01.09.2019
Deutschland ist (fast) zugebaut: Kein Standort ist weiter als 6,3 Kilometer vom nächsten Haus entfernt. Das haben Wissenschaftler des Leibniz-Instituts für ökologische Raumentwicklung (IÖR) und des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) in einer gemeinsamen Studie herausgefunden.
Die Wissenschaftler untersuchten für Ihre Studie, bis zu welchem Grad Deutschland überbaut ist und ob es hierzulande überhaupt noch gebäudefreie Zonen gibt. Die Ergebnisse haben selbst die Wissenschaftler überrascht. Sie sind nun online im Fachmagazin „Landscape and Urban Planning“ nachzulesen.
Nachbarhaus steht fast immer kaum einen Kilometer entfernt
„Wer in Deutschland im Wald steht, der hält sich nur vermeintlich in abgelegener Natur auf“, begründen die Wissenschaftler ihre Arbeiten in einer Pressemeldung zur Studie. Allerdings sagen sie auch: „Egal, an welchem Ort man sich befindet – das nächstgelegene Haus ist nur wenige Kilometer entfernt.“ Denn auf 99 Prozent des Gebäudebestandes in Deutschland trifft zu: Das nächste Haus befindet sich in maximal 1,5 Kilometern Abstand.
„Deutschland ist von einem dichten Netz zusammenhängender Gebäude bedeckt. Je nachdem, welchen maximalen Abstand zwischen Gebäuden wir bei den Berechnungen zugrunde gelegt haben, konnten wir für das Bundesgebiet mehr oder weniger große Gebäude-Cluster sichtbar machen“, erläutert Martin Behnisch, Wissenschaftler im Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung (IÖR). „Bereits bei einem Abstand von maximal 840 Metern zeigte sich ein zusammenhängendes Gebilde, das sich über die gesamte Republik erstreckt“, ergänzt Mitautor Diego Rybski vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK).
Für ihre Untersuchungen nutzten die Wissenschaftler den Geodatensatz Hausumringe Deutschland (HU-DE) des Bundesamtes für Kartographie und Geodäsie. Ob Wohnhaus, Fabrikgebäude oder Garagenhof – alle Gebäude in Deutschland mit einem Grundriss größer als 10 Quadratmeter wurden bei den Berechnungen berücksichtigt, ihre maximale Entfernung zueinander in verschiedenen Schrittweiten berechnet. Die Ergebnisse der Berechnungen wurden schließlich als Cluster in Karten sichtbar gemacht – Cluster, die sich zum Teil als Netz über fast das gesamte Bundesgebiet erstrecken.
Unverbaute Gebiete nicht Naturreservate, sondern Militätgelände
Auch der umgekehrten Frage gingen die Wissenschaftler von IÖR und PIK nach: In welchen Gebieten lassen sich überhaupt keine Gebäude finden und wie groß sind solche Freiflächen?
Die Ergebnisse zeigen: Das größte gebäudefreie Gebiet misst gerade einmal 12,6 Kilometer im Durchmesser. Der maximale Abstand zum nächstgelegenen Gebäude beträgt damit nur etwas mehr als sechs Kilometer. Besonders überraschend für das Forscher-Team: „Entgegen unseren Erwartungen sind die größten Freiflächen nicht etwa in Naturschutzgebieten zu finden. Stattdessen zeigte sich, dass noch genutzte oder ehemalige Truppenübungsplätze die am wenigsten mit Gebäuden bebaute Fläche aufweisen“, berichtet Diego Rybski.
Die fünf abgelegensten Gebiete sind die Truppenübungsplätze (TÜP) Bergen im Süden der Lüneburger Heide (maximale Entfernung zum nächsten Gebäude: 6.320 Meter), Baumholder (4.850 Meter) in Rheinland-Pfalz, Hohenfels (4.250 Meter) in der Oberpfalz und Oberlausitz (4.170 Meter) im Nordosten von Sachsen sowie der ehemalige TÜP Kyritz-Ruppiner Heide (4.440 Meter) in Brandenburg.
„Unsere Ergebnisse machen deutlich, wie dringlich es ist, in Deutschland mehr für den Flächenschutz und auch für die Entsiegelung von Böden zu unternehmen“, sagt daher Martin Behnisch vom IÖR. Zwar gebe es bereits eine Vielzahl politischer Strategien, gesetzlicher Regelungen und planerischer Instrumente, die auf eine sparsamere Flächennutzung abzielten. Doch auch der leichte Rückgang bei der Neuinanspruchnahme von Flächen könne nicht darüber hinwegtäuschen, dass Deutschland von einer tatsächlichen Trendwende noch weit entfernt ist.
red
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