25.04.2019
Das jedensfalls behauptet der Kölner Physikprofessor Christoph Buchal sowie seine beiden Mitautoren Hans-Dieter Karl und der frühere Ifo-Chef Hans-Werner Sinn in einer vor Ostern veröffentlichen Studie. Danach sollen Elektroautos das Klima um 11 bis 28 Prozent stärker belasten als Diesel-Pkw. Die Studie sorgte für allerhand Aufsehen.
So schrieb die Wirtschaftswoche, wo der Ökonom Hans-Werner Sinn ein geschätzter Gastautor ist: "Wie schon in einigen anderen „Studien“ zuvor hat sich Sinn einiger, teils einfacher, Tricks bedient. Das Thema ist technisch komplex und Berechnungen enthalten zahlreiche Prognosen und damit Variablen. Im Kern hat Sinn beim Diesel stets Best-Case-Szenarien, beim E-Auto aber Worst-Case-Szenarien angesetzt."
In einem ntv-Interview erklärt Prof. Dr. Martin Wietschel, stellvertretender Leiter des Competence Centers Energietechnologien und Energiesysteme sowie Leiter des Geschäftsfelds Energiewirtschaft am Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI), welche gravierenden Mängel die Studie, seiner Meinung nach, hat:
"Für die Ifo-Studie wurden ein Tesla Model 3 und ein Mercedes C220 Diesel herangezogen. Die beiden Fahrzeuge sind an sich durchaus vergleichbar. Aber ein Tesla Model 3 ist kein repräsentatives Elektrofahrzeug. Die Batteriekapazität ist mit 75 Kilowattstunden sehr groß. Ein durchschnittliches Elektrofahrzeug, das 2018 in Deutschland verkauft wurde, hat eine Batteriekapazität von 30 kWh. Damit fällt auch die Klimabilanz ganz anders aus, denn die Batterieherstellung hat großen Einfluss auf die CO2-Emissionen [...] Die Ifo-Studie nimmt an, dass die Treibhausgasemissionen aus der Stromerzeugung konstant bleiben. Alle relevanten Studien gehen aber davon aus, dass diese Emissionen in den nächsten Jahren weiter sinken werden. Wenn man das einbezieht, dann ändert sich die Klimabilanz noch einmal deutlich [...] Die Ifo-Studie rechnet mit Normverbräuchen. Nur weiß man heute, dass Realverbräuche um 35 bis 40 Prozent über Normverbräuchen liegen. Da Dieselfahrzeuge beim Fahren deutlich mehr CO2 emittieren als Elektrofahrzeuge, hat das ebenfalls enormen Einfluss auf die errechnete Klimabilanz."
Auf die Frage nach Alternativen zur E-Mobilität antwortet Wietschel:
"Reine Batteriefahrzeuge werden im Schnitt nie mehr als maximal 400 Kilometer am Stück fahren. Für Menschen, die eine größere Reichweite haben wollen, gibt es drei denkbare Alternativen. Das eine sind Plug-in-Hybride. Wenn die Batteriegröße auf eine Reichweite von 50 bis 60 Kilometer ausgelegt ist, dann ist der überwiegende Anteil der Fahrten elektrisch abgedeckt. Die zweite Alternative sind Wasserstofffahrzeuge. Nummer drei, synthetische Kraftstoffe wie grünes Methan, sind allerdings sehr teuer und vom Gesamtwirkungsgrad schlecht. Aber klar ist, dass wir neben rein batteriebetriebenen Elektrofahrzeugen für eine gewisse Gruppe von Pkw-Nutzern eine Alternative brauchen."
Übrigens, auf ein Elektroauto umsteigen sollten Sie erst, wenn Sie damit mehr als 10.000 bis 11.000 Kilometer im Jahr unterwegs sind. In der Stadt macht ein privates Elektrofahrzeug, laut Prof. Wietschel, ökologisch und ökonomisch wenig Sinn.
Das Komplette Interview gibt es bei ntv...
Die komplette Studie finden Sie hier...
hjo
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