07.11.2018
Die Grünen/EFA-Fraktion im Europäischen Parlament hat im Sommer diesen Jahres einen Haartest durchführen lassen, bei dem in 6 EU-Mitgliedsstaaten (Deutschland, Dänemark, Großbritannien, Frankreich, Belgien) von insgesamt 148 Freiwilligen Haar-Proben genommen wurden. Diese testet man auf 30 in der EU zugelassene Pestizide, die alle auch hormonverändernde Eigenschaften (so genannte Endokrine Disruptoren) besitzen. Endokrine Disruptoren, auch Umwelthormone genannt, können schon durch geringste Mengen tiefgreifende Veränderung des menschlichen Hormonsystems bewirken und u.a. zu Entwicklungsstörungen, Unfruchtbarkeit, Krebs und neurologischen Erkrankungen führen. Ergebnis: In 60 Prozent der Proben wurden eindeutige Rückstände von hormonverändernden Pestiziden gefunden.
Sven Giegold, der Sprecher der deutschen Grünen im Europäischen Parlament und Mit-Organisator des Haartestes, sagt dazu:
“Die Ergebnisse sind alarmierend. Jede zweite Testperson hat substantielle Mengen endokrine Disruptoren im Körper. Die Ergebnisse müssen ein Weckruf sein, das Zulassungsverfahren für Pestizide zu verschärfen. Alle Studien müssen öffentlich werden, auch wenn die Ergebnisse den Agrarchemieherstellern nicht passen. Hormonverändernde Substanzen müssen überall aus der Landwirtschaft verschwinden. Auch in meinen Haaren wurden diese gefährlichen Stoffe gefunden, obwohl ich auf meine Ernährung achte und keine Pestizide im Garten einsetze. Es ist erschreckend, dass wir nicht mehr selbst in der Hand haben, was in unseren Köper gelangt. Es scheint als kann niemand mehr den Ackergiften entkommen."
Die Ergebnisse zeigen, wie weit diese Stoffe durch den Pestizid-Einsatz in der Bevölkerung verbreitet sind. Und dabei spielt es anscheinend keine Rolle, wie nah eine Person an landwirtschaftlichen Flächen wohnt: Menschen aus Stadt und Land sind gleichermaßen betroffen. Der Haar-Test hat übrigens einen großen Vorteil gegenüber Blut- und Urin-Tests. In Haaren lassen sich die Pestizid-Rückstände noch Monate später in geringsten Mengen nachweisen.
Am häufigsten wurde das Pestizid Chlorpyrifos in den Proben gefunden. Die Zulassung von Chlorpyrifos, einem Insektizid, von Dow Chemical Mitte der 1960er-Jahre eingeführt, wurde erst kürzlich von den EU-Landwirtschaftsministern für ein Jahr verlängert, trotz der starken Anzeichen für eine Beeinträchtigung der Gehirnentwicklung von Kindern. Die Forderung er Grünen: Die Geheimhaltung wissenschaftlicher Ergebnisse durch die Chemiekonzerne muss aufhören!
hjo
Alle Ergebnisse des Haartests hier im PDF...
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