Auf die Umwelt: ein Schluck in Ehren
Spätestens seit ich in München lebe – und das ist durchaus lange genug, um es nicht als vorübergehende Vernarrtheit abzukanzeln – genieße ich die hier wie selten sonst wo auf der Welt zelebrierte „fünfte Jahreszeit“: Im Biergarten schmeckt der Gerstensaft besonders.
Seit ich nun zudem weiß, dass Bier nicht nur schmackhaft den Durst löscht, sondern Braumeister durchaus auch nachhaltig denken und handeln, kann ich die Maß auch noch reinen Gewissens trinken. Johannes Fischer klärte mich auf: Er sorgt als Umweltmanagement-Beauftragter der Münchner Paulaner-Traditionsbrauerei seit 25 Jahren dafür, dass Anspruch und Wirklichkeit seiner Zunft sich Schritt für Schritt annähern: Unter dem Banner des deutschen Reinheitsgebots sollen Gerstensaft und Weißbier nicht nur mit sauberen Rohstoffen glänzen – auch die Produktion kommt heute mit erheblich weniger Energie, Wasser oder Chemikalien aus, wie zur Zeit von Fischers Berufseinstieg.
Bier: Genuss mit guten Gewissen
„Umweltschützer sind wir keine“, bleibt der promovierte Experte bescheiden: „Aber wir wollen möglichst wenig Schaden anrichten.“
Diesen Vorsatz belegt er mit Fakten: Noch 1990 brauchte etwa Paulaner acht bis neun Hektoliter Wasser, damit am Ende des Brauprozesses gerade einmal ein einziger Hektoliter Bier das Fass füllte. Heute liegt der Wert bei 3,5 Hektoliter, wenn alles glatt läuft sogar niedriger.
Die Münchner Brauer vom traditionsreichen Nockherberg senkten bei gestiegener Bierproduktion ihren CO2-Ausstoß in 2o Jahren um 70 Prozent. Allein 2013 senkten sie die Emission um 15 Prozent oder jener Kohlendioxid-Last, die in 21 Millionen Kilometern Autofahrt mit 150 Gramm CO2 pro Kilometer die Atmosphäre belasten.
Brauer hoffen auf Planungssicherheit in der Energiepolitik
Sparpotenziale gibt es in der Brauerei reichlich. Brauer können sie intelligent anzapfen und etwa die Abwärme ihrer Sudkessel nutzen. Paulaner senkte so den Stromverbrauch am Standortund bezieht die Energie heute gleichzeitig aus erneuerbaren Quellen. Gemeinsam mit den Forschern am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) setzen sie sich das Ziel, das Brauerei ihren Energiebedarf zu 80 Prozent selbst erzeugen soll.
Solcher Ehrgeiz stößt jedoch an manche Grenze. Solch langfristige Planungsziele brauchen Sicherheit. Die aber vermissen die Münchner in der Politik. Sie stehen wartend vor zögernden Politikern und hoffen auf Klarheit, welche Energieformen künftig wie geschätzt und gefördert werden sollen.
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