FILM-TIPP: ELDORADO
„Das Einzige, was uns am Ende bleibt, sind Erinnerungen, die auf Liebe basieren.“ Markus Imhoof erzählt nach seinem Kinoerfolg MORE THAN HONEY erneut eine sehr persönliche Geschichte, um ein globales Phänomen erfahrbar zu machen. Seine Fragen nach Menschlichkeit und gesellschaftlicher Verantwortung in der heutigen Welt führen ihn zurück zu den Erlebnissen seiner Kindheit und seiner ersten Liebe.
Es ist Winter, die Schweiz ist das neutrale Land inmitten des Zweiten Weltkriegs und Markus Imhoofs Mutter wählt am Güterbahnhof ein italienisches Flüchtlingskind aus, um es aufzupäppeln. Das Mädchen heißt Giovanna – und verändert den Blick, mit dem der kleine Markus die Welt sieht.
70 Jahre später kommen wieder Fremde nach Europa. Markus Imhoof hat Giovanna nie vergessen, hat ihre Spuren verfolgt und in ihrem Land gelebt. Nun geht er an Bord eines Schiffes der italienischen Marine, es ist die Operation „Mare Nostrum“, in deren Verlauf mehr als 100.000 Menschen aus dem Mittelmeer gezogen werden.
ELDORADO will in erster Linie beobachten, wie wir, Behörden und Bürger Europas im Jahr 2018, auf dem Mittelmeer, in Italien, am Zoll in Chiasso und in der Schweiz die Geflüchteten betrachten und mit ihnen umgehen. Der Film feierte seine Weltpremiere im Wettbewerb (außer Konkurrenz) der Berlinale 2018 und erhielt eine lobende Erwähnung beim Amnesty International Filmpreis. Der Film ist ab heute, 26.04.2018, in den deutschen Kinos zu sehen.
Pressezitate nach der Berlinale-Präsentation:
„Markus Imhoof gelingt mit ELDORADO ein tiefgehender, vielschichtiger Dokumentarfilm über Europas Geflüchtete. [...] Noch ein Dokumentarfilm über Flüchtlinge? Nach Seefeuer – Fuocoammare, dem Berlinale-Gewinner 2016, und Ai Weiweis Human Flow? Imhoofs Film gelingt, was die beiden anderen Dokus vermissen lassen. ELDORADO weitet die Perspektive ins Historische und erzählt parallel von Giovanna, dem italienischen Kriegskind, das Imhoofs Eltern aufnahmen. Die Nahaufnahme bis ins Privat-Biografische hinein imprägniert ELDORADO gegen die populistisch entpersonalisierende und katastrophische Rede von der Flüchtlingswelle.“ Christiane Peitz, Der Tagesspiegel
„Es ist ein perverser Kreislauf, der dort auf den Rücken der Ärmsten ausgetragen wird. [...] Markus Imhoof ist ein überzeugender und berührender Dokumentarfilm gelungen.“ Patrick Wellinski, rbb24
„Der leise, aber knallharte Dokumentarfilm ELDORADO ist eins der bewegendsten Zeugnisse, die bisher zur Flüchtlingskrise gemacht wurden. Indem Imhoof das Persönliche mit dem Observatorischen vermischt, gelingt ihm ein eindrucksvoller Film, der die Wahrheit zeigt.“ Fionnuala Halligan, ScreenDaily
Zur Person:
Markus Imhoof wurde 1941 in Winterthur geboren. In Zürich studierte er Germanistik, Kunstgeschichte und Geschichte und machte seinen Abschluss mit einer Arbeit zum Thema „Brechts Stücke im Hinblick auf sein theoretisches Werk“. Sein letzter Film MORE THAN HONEY wurde mit dem schweizerischen und dem Deutschen Filmpreis geehrt, war der bis dato erfolgreichste Schweizer Film aller Zeiten und findet bis heute international große Beachtung. Markus Imhoof war Gastdozent an der Deutschen Film- und Fernsehakademie, Berlin und an der Hochschule für Gestaltung und Kunst, Zürich. Er ist Mitglied der Akademie der Künste Berlin, der Europäischen und der Deutschen Filmakademie sowie der Academy of Motion Picture Arts and Sciences in Los Angeles.