“Müll-Selfies” für ein sauberes Tunesien
Auf Facebook und anderen sozialen Netzwerken veröffentlichen Tunesierinnen und Tunesier seit neuestem Selfies (Selbstportraits), bei denen sie vor Abfall posieren. Dazu verwenden sie den Hashtag "#SelfiePoubella (Müll-Selfie)" und beschweren sich über die Müllberge, die sich in den Straßen ihres Landes auftürmen.
Die Bewegung wurde ausgelöst, als die Tourismusministerin Amel Karboul über soziale Medien eine Reihe von Selfies und Bilder teilte, um für den Tourismus des nördlichsten Landes Afrikas zu werben.
Am 16. Mai riefen die Betreiber der Facebookseite “Säubert Tunesien” die User dazu auf, ihre eigenen Selfies hochzuladen: “Wir erwarten eure Selfies, die den Ernst der Lage in unseren Straßen und überall sonst im Land dokumentieren… Sie versuchen, die traurige Realität unserer Stadtteile mit Postkarten schöner Landschaften von Tunesien zu kaschieren und vergessen, dass es Leute gibt, die im Müll leben…"
In einer weiteren Nachricht schreiben sie am 19. Mai: „Wenn die Selfies von Karboul (der Tourismusministerin) ihre Berechtigung für die gute Sache des Tourismus haben, dann ist diese Kampagne der Müll-Selfies umso mehr im Interesse des Tourismus sowie der Interessen der Bürgerinnen und Bürger, weil sie ganz einfach die Städte Tunesiens vom Müll befreit, der die Straßen bedeckt. [….] Zeigt den Zuständigen dieses Landes mit euren Selfies das wahre Gesicht unserer Straßen und der Umweltverschmutzung!“
Im vergangenen April schätzte die Regierung die Müllberge, die sich in den Straßen ansammeln, auf 300 Tausend Tonnen. Schuld daran seien “kaputte” Abfallbehälter und eine Zunahme der Krankentage bei der Müllabfuhr. Trotz zahlreicher Kampagnen, mit denen die Behörden und viele zivilgesellschaftliche Gruppen in unterschiedlichen Regionen des Landes zur Sauberkeit aufrufen, türmen sich die Müllberge immer weiter auf.
Autorin: Afef Abrougui Übersetztung: Anne Hemeda
Quelle: France24 - Zweiter Beitrag ab "1:53" TUNISIE : DES SELFIES POUR DÉNONCER LA SALETÉ DES RUES