Das vergessene Öl im Golf von Mexiko
Erdöl im Golf von Mexiko? Die meisten haben sicherlich sofort die Bilder der brennenden Plattform Deepwater Horizon vor Augen. Eine Katastrophe, die 2010 öffentliches Entsetzen und eine verheerende Umweltbilanz mit sich brachte.
Weniger bekannt ist jedoch ein Ölleck südlich von New Orleans, das Hurrikan Ivan bereits sechs Jahre zuvor hinterließ. Fast zehn Jahre später berichtet Grist: Das Ölleck wurde damals nie ausreichend gestopft! Es leckt und leckt – und keiner tut was Konkretes dagegen! Die zuständige Firma Taylor Energy war damals zwar vor Ort und betrieb Schadensbegrenzung, allerdings mit Betonung auf „Begrenzung“.
Im Juni 2011 zog Taylor Energy wieder ab, ohne das Problem gelöst zu haben. Die Firma leugnet erst gar nicht, für die Verschmutzung verantwortlich zu sein. Aber anstatt Gegenmaßnahmen zu ergreifen, sieht sie es als ausreichend an, dem Coast Guard's National Response Center (NRC) regelmäßig Routineberichte zur aktuellen Lage zu schicken.
- Foto: OnWingsOfCare.org
Datenfälschungen ohne Gewissensbisse
Als wäre das nicht schon schlimm genug, untertreibt sie dabei offensichtlich noch gewaltig: Am 1. Juni 2013 etwa datierte das Unternehmen laut SkyTruth einen 6,5 Meilen langen und 200 Fuß breiten Ölteppich. Dies steht in krassem Gegensatz zum 20 Quadratmeilen und damit 80 Mal so großen Gebiet, dass die NOAA (National Oceanic and Atmospheric Administration) keine drei Stunden später aufnahm!
Datenfälschung ist nur die Spitze des Eisbergs bei Taylor Energy. Grob fahrlässiges Handeln steht bei ihnen ebenso auf der Tagesordnung. So sehen sie sich offenbar nicht genötigt, das aufgeplatzte Leck wieder zu flicken. Unberechenbare Umweltschäden nehmen sie scheinbar ohne Gewissensbisse in Kauf. Regelrecht gestützt werden sie hierbei von den Medien, die sich ebenfalls nicht um das Dauerleck scheren.
Hilfloses Opfer der Papierkrieger
„Seit wir das Gebiet regelmäßig überfliegen und Schäden dokumentieren, haben wir es immerhin geschafft, bei der US-Küstenwache für Unruhe zu sorgen“, erklärt Bonny Schumaker von der NGO On Wings of Care. „Seitdem haben wir gelegentlich Boote gesichtet, die sich mit der Reparatur zu befassen scheinen.“ Wer jedoch die volle Verantwortung für die Schäden trage, sei derzeit nicht einmal bekannt. Grund: Im Jahr 2008 wurde Taylor Energy teilweise aufgekauft, seitdem seien die Zuständigkeiten „verwässert“. Wie die Küstenwache in dem Fall weiter verfahren will, ist ebenfalls noch unbekannt.
- Foto: OnWingsOfCare.org
Inmitten der Ausfechtung all dieser Papierkriege sickert weiter Öl aus bis zu 20 beschädigten Pipelines ins Meer. Jeden Tag ein bisschen mehr und kein Ende in Sicht - denn nach Ansicht von Schumaker wird sich Taylor Energy darauf berufen, dass die Lecks nicht reperabel sind.
Wann schreitet endlich jemand gegen solche Umweltskandale ein? Das Engagement von NGOs, Vereinen, Verbänden und Bürgern reicht dafür nicht aus! Was wir brauchen, sind neue, konsequentere Gesetze und die können nur von politischer Seite kommen! Für sie wäre jetzt eine gute Gelegenheit, zu beweisen, dass ihr eine gesunde Umwelt nicht egal ist!
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