Ex und hopp – oder lieber nachhaltig

Verquer: Im von Hitze geplagten Kalifornien hängen in Restaurants neuerdings Schilder, die Plastik-Messer und Papp-Teller als gelebten Klimaschutz preisen. Einmal-Geschirr („Ex und hopp“) können Serviererin und Küchenhilfen nach dem Mahl im Diner einfach in die Tonne treten. Abwasch adé: „Das spart Wasser!“, lautet die Devise und sei, meinen zumindest die kurzsichtigen Protagonisten des Vorgehens – NACHHALTIG.

 

Foto: Joergens.mi/Wiki(CC BY-SA 3.0)

Diese abstruse Variante klimafreundlichen Konsumverhaltens ist – was die Sache kaum besser macht – keinesfalls nur im Fastfood-Lokal zu beobachten. Im Café an der Ecke gibt es – selbst wenn der Gast seinen Cappuccino nicht in der hektischen To-go-Variante „auf die Hand“ will, sondern in Ruhe verweilen und genießen möchte, das Heißgetränk jetzt im aufgeschäumten Kunststoffbecher statt in Porzellantassen. Der landet später der Einfachheit halber im Müll, und wieder spart dies Verhalten Wasser.

Manch junge Familie wickelte bislang ihr Baby mit Stoffwindeln. Das erschien den Eltern ökologischer. Jetzt wechseln sie lieber zu Acrylat gefüllten Plastikhöschen, die sie nicht waschen müssen. Das gilt als klimafreundlich. Selbst im typischen Vorstadt-Vorgarten vor US-Eigenheimen ersetzt, da saftiges Grün unter der kalifornischen Sonne ohne Wasser bald hässlich-welkem Braun weicht, Plastik-Gras aus dem Baumarkt. Das bleibt immergrün, auch wenn der Hausherr nicht gießt.

 

Neue Produktion verschlingt immer Rohstoffe, Wasser und Energie

Mag sein, dass in Extremlagen – und die Dürre im US-Westen ist eine – mancher schräge Gedanke keimt. Zu hoffen wäre aber, dass am Ende doch noch die Vernunft siegt. Die nämlich besagt, dass etwa der ökologische Fußabdruck von Baumwollwindeln bei 50-maligem Gebrauch bei 15 Litern Wasser liegt. Die Produktion einer Einmal-Windel braucht laut Treehugger dagegen satte 545 Liter des kostbaren Nass'.

Von den anderen Negativ-Konsequenzen des Wegwerf-Wahns ganz abgesehen: Er lässt Müllkippen überquellen oder pustet Schadstoffe aus Verbrennungskaminen, verschmutzt Wasser, verbraucht neue Rohstoffe und frisst (Produktions- sowie Transport-)Energie.

Deshalb gilt weiter: Wer Produkte möglichst lange nutzt, handelt wirklich nachhaltig. Selbst wenn es beschädigt ist, ist es in der Regel am sinnvollsten, ein Gerät vom Spezialisten reparieren zu lassen. Dass der Käufer einer modernen, energiesparenden Maschine nämlich „unterm Strich“ spart, galt vielleicht noch in den Anfangszeiten der ökologischen Optimierung von Waschmaschinen & Co. Heute sind meist die Grenzen des Machbaren ausgereizt. Heißt im Umkehrschluss: Reparieren spart nicht nur meist direkt Geld, weil es günstiger ist als ein Neukauf - auch langfristig belastet die Weiternutzung von einmal gekauften Geräten die Umwelt und das Klima am geringsten. Das ist echte Nachhaltigkeit.

 

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