Proteste gegen Pelzmesse in Hong Kon
Hong Kong, das den Neureichen des chinesischen Festlandes als riesiges Einkaufszentrum voller extravaganter Waren dient, ist eines der “ranghöchsten globalen Handelszentren für Pelz”. Aus diesem Grund stellt laut der Hong Kong Fur Federation [Pelz-Verband Hong Kong] auch die dort jährlich stattfindende internationale Pelz- und Modemesse die bedeutendste Veranstaltung der Welt für Pelzliebhaber dar.
Dieses Jahr fand die Messe vom 25. bis zum 28. Februar im Versammlungs- und Ausstellungszentrum Hong Kongs statt. An der Eröffnungszeremonie nahmen auch lokale Popstars und Regierungsbeamte teil. Desweiteren zog der Anlass über 100 Tierrechtsaktivisten an, welche gegen die Grausamkeit der Industrie an Tieren protestierten.
Die Protestierenden trugen Bilder toter Tiere zur Schau, sowie Anti-Pelz-Parolen, wie beispielsweise “Kein Blutvergießen für die Eitelkeit” und “Nie wieder Pelzhandel”, während sie vor dem Ausstellungszentrum demonstrierten. Als Reaktion darauf gaben Vertreter der Pelzindustrie eine Werbeanzeige in lokalen Zeitungen auf, welche die Ansicht fördern sollte, dass ihr Gewerbe “umweltfreundlich” sei.
Mark Mak, einer der Organisatoren der Demonstration, argumentierte auf Inmediahk.net gegen die Heuchelei der Pelzindustrie:
"Es gibt keinen Platz für Kompromisse zwischen Tierrechten und der Pelzindustrie. [...] Sie haben versucht, uns einzureden, dass die Pelzindustrie in Hong Kong sehr human und umweltfreundlich sei, und dass sie Tiere lieben.
Ich finde es schockierend, dass die Anhänger der Pelzindustrie sich als Tierliebhaber bezeichnen können. Sie argumentieren, dass sie keine Tiere verwenden, die in freier Wildbahn gefangen wurden, um beinah ausgestorbene wildlebende Tierarten wie den Silberfuchs zu schützen. Ihr Pelz kommt ausnahmslos von Farmen, was bedeutet, dass sie für ihre Zwecke ihre eigenen Tiere umbringen. Meine Güte! Das nennen sie also “Tiere lieben und umweltfreundlich handeln” [...] Sie erklärten außerdem, sie würden den Tieren nicht bei lebendigem Leib das Fell abziehen, da ihre Produkte in Europa die Güteklasse A erlangt haben. Das bedeutet, dass die Qualität sowie der Herstellungsprozess in Hinblick auf mögliche Tiermisshandlungen überwacht werden.
Treten wir nochmal einen Schritt zurück und gehen davon aus, dass ihre Darstellung stimmt. Können wir dann rechtfertigen, dass sie für Pelz töten? Es geht hier um reine Eitelkeit, nicht ums Überleben. Ist das nicht unmmoralisch? Und außerdem: Obwohl die Pelzindustrie in Hong Kong etwas humaner ist, weiß jeder, dass die meisten Produkte in Hong Kong, in denen Pelz verarbeitet ist, vom chinesischen Festland stammen. Jedes Jahr veranstaltet der Pelz-Verband diese gewaltige Pelzmesse, um die Vorstellung zu bewerben, dass Pelz modisch sei. Aber unterstützt [derartiges Marketing] nicht das unmenschliche Morden?"
Tatsächlich spricht die Pelzindustrie Hong Kongs hauptsächlich diejenigen an, die auf der Suche nach Luxusartikeln sind. Dennoch haben billige Pelzprodukte vom chinesischen Festland, wo die Industrie nicht besonders streng überwacht wird, den lokalen Markt Hong Kongs überschwemmt.
Die Facebook-Gruppe Say No To Cheap Fur (Sag Nein zu billigem Pelz) wies darauf hin, dass auch billige Pelze von echten Tierem stammen:
“[Wenn] meine Kleidung aus Garden Street [eine Gegend, in der billig eingekauft werden kann] kommt, wie kann da echter Pelz verarbeitet worden sein?
NeinNeinNein! Viele Leute glauben das [dass billiger Pelz kein echter ist]. In Wirklichkeit findet man echtes Tierfell aber überall, an den Krägen von Mänteln, an Haarklammern und auf Schuhen. Der Preis dafür bewegt sich zwischen zehn und einigen hundert Hong Kong Dollar [ca. 1€-90€]. Die Leidtragenden billiger Pelze sind Kaninchen, Waschbären, und sogar Katzen und Hunde. Jedesmal wenn jemand Pelz kauft, müssen Tiere ein Leben lang Schmerzen erleiden.
Die herrschende Konsumkultur hat eine schnelllebige Mode zur Folge, und die Geschäftsleute verbergen den ausbeuterischen Herstellungsprozess vor der Öffentlichkeit.
Billigen Pelz zu produzieren geht mit großer Grausamkeit einher. Die in den USA ansässige Organisation People for the Ethical Treatment of Animals (PETA) veröffentlichte ein Video über eine Zuchtfarm für Angora-Kaninchen. In diesem ist zu sehen, wie Arbeiter den Kaninchen die Füße zusammenbinden und ihnen das Fell abziehen oder sie bei lebendigem Leib häuten. Die Kaninchen bluteten. Drei Monate später mussten die armen Kaninchen die gleichen Qualen erneut durchleiden."
Die Gruppe hielt auch Bilder von Pelzprodukten auf der Online-Shopping-Plattform Taobao fest, die zeigen, dass der meiste billige Pelz in China nicht künstlich hergestellt wird, sondern von echten Tieren stammt:
"Schaut euch die Fellfarbe des Waschbären an — sie sieht der Farbe, den der Pelz an den Krägen vieler Mäntel hat, sehr ähnlich. Unser Team hat von Taobao erfahren, dass dekorativer Waschbär-Pelz für nur 18 RMB [ungefähr 2,60€] verkauft wird! Dieses wunderbare Tier wird für nur 18 RMB bei lebendigem Leib gehäutet! Kauft keinen Pelz! Und befreit die Waschbären von ihren Qualen!"
PETAs Bericht über die Pelzindustrie in China im Jahr 2010 betonte:
"Auf Pelzfarmen in China gibt es keine Strafen für die Misshandlung von Tieren. China exportiert weltweit den meisten Pelz und liefert das Material für über die Hälfte der fertigen Kleidungsstücke mit Pelz, die zum Verkauf in die Vereinigten Staaten importiert werden."