Wenn das Traumschiff zum Albtraum wird
NABU warnt vor unsichtbaren Tücken der Kreuzfahrt: Sich auf einem Luxusliner mal so richtig verwöhnen und die Seele baumeln lassen, unberührte Natur genießen- so erträumt sich mancher Urlauber den perfekten Ferientrip durchs Meer. Doch halt, stopp- aufwachen! Unberührte Natur?
Dazu müssten die Reedereien nach Ansicht des NABU erst einmal ihre Hausaufgaben machen. Nicht nur, dass an Bord der Kreuzfahrtschiffe noch immer hochgiftiges Schweröl verfeuert wird- laut NABU ist ein einziger Cruiser auch für die Emissionen von 450 Kilogramm Feinstaub und 5250 Kilogramm Stickoxiden verantwortlich. Täglich wohlgemerkt.
Ungeachtet dessen boomt die Kreuzfahrt derzeit mit 10 Prozent jährlichem Zuwachs wie kein anderer Sektor der Tourismusbranche. Dabei sind auch die Passagiere gesundheitsgefährdet- doch Hand aufs Herz: Wer von uns achtet im Traumurlaub schon darauf, was sich in den Schornsteinen und Auspüffen über und unter uns so alles zusammenbraut? Eben.
NABU: Auch neue Kreuzfahrtschiffe ohne verbesserte Umweltstandards?
Die Voraussetzungen für den Bau zwei Dutzend neuer schwimmender Luxushotels zwischen 2012 und 2016 könnten also besser kaum sein. Doch während den Betreibern der Schiffe bei deren Ausstattung fast nichts zu teuer ist, kommt der Umweltschutz- wenn überhaupt- erst in zweiter Instanz. SCR-Katalysatoren und Rußpartikelfilter, an Land längst gang und gäbe, können den Ausstoß von Stickoxiden und Feinstaub um bis zu 90 Prozent reduzieren- und werden beim Bau der neuen Schiffe nach Informationen des NABU trotzdem kaum oder gar nicht berücksichtigt. Beschämende Bilanz: Gerade einmal zwei der 16 Reedereien rangen sich zum Einbau von SCR-Katalysatoren durch- Rußpartikelfilter in der Abgasanlage sucht der Kreuzfahrer vergeblich.
Dabei liegt gerade hier die Gefahr, warnt Prof. Dr. med. Michael Schmidt, Leiter der Lungenstation an der Universität Würzburg: „Die Rußpartikel dringen tief in die Lungen ein und können Krebs erzeugen. Auch die Kreuzfahrtindustrie sollte schnellstmöglich handeln und die Luftbelastungen ihrer Schiffe deutlich reduzieren.“, mahnte er an die Adresse der Reedereien. Ohnedies richtet nach Berechnungen des NABU ein Kreuzfahrtschiff 5 Millionen mal mehr Schaden an als ein Durchschnitts-PKW!
Unterstützen Sie den Kampf für saubere Kreuzfahrt!
Da haben nicht nur die Passagiere, sondern auch die Millionen Einwohner von Hafenstädten wenig zu lachen. Nach Angaben der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt in Hamburg (BSU) stammen in der Metropole allein 38 Prozent der Stickoxide und 19 Prozent des Feinstaubs aus dem Schiffsverkehr. Eine unsichtbare Gesundheits- und Umweltbelastung für alle.
Der NABU forderte die Reedereien jetzt dazu auf, sich endlich zu ihrer Verantwortung zu bekennen und nachzubessern. Auch Sie können etwas tun- unterstützen Sie den NABU im Kampf für saubere Kreuzfahrt und schreiben Sie einen Protestbrief an die Reedereien! Damit auch Ihr nächstes Schiffserlebnis zu einem „lupenreineren“ Vergnügen“ wird.
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