Dancing in Jaffa – Tanz in den Frieden
Ein Dokumentarfilm über ein Friedensprojekt der besonderen Art. Die Idee: palästinensische und jüdische Kinder über den Paartanz näher zueinander zu bringen. Der Ort: Jaffa. Die Protagonisten: Ein 69jähriger weltberühmter Tanzstar mit seiner Partnerin und Kinder mit unterschiedlichen religiösen und kulturellen Hintergründen. Das Ergebnis: Ein anrührender Dokumentarfilm, der einem das Gefühl gibt, es könnte ihn doch noch geben – den Weltfrieden.
Jaffa, die älteste Hafenstadt der Welt, spiegelt die Probleme Israels und Palästinas im alltäglichen Leben. Wut, Zorn, Hass, Brutalität, Unverständnis, Engstirnigkeit, Extremismus und Angst werden durch festgefahrene Haltungen bei den unterschiedlichen religiösen Gruppen und politischen Akteuren gepflegt und gefördert.
- Foto: MFA+ FilmDistribution e.K.
Pierre Dulaine will ganz bewusst die junge Generation ansprechen, Fremdheit abbauen, Nähe schaffen – und er bittet zum Tanz.
Der viermalige Weltmeister im Gesellschaftstanz, Pierre Dulaine, glaubt an den Tanz als Therapie: „Ich bitte sie darum, mit dem Feind zu tanzen“, sagt er im Film. Und der 69jährige weiß, dass Kinder in Israel für ein einfaches Tänzchen zu zweit viele Tabus brechen müssen und ihre Eltern, die ihnen dieses erlauben erst recht. Denn aus der Sicht des Islam ist es verboten, dass Jungen und Mädchen miteinander tanzen und auch jüdische Kinder, die mit arabischen Kinder spielen oder ihre Zeit verbringen, müssen mit Repressalien rechnen – nicht zuletzt von ihren eigenen Eltern. „Wenn mein Vater mich mit einem Araber sieht, tötet er mich“, erzählt ein jüdisches Mädchen. So muss Dulaine viele kleine und große Hürden gemeinsam mit den Kindern und ihren Eltern überwinden. Für arabische Jungen ist es unvorstellbar, dass ein Junge ein Mädchen an den Händen hält. Diese kleine Geste ist beim Paartanz aber unverzichtbar. Der Dokumentarfilm zeigt, dass Angst, Scham, Fremdheit und Doktrin bereits für die Jüngsten ein gesellschaftliches Korsett schaffen. Während des Projekts bröckeln die Hüllen nach und nach und die Kinder lassen sich nicht mehr von äußerlichen Zwängen bestimmen, sondern hören auf die Musik und ihr Herz. Sie kommen in den Rhythmus der Tänze mit ihrem neuen Selbstbewusstsein und dem Vertrauen an ihre Partnerinnen und ihre Partner.
- Foto: MFA+ FilmDistribution e.K.
Zehn Wochen lang bekommen die Kinder zweimal die Woche Tanzunterricht und lernen Rumba, Merengue und Tango und zum Abschluss dürfen die Besten ihr Können bei einem Tanzturnier zeigen. „Dancing Classrooms“ („Tanzendes Klassenzimmer“) nennt sich das Projekt und Pierre Dulaine lehrt einfühlsam aber bestimmt das „Tanzen gegen gesellschaftliche Vorurteile“. Der Dokumentarfilm beweist, dass Tanzen auch Israel verändern kann.
Dem internationalen Tanzstar ist bewusst, dass er nicht die Welt umkrempelt, aber jeder Tanzschritt ist ein Schritt in die richtige Richtung – zur Gemeinsamkeit, Harmonie, Verständnis, Respekt und sensibler Wahrnehmung des Gegenüber. Nur so wird das Paar zu einer Einheit im Tanz und die Welt zu einem besseren Ort.
Der Dokumentarfilm „Dancing in Jaffa“ von Hilla Medalia. Kinostart 09. Januar 2014