In Argentinien verschwinden tausende Menschen
Seit nun 32 Jahren wird Argentinien demokratisch regiert, und dennoch gelten Tausende von Menschen, insbesondere Frauen und junge Mädchen, als vermisst. Viele Argentinier fühlen sich an das „Verschwindenlassen“ politischer Gegner während der argentinischen Militärdiktatur (1976-1983) erinnert.
Laut UNICEF und Argentiniens Ministerium für Justiz, Sicherheit und Menschenrechte fallen jährlich mehr als 4.000 Argentinier dem Menschenhandel zum Opfer. Die meisten Entführten sind minderjährige Mädchen und Jungen sowie Frauen, die dann zur Prostitution gezwungen werden:
“Unter dieses Verbrechen fällt das Entführen von Jungen, Mädchen und Jugendlichen, die anschließend gegen ihren Willen versklavt, all ihrer Rechte beraubt und zu Objekten degradiert werden, die das Eigentum anderer Menschen sind, welche über jeden ihrer Schritte und über ihr gesamtes Leben verfügen.“
Seit 2006 gibt es das Gesetz gegen Menschenhandel und im Juni 2015 konnten laut Behörden 8.151 Menschenhandelsopfer befreit werden.
Vor kurzem rückte der Fall der 23-jährigen Marita Verón, die im April 2002 in Tucamán verschwand, wieder in die Schlagzeilen. Berichten zufolge wurde die junge Frau damals entführt und im Nordosten Argentiniens zur Prostitution gezwungen. Da sowohl der Polizei als auch den örtlichen Politikern vorgeworfen wird, mit den Menschenhändlern unter einer Decke zu stecken, sucht Maritas Mutter, Susana Trimarco, seither auf eigene Faust leider erfolglos nach ihrer Tochter.
Dabei fand sie heraus, dass die Geschichte ihrer Tochter kein Einzelfall ist und dass viele organisierte Prostitutionsringe von argentinischen Polizisten und Politikern unterstützt werden. Daraufhin hat sie die Stiftung Fundación María de los Ángeles gegründet, wo Familien von entführten Opfern Unterstützung und Beratung erhalten.
Viele Filmproduzenten und Künstler haben dazu beigetragen, das Bewusstsein für das Problem des Menschenhandels in Argentinien zu schärfen. So hat das Verbrechen beispielsweise durch die Dokumentation Mujeres en Venta (dt. Frauen zum Verkauf) eine globale Reichweite erlangt. Die Dokumentation zeigt nicht nur Zeugenaussagen von Opfern, sondern auch Expertenaussagen zu den Vorgehensweisen der Menschenhändlerringe.
(Video auf Spanisch)
Zu dem Thema gibt es auch fiktive Filme wie der Kurzfilm Undercover: Human Trafficking von Gustavo “oRni” Fernandez, der am Ende eine unerwartete Wendung nimmt.
(Video auf Spanisch)
Ein weiterer fiktionaler Kurzfilm ist ALMA, bei dem Marcela Suppicich Regie führte und der vom Nationalkongress von Buenos Aires zu einem “gesellschaftlich relevanten” Film erklärt wurde. Er erzählt die Geschichte von Alma, einem jungen Mädchen, das von einem Menschenhändlerring entführt wurde, und ist ein dringend notwendiger Weckruf zum Thema Menschenhandel.
(Video auf Spanisch)
In der Welt der Comicstrips benutzt die Reporterin und Comiczeichnerin Julieta Arroquy ihre bekannte Comicfigur Ofelia, um Parallelen zwischen dem Verschwinden von Frauen wie Marita Verón, Florencia Penacchi, Érica Soriano und María Cash und dem „Verschwindenlassen“ von Argentiniern während der Militärdiktatur zu ziehen.
Ebenso wurden verschiedene Kampagnen in den sozialen Medien gestartet, um das Bewusstsein der Bevölkerung für die Opfer zu schärfen und um dabei zu helfen, ihrem Leiden ein Ende zu setzen:
Sin clientes no hay trata pic.twitter.com/FtWqVQGOZx
— Elvia Carrillo Pto. (@DonaElvia) 10. Juni 2015
“Ohne Käufer gäbe es keinen Menschenhandel“
#NoaLaTrata Sin clientes no hay trata. DENUNCIA A LA LÌNEA GRATUITA 145 . ARGENTINA. http://t.co/jY1VIC9Jow
— Edison B. Urbano (@ElPayanes) 16. März 2015
“ #NeinzuMenschenhandel Ohne Käufer gäbe es keinen Menschenhandel. ANZEIGE VON MENSCHENHANDEL AUF DER KOSTENLOSEN HOTLINE 145. ARGENTINIEN“
Autor: Patricia Carolina Saucedo Añez Übersetzung (en): Rhea Page Übersetzung (de): Silke Felten