"Imperiale Lebensweise"
Zur Ausbeutung von Mensch und Natur in Zeiten des globalen Kapitalismus. Haben wir die Zeiten des Imperialismus nicht längst hinter uns gelassen? Wenn man erwägt,
in welchem Maße sich der Globale Norden nach wie vor an den ökologischen und sozialen Ressourcen des Globalen Südens bedient, rücken die Begriffe »Globaler Kapitalismus« und »Imperialismus« wieder näher zusammen. Unsere Muster von Produktion und Konsum erfordern einen überproportionalen Zugriff auf Ressourcen, Arbeitskraft und biologische Senken der restlichen Welt. Mit anderen Worten: Die Ausbeutung von Mensch und Natur hält nach wie vor an – und nimmt weiter an Fahrt auf.
"Es geht uns darum, wie sich Normalität gerade über das Ausblenden der ihr zugrunde liegenden Zerstörung herstellt. Mit anderen Worten: Thema des Buches sind die Alltagspraxen sowie die ihnen zugrunde liegenden gesellschaftlichen und internationalen Kräfteverhältnisse, die Herrschaft über Mensch und Natur erzeugen und verstetigen." (Zitat aus dem Buch)
Ulrich Brand und Markus Wissen legen in ihrem Buch eine umfassende Krisenbeschreibung vor, die zeigt, wie inadäquat die aktuellen, oft marktförmigen und technischen Strategien der Problemlösung im Kapitalismus sind. Das Buch erinnert eindringlich daran, wie notwendig eine umfassende »sozial-ökologische Transformation« hin zu einer solidarischen Lebensweise ist und wie man sie auf den Weg bringen kann.
Die Süddeutsche Zeitung hat dieser Tage ein Interview mit Markus Wissen unter dem Titel "Sie sitzen in ihren kleinen Panzern und zerstören Natur" geführt. Hier zwei Zitate aus dem Interview:
"Sie verwenden auch den Begriff vom "Food from nowhere". Was ist dieses Essen, das aus dem Nichts zu stammen scheint?
Der Agrarsoziologe Philip McMichael umschreibt so die Art, wie Lebensmittel etwa im Supermarkt präsentiert werden. Das Positive wird betont, das Negative verdunkelt: Die CO₂-Emissionen, die bei Produktion und Transport entstehen, werden auf den Preisschildern nicht ausgewiesen. Auch die Umstände bei der Ernte werden ignoriert: Neben der Natur werden ebenso Menschen ausgebeutet. Auf den Containerschiffen herrschen schreckliche Arbeitsbedingungen."
Auf die Frage zum Thema "Boom der SUVs" antwortet er:
"...Der Boom der Geländewagen findet ja parallel statt zum wachsenden Bewusstsein über Risiken des Klimawandels. Wie passt diese Sensibilität zur Nutzung eines Autos, das dies konterkariert? Viele denken wohl: Mit einem SUV komme ich überall durch, ich trotze Starkregen und kann meine Kinder trotzdem noch sicher zur Schule bringen. Dieses Verhalten ist faszinierend zu beobachten, aber zugleich sehr erschreckend."
Zur Person: Ulrich Brand ist Professor für Internationale Politik in Wien. Er ist u. a. Mitglied der Assoziation für kritische Gesellschaftsforschung sowie der Österreichischen Gesellschaft für Politikwissenschaft (ÖGPW) und der Deutschen Vereinigung für Politische Wissenschaft (DVPW).
Markus Wissen, Politologe, arbeitet am Institut für Politikwissenschaft der Universität Wien zu gesellschaftlichen Naturverhältnissen, internationaler Umweltpolitik und Transformation von Staatlichkeit und ist ehemaliger IRS-Mitarbeiter.
Ulrich Brand, Markus Wissen
224 Seiten
ISBN-13: 978-3-86581-843-0
14.95 €