Selber machen ist Trumpf bei der Makers Faire

Sie sind die Happenings des Do-it-Yourself: Einst in Amerika – wo auch sonst (?) – als Wissenschaftsmesse mit Jahrmarkt-Charakter erdacht, begeistert das „Festival für Inspiration, Kreativität und Innovation“ wie die Makers Faire-Messe sich inzwischen selbst nennt - heute auch in Deutschland jedes Jahr und mit mehreren Events bis zu 70.000 Menschen.

Foto: Philip Steffan/Makers Faire

In Berlin kamen dieses Jahr allein 17.500 Besucherinnen und Besucher an einem einzigen Wochenende, in Hannover über 16.000 zum Schauen und Basteln, zum Reparieren oder einfach einmal selbst Ausprobieren.

 

Maker machen kein Geheimnis um ihr Können. Sie tauschen sich aus

 

Maker sind Macher. Sie löten und schrauben, sie bauen und basteln. Sie entwickeln neue Lösungen und reparieren alte Gegenstände. Sie sind Künstler und Kenner. Und sie zeigen allen, die sich dafür interessieren, nicht nur, was sie selbst vermögen, sondern auch und gerade, was jede und jeder lernen kann, sobald sie und er sich trauen. Die Messen sind Infobörsen, die zum Wissens-Tausch inspirieren. In Berlin etwa zeigten Anfang Oktober allein 900 Maker an 200 Ständen, was sie drauf haben. Sie informierten ihr Publikum in über 50 Workshops. Das ist Prinzip bei jeder Makers Faire: Das eigene Können soll nicht Geheimnis bleiben, es soll anderen zur Verfügung stehen, soll anleiten und anregen. Mitmachen und Miterleben sind nämlich die Zauberworte jeder dieser Messen. Einige heute gängige digitale Fertigungsverfahren wie 3D-Druck oder Lasercutter entstanden in der weltweiten Community der kreativen Bastler und Tüftler, weil die Maker auf den Open Source-Gedanken setzen. Sie teilen ihre Projekte und Lösungen mit anderen, die sie dann etweder nachbauen oder ergänzen, die sie verbessern oder korrigieren – bis die Lösung perfekt passt. Dieses demokratische Motiv leitet die Macher an. Es ist bei jeder Makers Faire spürbar – bis ins Detail. Dort denkt kein Teilnehmer oder Besucher an Konkurrenz, es herrscht eine partnerschaftliche Atmosphäre.

 

Verändertes Konsumverhalten kommt immer mehr in Mode

 

Solche Kooperation lebt ganz konkret: „An vielen Standorten präsentieren sich die jeweiligen lokalen Reparatur-Initiativen und Repair-Cafés bei den Events dem Publikum“, sagt Maker-Pressemann Philip Steffan, „in Hannover zum Beispiel die Stadt-Teil-Werkstatt und das Repair Café, in Berlin zum Beispiel der Kunst-Stoffe e.V.“ Das Miteinander verbindet die Reparier-Branche mit der Maker-Szene. Beiden geht es darum, Menschen zu eigener Aktion anzuleiten und ihnen das nötige Rüstzeug zu geben, selbst die Initiative zu ergreifen statt bloß gedankenlos zu konsumieren.

Foto: Philip Steffan/Makers Faire

Das alles ist such ein Zeichen, dass sich das Konsumverhalten in der Gesellschaft ändert. Nutzung von Dingen steht im Vordergrund, nicht mehr der Besitz. Das spüren auch Portale, die – wie etwa iFixit so geannte Reparier-Wikis anbieten. Dort kann jeder lernen, wie er Schen selbst reparieren kann und findet Tausende von Anleitungen.

Solche Do-it-Yourself-Messen gibt es nicht nur in Berlin und Hannover. Inzwischen gibt es kleinere Events in Köln, Wolfsburg, im Ruhrpott und am Bodensee sowie eine Phaeno-Makers Faire speziell für Schüler sowie Messen in Österreich (Linz, Steyr und Wien) und in der Schweiz (Zürich). Die Bewegung wächst weiter...

 

 

Lesen Sie auch:

 

Steuersenkung macht Reparieren lukrativ und schützt das Klima

DNR fordert von Wirtschaft bessere Produkte

Leihen statt kaufen: Produkte aus dem Automaten

Archiv