Aktivisten gegen Landraub-Versklavung verfolgt
Viele Mauretanier konnten das Ende des letzten Jahres kaum abwarten. Doch leider sieht es nicht so aus, als ob 2015 viel besser werden wird.
Es fängt schon mal damit an, dass der Blogger Mohamed Cheikh Ould Mohamed am 26. Dezember wegen Blasphemie zum Tode verurteilt wurde, auch wenn er seine Unschuld beteuert und meint, dass er in seinem Blog nicht den Propheten beleidigt hätte, sondern dass sich sein Kommentar auf die soziale Ungerechtigkeit des Kastensystems bezöge, das unterprivilegierte Gemeinden benachteiligt.
- Schulkinder in Mauretanien Foto: Wikipedia (CC-BY-SA 2.0)
Genau dieses Kastensystem treibt in Mauretanien viele Aktivisten auf die Straße, die gegen den weiterhin von Konzernen betriebenen Landraub protestieren, wobei örtliche Bauern dazu gezwungen werden, das Land zu bewirtschaften, das ihnen einstmals gehörte. Einer dieser Aktivisten ist Biram Dah Abeid, Vorsitzende der Initiative für das Wiederaufleben der Abolitionismus-Bewegung in Mauretanien (IRA-Mauritanie). Er und andere mauretanische Menschenrechtsaktivisten wurden am 11. November 2014 verhaftet.
- Biram Dah Ould Obeid Foto: Wikipedia (CC-BY-2.0)
2013 erhielt Dah Abeid den Menschenrechtspreis der Vereinten Nationen und den Menschenrechtspreis von Front Line Defenders At Risk, einer Menschenrechtsorganisation. Dah Abeid organisierte eine landesweite Demonstration, um auf die Landraub-Versklavung aufmerksam zu machen, unter der besonders die Menschen der Gemeinde Haratin leiden, die zum größten Teil Bauern sind.
In diesem Video, beschreibt Dah Abeid die Initiative:
Front Line Defenders veröffentlichte die folgende Nachricht auf ihrer Website:

"Biram Dah Abeid und acht seiner Kollegen von der IRA-Mauritanie wurden am 11. November 2014 verhaftet und sitzen seitdem in Untersuchungshaft in der Stadt Rosso. Der Grund für ihre Festnahme war ihre Teilnahme an einer ungenehmigten Demonstration, bei der zur Abschaffung der Sklaverei in Mauretanien aufgerufen wurde. Biram und seine Kollegen wurden in Einzelhaft gehalten, sie wurden geschlagen und ihnen wurden ihre Handys weggenommen. Am 17. Dezember wurden Biram und seine Kollegen plötzlich darüber informiert, dass ihr Prozess schon am folgenden Tag stattfinden würde. Seine Anwälte waren davon allerdings nicht vorher in Kenntnis gesetzt worden, sodass sie genug Zeit gehabt hätten, seine Verteidigung vorzubereiten. In Mauretanien existiert Sklaverei in eher traditioneller Form [..] wobei Sklaven als bewegliche Habe angesehen werden, die beliebig ge- und verkauft, verliehen oder verschenkt werden können."
Amnesty International forderte am 12. November 2014 in einer Pressemitteilung die Freilassung der Aktivisten:

"Diese Verhaftungen sind Teil eines eskalierenden Vorgehens gegen Anti-Sklaverei-Aktivisten in Mauretanien. Im Oktober wurden vier IRA-Mauritanie-Mitglieder in der größten Moschee der Hauptstadt Nouakchott verhaftet, nur weil sie auf Kritik gegenüber ihrer Organisation reagierten. Ihnen wurde unter anderem vorgeworfen, die Gebetsruhe zu stören und Unruhe zu stiften. Auch sie sitzen momentan ohne Anklage in Untersuchungshaft."
Von seiner Gefängniszelle aus ruft Dah Abeid alle Menschenrechtsaktivisten in Mauretanien dazu auf, sich friedlich an dieser zivilrechtlichen Bewegung zu beteiligen. Er richtete sich auch an die Behörden mit der folgenden Nachricht:

"Ich habe diese Mitteilung für die Behörden: [...] Wir werden angetrieben vom Verzicht, der uns moralisch die Kraft gibt, uns jedem Urteil zu widersetzen, denn wir stellen unser Leben in den Dienst der unterdrückten, der bescheidenen Menschen, in den Dienst der Demokratie."
- “Nein zur Sklaverei” Foto: Facebook IRA Mauritania
Einen Tag nach den Festnahmen veröffentlichte die mauretanische Diaspora in Europa und Nordamerika eine Stellungnahme, in der sie die Verhaftungen kritisierte:

"Der Erfolg der Anti-Sklaven-Demonstration und die Mobilisierung der Öffentlichkeit stellen eine Gefahr für die Regierung dar. Darum entschied sie sich dazu, die Teilnahme der Aktivisten beim letzten Abschnitt der Demonstration zu verhindern. In der Tat wurden die Aktivisten beim Eintritt in die Stadt Rosso sofort von der Polizei festgenommen. Niemand erhielt die Erlaubnis, einen Anwalt oder Verwandte zu kontaktieren."
Anti-Sklavenorganisationen haben des Öfteren versucht, die internationale Presse auf einen möglichen Bürgerkrieg in Mauretanien aufmerksam zu machen, der ausgelöst werden könnte von „einer systematisch positiven Haltung des Staates gegenüber der Sklaverei, wobei Sklavenhalter geschützt werden”. Sie haben die internationale Gemeinschaft dazu aufgerufen, sich für die Abschaffung der Landraub-Sklaverei einzusetzen, um das soziale Gefüge der Nation zu erhalten.
Dies ist nicht das erste Mal, dass Biram Dah Abeid verhaftet wurde. Eine Facebook-Gruppe, die sich für seine Freilassung einsetzt, hat 1.530 Mitglieder.
Autor: Abdoulaye Bah Übersetzung: Nadine Peters