Der Klimawandel scheint weit entfernt

In einem Interview auf fluter.de spricht der Klimaforscher Anders Levermann über eine Zukunft, die für viele weit entfernt zu sein scheint oder die sie nicht wahr haben wollen.

Gletscher am Franz-Josef-Fjord, Grönland Foto: Jerzy Strzelecki/Wikimedia (CC-BY-SA-3.0)

"Der Klimawandel scheint weit entfernt für viele, das stimmt. Zum einen weit entfernt in der Zukunft, weil zum Beispiel der Anstieg des Meeresspiegels als Folge der globalen Erwärmung Jahrhunderte dauert. Zum anderen weit weg in fernen Ländern, weil besonders Länder wie Bangladesch vom Anstieg des Meeresspiegels betroffen sind. Aber das wird wahrscheinlich nicht so bleiben."

Zwei weitere Antworten von ihm seien hier noch zitiert.

Auf die Frage, warum zwei Grad Erderwärmung noch tolerabel sind, drei Grad aber nicht mehr, antwortet er:

"Auch unterhalb von zwei Grad verändert sich das Klima, und wir wissen noch nicht, wie stark die Schäden sein werden. Für die internationalen Verhandlungen kann man sich auf gerade Zahlen einigen. Klar ist, dass wir ein Grad schon fast erreicht haben und ein weiteres halbes Grad zukünftiger Erwärmung bereits heute verursacht haben durch die Treibhausgase, die wir bisher ausgestoßen haben. Bei drei Grad sind wir aber relativ sicher, dass starke Veränderungen auf uns zukommen. So verlieren wir dann praktisch alle Korallenriffe der Erde, das arktische Meereis im Sommer ist weg, und der grönländische Eisschild gibt unwiderruflich seine unglaublichen Eismassen in den Ozean. Deshalb haben die Vertreter der Staaten der Welt beim Klimagipfel in Mexiko vor vier Jahren diese Zwei-Grad-Grenze gesetzt."

Davon ausgehend, dass der westantarktische Eisschild tatsächlich bereits zu schmelzen begonnen hat und dadurch der Meeresspiegel langfristig um mehrere Meter ansteigen wird, wäre das ein Einschnitt in der Erdgeschichte. Aber in der Öffentlichkeit wird kaum darüber diskutiert. Warum nicht?

"Das weiß ich auch nicht. Denn in der Tat ist das ein historisches Ereignis. Wir sehen zum ersten Mal ein Kippelement im Erdsystem kippen. Wenn wir weitermachen wie bisher, dann kippen weitere."

Soweit Ausschnitte aus dem lesenswerten Interview. In voller Länge lesen kann man es unter www.fluter.de

Professor Anders Levermann:

Er ist Physiker und Klimaforscher, ist Professor für Dynamik des Klimasystems im physikalischen Institut der Universität Potsdam. Er leitet den Forschungsbereich Globale Anpassungsstrategien am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. Er ist unter anderem einer der leitenden Autoren im Meeresspiegelkapitel des letzten IPCC-Klimareports und beschäftigt sich mit den Wechselwirkungen zwischen Ozean und Cryosphäre in Vergangenheit und Zukunft.

fluter:

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