Finanzkrise: Banker sind triebgesteuert

Foto: flickr/Markus Schulze

Hormone schuld an Finanzdebakel: „Testosteron und andere Hormone sind schuld an den Finanzblasen- und Krisen der vergangenen Jahre“, fasst die Agentur Pressetext eine neue These des Neurowissenschaftlers John Coates von der Universität Cambridge zusammen: Sie sorgten dafür, dass sich junge männliche Trader an den Börsen in wahnwitzige Risiken stürzten. Coates, früher selbst Wertpapierhändler an der Wall Street, argumentierte laut der Agentur auf der DLD Women in München, die Börsen bräuchten angesichts 90 Prozent männlicher Trader daher mehr Frauen.

 

Die Biologie spiele eine gewichtige Rolle in globalen Finanzkrisen, zitiert Wired den Experten. „Jeder Bankencrash hat den Ausgangspunkt im Ende einer Gewinnserie von Börsenhändlern. Das Gewinnen macht euphorisch, wahnwitzig und übermäßig optimistisch.“ Männer nähmen zu viel Risiko auf sich, was oft fatal ende. Frauen seien hingegen eher auf sozialen Stress als auf Konkurrenzkampf sensibel - was sie zumindest in schwierigen Marktlagen widerstandsfähiger und weniger hormongesteuert mache, zitiert Pressetext.

 

Testosteron fördert riskantes Verhalten

 

Coates habe die Biochemie von Börsenbrokern untersucht und es dabei vor allem auf das Testosteron abgesehen. Der Körper setzt es in Wettbewerbs-, Risiko- und Siegsituationen frei, wobei Biologen aus dem Tierreich den so genannten Gewinner-Effekt kennen: Sieg im Kampf erhöhe, schreibt die Agentur, das Testosteron, was auch im nächsten Kampf siegen lässe. Tückischerweise sei das optimale Hormonniveau irgendwann überschritten, was zu viel Selbstvertrauen einflöße: „Die Tiere werden zu kampfeslustig, wollen zu große Reviere kontrollieren und jagen zu viel.“

 

„Aus Risikofreude wird somit riskantes Verhalten. Dasselbe passiert an der Wall Street“, sagt Coates. Bei Börsenhändlern in London konnte er nachweisen, dass höhere Testosteronwerte morgens mit höheren erzielten Profiten am Nachmittag korrelieren, was auf gesteigerte Risikobereitschaft zurückgehe. So fantastisch dieser Mechanismus erscheint, haben Hormone meist eine Dosis-Reaktionskurve in verkehrter U-Form, betont Coates, "ist der Höhepunkt überschritten, geht man zu hohes Risiko ein.“

 

Umgekehrtes gelte für das Stresshormon Cortisol, das in Spuren positiv wirke, darüber hinaus aber den Blutdruck hebt und Magengeschwüre bis Depressionen verursachen kann. Studien bei deutschen Aktienhändlern zeigten, dass schwankende Handelsergebnisse das Cortisol-Niveau triggern. „Vermutlich sorgt eine Börsenhausse für Testosteron, wodurch Händler risikofreudiger bis aggressiv werden, was zu Blasen führen kann. Fallen die Kurse, macht Cortisol allzu risikoscheu. Das macht die Risikopräferenz in der Finanzwelt so unstabil.“

 

 

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