Jetzt im Kino: "Ein Dorf sieht schwarz"
Frankreich 1975: Seyolo Zantoko ist Arzt und stammt aus dem Kongo. Als er einen Job in einem kleinen Kaff in Nordfrankreich angeboten bekommt, beschließt er, mit seiner Familie umzuziehen. Die Dorfbewohner begegnen zum ersten Mal in ihrem Leben einem afrikanischen Arzt. Der Film von Julien Rambaldi basiert auf einer wahren Geschichte und zeigt in bunten Bildern ein Stück Alltagsrassismus.
Seyolo Zantako (Marc Zinga) ist der einzige Afrikaner bei der feucht-fröhlichen Studienabschlussfeier an der Medizinischen Fakultät von Lille Mitte der 70er Jahre. Trotz des verlockenden Angebots, Leibarzt des kongolesischen Präsidenten Mobutu zu werden, will er nicht nach Kinshasa zurück, sondern in Frankreich bleiben. Als der Bürgermeister von Marly-Gomont verzweifelt einen Arzt für sein Dorf im Norden des Landes sucht, sagt Seyolo zu, in der Hoffnung auf die französische Staatsbürgerschaft. Dass die Dorfbewohner noch nie einen Schwarzen gesehen haben, schreckt ihn nicht ab. „Wenn sie noch keinen Schwarzen gesehen haben, wird es Zeit“.
Seyolos Familie glaubt nach Paris zu ziehen und freut sich riesig auf die glitzernde Seine-Metropole. Dochj die Enttäuschung ist groß, als sie bei der Ankunft im strömendem Regen in der Pampa stehen. Kein Eifelturm weit und breit, nur Felder, Matsch und Kühe. Die Wohnung eine feuchte Bruchbude, das Auto eine Rostlaube und hinter den Gardinen versteckt, linsen die braven Bürger geschockt auf die neuen Bewohner. Ein herzliches Willkommen sieht anders aus.
"...Natürlich sehen wir auf der Leinwand die 1970er Jahre, vor allem anhand der Kleidung, aber ich wollte keine zu starke Zeitgebundenheit. Die Handlung spielt auf dem Land, aber zwischen Gestern und Heute hat sich nicht so viel geändert im ländlichen Milieu. Dies erlaubt eine moderne Erzählweise, in der die Krise der Migration mitschwingt...", sagt der Regisseur Julien Rambaldi im Interview.
Die Geschichte beruht auf wahren Ereignissen aus den 1970er Jahren. Nachdem Seyolo wieder seinen Beruf ausüben konnte, kämpften die Bürger von Marly-Gomont mit einer Petition für seine französische Staatsbürgerschaft. Der Mann aus Kinshasa blieb bis zu einem tödlichen Autounfall am 30. August 2009 ein geachteter und beliebter Arzt und diente seinen Patienten mit ganzer Kraft. Ein Jahr vor seinem Tod wurde er mit der Verdienstmedaille der Picardie ausgezeichnet. Zu seiner Beerdigung versammelte sich das ganze Dorf, um ihm die letzte Ehre zu erweisen. Einem, der zu ihnen gehörte, Heimat und Freunde in der Fremde fand.
Der Film ist seit dem 20.4. in den Kinos.
Weitere Infos auf der Filmseite www.ein-dorf-sieht-schwarz.de