5. Europäisches Humanistisches Forum 2018
Liebe Freunde, wir haben uns hier in Madrid am 11., 12. und 13. Mai getroffen, zu einem Zeitpunkt, an dem wir uns viele Sorgen machen, sowohl über die soziale Situation in der Welt,
in der die Gewalt weiter wächst und in der das Leben jeden Tag schwieriger wird, als auch über das emotionale Gleichgewicht und das Innenleben der Menschen in unserer Gesellschaft. Sinnentleerung und fehlendes Vertrauen, dass es möglich ist, die Dinge zu ändern, führen zu Verzweiflung, Intoleranz, Nihilismus, emotionaler und psychischer Gewalt und manchmal auch zu Selbstmord.
Trotz dieser schlimmen Situation haben wir bei diesem Forum erleben dürfen, wie gleichzeitig eine andere Realität entsteht, die im „offiziellen“ Diskurs nicht auftaucht. Wir konnten Beispiele dieser Universellen Menschlichen Nation sehen, die nicht nur in einer fernen Zukunft liegt, sondern die schon heute entsteht und wächst. Ihre Existenz durften wir in diesen drei Tagen erfahren und erleben.
In 21 Arbeitsbereichen, an denen über 600 Menschen aus 40 Ländern teilnahmen, haben wir uns über eine breite Palette von Themen ausgetauscht, die kaum zusammengefasst werden können. In den nächsten Wochen werden wir all diese Themen auf unserer Webseite zu publizieren, sowie auch in einem Buch verarbeiten, das sobald wie möglich erscheinen soll.
Im Verlauf dieses Forums haben wir kontinuierlich nach dem gesucht, was uns in unserer Vielfalt verbindet: die Erkenntnis, dass wir all diese Probleme zwar nicht alleine lösen können, wohl aber durch absichtlichen Bemühungen jedes Einzelnen und gebündelt in einer konvergenten Richtung all jener überall auf der Welt, die sich als Humanisten oder ihnen nahestehend fühlen.
Aber was ist es nun genau, dass uns in diesen so intensiven Tagen verbunden hat? Und wie werden sich die Erfahrungen dieses Forums in die Zukunft übersetzen?
Die Essenz dessen, „Was und verbindet“ ist die Erkenntnis, dass das menschliches Leben der höchste aller Werte ist, der über Geld, Staat, Religion, sozialen Modellen oder wirtschaftlichen Systemen steht. Es ist die Förderung von Gedanken- und Meinungsfreiheit, von gleichen Rechten und Möglichkeiten für alle. Es ist die Anerkennung und Förderung der Vielfalt von Lebensweisen und Kulturen. Und es ist die Ablehnung von Diskriminierung jeglicher Art und der aufrichtige Widerstands gegen alle Formen der Gewalt, sei sie physischer, ökonomischer, rassistischer, religiöser, sexueller, psychologischer oder moralischer Art.
Die Welt, in der wir heute leben, befindet sich an einem Scheideweg, der neue Antworten und ein neues Bewusstsein braucht. Heute ist es notwendig, nach guten Kenntnissen und Wissen zu suchen. Je mehr diese Suche voranschreitet, desto weniger wird der Schmerz und das Leid, das wir als menschliche Wesen empfinden. Gute Kenntnisse, führt uns zu Gerechtigkeit und Versöhnung. Und es führt uns auch zur Anerkennung dessen, was in jedem von uns tief verborgen schlummert: der heilige, unantastbare und unverletzliche Funke unseres menschlichen Bewusstseins.
Wir sind verbunden durch die Nichtdiskriminierung von anderen aufgrund ihrer Religion oder Konfessionslosigkeit. Wir sind verbunden durch die gemeinsame Freiheit, unsere eigene Spiritualität und unseren eigenen Glauben an die Unsterblichkeit und an das, was heilig ist, zu leben und zu erklären, oder es eben nicht zu tun. Und wir sind verbunden durch den erneuten Ruf nach der Jahrtausend-alten goldenen Regel, die die Menschheit in den besten Momenten ihrer Geschichte begleitet hat, und die da lautet: „Behandle andere so, wie du selber behandelt werden möchtest“. Schlussendlich sind wir verbunden durch den gemeinsamen Wunsch nach einer neuen Kultur der Versöhnung und der Gewaltfreiheit.
Liebe Freunde, die Arbeit zu diesem Forum hört nicht mit der heutigen Abschlussveranstaltung auf, dies ist lediglich ein Moment der Synthese. All die verschiedene Initiativen, Projekte und Vorschläge, die wir in diesen Tagen gehört haben, werden sich weiter in die Richtung entwickeln, die durch dieses Forum aufgezeigt wurde, und uns zu einem weiteren Moment der Synthese in einer nicht allzu fernen Zukunft führen.
So können wir nun auch mit großer Freude verkünden, dass dieses Forum in zwei Jahren erneut stattfinden wird.
Dafür schlagen wir Rom, Italien, am 12., 13. und 14. Juni 2020 vor.
Friede, Kraft und Freude für alle!
Madrid, 13. Mai 2018
Humanistisches Europäisches Forum 2018
Das Original kann bei unserem Partner Pressenza nachgelesen werden...