimawandel: Indonesiern geht das Trinkwasser aus

Foto: ZMT

Mitten im Meer wird das (Trink-)Wasser knapp: Auf vielen kleinen Inseln Indonesiens droht mit fortschreitendem Klimawandel das Trinkwasser auszugehen. Darauf weisen Wissenschaftler des Leibniz-Zentrums für Marine Tropenökologie (ZMT) in Bremen hin: „Während dort die Wasserknappheit bis in die 70er Jahre des letzten Jahrhunderts lediglich in der Trockenzeit ein Problem darstellte, ist das Trinkwasser nun fast das ganze Jahr hindurch knapp.“

Gemeinsam mit Kollegen der Hasanuddin Universität in Makassar (Indonesien) und des Climate Service Centers (CSC) in Hamburg untersuchten die ZMT-Forscher die Wassersituation auf vier Inseln des indonesischen Spermonde-Archipels vor der Küste von Südsulawesi. Es besteht aus über 60 kleinen und sehr flachen Korallenatollen, die zum Teil extrem dicht besiedelt sind – auf der Insel Barang Caddi etwa leben 325 Menschen auf nur einem Hektar. Bis an die Wasserlinie drängen sich die Häuser auf der Insel. „Der Blick aus der Luft“, beschreiben die Wissenschaftler die Lage, „lässt kaum mehr freie Bodenfläche erkennen.“

Die Folge: Auf drei der vier untersuchten Inseln klagte ein Großteil der befragten Bewohner über Wasserknappheit. Das Wasser aus den Brunnen schmecke oft salzig und rieche brackig. Die Bewohner haben oft Darmkrankheiten wie Durchfall.

„Die Süßwasserreserven dieser Inseln sind lebenswichtige und zugleich sehr fragile Ressourcen“, schreiben die Forscher jetzt im Journal Environmental Science and Policy über ihre Arbeit: „Wenn Regenwasser durch den lockeren Korallensand sickert, sammelt es sich im Untergrund der Insel in einer Süßwasserlinse. Diese schwimmt über dem Meerwasser, das den Inselsockel in den tieferen Schichten durchdringt. Bei vielen Korallenatollen ist diese Linse nicht dicker als zehn bis 20 Zentimeter. Für die meisten Koralleninseln ist das die einzige Trinkwasserquelle, denn Oberflächengewässer gibt es in der Regel nicht.“

 

Foto: S. Ferse/ZMT

Die deutsch-indonesische Studie kommt zu dem Ergebnis, dass die schlechte Wasserqualität auf eine Reihe unterschiedlicher Ursachen zurückzuführen ist. So haben sich etwa seit Beginn des 20. Jahrhunderts die Einwohnerzahl der Inseln und damit der Süßwasserbedarf mehr als verdoppelt. Da der Bau von Brunnen nicht reglementiert ist, sind neben den Dorfbrunnen zahlreiche Hausbrunnen entstanden, oft in Unkenntnis der hydrologischen Gegebenheiten auch am Rand der Süßwasserlinse. Dort stoßen Süß- und Salzwasser aufeinander. Beim Abpumpen mischen sich beide Schichten, und das Süßwasser versalzt zunehmend.

Diese ohnehin schwierige Situation werde durch den Klimawandel drastisch verschärft: „Unsere Untersuchung stimmt mit den Ergebnissen von Klimamodellen überein, die für Südsulawesi eine stärkere Ausprägung von Trocken- und Regenzeiten prognostizieren“, erläutert Kathleen Schwerdtner Máñez. Während der Monsunzeit komme es vermehrt zu Sturzfluten, deren gewaltige Wassermassen nicht genügend Zeit haben, in den Untergrund zu sickern, und stattdessen vor allem über die Oberfläche ins Meer ablaufen.

Auch die dichte Besiedlung der Inseln, so die Wissenschaftlerin des ZMT, lasse dem Niederschlag immer weniger Fläche zum Versickern. Dadurch könnten sich die Süßwasserreserven nicht mehr ausreichend regenerieren.

Zudem gäbe es vermehrt heftige Stürme, die salziges Meerwasser über die Inseln hinweg in die Brunnen schwemmen würden. Hält diese Entwicklung an, wären allein in Indonesien in absehbarer Zeit mehrere Millionen Menschen von Wasserknappheit betroffen. Der Weltklimarat IPCC geht in seinem letzten Sachstandsbericht davon aus, dass es bis zum Jahr 2100 zu einem Meeresspiegelanstieg von 19 bis 58 Zentimeter kommen kann. Davon wäre Indonesien besonders stark betroffen. Denn das Land ist mit rund 17.500 Inseln das größte Archipel der Welt. Die meisten der etwa 6.000 bewohnten Inseln verfügen über eine Fläche von weniger als 100 Quadratkilometer. „Ohne geeignete Gegenmaßnahmen wird auf vielen dieser sehr kleinen Inseln langfristig eine Umsiedlung kaum zu verhindern sein“, warnt María Máñez Costa vom Climate Service Center.

 

Lesen Sie auch:

 

Superabsorber entsalzt Meerwasser

Immer mehr Arznei verschmutzt die Gewässer

Indonesien missachtet Palmöl-Moratorium

 

Most Wanted

Sarah Baker Foto: LLL/flickr CC

Hoffnung für den Klimaschutz

Wissenschaftler am Lawrence Livermore Forschungslabor haben nicht nur den Schlüssel gefunden, mit...


Foto: Pixabay CC/PublicDomain/Pexels

Kehrseite des Sportevents: Tonnenweise Essensmüll

Superbowl: In der Nacht des Football-Endspiels der besten Teams verzehren die Zuschauer – im...


Foto: Pixabay CC/PublicDomain/Arek Socha

Neuer Ansatz für Ökoenergie: Strom aus Wassertropfen

Neue, Idee für die Energiewende: Wissenschaftler der City University Hongkong entwickelten einen...


Neu im global° blog

Foto: Pressenza (CC BY 4.0)

Atomwaffen verstoßen gegen das Recht auf Leben

Die Organisationen IALANA, IPPNW und ICAN weisen anlässlich des Tages der Menschenrechte auf den...


Foto: ZDF / Martin Kaeswurm

"Schattenmacht Blackrock"

Der amerikanische Finanzinvestor Blackrock verwaltet im Auftrag seiner Kunden über sechs Billionen...


Screenshot: gunther-moll.de

Die Botschaft

Eine lebenswerte Zukunft im Einklang mit der Natur ist auf diesem Planeten möglich, wenn wir uns...


Folgen Sie uns: