Gentechniker erhalten Welternährungspreis 2013
Es gibt Dinge, die gibt es eigentlich nicht. Ein Beispiel hierfür: Der Werternährungspreis (World Food Award) geht in diesem Jahr – man mag es kaum glauben – an Marc Van Montagu, Mary-Dell Chilton und Robert T. Fraley. Kennen Sie nicht? Aber bei Namen wie CropDesign, Syngenta und Monsanto klingeln die Glocken, oder?
Für die Laien unter uns, zu denen ich mich übrigens auch selber zähle, noch einmal: Eigentlich werden mit dem Welternährungspreis Personen für besondere Leistungen ausgezeichnet, die zur Verbesserung der Quantität, Qualität oder Verfügbarkeit von Lebensmitteln beigetragen haben. In diesem Jahr geht der weltweit begehrteste Lebensmittelpreis an Gentechniker. Leute also, die ihm Erbgut unserer Lebensmittel herumfuschen, so dass das Getreide & Co. resistent sind gegen alle möglichen Allzweckpestizide, vor allen voran Roundup-Herbizide. Natürlich sagt man das in Forscherkreisen nicht so laut, man nennt das dann eher „die Lebensmittelqualität verbessern“ oder den „Nährstoffgehalt in bestimmten Pflanzenteilen erhöhen“. Gentechnik bleibt aber immer noch Gentechnik, egal ob man es „landwirtschaftliche Biotechnologie“ nennt oder nicht.
Mag ja sein, dass es das eine oder andere weiße Schaf in der schwarzen Herde gibt. Aber Gutmenschentum können und dürfen wir Syngenta und Monsanto einfach nicht abkaufen! Denen geht es nur um Geld und Macht.
Weltweites Entsetzen über Preisvergabe
Entsetzt sind auch die 81 Preisträger des Right Livelihood Awards („Alternativer Nobelpreis”) und die Mitglieder des World Future Council (Weltzukunftsrat). Vandana Shiva aus Indien, eine vielfach ausgezeichnete Expertin im Bereich ökologischer Landwirtschaft und Trägerin des alternativen Nobelpreises zeigt sich sehr besorgt: „Gentechnisch veränderte Organismen sind nicht nur unsicher, sondern sie zerstören die Artenvielfalt, erhöhen die Abhängigkeit der Bauern von Saatgut und Chemikalien und führen zum Auftreten von Super-Schädlingen und Super-Unkräutern. Dies ist ein Rezept für Nahrungsunsicherheit und das Gegenteil von Nachhaltigkeit.”
Ähnlich äußert sich auch Frances Moore Lappé aus den USA, ebenfalls alternative Nobelpreisträgerin und Bestsellerautorin des Buches „Diet for a Small Planet“: „Die diesjährigen Preisträger des World Food Prize tragen dazu bei, dass wir in einer Welt leben müssen, wo hunderte Millionen Menschen hungern, obwohl es genügend Nahrung gibt.“
Geld regiert die Welt
Schaut man sich allerdings die Sponsorenliste des World Food Awards an, entdeckt man zwischen all den vielen Organisationen und Privatpersonen – Monsanto und Syngenta. Wer hätte das gedacht? Wenn man also einige Millionen Dollar im Jahr spendet, bekommt man den begehrtesten Lebensmittelpreis halt auch einmal. Klasse! Hier bestätigt sich wieder, käuflich ist jeder. Leider auch Stiftungsvertreter, die es eigentlich besser wissen sollten.
Unsere Freunde von Wikipedia schreiben übrigens folgendes über den Preis: „Der Preis wurde 1986 vom Friedensnobelpreis-Träger Norman Ernest Borlaug geschaffen und wird seit 1990 vom Geschäftsmann und Philanthropen John Ruan finanziert. Der Preis berücksichtigt Beiträge auf allen Gebieten, die der Welternährung dienen: Ernährungswissenschaft, Agrarwissenschaft und Agrartechnologie, Produktion, Marketing, Lebensmittelforschung, Volkswirtschaftslehre, Armutsbekämpfung, politische Initiativen und Sozialwissenschaften. Neben der Anerkennung persönlicher Leistungen sah Borlaug den Preis auch als Mittel, Vorbilder zu etablieren, die andere inspirieren würden.“ Ob nun der Vizepräsident von Monsanto ein gutes Vorbild ist? Ich wage es zu bezweifeln.
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