Erstmals frei vagabundierenden Planet erspäht

Grafik: ESO/Calcada, Delorme, Risinger

Mini-Stern oder Planet? Astronomen der Europäischen Südsternwarte (ESO) in Garching gelang mit dem Very Large Telescope der ESO und dem Canada-France-Hawaii Telescope eine sensationelle Entdeckung: ein frei durch All fliegender Himmelskörper. Er rast in nur 100 Lichtjahren Entfernung durch den Raum und dient als super Testobjekt für Astronomen zur Untersuchung ähnlicher Himmelskörper.

CFBDSIR2149 scheint – das vermuten die Wissenschaftler aus ihren Beobachtungen – ein Planet zu sein, den irgendetwas aus der Umlaufbahn um seinen Mutterstern katapultiert hat. Oder ist ein zu klein geratener Stern. Solchen braunen Zwergen fehlt die Masse. In ihnen sind die Kernfusionen im Inneren erloschen.

Nun vagabundiert CFBDSIR2149 mit anderen Jungsternen des so genannten AB Doradus-Bewegungshaufen durch die unendlichen Weiten.

Philippe Delorme vom Institut de planétologie et d’astrophysique in Grenoble an der französischen CNRS/Université Joseph Fourier eröffnet seine Entdeckung bislang ungeahnt Möglichkeiten. „Zu versuchen Planeten um andere Sterne direkt zu beobachten, ist so als ob man ein Glühwürmchen einen Zentimeter neben einem hellen und weit entfernten Autoscheinwerfer sehen möchte”, sagt der Astronom. „Bei diesem uns nahen, frei herumvagabundierenden Himmelsobjekt können wir sozusagen das Glühwürmchen detailliert untersuchen, ohne dass das blendende Licht des Scheinwerfers dabei stört.”

 

Foto: CFHT/Delorme

Planet oder Brauner Zwerg: Objekt im All wird zum Testfall

 

An solchen Kleinobjekten im Weltraum, so Delorme, könnten er und Kollegen erforschen, inwieweit Planeten aus ihren Heimatsystemen herausgeschleudert würden oder wie leicht die kleinsten Einzelobjekte werden, die sich als neue Sterne bilden. Delorme schwärmt: „Wenn es sich bei diesem kleinen Körper tatsächlich um einen Planeten handelt, der aus dem Planetensystem herausgekickt wurde, in dem er geboren wurde, lässt das natürlich vor unseren Augen das Bild von lauter solchen Planeten-Waisen entstehen, die ziellos durch das Weltall treiben.”

In einer Pressemeldung des Max-Planck-Institut für Astronomie erklärt Delorme, was weitere Untersuchungen an dem frisch erspähten Vagabunden im All bringen: „Er könnte dann als Testfall für das Verständnis der Physik ähnlicher Exoplaneten herhalten, wie sie in Zukunft mit abbildenden Hochkontrast-Systemen entdeckt werden könnten.”

 

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Dieses Video zeigt den frei beweglichen Planeten CFBDSIR J214947.2-040308.9. Im ersten Teil der Sequenz sieht man den Planeten im sichtbaren Licht als dunkle Scheibe vor den Sternwolken der Milchstraße. Es handelt sich um das unserem Sonnensystem am nächsten gelegene derartige Objekt. Der Himmelskörper befindet sich nicht in einer Umlaufbahn um einen Stern und reflektiert daher auch kein Sternlicht. Sein schwaches Leuchten kann nur als Wärmestrahlung nachgewiesen werden. Die letzte Sequenz zeigt eine künstlerische Ansicht des Objekts vor dem Hintergrund einer Aufnahme des Zentralbereichs der Milchstraße, die wir dem VISTA-Infrarot-Durchmusterungsteleskop verdanken.

 

Herkunftsnachweis:

ESO/P. Delorme/Nick Risinger (skysurvey.org)/R. Saito/VVV Consortium

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