Deutsches Essen: Wahrheit über den Speiseplan
Der Anteil der Vegetarier in Deutschland hat sich in den letzten sechs Jahren verdoppelt. Das klingt viel – wenn man nicht erwähnt, dass es sich bei dieser Verdopplung um einen Anstieg von einem auf zwei Prozent handelt. Diese Daten gehen aus der Auswertung des Nationalen Ernährungsmonitorings (NEMONIT) hervor, das Forscher im Rahmen des 51. Wissenschaftlichen Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) präsentierten.
Seit 2008 werden mit NEMONIT Daten zum Ernährungsverhalten der teilnehmenden Personen erhoben. Nun wurden aktuelle Ergebnisse des Ernährungsmonitorings mit den Informationen der Nationalen Verzehrsstudie II (NVS II) verglichen. Die NVS II wurde von 2005 bis 2007 durchgeführt und ist die bislang größte Erfassung zur Ernährung in Deutschland.
Trotz Kochsendungen und Kochbüchern essen Deutsche ungesund
In Anbetracht des Hypes um Kochsendungen, vegane Lebensmittel, Ernährungsratgeber und Fitnessfibeln, sollte man meinen, dass sich die Deutschen in einer Entwicklung hin zu bewusster Ernährung befinden. Doch der Vergleich der aktuellen Daten mit den Ergebnissen der NVS II ergab: Fehlanzeige. Zwar ist der kleine Anteil an Vegetariern zu einem größeren, aber immer noch kleinen Anteil angewachsen. Auch der Anteil der Pescetarier, Menschen, die weder Fleisch noch Wurstprodukte, aber Fisch essen, hat sich von ungefähr 0,7 Prozent auf 1,5 Prozent verdoppelt. Doch der Großteil der Gesellschaft ernährt sich weiter wie zuvor oder sogar weniger gesund als zuvor. Die Deutschen verzehren heute 14 Prozent weniger Obst, als noch vor sechs Jahren. Frauen essen mehr Süßwaren, Fette und Öle.
Es scheint zwei Trends zu geben. Eine Minderheit setzt sich mit Fragen nach gesundem Essverhalten auseinander und lässt dem konkrete Taten folgen, während die Mehrheit eher Rückschritte macht, als auf dem Weg zu einer bewussteren Ernährung voranzukommen. Dabei sind gerade jetzt, wo die Wissenschaft mit Genen jongliert und Fleischskandale an der Tagesordnung sind, verantwortungsbewusste Konsumenten wichtiger denn je zuvor.
Lesen Sie auch:
Essen in Deutschland: Lieber lecker statt gesund
Gemeinsam essen stärkt die soziale Bindung
50 Prozent weniger Treibhausgas beim Essen