Millionär will mehr Steuern zahlen
Seien wir mal ganz ehrlich - wer von uns zahlt schon gerne Steuern? Die Geringverdiener jammern, dass ihnen dadurch kaum genug zum Leben bleibt und die Reichen ärgern sich, dass sie sich ohne die lästige Vermögenssteuer schon längst die ersehnte Villa auf den Seychellen hätten gönnen können.
Dieter Lehmkuhl: "Wir Reichen haben mehr als genug und müssen der Gemeinschaft etwas abgeben"
Würden Sie einem Millionär vorschlagen, sein angesammeltes Vermögen an die Gesellschaft abzutreten, würde er Sie wohl für einen realitätsfremden Kommunisten erklären. Es gibt jedoch eine Ausnahme: Dieter Lehmkuhl hat selbst ein Vermögen geerbt und fordert für sich und seinesgleichen einen Spitzensteuersatz von über 50 Prozent. Damit gehört er wohl zu den wenigen Idealisten, die es noch nicht aufgegeben haben, für eine gerechtere Gesellschaft kämpfen. Als Angehöriger der Initiative Vermögende für eine Vermögensabgabe kämpft er für eine „Umfairteilung“ des Vermögens. „In den vergangenen 20 Jahren gab es eine riesen Umverteilung von unten nach oben, die durch eine fortgesetzte Steuersenkungspolitik verursacht wurde. Hinzu kam ein explosionsartiger Anstieg der Managergehälter“, kritisiert Dieter Lehmkuhl in einem Interview mit der Frankfurter Rundschau. In keiner Industrienation ist seit der Jahrtausendwende die soziale Ungleichheit so stark gewachsen ist wie bei uns. Oder wie es die Medien so gerne formulieren: Die Schere zwischen Arm und Reich wird immer größer. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, müsse dafür gesorgt werden, dass solche exorbitanten Vermögen erst gar nicht mehr zustande kommen. „Was manche Menschen verdienen, steht im krassen Gegensatz zu dem, was sie leisten. Viele richten dabei auch noch hohe gesellschaftliche und ökologische Schäden an.“
Auch dass viele Reiche ihr Geld an Stiftungen spenden, betrachtet Dieter Lehmkuhl kritisch
Obwohl Dieter Lehmkuhl grundsätzlich befürwortet, dass Vermögende der Gesellschaft einen Teil ihres Geldes zurückgeben, glaubt er, dass das Geld beim Staat besser aufgehoben wäre. „…der Staat ist in der Verantwortung für das Gemeinwohl. Um seine originären Aufgaben in den Bereichen Bildung, Gesundheit, soziale Dienstleistungen und Infrastruktur leisten zu können, müssen ihm ausreichend Mittel zur Verfügung stehen. Doch das ist immer weniger der Fall.“ Das große Problem an Stiftungen ist, dass der Staat durch sie mehr Geld verliert als gewinnt, weil Spenden bis zu 50 Prozent steuerlich befreit werden. Zudem investieren Vermögende nur in solche Projekte, die sie selbst für wichtig halten. Ob die Stiftungen dann aber auch wirklich zu einer Verbesserung der gesellschaftlichen Situation beitragen, oder nur der Profilierung des Spenders dienen, ist eine undurchsichtige Angelegenheit. Durch Stiftungen und Spenden können sich Wohlhabende gewissermaßen an den hohen Steuern, derzeit liegt der Spitzensatz bei 35 Prozent, vorbeimogeln. "Für Reiche", sagt Lehmkuhl, "ist Deutschland eine Steueroase".
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