EEG zu Unrecht am Pranger
Seit gestern haben wir es schwarz auf weiß: 2014 wird unser Strom mal wieder teurer. Schuld daran ist die EEG-Umlage, die im nächsten Jahr um knapp einen Cent auf 6,24 Cent/kWh steigt. Plötzlich und unerwartet schreckt uns diese Meldung auf, obwohl der Anstieg bereits seit Längerem angekündigt war und der Ausbau und die Förderung der Erneuerbaren Energien politisch und gesellschaftlich gewollt ist.
Für Dr. Hermann Falk, Geschäftsführer des Bundesverbandes Erneuerbare Energie (BEE), ist klar: „Die EEG-Umlage ist [...] schon lange kein Preisschild mehr für den Ausbau der Erneuerbaren Energien“, da die reinen Finanzierungskosten für EE-Anlagen auch an der gestiegenen EEG-Umlage 2014 nur 2,54 Cent/kWh von 6,24 Cent/kWh ausmachen.
Die restlichen 3,60 Cent verursachen der Rückgang des Strompreises an der Börse und die zusätzlichen Ausnahmeregelungen für Unternehmen. Die eigentlichen Gewinner der Energiewende sind diejenigen Unternehmen, die sich dank Schlupflöchern im Gesetzestext von der Umlage zuhauf befreien lassen. Auch von den fallenden Preisen an der Strombörse profitierten – anders als häufig dargestellt – gerade diese Unternehmen ganz direkt durch den günstigen Einkauf ihres Stroms, schreibt die BEE in ihrer Pressemitteilung.
An der Börse drückt der Handel mit Ökostrom den Strompreis. Die Differenz zwischen gesetzlich garantierter Einspeisevergütung für grünen Strom und tatsächlichem Strompreis muss über die Umlage ausgeglichen werden. Je günstiger der Strom an der Börse, desto höher die Umlage. Klingt paradox, ist aber leider so.
Natürlich könnten die Stromkonzerne die günstigen Börsen-Strompreise an die Verbraucher weitergeben. Aber wer will das schon? „Es ist zutiefst ungerecht, dass die Belastung eines Privathaushalts durch die Industriesubventionen in 2014 nochmals auf inzwischen 80 Euro im Jahr ansteigen“, kritisierte der der BUND-Vorsitzende, Hubert Weiger.
Den aktuellen Ruf der Wirtschaft nach noch mehr Ausnahmen und Subventionen bezeichnet Weiger als schamlos. Das Drohungen mit Pleiten und Abwanderung hält er für ein durchsichtiges Manöver, um bei einer neuen Bundesregierung noch mehr Vergünstigungen herauszuschlagen. „Die großen Energiekonzerne haben die Energiewende verschlafen und versuchen jetzt alles, um die Erneuerbaren zu stoppen“, erklärt der BUND-Vorsitzende das Verhalten der Industrie.
Die Zukunft des „Gesetzes zur Förderung Erneuerbarer Energien“
Trotz aller Diskussionen hält Hermann Falk dennoch am EEG fest. „Mit entsprechenden Anpassungen ist das EEG auch weiterhin das effizienteste Instrument, um die Erneuerbaren Energien zügig auszubauen“, erklärt der Fachmann. „Durch die hohe Investitionssicherheit, die das EEG bietet, werden unnötige Risikoaufschläge vermieden und so die Kapitalkosten für den Umbau der Energieversorgung gering gehalten. Allen alternativen Förderinstrumenten ist das EEG damit überlegen.“
„Eine komplette Abkehr von der garantierten Einspeisevergütung würde das Kostenproblem der Energieerzeugung nicht lösen, gleichzeitig aber das Aus für den dezentralen Ausbau von Wind- und Solarkraft durch die Bürger vor Ort und damit ein Abwürgen der Energiewende bedeuten“, warnt auch Hubert Weiger. Er argumentiert: „Dass die Strompreisfrage immer wieder mit der Forderung nach einer Reduzierung des Ausbaus der Erneuerbaren einhergeht, ist zunehmend absurd. Die Strompreise spiegeln nicht die tatsächlichen Kosten der derzeitigen Stromerzeugung wieder. Würden die durch Kohlekraftwerke verursachten Klimaschäden oder die Kosten der Endlagerung hochradioaktiven Mülls mit einfließen, würde deutlich werden, wie viel günstiger der Einsatz der Erneuerbaren Energien für unsere Volkswirtschaft ist.“
Hubert Weiger fordert von einer neuen Bundesregierung: „Das zukünftige EEG muss sich auf die Förderung von Onshore-Wind und Photovoltaik konzentrieren. Wichtig wird es zukünftig sein, die verbrauchsnahe Stromerzeugung zu fördern und klare ökologische Leitplanken wie beispielsweise den Schutz der Natur beim Ausbau der Windkraft zu setzen.“
Die Macht der Verbraucher
Philipp Vohrer, Geschäftsführer der Agentur für Erneuerbare Energien, empfiehlt Stromkunden, den Anbieter zu wechseln. „Durch einen Anbieterwechsel lässt sich also oftmals mehr Geld einsparen, als der Anstieg der EEG-Umlage im kommenden Jahr an Kosten verursachen wird. Gleichzeitig bringt die Wahl eines zertifizierten Ökostromanbieters die Energiewende in Deutschland voran“, sagt Vohrer.
Er ergänzt, dass ein Vergleich sich immer lohne, auch wenn man in der Vergangenheit schon einmal den Lieferanten gewechselt habe. „Durch Anbieterwechsel entwickelt sich mehr Wettbewerb zwischen den Unternehmen“, erläutert Vohrer. „Ist die Konkurrenz groß genug, wächst auch der Druck auf die Stromversorger, ihre Angebote attraktiver zu gestalten und auch die günstigen Beschaffungskosten an ihre Kunden weiterzugeben.“
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