Eiskübel-Varianten gegen Hunger und Krieg
Der #IceBucket Challenge hat bewiesen, dass Leute weltweit dazu bereit sind, für einen guten Zweck ungewöhnliche Duschen über sich ergehen zu lassen und diese dann auf Film zu bannen. Die Erfolgskampagne für die neurodegenerative Erkrankung Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) ist dazu gedacht, auf diese Erkrankung aufmerksam zu machen und um Spendengelder für seine Erforschung zu sammeln. Die Teilnehmer lassen sich filmen, während ihnen ein Kübel voll mit Eiswasser über den Kopf gegossen wird. Danach nominieren sie drei weitere Teilnehmer, die aufgefordert werden in einem gewissen Zeitraum entweder dasselbe zu tun oder aber im Gegenzug dazu, für eine wohltätige Einrichtung Geld zu spenden.
Von Nepal bis hin nach Venezuela haben Aktivisten Abwandlungen von Videos produziert, die auf andere Probleme rund um den Globus aufmerksam machen sollen. Acht davon werden hier vorgestellt:
Afghanistan
Seit dem 7.Juli befindet sich Afghanistan in einer politischen Blockade. Einige Bürger haben die Politiker mit einer Variante der Eiskübel-Videos aufgefordert sich zu einigen, um das Land vorwärts zu bringen. Ein Video auf Facebook erklärt die Idee mit einem kurzen Nachwort in Englisch.
Wir haben genug von der aktuellen politischen Unsicherheit in unserem Land. Wir fordern unsere Führer auf, die Ergebnisse der zweiten Verhandlungsrunde zu akzeptieren und Ruhe zu bewahren. Wir fordern alle Bürger Afghanistans auf, bei der Sache mitzumachen und ermutigen sie dieselben Forderungen zu stellen.
Elfenbeinküste
Bei der Kampagne namens “Einseifen gegen Ebola” werden Leute dazu aufgefordert sich mit Seifenwasser zu übergießen. Die Menschen sollen dadurch über den Übertragungsweg des Ebola Virus aufgeklärt werden. Mehr als 3000 Menschen sind bislang infiziert worden, 1500 Menschen starben in Sierra Leone, Guinea, Liberia, Nigeria und dem Senegal. Online-Videos sind unter folgendem Hashtag zu finden: #MoussercontrerEbola. Das Video einer Teilnehmerin, Edith Brou in Abidjan, Elfenbeinküste:
Gazastreifen
Aber nicht alle Videos haben medizinische Beweggründe. Im Gazastreifen wurde die Eiskübelherausforderung, in die Schuttkübelherausforderung umgewandelt, um auf die Notlage der Kinder aufmerksam zu machen, die während der tödlichen Angriffe durch Israel vieles erleiden müssen. Einer der Teilnehmer erklärt den Sinn der Kampagne im folgenden Video:
Wir haben nach Wasser gesucht, aber Wasser ist [hier] ohnehin zu kostbar, um es über unsere Köpfe zu schütten [...] Wir bitten nicht um materielle Unterstützung, wir bitten um Solidaritätsbekundungen.
Indien
In Hyderabad, Indien, verpasste die 38-jährige Journalistin, Manju Latha, der Herausforderung eine Abwandlung, die für die Essensnotlage in Indien angebrachter ist. Weg mit dem Eis, rein mit dem Reis. Aber bei der Reiskübelherausforderung, die beabsichtigt den Hunger in der Region zu bekämpfen, wird nicht etwa Reis über den Kopf geschüttet, sondern man füllt einfach eine Schüssel mit Reis und übergibt sie einer notleidenden Person. Teilnehmer sollten dann Fotos auf der Facebook Seite mit dem Hashtag #ricebucketchallenge posten. Ein Video der Reiskübelherausforderung ist hier zu sehen:
Libanon
Im Bezug auf die Wasserknappheit, die auch in ihrer Region herrscht, hat eine Gruppe junger Libanesen ein ironisches Video gedreht. Es zeigt wie sie sich mit vermeintlich mit Eiswasser gefüllten Eimern übergießen:
Nepal
In einigen Ländern ist aber nicht nur das Wasser knapp. Der Global Voices Author Sanjib Chaudhary berichtet, dass die sogenannte #FillTheBucket Initiative sehr gut anläuft. Durch die Füll-den-Kübel-Initiative soll die Not an Grundnahrungsmitteln in Nepal gelindert werden. Hier erklärt er wie:
Die Person, die sich der Herausforderung stellt, kauft einen Eimer mit Deckel und einen Becher. Der Eimer wird dann mit Grundbedarfsmitteln gefüllt, wie zum Beispiel mit Reis, Hülsenfrüchten, Medikamenten oder Damenbinden. Der Eimer wird dann an Nepals Flut- und Erdrutschopfer weitergegeben.
Das Video von Aakar Anil erläutert, wie die Herausforderung abläuft:
USA
Die USA zeigte sich im August diesen Jahres erschüttert von den Protesten gegen die Ermordung des 18-jährigen Michael Brown aus Ferguson, Missouri, und auch von anderen Vorfällen brutaler Gewalt gegen schwarze Bürger. Der Schauspieler, Orlando Johns, goss sich einen Kübel mit Patronenhülsen über den Kopf, um zu zeigen wie dringend es ist, die Waffengewalt einzudämmen. Hier erklärt er den Grund seiner symbolischen Geste:
Die ALS Association ist eine äußerst wichtige und bewundernswerte Organisation. Die Organisation hat Millionen von Dollar an Spendengeldern gesammelt, das ist großartig [...] Ich wollte dasselbe schaffen, wie die ALS Association. Diese Riesenerfolgsgeschichte habe ich etwas zweckentfremdet und es zu meiner Sache gemacht, über den Wahnsinn der gerade in Ferguson und rund um den Globus passiert zu reden. Meine Eltern meinten, “das ist wieder wie in den Sechzigern”. Die Patronenhülsen in meinem Video repräsentieren die Menschen, die den ultimativen Preis bezahlt haben für die Freiheit die wir heutzutage genießen. Ich konnte nicht genügend Patronen finden, um die Anzahl der Leute zu verdeutlichen, die ihr Leben für ein so wichtiges Ideal hergegeben haben.
Auch der Schauspieler Matt Damon beteiligte sich an der Herausforderung. Er übergoss sich mit Wasser aus seiner Toilette, um auf ein weltweites Problem aufmerksam zu machen: Zugang zu sicherem Trinkwasser und sanitären Einrichtungen.
Venezuela
Wasserverschwendung wird bei der Eiskübelherausforderung am meisten kritisiert. Die Global Voices Autorin, Laura Vidal aus Venezuela, ließ vermelden, dass “jemand aus der Hafenstadt Maracaibo (eine besonders heiße Stadt im Westen von Venezuela) ein Video produziert hat, um den Wassermangel in der Region anzuprangern. Das Video wurde 38.000 Mal angeklickt.” Hier das Video:
Autor: Rakotomalala Übersetzung: Eva Gefflaut