Wachstum ist kein Grund für Verschmutzung
Am Weltumwelttag 2014 haben Umweltaktivisten in ganz Afrika die Möglichkeit genutzt, davor zu warnen, das Thema Umwelt zugunsten ökonomischen Wachstums zu vernachlässigen. Es sei kein Nullsummenspiel, ermahnten sie.
- Foto: Loranchet/Wikimedia-Commons (CC-BY-2.0)
Das Thema des von der UN unterstützen Weltumwelttages am 5. Juni war in diesem Jahr “Die Stimmen erheben, nicht den Meeresspiegel!” mit dem Themenschwerpunkt Inselstaaten, die den Gefahren des Klimawandels besonders gegenüberstehen. Viele Regionen in Afrika sind dem Klimawandel anfällig – das Festland wie auch Inseln. Der Blog Newsmada.com aus Madagaskar erklärte in einem früherem Artikel:
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Mit der Entwicklung von Küstenstädten in Afrika und Asien werden die ärmsten Einwohner an die Ränder der Siedlungsbereiche gedrängt. Es sind gerade diese Gebiete, in denen die Folgen des Klimawandels die größten Gefahren in sich bergen.
Als größte Herausforderung bestimmten Wissenschaftler im Subsahara-Afrika die Gefährdung der Lebensmittelsicherheit aufgrund von Veränderungen im Niederschlag und erhöhtem Dürre- und Hochwasserrisiko. Ein Temperaturanstieg zwischen 1,5 und 2 Grad Celsius könnte Dürren und Trockenheit verursachen und bis zum Jahr 2030 vierzig bi achtzig Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche für den Anbau von Mais und Hirse unbrauchbar machen.
Die englischsprachige Congo Basin Forest Partnership (CBFP), eine Initiative, die von dem ehemaligen Außenminister der USA Colin Powell im Jahre 2002 ins Leben gerufen wurde, brachte verschiedene Studien und Artikel zum Thema Umwelt heraus. Im März 2014, noch vor dem Weltumwelttag, analysierte Dr. Denis Sonwa in einem Artikel auf der Homepage der CBFP die Schwierigkeiten, den Schutz des Waldes mit den Bedürfnisse nach Entwicklung in Einklang zu bringen:
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Entgegen der Vorstellungen in den Ländern des Nordens wurden Entwicklung und Umweltschutz in Entwicklungsländern als sich gegenseitig ausschließend verstanden. Intensive Landwirtschaft scheint unvereinbar mit dem Waldbau zu sein. Eines aktuellen englischsprachigen Berichts der Weltbank zufolge, werden sich einige der Bedingungen (Abgelegenheit, geringe Finanzierung und Investitionen in der Landwirtschaft, nur wenig Bergbau, niedriger Energieverbrauch je Haushalt und so weiter), die zur Erhaltung der Biodiversität und dem Kohlenstoffspeicher durch Wälder in Zentralafrika beitragen, in der nahen Zukunft ändern, was die Gefahr von steigender Abholzung mit sich bringt. Ohne starken Willen oder grundlegende Änderungen, wie beispielsweise außerhalb des Biodiversitätsbereichs zu gehen, um ihn zu retten, werden die derzeitigen Bemühungen wahrscheinlich umsonst sein.
In Mauritanien hat die Sängerin und Menschenrechtsaktivistin Malouma dem Umwelttag ein Video mit Texten und Bildern von Frederic Bacuez, veröffentlicht auf ornithondar.blogspot.fr, gewidmet. Sie singt:
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Lasst uns aufhören zu töten. Lasst uns aufhören zu verschmutzen. Wachstum als Rechtfertigung zu nutzen. Wird es einen Retter geben? Der Himmel, dein Beschützer und die Erde, deine Mutter, die Pflanzen, deine Schwestern und das Wasser, dein Frühling. Und Freunde! Schützt die Natur!
Raphael Kafando analysierte die Verbindung zwischen Selbstversorgung mit Lebensmitteln und Klimawandel auf dem Blog cnpress-zongo.ning.com. Er vergleicht das Konzept der “Green Economy” mit den tatsächlichen Gegebenheiten in seinem Land, Burkina Faso:
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In einem Land, in dem die Lebensmittel-Selbstversorgung eine Priorität bleibt, die Industrie immer noch in den Kinderschuhen steckt und welches Investoren um jeden Preis anziehen will, ist in einem solchen Land Umweltschutz ein Topthema? In einem Land, in dem der Bergbauboom als Geschenk des Himmels angesehen wird und die Priorität darin besteht, den Menschen zu Arbeit zu verhelfen, ohne dabei die Verschmutzung zu bedenken, die diese Industriezweige verursachen – können wir so wirklich von “Green Economy” reden?
Julien Dembele aus Senegal schrieb einen leidenschaftlichen Tribut an den ehemaligen Vizepräsident der USA, Al Gore, für seinen “persönlichen Kreuzzug” für den Umweltschutz. Dembele schrieb ebenfalls den französischen Artikel “10 wichtige Gründe, die Umwelt zu schützen” in dem es heißt:
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Eine gesunde Umwelt entspricht einer guten Gesundheit. [...] Die WHO gibt an, dass 2003 21 Prozent aller menschlichen Erkrankungen in direktem Zusammenhang mit der Umwelt stehen. Es gibt dabei drei Hauptfaktoren – Wasser und Hygiene, Luftverschmutzung sowie Krankheiten, die fast drei Viertel der Krankheiten, die mit Umweltverhältnissen in Verbindung stehen, sowie schlechte Gesundheit verursachen. Maßnahmen in diesen drei Bereichen würden einen bedeutenden Rückgang der Krankheiten, die direkt oder indirekt mit der Umwelt in Zusammenhang stehen, ermöglichen können.
Nach der Aussendung eines Werbespots für ein Insektengift, dass als gefährlich für Menschen erachtet wird, verfasste er außerdem einen Protestbrief an den Geschäftsführer des senegalischen Fernsehens (RTS-TV).
Das Bewusstsein über die Bedeutung der Umwelt ist in Afrika sicher am Wachsen. Aber bedeutet das automatisch, dass Länder einige ihrer schlechten Angewohnheiten zugunsten einer saubereren, gesünderen Zukunft über Bord werfen?
Autor: Abdoulaye Bah Übersetzung: Lydia Haehnel